Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos Forrest
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Читать онлайн книгу Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest страница 7

СКАЧАТЬ dann eben nicht!«, antwortete ich knapp.

      »So ist’s recht, immer nur granteln oder eine Bappe ziehen, das kann er prächtig, unser Charly. Meine Güte, ich will doch nicht den Saubankert erschießen! Halte du nur deine Kanone ein Stück über ihn und treff’ die Felsen dort. Nachher wird er schon aufspringen und das Weite suchen, schneller, als du nur schauen kannst!« Dabei klopfte er mir begütigend auf die Schulter. Ich nahm den Bärentöter und visierte das Felsstück an, das sich unmittelbar über dem Versteck des Wilderers befand, und zog den Abzug durch. Der Schuss brach tosend und hallte in der Schlucht stark nach. Auch wenn wir damit die Gämsen vergrämen würden, so hatten wir doch bei dem Wilderer den gewünschten Erfolg. Eine Steinlawine prasselte in seine Richtung, und gleich darauf sprang eine geduckte, dunkel gekleidete Gestalt auf, lief ein Stück über einen von uns aus nicht erkennbaren Pfad und verschwand gleich darauf um eine Felsenecke.

      Der Wurzelsepp aber stand da und hielt sich lachend die Seiten.

      »Sapra, dem hast du es gezeigt, Charly! Und da hinten sind unsere Treiber schon unterwegs, sie haben ihn offenbar gesehen.«

      »Sepp, warum schießt ihr?«, erklang die Stimme des Königs, und der Alte lief ihm entgegen, um zu berichten. Im vertrauten, leisen Ton sprach er auf ihn ein, aber ich konnte doch noch die Wortfetzen ›Wildschütz‹ und ›Hinterhalt‹ verstehen.

      Sollte Sepp davon ausgehen, dass dieser Mann mehr war als nur ein einfacher Wilderer? War das die Gefahr, die er fürchtete und deshalb schon beim Fehlschuss des Barons am liebsten die Jagd abgebrochen hätte?

      Nach meinem Schuss war es allerdings in diesem Bereich zunächst vorbei mit der Jagd, und unsere Laune sank beträchtlich, als wir den steilen Pfad wieder hinuntermussten. Unten angelangt wurden wir von den Treibern empfangen, die dem Wilderer noch ein Stück gefolgt waren. Anton trat zu ihnen und ließ sich berichten, während der König nun einem der Männer ein Zeichen gab, und man sich ringsumher auf die Steine hockte, um eine Brotzeit einzunehmen.

      Da bemerkte ich Anton, der mir ein verstecktes Zeichen gab.

      »Wohin wollen wir?«, erkundigte ich mich ein wenig atemlos, nachdem wir eine bedeutende Strecke durch die Klamm gegangen waren und dann einen Aufstieg begannen, der mich an die Grenzen meiner Zuversicht brachte. Meter um Meter ging es aufwärts, aber auf so schmalem Grat, dass ich mich manchmal fest an die Wand drücken musste, um überhaupt noch einen Halt zu haben. Bei dieser Kletterei waren mir natürlich die Gewehre besonders hinderlich, auch wenn ich sie mir über Kreuz auf den Rücken gehängt hatte.

      »Ich will ihn mir schnappen, den Loamsieder!«, antwortete Anton in verständlichem Hochdeutsch, ohne auch nur einen Moment innezuhalten.

      Gut, also!, dachte ich mir. Wenn dieser Gamsjäger meint, er wäre hier im Vorteil, muss ich ihm zwar recht geben. Aber abhängen lässt sich ein Old Shatterhand deshalb noch lange nicht! Ich spürte, wie ich bei diesen nicht ausgesprochenen Worten vor mich hin grinste, denn in Gedanken hatte ich mich selbst wieder bei meinem Kriegsnamen genannt. Aber ich war weder in den Rockies noch zu Fuß von der gewaltigen Anhöhe des Canyons hinunter zum Colorado River unterwegs, sondern in Tirol, mitten im wilden Karwendelgebirge. Doch der Eifer hatte mich gepackt, ich wollte Anton beweisen, dass ich mit ihm gleichzeitig das Ziel erreichte. Und tatsächlich – endlich wurde der Pfad wieder breiter, ich konnte besser Tritt fassen und bog gerade nach Anton um eine Felsenecke, als ich um ein Haar auf ihn geprallt wäre. Er hatte die Hand nach hinten ausgestreckt, um mir ein Zeichen zu geben.

      »Einhundert Schritt weiter oben hockt der Kerl und hat uns bemerkt. Gehen wir weiter, wird er auf uns schießen. Vor uns ist ein Felsvorsprung, um den ich nur kurz gelugt habe, als ich sein Gewehr erneut in der Sonne blinken sah. Das Wetter ist für einen solchen Hinterhalt nicht sonderlich ideal!« Bei dieser letzten Bemerkung grinste der Gamsjäger über sein ganzes Gesicht.

      »Das ist nun wirklich schlecht für uns!«, raunte ich und blickte in den Abgrund zu meiner Linken. Auch wenn der Pfad breit genug war, um vernünftig stehen zu können – einem Schuss konnten wir hier nicht ausweichen. »Was machen wir also?«

      Anton deutete, noch immer grinsend, auf meinen Rücken.

      »Du hast doch einen Mehrlader, oder?«

      »Den Stutzen, ja, mit fünfundzwanzig Schuss!«

      »Fünfundzwanzig? Ja, bärig (schön), warum nicht gar?«

      »Soll ich’s beweisen?«

      »Bitte, tritt nur vor und schieß dem Zoggla (Anfänger) was um die Ohren, damit er zurückgeht. Dann haben wir ihn, denn er muss wieder auf die Spitze zurück.«

      Ich zögerte nicht länger, nahm den Stutzen von der Schulter und schob den Lauf um die Ecke. Nur einmal feuerte ich, natürlich ungezielt, in die Richtung und wartete die Reaktion des Wildschützen ab. Tatsächlich krachte es gleich darauf auf der anderen Seite, und das Geräusch der kleinen Bleikugeln, die gegen den Felsen klatschten, verriet mir, dass der Mann Schrot geladen hatte. Jetzt war es an der Zeit, ihm Beine zu machen. Ich schob erneut den Lauf um die Ecke und schoss in rascher Folge fünfmal und wartete wieder die Reaktion ab. Kein Schuss fiel mehr von seiner Seite, und nun riskierte ich etwas mehr. Ich legte mich flach auf den schmalen Pfad und registrierte nur im Unterbewusstsein, dass dabei mein linker Ellbogen keinen Bodenkontakt mehr hatte. Dann schob ich mich so weit vor, dass ich ein Stück des Pfades übersehen konnte. Weiter oben hörte ich einen Stein herabrollen und gleich darauf auf den Pfad aufschlagen – der Mann flüchtete vor uns, denn er musste aufgrund der Schüsse mit einer wahren Übermacht rechnen.

      »Lass mich vorgehen, ich kenne die Gegend auswendig!«, erklärte Anton und ich presste mich dicht an die Felswand, um ihn vorbeizulassen. Ohne zu zögern, eilte der Gamsjäger geschickt weiter, während ich ihm in gebückter Haltung folgte. Es war keine sehr angenehme Situation, in der wir uns befanden. Hier gab es keinerlei Deckung, und sollte uns der Bursche hinter der nächsten Biegung erneut auflauern, waren wir ihm schutzlos ausgeliefert. Doch das schien Anton nicht zu kümmern, er eilte weiter und sprang über das Geröll wie eine Gämse. Dann standen wir beide, tief aufatmend, auf einem schmalen Plateau, dessen Ende von dichtem, aber niedrigen Kieferngestrüpp überwuchert war.

      Hier erwartete uns der Wilderer, das Gewehr flog an seine Wange, der Schuss krachte zugleich mit unseren. Ich spürte den Luftzug der Kugel an meiner Wange, so dicht flog sie vorüber. Doch der Schütze zuckte zusammen, drehte sich um die eigene Achse und stürzte mit einem Aufschrei zwischen das Gestrüpp. Etwas polterte in die Klamm hinunter, ein Schuss krachte, dann blieb alles ruhig. Vorsichtig schlichen wir uns näher, die Gewehre im Anschlag.

      »Obacht!«, rief mir Anton zu, der einen Schritt vor mir ging. Um ein Haar wäre er zwischen den Sträuchern ins Leere getreten. Fast gleichzeitig mit seinem Warnruf hatte ich ihn mit der linken Hand an der Schulter gefasst und zurückgerissen.

      »Da ist kein Felsen mehr unter den Büschen – der Kerl ist in die Tiefe gestürzt!«, sagte ich dazu.

      »Kruzifix noamal eini, wia ischn des passiert?«, rief Anton verwundert in seiner Mundart aus und starrte zwischen die verkrüppelten Latschenkiefern, die hier ein scheinbar undurchdringliches Hindernis boten, in Wahrheit aber wohl bereits weit über den Abgrund gewuchert waren und ihn dadurch vor den Augen verbargen.

      Doch dann legte er seine Büchse ab und kroch auf allen vieren weiter, ohne auf meinen nächsten Warnruf zu hören. Endlich gab er es auf und kehrte auf gleiche Weise zurück.

      »Etwas zu sehen, Anton?«

      »Nein, СКАЧАТЬ