Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos Forrest
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest страница 12

СКАЧАТЬ hinter der Türklappe stand, als wir eintraten.

      Der Mann hätte also längst die Stadt verlassen und alle Spuren verwischen können.

      Auf dem Weg zurück ins Kommissariat begegneten wir auf den Fluren vielen bewaffneten Wächtern, die aufgeregt hin und her liefen, aber das schien mir nun ein wenig zu spät zu sein. Doch die nächste Überraschung erwartete uns im nachfolgenden Gespräch.

      »Wissen Sie, meine Herren, ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien!«, begann der Kommissar. Er hatte uns eine kleine Kiste mit Zigarren herübergeschoben und wartete nun auf Kaffee für uns alle, den er bei seinen Kollegen im Nebenraum bestellt hatte. Während wir uns also zu einer recht gemütlich wirkenden Besprechungsrunde zusammenfanden, knallten auf dem Flur die Türen, Stiefelabsätze polterten, Boten mit Telegrammen trafen ein, Fußstreifen und solche zu Pferd kamen und gingen.

      »Doch nun bin ich überzeugt davon, dass uns die in den letzten Stunden eingetroffenen Nachrichten ein ganz anderes Bild zeichnen.«

      Waller schaute auf, als einer der uniformierten Polizisten hereinkam und auf einem Tablett Tassen, eine Kaffeekanne und ein Kännchen mit Milch balancierte. Er stellte alles auf dem Tisch ab, um den wir saßen und rauchten und zog dann einen zusammengefalteten Bogen aus der Uniformtasche und gab ihn dem Kommissar. Der warf einen raschen Blick darauf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, sodass die Tassen hochsprangen. »Endlich einmal eine gute Nachricht! Der Mann, der sich Baron von Falkenstein nennt, muss noch in Innsbruck sein! Hier, sehen Sie selbst, meine Herren!«

      Sepp und ich schauten zugleich auf das Blatt, während Anton uns gespannt beobachtete.

      »Der letzte Zug hat Innsbruck in der Nacht um elf Uhr verlassen, und der ging nach München ab. Heute Morgen sollte der erste Zug um sechs Uhr dreißig nach Triest abgehen, aber die Maschine hat einen Kesselschaden, eine Ersatzlokomotive wurde geordert und trifft erst in einer Stunde hier ein.«

      »Und der Ausbruch könnte nicht so passiert sein, dass der Baron den Zug um elf Uhr erreichte?«, erkundigte sich Sepp.

      »Ausgeschlossen, Herr Brendel, ganz ausgeschlossen. Die Zellen werden zur Nachtruhe um zehn Uhr kontrolliert, und zwar mit dem Betreten der Zelle und dem Anruf des Gefangenen, der darauf zu antworten hat. Auf diese Weise ist eine vollständige Nachtkontrolle gewährleistet.«

      »Gut, und Sie überwachen auch den Bahnhof weiter und überprüfen alle Droschken?«

      »Selbstverständlich, Herr Brendel. Sie müssen nicht von uns glauben, dass der Ausbruch eines Gefangenen ein Beweis für unsere schlechte Arbeit ist. So etwas geschieht eigentlich nie, jedenfalls nicht, solange ich im Dienst bin. Und damit bin ich auch mitten in unserem Thema.«

      »Die Verschwörung!«, warf ich ein, und der Kommissar nickte bedächtig. Er stand auf, holte etwas aus einer Schublade seines Schreibtisches und legte wenige Augenblicke später eine dünne Mappe vor uns auf den Tisch.

      »Wenn Sie sich selbst einmal überzeugen möchten? Das alles wurde von unseren Polizeiagenten zusammengetragen, die meiner Abteilung unterstellt sind. Natürlich geheim, und ich denke mal, dass Sie schweigen können, meine Herren! Von Herrn Joseph Brendel bin ich durch seine Legitimation überzeugt, und Sie beide …« Damit fiel ein prüfender Blick in meine und Antons Richtung, bevor er fortfuhr. »Sie beide sind mir ja durch den Herrn Brendel empfohlen worden.«

      Wir nickten gleichzeitig, und während Sepp die Mappe öffnete und interessiert auf ein Wappen blickte, setzte Kommissar Waller seine Ausführungen fort. Je mehr wir erfuhren, desto verwunderter wurde ich. Da zeichnete sich ein Bild ab, das eine Katastrophe erahnen ließ, sollten diese Männer alles umsetzen, wie es hier in kurzen Stichworten aufgeführt war. Insbesondere Sepp war es, der nun gar nichts mehr von der Gemütlichkeit eines Wurzelsepps an sich hatte. Seine Gesichtszüge waren ernst und geradezu finster, und mit routinierter Art stellte er Waller seine Fragen, die uns halfen, etwas Licht in das Geschehen zu bringen.

      Danach war der angebliche Baron Hermann von Falkenstein einer der Großkomture des Ordens vom Heiligen Georg, den der König als Großmeister selbst ernannt hatte. Der Orden ging zurück auf die Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts und wurde im 15. Jahrhundert von König Maximilian I. erneuert. Über die Jahrhunderte wechselte seine Bedeutung mit den veränderten Statuten, und unter König Ludwig II. kam es zur vollständigen Erneuerung. Doch damit wurde auch der Bruch eingeleitet, denn als Großkomtur wurde vorausgesetzt, dass die ernannten Adligen über acht männliche und acht weibliche Ahnen in der Adelskette Zeugnis ablegen konnten.

      Genau daran kamen in der Linie von Falkenstein Zweifel auf, und schließlich legte man dem König nahe, Falkenstein aus dem Orden zu entfernen. Aber König Ludwig wollte den Mann nicht brüskieren, solange ihm nicht zweifelsfreie Berichte vorlagen. Auch das war einer der Gründe, den Baron zur Jagd einzuladen und ihm damit Vertrauen entgegenzubringen.

      Für seinen Vertrauten und Geheimagenten Sepp erhielten dadurch aber auch der seltsame Schuss und der Vorfall mit der Steinlawine eine ganz andere Bedeutung.

      »Ja, Herrschaftszeiten!«, stöhnte der Alte gerade und schob die Mappe von sich. »Das ist ja ein Verbrecher, und wir lassen ihn noch in die Nähe unseres Kini!«

      »I glab dem Schmähtandler gor nix mehr«, ließ sich Anton knapp hören. »Wegen dem Gschichtldrucker bin i iatz der Deschek (habe ich jetzt den Schaden)!«

      »Und für mich ist nun auch klar, dass der Kerl hier vor Ort Helfer hat. Da kam ein Bericht erst vor ein paar Wochen auf meinen Tisch, als dieser saubere Herr Baron in einer Schenke gesehen wurde, in der einige bekannte Anarchisten verkehren. Deshalb wird sie überwacht, und meine Agenten schreiben über jeden einen Bericht, der da ein und ausgeht.«

      Ich beugte mich etwas vor und sah dem Kommissar direkt in die Augen.

      »Das heißt doch aber auch, dass Sie Namen und wohl auch Adressen der Männer haben, die Falkenstein dort getroffen hat?«

      Kommissar Waller machte eine lässige Handbewegung.

      »Selbstverständlich. Und Sie dürfen mir glauben, dass in diesem Moment starke Polizeiabteilungen unterwegs sind und diesen Herren einen freundlichen Besuch abstatten.«

      »Dann sind wir jedenfalls gut aufeinander abgestimmt. Jetzt bliebe nur noch …«, hatte ich begonnen, als die Tür aufgerissen wurde und ein Uniformierter eintrat.

      »Herr Kommissar, es hat eine Schießerei gegeben!«

      Waller sprang auf und öffnete seinen Schrank, um seine Dienstwaffe an sich zu nehmen.

      »Was und wo, Mann, rasch!«

      »In der Herrengasse beim Dom! Das Haus ist umstellt, wir warten darauf, dass die Männer endlich herauskommen – geschossen wurde noch immer, als ich losgeschickt wurde.«

      »Ist ein Fahrzeug für mich bereit?«

      »Selbstverständlich, Herr Kommissar!«

      Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schlossen wir uns Waller an, als er jetzt auf den Hof eilte, wo bereits eine Kutsche auf ihn wartete. Der Kommissar wollte etwas einwenden, als wir ebenfalls einstiegen, dann besann er sich aber und schwieg während der gesamten Fahrt.

      Man hatte die Straße vorsorglich gesperrt, überall standen uniformierte Polizisten, die Karabiner in den Händen. Als wir aus der Kutsche stiegen, wurden gerade mit einem Messingtrichter, einem sogenannten СКАЧАТЬ