Blaue Diamanten. Irene Dorfner
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Название: Blaue Diamanten

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738070484

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СКАЧАТЬ zu sprechen, da sie ihn für einen selbstüberschätzenden Idioten hielt.

      „Totzauer weiß genau, dass dieser Einsatz den Arbeitsrichtlinien widerspricht. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken,“ sagte Kleinert.

      Tatjana schwieg. Warum sollte sie auf diesen Blödsinn einen Kommentar abgeben? Sie packte ihre Unterlagen zusammen und drehte Kleinert den Rücken zu. Wie deutlich sollte sie ihm noch zeigen, dass sie sich nicht mit ihm unterhalten wollte?

      „Wie sind Ihre Kollegen so? Wie geht man mit Ihnen als Frau um? Sagen Sie jetzt nicht, dass man in Mühldorf weiter ist als bei uns. Frauen werden auch bei uns nicht gerne gesehen. Ich hoffe, Sie können sich gegen Ihre Vorgesetzten durchsetzen,“ bohrte Kleinert nach, der den Drang verspürte, mit irgendjemand reden zu müssen, auch wenn ihm diese hässliche Frau die kalte Schulter zeigte. Kleinert mochte diesen Leo Schwartz nicht, der sich für seine Begriffe in den Vordergrund drängte und sich wichtigmachte. Dieser fürchterliche Akzent dröhnte in seinen Ohren. Aus welchem Loch ist er gekrochen? Was hatte ein Auswärtiger hier in Bayern verloren? Kleinert brauchte mehr Informationen über Leo Schwartz, dem er irgendwie ans Bein pinkeln wollte. Und die bekam er hoffentlich von dieser hässlichen Kröte Tatjana Struck, die in seinen Augen hier nichts verloren hatte. Zum einen war sie eine Frau, Frauen waren nicht für den Job geeignet. Sie war viel zu jung und unerfahren, und dazu sah sie auch noch schrecklich aus. Aber von ihr bekam er bestimmt Informationen über Schwartz, er musste nur lange genug nachbohren.

      Tatjana sagte nichts und ging einfach davon, aber Kleinert folgte ihr.

      „Sie können sich mir ruhig anvertrauen, ich bin für meine Verschwiegenheit bekannt. Vielleicht kann ich Ihnen sogar behilflich sein. Ich bin schon lange in dem Job unterwegs und kenne sehr viele, einflussreiche Personen.“

      Tatjana ging einfach weiter. Was wollte der Mann von ihr? Warum konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen?

      „Ihr Kollege Schwartz ist ein Wichtigtuer, habe ich Recht? Wie ist er so in seinem Job? Der ist doch kein Bayer, vermutlich ein Sachse. Die Ossis breiten sich auch bei uns immer mehr aus. Wer braucht die? Ich nicht.“

      Tatjana hatte genug. Sie blieb stehen, drehte sich um und sah Kleinert an.

      „Wissen Sie was Kleinert: Halten Sie einfach den Mund. Sie sind ein Kotzbrocken, aus dem nur gequirlte Scheiße rauskommt. Lassen Sie mich ein für alle Mal in Ruhe, sonst werde ich ungemütlich.“

      „Was zum Teufel…“ Kleinert schäumte vor Wut.

      „Sie erfahren von mir nichts über Kollegen, da sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich hatte großes Glück, in Mühldorf bei sehr netten, zuverlässigen und fähigen Kollegen zu landen. Vor einem Trottel wie Sie es einer sind wurde ich verschont. Gehen Sie mir aus den Augen und sprechen Sie mich nie wieder an. Haben Sie Alkohol getrunken?“

      „Ich?“ Kleinert bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ja, er hatte ein paar Schlucke aus seinem Flachmann getrunken, den er seit einem schrecklichen Vorfall vor vier Jahren immer bei sich trug. „Ich habe keinen Alkohol getrunken!“

      „Erzählen Sie keinen Unsinn Kleinert, Sie haben eine fette Fahne.“

      Was fiel dieser kleinen, hässlichen Struck eigentlich ein? Einige der Kollegen hatten gehört, was sie sagte. Kein Wunder, denn sie sprach sehr laut. Sie wollte, dass es alle hören. Diese hinterfotzige Schlange! Die Kollegen grinsten nicht nur, sondern machten sich offen über ihn lustig. Kleinert wurde sauer. Das hatte dieses hässliche Entlein nicht umsonst gemacht! Er würde sie ab sofort im Auge behalten. Irgendwann ergab sich schon die Möglichkeit, es der frechen Göre heimzuzahlen.

      „Hat dich der Typ dumm angemacht?“ fragte Leo, der mitbekommen hatte, dass es mit Kleinert wohl Ärger gab.

      „Kleinert ist ein armes Würstchen, das sich wichtigmacht. Keine Sorge, ich komme schon klar.“

      „Sei vorsichtig. Ich kenne solche Typen, die lassen sich so etwas nicht einfach gefallen. Du hast ihn vor Kollegen bloßgestellt, das steckt der nicht einfach so weg.“

      „Ich bin schon ein großes Mädchen und kann auf mich allein aufpassen. Trotzdem danke Leo.“

      Am Abend saßen alle im Hotel beim Abendessen. Kleinert hatte Tatjana ständig im Blick und trank ein Bier nach dem anderen. Er provozierte sie, wo er nur konnte. Das wurde immer schlimmer, je mehr Alkohol er trank. Wie zufällig kippte er Bier über sie, fasste sie ständig an und machte sich über sie und ihr Äußeres lustig. Niemand lachte mit ihm, stattdessen herrschte betretenes Schweigen. Tatjana sagte nichts, sondern ignorierte ihn, was ihn nur zu noch mehr Boshaftigkeiten animierte. Dann platzte Leo der Kragen.

      „Noch ein Wort, und ich werde ungemütlich,“ sagte er laut, sodass ihn alle hören konnten.

      „Du lässt unsere Chefin ab sofort in Ruhe,“ sagte Hans, stand auf und baute sich vor Kleinert auf.

      „Mühldorf hat ein hässliches Entlein als Chefin? Das ist nicht euer Ernst!“ Kleinert lachte laut, aber er war der einzige, der lachte. „Frauen haben in unserem Job nichts verloren. Sie sind und bleiben das schwache Geschlecht. Was soll dieser Mist mit der Frauenquote? Frauen sollen hübsch sein, Kinder kriegen und das Haus sauber halten, das ist meine Meinung und dazu stehe ich. Jeder sollte nach seiner Veranlagung und seinen Begabungen seinen Platz finden. Und Frauen gehören nun mal nicht zur Polizei!“ Kleinert sah in die Runde und blickte in betretene Gesichter. „Kommt Leute, jetzt tut doch nicht so, als denkt ihr nicht genauso.“

      „Ich dachte mir schon, dass Sie von vorgestern sind,“ sagte Tatjana äußerlich ruhig, obwohl sie innerlich kochte. „Sie sind ein richtiger Neandertaler. Wir müssten uns eigentlich glücklich schätzen, dass wir eine so seltene Ausführung bei uns am Tisch sitzen haben. Wie sieht es aus? Waren Sie heute schon auf der Jagd und haben mit Ihrer Keule Wild erlegt?“

      Jetzt lachten alle über Kleinert. Jeder einzelne machte Witze auf seine Kosten, die er überhaupt nicht lustig fand. Irgendwann war es ihm zu dumm und er ging an die Bar. Er wurde von den anderen isoliert und er gab Tatjana die Schuld dafür. Sein Hass auf die Frau, die ihn von oben herab behandelte, stieg. Leo gefiel das überhaupt nicht. Kleinert war einer von den Menschen, die sich viel zu wichtig nahmen und die explodieren konnten, wenn man sie zu sehr reizte.

      Am nächsten Tag ging es los. Alle waren überrascht, dass Leo heute einen Anzug und ein einfarbiges Hemd anhatte, nur auf seine altbewährten Cowboystiefel konnte er nicht verzichten. Warum auch? Krohmer sprach nur von angemessener Kleidung, von den Schuhen hatte er nichts gesagt. Auch Tatjana sah heute völlig anders aus und war kaum wiederzuerkennen. Kleinert würdigte sie keines Blickes und setzte sich zum Frühstück demonstrativ an einen anderen Tisch.

      Die EU-Energieminister flogen ein und der Autokorso vom Flughafen zur Bayrischen Staatskanzlei verlief reibungslos. Die Besprechung in der Staatskanzlei begann hinter verschlossenen Türen höflich, wurde im Laufe der Zeit immer heftiger, teilweise wurde sogar gestritten. Der Inhalt wurde von den Polizisten nicht wahrgenommen. Sie achteten auf jede Kleinigkeit und jede Regung der Teilnehmer, und ließen die EU-Minister nicht eine Sekunde aus den Augen. Kleinert erwies sich trotz seiner ätzenden Persönlichkeit als guter Polizist, obwohl er Tatjana immer verächtlich ansah. Sie reagierte nicht, sondern behandelte Kleinert wie Luft, was ihn noch mehr verärgerte. In den wenigen Pausen, in denen sich die Polizisten unterhalten konnten, wurde Kleinert isoliert. Niemand wollte mit ihm zu tun haben, was er abermals Tatjana ankreidete.

      „Irgendwann bist du dran,“ sagte er von den anderen unbemerkt zu ihr. „Ich erwische dich ohne deine Kollegen, dann werden wir sehen, was du drauf hast. Gegen mich hast СКАЧАТЬ