Название: Die Spur führt nach Altötting...
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783847654636
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Mario war platt. Frieda war ein ausgebuffter, schlauer Fuchs und mit allen Wassern gewaschen. Er las den fingierten Schuldschein über 25.000 Euro, nahm den ihm gereichten Stift und unterzeichnete mit Giuseppe Pini. Diese Unterschrift müsste der seines Onkels ähnlich sein. Er hatte sie früher sehr oft gesehen und sich darüber lustig gemacht, denn Giuseppe vertrat die Meinung, dass man eine Unterschrift auch lesen können sollte, und unterschrieb daher fast in Schreibschrift, ähnlich wie ein Viertklässler.
Frieda nahm das Schriftstück entgegen, sah sich die Unterschrift an und schien zufrieden.
„Woher weißt du das alles?“ Mario war erstaunt über Friedas Kenntnisse, was das Prozedere von Grundbucheinträgen betrifft.
„Ich lebe schon lange genug, um mir ein bisschen Wissen angeeignet zu haben und ganz doof bin ich auch nicht.“
„Die Idee ist super. Aber hast du nicht nur Anspruch auf Einsicht, wenn du auch im Grundbuch eingetragen bist?“
„Wahrscheinlich schon. Aber es wäre eine Möglichkeit, zumindest in die Nähe der Unterlagen zu kommen. Vielleicht haben wir Glück, wir werden sehen. Auf jeden Fall haben wir einen Grund, warum wir die Familie Pini suchen. Du hältst besser den Mund und lässt mich reden. Und kein Wort darüber, dass du mit den Pinis verwandt bist. Du bist mein Sohn und damit basta. Und jetzt hopp-hopp, wir haben keine Zeit.“
Frieda und Mario wurden freundlich begrüßt und die beiden brachten ihr Anliegen vor. Die Empfangsdame verstand, bat um Friedas Personalausweis.
„Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz.“
Schweigend und sehr nervös mussten sie warten. Nach knapp zwanzig Minuten kam der Notarangestellte, begrüßte die beiden höflich und gab Frieda ihren Personalausweis zurück. Marios wollten sie nicht sehen, da es Friedas Anliegen war. Er bat die beiden in sein Büro.
„Zum Glück hat der Notar selbst keine Zeit. Ich kenne den Mann, er ist korrekt und ein harter Brocken. Mit dem jungen Mann könnten wir Glück haben,“ sagte Frieda zu Mario, als sie dem Mann folgten. Sie hatte darauf gehofft, dem Notar selbst nicht über den Weg zu laufen, denn die beiden kannten sich seit vielen Jahren. Der Notar hatte die Angewohnheit, nicht vor halb neun im Büro zu sein, und deshalb wollte Frieda vor ihm eintreffen. Nur so hatte sie eine Chance, nicht ihn, sondern seinen Mitarbeiter sprechen zu können. Sie setzten sich in dem schlichten, sauberen Büro.
„Meine Kollegin hat Ihr Anliegen geschildert und ich kann Sie verstehen. Ich vermute, dass Sie die Familie Pini privat finanziell unterstützt haben?“
„Sie hatten einen Engpass und ich half gerne. Ich brauchte das Geld nicht und habe es der Familie Pini gerne geliehen. Warum auch nicht? Ich kenne die Familie schon lange und habe ihnen vertraut. Aber jetzt ist die Familie Hals über Kopf weggezogen und ich habe bis heute kein Geld zurückbekommen. Das geht doch nicht, dass man einfach abhaut und seine Schulden nicht bezahlt. Ich suche seit Wochen nach einer Möglichkeit, die neue Adresse der Pinis herauszubekommen. Niemand kann mir sagen, wo die Familie Pini jetzt lebt. Mein Sohn hat mich auf die Idee gebracht, eventuell beim Grundbuchamt nachzufragen. Können Sie mir sagen, wo die Familie Pini aufzufinden ist? Ich habe nur eine schmale Rente und kann natürlich nicht auf dieses Geld verzichten, denn 25.000 Euro sind schließlich 50.000 Mark. Das ist für mich sehr viel Geld. Ich wollte nur helfen und wurde nur ausgenutzt.“ Frieda log, dass sich die Balken bogen, und sprach mit jämmerlicher Stimme. Weinte sie sogar? Mario saß daneben und konnte nicht glauben, wie gut Frieda war.
„Leider ist im Grundbuch kein Eintrag über dieses private Darlehen vermerkt worden. Ihr Schuldschein besagt nicht, dass das Haus als Pfand zur Verfügung steht. Sie haben einfach zu gutmütig gehandelt und ich hoffe, dass das für die Zukunft eine Lehre für Sie ist.“
Der Notarangestellte ärgerte sich über den Vorfall. Offensichtlich hatte er Mitleid mit Frieda. Er blätterte in den Unterlagen und rang sehr mit sich.
„Sie verstehen sicher, dass ich Ihnen keine genaueren Informationen geben darf.“ Er lehnte sich zurück und überlegte. Frieda und Mario konnten sehen, dass der Mann eine Information hatte und tatsächlich daran dachte, sie weiterzugeben. „Die Familie Pini hat die Anschrift eines Maklerbüros in Reutlingen hinterlassen, über die sie zu erreichen ist. Mehr darf ich Ihnen aber wirklich nicht sagen, eigentlich war das schon zu viel.“
Frieda bedankte sich überschwänglich und versicherte dem freundlichen Mann, dass sie in Zukunft vorsichtiger mit ihrem Geld sein würde. Gerade noch rechtzeitig ging sie durch die Tür, bevor sie dem Notar in die Arme lief. Er würde nur dumme Fragen stellen und darauf konnte sie gerne verzichten. Der Notar Diegel hatte Frieda bemerkt. Was wollte sie hier? Eine Angestellte lenkte ihn ab. Danach hatte er die Begegnung vergessen.
„Du bist ein raffiniertes Luder. Die Lügen kommen dir so leicht über die Lippen, dass ich nur staunen kann. Ich an deiner Stelle hätte vor Aufregung nicht einen vollständigen Satz rausbekommen.“
Mario bewunderte Frieda für ihr Temperament, ihren Mut und ihre Schlagfertigkeit, nahm sie in den Arm und bemerkte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Nur langsam beruhigte sie sich wieder, die ganze Sache ging ihr ziemlich nahe. Zum Glück war sie äußerlich ruhig geblieben.
„Wir wollen ja schließlich was erreichen, oder? Und da kommen wir mit zögerlichem Verhalten und falscher Scham nicht weiter. Und jetzt heißt es: Makler abklappern und versuchen, den richtigen zu finden und an die Adresse der Pinis zu kommen.“
Von zu Hause aus telefonierte Mario mit mehreren Maklern, was ihm leichter fiel als von Angesicht zu Angesicht. Am Telefon war er so selbstsicher und geschickt, dass Frieda nur staunen konnte. Er gab sich als Interessent für ein Haus in der Münsinger Straße in Pfullingen aus, natürlich unter dem Namen Votteler, denn den Namen Pini wollte er in diesem Zusammenhang nicht ins Spiel bringen. Schlussendlich hatte er nach endlosen Anläufen endlich den richtigen Makler gefunden.
„Herr Baumüller, Sie sind mein Mann. Ich suche dringend eine Immobilie in der Nähe meiner Mutter und habe erfahren, dass hier in Pfullingen in der Münsinger Straße ein Haus verkauft wird.“
Der Makler war begeistert und witterte ein schnelles Geschäft. Glücklicherweise hatte er am Nachmittag um halb drei noch einen Termin frei, den Mario selbstverständlich sofort annahm. Sie trafen sich vor dem Haus seiner Familie. Sie besichtigten das ganze Haus, das für Mario voller schmerzlicher Erinnerungen war. Er zeigte großes Interesse daran, als der Makler Zimmer für Zimmer das Haus in den schönsten Farben anpries. Als dann noch Frieda als seine Mutter auftauchte und das ganze Spiel sehr glaubhaft machte, sah der Makler einen sehr leichten Abschluss vor sich und ließ sich von Frieda zum Kaffee bei ihr überreden. Mario musste dabei unbedingt an die Unterlagen des Maklers kommen, denn über den Eigentümer verlor der kein Wort, obwohl Mario sich alle Mühe gab, diesen aus ihm herauszulocken. Es lag nun an Frieda, den Makler abzulenken. Sie weckte dessen Interesse, als sie ihm in Aussicht stellte, eines ihrer Häuser mitten in Reutlingen zu verkaufen und sie mit ihm die Unterlagen in ihrem Wohnzimmer einsah. Frieda hatte noch ein Haus?
Jetzt saß der Makler mit Frieda im Wohnzimmer und sie waren in die Unterlagen vertieft, sodass Mario mit zitternden Händen die Mappe des Maklers in die Hand nahm, die er am Esstisch liegen gelassen hatte. Er schwitzte und СКАЧАТЬ