Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos Forrest
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Читать онлайн книгу Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest страница 4

СКАЧАТЬ dass du kommen konntest, Charly!«, raunte er mir zu. Wir standen seit unserem letzten, gemeinsamen Einsatz auf sehr vertrautem Fuß miteinander.

      »Es sind Dinge im Entstehen, die mir große Sorgen machen. Ich kann derzeit niemand mehr trauen und da fiel mir passend der Bericht über deinen Auftritt in München in die Hände. Sofort hatte ich einen Plan, weihte Seine Majestät aber nicht ein. Vielmehr brachte ich ihn dazu, sich einmal die Schießkünste eines Mannes zeigen zu lassen, der unter dem Namen Old Shatterhand oder auch Kara Ben Nemsi zahlreiche Abenteuer erlebt hat und in seinen Erzählungen davon berichtet.«

      »Das darfst du aber nicht so aufnehmen, als hätte ich alles persönlich erlebt, was ich niederschreibe, Sepp. Häufig muss ich ausschmücken und nehme dazu eine Erzählung eines meiner Gefährten hinzu, um Dinge zu schildern, die ich im Augenblick des Geschehens nicht wissen konnte. Und da kann auch …«

      »Scht!«, fiel mir Sepp aber ins Wort. »Keine weiteren Erklärungen! Ich kann mich erinnern, dass wir uns bei unserer Begegnung ausführlich über die Tätigkeit eines gewissen Detektivs in Amerika unterhalten haben.«

      »Ja, das ist richtig, aber jetzt …«

      »Nicht so bescheiden, Charly! Jetzt brauche ich deine Hilfe, aber noch kann ich nicht ausführlich erzählen, was mich bedrückt. Nur eine Bitte habe ich vorerst: Halte die Augen so weit offen, wie es Old Shatterhand in Gegenwart feindlicher Comanchen täte!«

      »Nanu, Sepp? Es gibt doch keine Indianer hier in Tirol?«, versuchte ich zu witzeln, kam damit aber nicht gut an.

      »Die Lage ist ernst. Es könnte sein, dass man unseren Kini … töten will!«

      »Was? Aber das ist doch gar nicht …«, fuhr es mir heraus, aber rasch stieß mich Sepp in die Seite und brachte mich zum Schweigen.

      »Kein Wort weiter, ich habe dort hinten am Haus eine Bewegung gesehen. Ich vermute, jemand ist uns ins Freie gefolgt!«

      Tatsächlich trat eine Gestalt aus der Dunkelheit der Treiberhütte, machte ein paar Schritte zur Seite und schien dort sein Wasser abzuschlagen. Aber mein Misstrauen war geweckt. Ich ging ein wenig seitwärts auf den Mann zu, der eben hastig bemüht war, seine Kleidung wieder in Ordnung zu bringen.

      »Guten Abend, Herr Baron!«, sagte ich leise. »Auch ein wenig zu viel vom guten Gerstensaft genossen? Ja, das nächtliche Hinauslaufen ist doch sehr lästig!«

      Ich hatte richtig gesehen, denn schon kam die leicht näselnde Antwort:

      »Ja, ich hätte es besser wissen müssen. Aber das Gebräu war einfach zu gut! Also, dann noch eine gute Nacht!«

      Sepp und ich verharrten noch, bis Baron von Falkenstein wieder in die Hütte getreten war. Da berührte mich der Alte und raunte mir zu: »Aufpassen, Charly, das ist ein ganz fauler Kunde! Behalte ihn im Auge!«

      »Das will ich gern tun. Aber wenn du Angst um den König hast, ist doch wohl der Jagdausflug morgen eine Gelegenheit für einen Anschlag, oder irre ich mich? Wir sind doch immerhin genügend Schützen, um im Eifer der Jagd einmal einen Fehlschuss zu machen!«

      »Genau aus diesem Grund werde ich den Anton bitten, dich auf einen besonderen Platz zu stellen. Ich kenne das Gebiet hier wie meine Westentasche, auch wenn es ein wenig abseits der Heimat liegt. Doch bin ich mit Maje… mit Ludwig schon sehr oft hier draußen gewesen. Anton ist ein braver Bursche, den ich so weit eingeweiht habe, wie es erforderlich schien. So, nun lass uns noch ein wenig ausruhen, das wird morgen ein langer Tag!«

      Mit dem ersten Sonnenstrahl war ich aufgestanden und hatte die Schlafstube verlassen. Was für ein herrlicher Anblick bot sich mir, als ich vor die Tür trat! Da lagen die Berge in ihrer majestätischen Schönheit, die Sonne hatte gerade ihre ersten Strahlen über eine nahe Bergkuppe geschickt und tauchte die gegenüberliegenden Berge in ein Spiel von Licht und Schatten, das mich faszinierte. Was ich sah, war die Vogelkarspitze, gut zweitausendfünfhundert Meter hoch und dabei so nahe, als könnte man dort hinüberschießen. Tatsächlich befand sich dieser Berg in einer Entfernung von einem guten Stundenweg von der Hütte aus.

      Es war ziemlich kühl in der Frühe, aber ich spürte bei diesem Naturschauspiel nichts davon. Ein leises Geräusch verriet mir, dass jemand auf dem Weg von der Scheune herüberkam. Als ich mich umdrehte, sah ich einen der Treiber kommen. Er war nicht größer als ich, dabei aber durch und durch der Typus des Naturburschen aus den Bergen. Sein gebräuntes, markantes Gesicht lächelte freundlich, der Blick aus seinen wachsamen, blauen Augen zeigte mir den offenen Charakter dieses Mannes.

      Gute Wahl, Sepp!, dachte ich in diesem Moment. Das ist ein Mensch, dem man keine Schlechtigkeit zutrauen würde.

      »Ein herrlicher Morgen, nicht wahr? Ich bin der Anton!«, begrüßte er mich und reichte mir seine Hand, deren kräftigen Druck ich erwiderte. »Hast du schon die Gamsen dort drüben gesehen?«

      »Charly!«, antwortete ich. »Wir beide werden heute unser Jagdglück probieren, nicht wahr?« Dabei kniff ich meine Augen zu und bemühte mich, in dem Spiel von Licht und Schatten zwischen den zahlreichen, tiefen Einschnitten des Berges etwas auszumachen. Aber so sehr ich mich auch anstrengte – ich konnte nichts erkennen.

      »Leider sehe ich dort nichts!«, antwortete ich leicht verstimmt, denn ich hatte mir auf meinen geschärften Blick immer etwas eingebildet.

      Lächelnd trat Anton etwas vor und deutete auf eine Stelle.

      »Genau dort, wo die einzelne Latschenkiefer steht. Da ist eine Klamm und eben steigen die ersten Tiere von dort herunter.«

      »Ich gestehe, ich bin perplex!«, antwortete ich, immer noch verzweifelt nach einer Bewegung dort Ausschau zu halten.

      Da reichte mir Anton mit einem freundlichen Lächeln sein Perspektiv.

      Endlich entdeckte ich eine etwa zehn Tiere starke Gruppe, die sich an dem steilen Hang nach unten bewegte.

      »Du hast das richtige Auge, Anton!«, sagte ich anerkennend und reichte ihm das Glas zurück.

      »Wir werden einen besonders guten Platz beziehen, Charly. Von dort haben wir freies Schussfeld in beide Richtungen und zudem auch Sicht auf die anderen Schützen.« Bei diesen Worten zwinkerte mir Anton vertraulich zu, und ich bestätigte mit einem Kopfnicken, dass ich ihn wohl verstanden hatte.

      »Oh, man ist aber früh auf den Beinen!«, erklang eben eine Stimme von der Hütte herüber. Ich ging langsam zurück, denn ein angenehmer Kaffeeduft zog aus der offenen Tür in meine Nase.

      »Guten Morgen, Herr Baron!«, begrüßte ich den Lebemann, der von keinem der Jäger oder Treiber anders angesprochen werden wollte, wie er am Vorabend einmal deutlich gemacht hatte.

      Der Treiber, der ihm gerade ein Bier gebracht hatte, lachte zu der Bemerkung hell auf und antwortete: »Wenn dir diese Anrede hilft, Herr Baron, aber gern! Aber wenn du eine Gams geschossen hast, wirst du sie auch selbst vom Berg tragen, verstanden?«

      Damit hatte er von Falkenstein offenbar an einem wunden Punkt getroffen, aber der Baron verzog lediglich sein Gesicht zu einer wahren Leichenbittermiene und drehte sich zu seinem Nachbarn um.

      Heute jedoch schien der adlige Herr freundlich gestimmt zu sein und war sogar bereit, sich mit einigen der anderen am Frühstückstisch zu unterhalten. Ich war ein wenig verwundert, dass weder der König СКАЧАТЬ