Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos Forrest
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Читать онлайн книгу Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest страница 8

СКАЧАТЬ ein. Es dauerte seine Zeit, bis wir auch das letzte, steile Stück überwunden hatten und wieder bei den anderen eintrafen. Während König Ludwig nun darauf bestand, noch eine Pirsch auf Gämsen zu versuchen, wollte Anton in der Klamm nach dem Toten suchen und war von seinem Vorhaben nicht abzubringen.

      »Herr Ludwig, das ist der Saufratz gewesen, der uns hier schon oft das Leben schwer gemacht hat. Einmal hat er auch auf mich geschossen, jetzt muss ich wissen, ob er wirklich tot ist.«

      »Meinetwegen!«, räumte der König ein. »Wir anderen aber gehen nun einzeln dort drüben hinter dem Wäldchen auf die Pirsch. Und damit wir uns nicht wieder ins Gehege kommen, werden wir uns in einer Linie verteilen. Nur der Oberstleutnant, Carl, Sepp und Charly gehen mit mir hoch, die anderen Jäger und Treiber gehen zur Pirschhütte zurück, wo wir uns dann später treffen werden. Auf geht’s, Buam!«

      Den toten Wilderer fand Anton jedoch nicht, lediglich seine zerschlagene Büchse. Vergeblich strengte er sich bei seiner Suche an und kam schließlich zu dem Schluss, dass der Bursche bei seinem Abrutschen wohl Glück gehabt hatte und unterhalb der Latschenkiefern hängen blieb – bis wir verschwanden. Anders war das Fehlen seines Körpers nicht erklärbar.

      Noch einer der Jäger sollte ein aufregendes Erlebnis auf dem Rückweg haben. Es war ausgerechnet König Ludwig, der zusammen mit Oberstleutnant Friedrich von Zastrow noch einmal in eine schmale Klamm eingebogen war, weil sie auf ihrem Pfad die deutlichen Hufspuren eines Hirsches erkannt hatten.

      »Das ist ein kapitaler Bursche!«, rief der König erfreut aus, als er sich bückte und mit dem Handteller die Größe der Abdrücke ausmaß. Hier floss ein schmaler Wildbach entlang, an dessen weichem Uferrand der Hirsch getrunken hatte und dann weiter die Klamm hinaufgezogen war.

      »Aber, Maje… Ludwig, die anderen sind schon ein ganzes Stück weiter!«

      Der König richtete sich auf und lachte den Offizier fröhlich an. Seine dunklen Augen blitzten vor Jagdeifer, seine Haare lagen wirr und hingen ihm in die Stirn, und nichts schien den bayerischen Monarchen jetzt davon abhalten zu können, einen Hirsch zu jagen.

      »Also gut – ich bin dabei!«, sagte Zastrow schließlich und ließ ein kleines Stöhnen folgen, denn erneut stieg der Pfad steil bergan und wurde zudem immer schmaler. Doch das störte die beiden Jäger nicht, sie hatten da ja gerade ganz andere Wege hinter sich gebracht.

      Plötzlich verharrte der König an einer Felsennase und hob sofort seine Jagdbüchse. Rasch war der Oberstleutnant an seiner Seite, und gebannt schauten die beiden Jäger auf das friedlich äsende Wild, das in nur kurzer Entfernung durch ein kleines Tal schritt.

      Der Schuss krachte und hallte von den Bergen wider, und mit einem fröhlichen »Waidmanns Heil!« eilte Zastrow zu dem verendenden Stück, bückte sich und fing es mit seinem Hirschfänger ab.

      »Waidmanns Dank!«, antwortete der König lächelnd. »Das ist wirklich ein Prachtbursche. Du hast mir Glück gebracht, Friedrich. Aber nun lass uns zurückeilen, es wird nicht mehr lange dauern, und wir müssen durch die Dunkelheit zur Hütte hinauf.«

      »Lassen Sie mich vorangehen, Majestät!«, sagte der Oberstleutnant und schritt gleich auf dem Weg voran, während der König ihm kopfschüttelnd folgte. Um das erlegte Wild würden sich die Treiber kümmern.

      Sie hatten gerade ein besonders schwieriges Wegstück vor sich, das sie so beim Aufsteigen nicht wahrgenommen hatten, denn da trieb sie der Jagdeifer an. Jetzt aber mussten sie behutsam gehen und dabei sehr darauf achten, wie sie ihre Füße setzten. Der Oberstleutnant sah sich sorgfältig um, warf auch mehrfach einen Blick nach oben und schrie plötzlich entsetzt auf.

      Noch ehe der König ahnte, was geschah, warf sich der Offizier gegen ihn, sodass beide zu Boden fielen. Dabei hatte Zastrow die Geistesgegenwart, den König an seiner Joppe festzuhalten und dadurch den Sturz zu mildern. Auf den Weg prasselten jetzt zahlreiche Steine und polterten ein Stück weiter ins Tal, die weitaus größte Geröllmenge aber war auf der Stelle heruntergekommen, an der sie sich gerade noch befunden hatten.

      »Sakra, das hätte schief gehen können! Danke dir, Friedrich, hast ein gutes Reaktionsvermögen!«

      Der Offizier starrte den König an, und dann begann Ludwig, herzhaft zu lachen.

      »Du müsstest dich einmal sehen, Friedrich! Der Herr Oberstleutnant in Galauniform!«

      Verblüfft sah Zastrow an sich hinunter und musste nun ebenfalls lachen. Beide waren von dem mitgeführten Staub der Steinlawine von Kopf bis Fuß mit einem grauen Schleier bedeckt. Dann reagierte der Offizier als Erster, probierte die Steine aus und fand, dass man nun gefahrlos den Rest überqueren konnte.

      Ohne weitere Ereignisse trafen sie schließlich bei der Pirschhütte ein, wo ihr Aussehen ein großes Hallo verursachte. Während der König in seine Kammer eilte, um sich zu säubern und umzuziehen, nahm Sepp den Oberstleutnant beiseite.

      »Was ist passiert, Friedrich?«

      Der Oberstleutnant warf einen raschen Blick hinter sich, nahm den Wurzelsepp am Unterarm und ging noch ein Stück weiter.

      »Eine Steinlawine, völlig unvorbereitet. Also keine einzelnen Steine, die als Warnung herunterfielen, bevor die große Menge folgt.«

      »Meinst du, dass …?« Sepp sprach nicht weiter, und erneut warf von Zastrow einen Blick zur Jagdgesellschaft hinüber.

      »Ich sehe Falkenstein nicht, er ist doch vor uns zurückgekehrt?«

      »Das ist richtig, warte kurz, da drüben steht der Paul, der ihn begleitet hat, Ich will mal hören, was er erzählt.«

      Der Oberstleutnant setzte sich auf einen Baumstumpf, als müsse er nach seiner Rückkehr unbedingt ausruhen. Wenig später trat Sepp an seine Seite und raunte ihm zu: »Die beiden sind zusammen bis zur Hütte gegangen, hier war Paul dann beschäftigt. Aber jetzt ist der Baron verschwunden.«

      Beide wechselten vielsagende Blicke.

      Doch genau in diesem Moment kam der Gesuchte fröhlich pfeifend den Pfad herauf.

      »Na, da schau her, der Herr Baron! Noch einen kleinen Ausflug gemacht?«

      Der schlanke Adelige zuckte bei der Anrede sichtlich zusammen und drehte den beiden ein leicht gerötetes Gesicht zu.

      »Wie meinen? Ach so, ja, ich hatte meine Büchse mit den Zündhütchen verloren, musste auch ein ganzes Stück laufen.«

      »Aha, und hatten Sie bei der Nachsuche Erfolg?«

      Der Wurzelsepp betonte das Wort ›Nachsuche‹ besonders, denn es bezeichnet eigentlich die Suche nach einem angeschossenen Stück Wild.

      »Danke!«, antwortete der Baron knapp und ging an ihnen vorüber zur Hütte.

      »Behalt’ ihn bloß im Auge, Sepp!«, raunte von Zastrow. »Ich traue ihm nicht von hier bis dort hinüber!«

      Es war eine fröhliche, laute Gruppe, die sich nach der Rückkehr an diesem Abend um den Tisch der Pirschhütte versammelte. Es gab wieder viele Tiroler Köstlichkeiten, der Mundkoch des Königs bereitete sie ebenso zu wie ein paar deftige Speckknödel nach Tiroler Art in der Suppe serviert, außerdem Wildbraten und sogar als Krönung СКАЧАТЬ