Blaue Diamanten. Irene Dorfner
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Название: Blaue Diamanten

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738070484

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СКАЧАТЬ Main und Mühldorf war anfangs ein Schock für sie gewesen.

      „Sie sind für die Staatskanzlei vorgesehen, und zwar alle vier. Sie werden die Energieminister im Auge behalten und für deren Sicherheit sorgen.“

      Nun stöhnte auch der 40-jährige Werner Grössert auf, der darauf gehofft hatte, dem Job entgehen zu können, indem er sich freiwillig meldete, in Mühldorf die Stellung zu halten. Er war verheiratet und seit einem Jahr Vater einer kleinen Tochter. Natürlich wollte er gerne jede freie Minute mit ihr verbringen, und danach sah es mit dem Job in München nicht aus. Werner Grössert stammte aus einer sehr angesehenen Mühldorfer Anwaltsfamilie und schlug mit der Wahl seiner Polizeilaufbahn komplett aus der Art. Auch optisch passte er nicht zu seinen Kollegen. Werner trug sündhaft teure, moderne Anzüge. Krohmer sah ihn streng an.

      „Was ist mit deren Begleitern und den Dolmetschern?“ wollte Leo wissen.

      „Nur die Minister. Um die anderen kümmern sich separate Einheiten.“

      „Das heißt, wir sind für die Sicherheit der Minister in der Staatskanzlei und im Hotel eingeteilt? Ist ein Kulturprogramm geplant?“ Leo bohrte nach und würde am liebsten sofort jede Kleinigkeit erfahren.

      „Das erfahren Sie alles vor Ort. Der Einsatzleiter ist Wilfried Totzauer. Der Name ist Ihnen hoffentlich ein Begriff.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Alle kannten den Chef der Münchner Polizei, der fast täglich in den Medien auftauchte.

      „Liegt irgendetwas Wichtiges an, das gegen den Einsatz spricht?“

      Die Kriminalbeamten schüttelten die Köpfe. Seit diesem unsäglichen Märchen-Fall war es ruhig geworden, es gab nur Routinearbeiten. Leider.

      „Gut. Am Montagabend treffen Sie in München ein und bleiben dort bis Freitag. Ihr Dienst ist erst beendet, wenn alle Energieminister abgereist sind.“ Krohmer hatte zwar einen gewissen Unmut seiner Leute erwartet, aber nicht mit so viel Gegenwind gerechnet. „Als besonderes Zuckerl wurden für Sie Zimmer im Hotel König Maximilian reserviert. Auch, weil dort die Minister untergebracht werden.“

      „Nobel, nobel,“ sagte Hans Hiebler und grinste. Er hatte das vor drei Jahren eröffnete, sehr moderne 5-Sterne-Hotel bereits mehrmals von außen gesehen, könnte sich aber dort eine Übernachtung nie im Leben leisten. Unter diesen Gesichtspunkten sah der Job sehr viel besser aus und er freute sich auf nächste Woche.

      Leo Schwartz dachte anders darüber. Das Hotel interessierte ihn überhaupt nicht, er brauchte keinen Luxus und legte keinen Wert darauf. Der Schutz der EU-Energieminister war eine hohe Verantwortung und nicht ohne Risiko.

      „Warum wurden wir für den Job ausgewählt? Meines Wissens nach gibt es speziell ausgebildete Personenschützer, die dafür sehr viel besser geeignet sind,“ hakte er bei Krohmer nach. Natürlich kam die Frage wieder von Schwartz, der immer nur an den Job dachte und überall nach dem Haar in der Suppe suchte. Krohmer hatte gehofft, mit dem Hotel ablenken zu können. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als Farbe zu bekennen.

      „Die Personenschützer sind zu einem wichtigen Treffen nach Berlin gebeten worden. Um was es da genau geht, kann ich Ihnen nicht sagen und das ist auch nicht wichtig. Es handelt sich bei den EU-Energieministern nicht um A-Prominenz, weshalb diese nicht extra zurückbeordert werden.“ Das waren genau die Worte, die Totzauer in dem Telefongespräch verwendet hatte.

      „Wie bitte? Auch bei Politikern wird jetzt schon in der Wichtigkeit unterschieden? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein,“ echauffierte sich Werner. Er hasste es, wenn Menschen in Wichtigkeit eingestuft wurden, damit war er mit seinen versnobten Eltern aufgewachsen.

      „Sorry, aber so wurde mir das mitgeteilt. Wie auch immer: Der Job ist klar und ich bitte Sie, diesen professionell auszuführen. Ich möchte über meine Leute nichts Negatives hören. Es versteht sich von selbst, dass Sie sich alle bezüglich Ihrer Kleidung anpassen,“ sagte er und sah vor allem Leo und Tatjana an.

      Krohmer war verschwunden. Er war sicher, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. In seinen Augen war das zwar kein Routinejob, aber er musste nun mal erledigt werden.

      Dass dieser Job größere Ausmaße annehmen würde, konnte er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ahnen.

      4.

      Jenny Löffler benahm sich in den letzten Tagen seltsam. Sie war noch wortkarger als sonst. Sie hielt ihren Kopf noch tiefer gesenkt und vermied jeglichen Blickkontakt. Das fiel nicht nur dem Busfahrer Magnus Hofberger, sondern auch dem Fahrgast Hedwig Berenz auf. Allen anderen war der Zustand Jennys völlig egal. Aber nicht der 58-jährigen Hedwig, die den Busfahrer Magnus mit allen Informationen über Jenny versorgte. Sie war eine passionierte Kupplerin und fand von Anfang an, dass die beiden ein perfektes Paar abgeben würden. Hedwig wohnte nicht weit von Jenny entfernt. Wenn sie sich Mühe gab und sich weit über den Balkon ihrer großzügigen 3-Zimmer-Wohnung lehnte, konnte sie einen Blick in Jennys Küche werfen. Nicht, dass sie das nicht schon hunderte Male getan hatte, wofür sie sich nicht schämte. Sie gab freimütig zu, neugierig zu sein. Warum auch nicht? Das war ihr Hobby und sie stand dazu. Sie kannte alle Nachbarn und deren Familienverhältnisse, natürlich auch die von Jenny. Es hatte ihr damals sehr leid getan, als die Familie auseinanderbrach und Jenny mit den Kindern allein dastand. Als Klaus Löffler auszog, kannte sie die genauen Gründe nicht und konnte daher nur spekulieren. Es musste eine andere Frau dahinterstecken, sonst würde der Mann diese nette Familie niemals verlassen. Einen anderen Grund konnte sie sich einfach nicht vorstellen, obwohl die Gerüchteküche brodelte, zu der Hedwig immer ihren Senf gab. Hedwig hatte sich sehr darüber gefreut, als Jenny einen Job fand und sie jetzt sogar in derselben Buslinie zur selben Zeit nach Hause fuhren. Als sie herausgefunden hatte, dass Jenny nur einen Bus nach ihrem zur Arbeit nahm, hatte sie sich ihr angeschlossen. Dann kam sie eben zwanzig Minuten später bei ihrer Arbeitsstelle in Miesbach an, was machte das schon? Sie arbeitete dort schon seit sehr vielen Jahren in einem Schuhgeschäft, das sich auf Übergrößen spezialisiert hatte. Sie liebte ihre Arbeit, die sie tagsüber komplett ausfüllte. Jenny kannte sie bestimmt nicht, grüßte aber immer höflich und freundlich. Jenny stieg am Abend eine Station nach ihr ein und daher wusste Hedwig, wo sie arbeitete. Jeden Tag hielt sie nach ihr Ausschau und freute sich, dass sie immer mehr aufblühte. Als sie die Blicke des Busfahrers Magnus Hofberger bemerkte, befand sie es als ihre Pflicht, den gutmütigen, freundlichen Mann über Jenny aufzuklären. Er hatte nichts gegen Kinder. Warum auch? Die Kinder waren entzückend! Gut erzogen, höflich und obendrein sehr hübsch. Hedwig mochte Kinder, hatte aber leider selbst keine. Sie wurde bereits mit 49 Jahren Witwe und es ergab sich seither für sie keine neue Liebschaft. Natürlich gab es potentielle Partner, einen Mann zu finden war kein Problem. Es gab viele alleinstehende Männer, die aber nur jemanden für den Haushalt, zur Gesellschaft und für die Pflege brauchten. Denen war es egal, wer an ihrer Seite war; Hauptsache, sie waren nicht mehr allein. Hedwig verstand bis heute nicht, wie man sich so schnell nach dem Tod eines Partners wieder binden konnte und verurteilte Witwer und Witwen, die sich an den oder die nächstbeste hängten. Sie war anders, bei ihr stand das Herz an erster Stelle. Sie musste feststellen, dass sie mit zunehmendem Alter immer anspruchsvoller wurde und das stand ihr auch zu. Niemand konnte es mit ihrem verstorbenen Mann aufnehmen, den sie über alles geliebt hatte und der in ihren Augen perfekt war.

      Was war nur mit Jenny los? Sie wirkte verschüchtert, ins sich gekehrt, fast ängstlich. Hing das mit dem Mann zusammen, der einige Male mit der Linie 12 gefahren war und sie beobachtete? Hedwig kam der Mann suspekt vor, denn er passte überhaupt nicht zu Jenny. Er war bestimmt schon Mitte 40, war groß, kräftig und hatte fiese Augen. Außerdem trug er einen billigen Anzug und schmutzige, alte Schuhe, die die grobschlächtige Art noch unterstrichen. Seit letzte Woche Dienstag war er nicht mehr mitgefahren und Hedwig war froh, dass er СКАЧАТЬ