Die Jägerin - In Alle Ewigkeit. Nadja Losbohm
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Название: Die Jägerin - In Alle Ewigkeit

Автор: Nadja Losbohm

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Jägerin

isbn: 9783742769404

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СКАЧАТЬ das Zahnstein oder Karies auf deinen Beißerchen?“, fragte ich. Dem Vampir verging schlagartig das Grinsen. Er zog die Augenbrauen zusammen und fuhr sich mit der Zunge über die Zähne, als könnte es helfen, etwaigen Belag oder Löcher zu beseitigen. Er war abgelenkt. Sehr gut. Das verschaffte mir ausreichend Zeit, ein Kruzifix aus meiner Manteltasche zu ziehen. Keine leichte Aufgabe so eingeklemmt zwischen der Straße und dem Vampir. Ihm entging meine Fummelei nicht. Er senkte den Kopf und starrte auf meine Hand. Sein Gesicht verzog sich zu einer grausigen Fratze, und er fauchte. Ich hatte keine andere Wahl und viel Zeit ebenfalls nicht. Ich drückte ihm das Kreuz in seine hässliche Visage. Sofort fing seine Haut an, unter dem Holz zu brutzeln wie ein Stück Speck in einer heißen Pfanne. Er schrie, entriss sich meiner Hand und sprang von mir herunter. Das war meine Chance! Ich rollte mich herum, rappelte mich auf und machte einen Hechtsprung auf meine Pistole zu. Als ich ein markerschütterndes Brüllen hinter mir hörte, riss ich die Augen auf. Mir lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Es fühlte sich an, als hätte der einzelne Schrei mein Ende eingeläutet.

      „Es ist aus, kleine Jägerin.“ Ein Flüstern in meinem Kopf. Wie damals, als der Vampir die Kontrolle über mich übernommen hatte.

       Peng!

      Meine Panik, Rosalie und Michael nicht mehr zu sehen, und die Angst vor dem Tod brachten die Reihenfolge der Ereignisse für mich völlig durcheinander. Ich nahm alles verkehrt wahr. Hatte es zuerst geknallt und dann hatte sich mein Körper gedreht oder war es doch anders herum gewesen? Tatsache war, dass ich dem Vampir ein Loch in den Kopf geschossen hatte. Schon wieder. Die Kraft des Schusses aus so geringer Distanz schleuderte ihn von mir fort. Hastig kam ich auf die Beine und lief zu dem auf seinem Rücken liegenden Vampir. Ich brachte mich an seinen Füßen in Stellung, stets die Pistole auf ihn gerichtet. Ein groteskes Lachen drang aus seiner Kehle. Der Blutsauger setzte sich auf und sah mich an. Das schwarze Loch in seiner Stirn schloss sich in einem Nu. „Daneben, Herzblatt“, sagte er.

      Peng! Die nächste Kugel saß in seinem Herzen.

      „Denkste!“, erwiderte ich und blies den imaginären Rauch vom Lauf meiner Waffe wie die Cowboys in einem Low-Budget-Western. „Ich verfehle niemals mein Ziel.“

      Kurz vor Sonnenaufgang traf ich zuhause ein. Das Erste, was ich tat, als ich die Wohnung betrat, war, zu Rosalie zu gehen. Das Licht vom Flur fiel auf sie. Sie lag friedlich schlummernd auf ihrem Bauch, ihr Stoffhase halb unter sich verborgen. Seine flauschigen Ohren verdeckten ihr Gesicht. Ich zog sie herunter und klemmte sie unter Rosalies Kinn, weil ich befürchtete, sie könnte unter ihnen ersticken.

      „Mommy?“

      Als meine Hand ihr Gesicht freigab, entdeckte ich große dunkle Augen, die verschlafen zu mir aufblickten. Ich lächelte. „Schlaf weiter, mein Schatz“, flüsterte ich und umgehend fielen ihre Augen wieder zu. Ich lehnte mich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

      „Hab dich lieb, Mommy“, nuschelte meine Tochter.

      „Ich dich auch, Prinzessin, ich dich auch“, hauchte ich.

      So leise wie möglich öffnete ich die Tür. Ein Lichtstreif, der breiter wurde, als ich sie weiter aufschob, erhellte Michaels und mein Schlafzimmer. Mein Blick fiel auf das große Bett, das den meisten Platz des kleinen Raumes einnahm. Ich musste schmunzeln, als ich Michael darin liegen sah. Er lag auf dieselbe Weise in den Decken und Kissen wie seine Tochter. Es fehlte nur das schlappohrige Stofftier, aber selbst das hätte ihn nicht weniger sexy gemacht. Ich schaltete die Lampe im Flur aus und trat in das dunkle Zimmer. Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Dank des anbrechenden Morgens erkannte ich die einzelnen Gegenstände im Zimmer und schlüpfte zwischen Kleiderschrank und Bett hindurch. Ich gab mir reichlich Mühe, meine Waffen ohne jegliches Geklirre und Geklapper abzulegen, doch je mehr ich mich anstrengte, desto lautere Geräusche verursachte ich. Nicht viel besser stellte ich mich beim Verstauen meines Arsenals an. Ständig stieß ich irgendwo an. Ich wollte es vermeiden, Michael wach zu machen, hatte deswegen extra das Licht ausgelassen –

      „Ada?“ Verflucht! „Wieso tappst du im Dunkeln herum?“ Das frage ich mich auch.

      „Ich wollte dich nicht wecken“, sagte ich und wandte mich um. Bei seinem Anblick stockte mir der Atem: die zerwühlten Haare, die halb geschlossenen Augen, die nackte Haut seines Oberkörpers, die gut definierten Muskeln. Er war so schön und begehrenswert – mir war zum Weinen zumute.

      „Das musst du noch ein bisschen üben.“

      Das Weinen? Ach so, das mit dem nicht wecken. Ich lächelte und nickte. „Da hast du wohl Recht.“

      „Komm ins Bett. Dann kriegst du wenigstens noch ein bisschen Schlaf“, meinte er nach einem Blick auf den Wecker.

      „Gleich. Ich will nur noch schnell ins Bad, mich waschen“, teilte ich ihm mit.

      Mit verschlafener Miene musterte er mich von oben bis unten. „Brauchst du Hilfe?“ Ich verneinte. „Gut“, sprachs und tauchte wieder in die Kissen ab. Ein kurzer Schnarcher dröhnte aus den Federn. Dann kehrte Ruhe ein. Es ist noch gar nicht so lange her, da war er die ganze Nacht aufgeblieben und hatte im Mittelschiff der St. Mary’s Kirche sehnsüchtig und voller Sorge auf meine Rückkehr gewartet. Wo ist diese Zeit hin? Was war passiert? Ich verdrehte die Augen und zwang mich dazu zu denken: Schön und begehrenswert, schön und begehrenswert.

      5. Kapitel

      Anstrengende Nächte waren nichts Neues. Auch Schlafmangel war mir nicht fremd. An den kurzen Wechsel von Samstag auf Sonntag hatte ich mich aber immer noch nicht gewöhnt. Schon morgens um zehn Uhr, was für meine Verhältnisse mitten in der Nacht war, läutete es an der Tür. Während ich meine Augen noch mit zwei Fingern zwingen musste offen zu bleiben, waren meine Tochter und Michael bereits hellwach und begrüßten seine ehemaligen Gemeindemitglieder. Nach langen Diskussionen hatte er sich dazu breitschlagen lassen, in unserer Wohnung Gottesdienste für diejenigen zu halten, die ein Problem mit dem neuen Gemeindeleiter hatten. Da es mehr als erwartet waren, gab es drei Gottesdienste über den Tag verteilt. Sie alle wollten Michaels ermutigende Worte hören, die sie aus den guten alten Zeiten kannten. Zunächst war es befremdlich für mich und auch unsere direkten Nachbarn gewesen, so viele Menschen im Haus zu haben. Mittlerweile hatten wir uns alle daran gewöhnt. Selbst Misses Winston schaute, wenn auch unregelmäßig, vorbei. Nicht, weil sie gläubig war. Nein, nein. Es war vielmehr die Neugierde oder auch Besorgnis. Sie konnte oder wollte nicht wahrhaben, dass Michael Priester war. Weder sah er aus wie der Durchschnittskleriker noch benahm er sich wie einer, von wegen Spritztouren auf Motorrädern und flotte Nummern im Fahrstuhl. Misses Winston wollte sich nur davon überzeugen, dass nebenan keine Sekte Dämonen anbetete. Oh, sie hatte ja keine Ahnung, was in der Welt vor sich ging. Wie gerne würde ich doch ihr Gesicht sehen bei der Neuigkeit, dass blutsaugende Wesen unsere Straßen des Nachts unsicher machten.

      Ich zwickte mir in die Wangen, was mich wach machte und meiner blassen Haut ein bisschen Farbe verlieh. Ein letzter Blick in den Spiegel. Die roten Haare trug ich hochgesteckt. Ein paar Strähnen hatte ich nicht erwischt. Sie umspielten sanft mein Gesicht. Meine Augen, die der türkisen Farbe des Wassers der Südsee in nichts nachstehen, waren etwas rot vor Übermüdung, dennoch leuchteten sie hervor. Ihr Ton passte hervorragend zu dem Kleid in Ultramarin, das ich ausgewählt hatte. Ich trat ein Stück von dem großen Spiegel an der Schlafzimmerwand zurück. Ich drehte mich davor und nahm mein Äußeres unter die Lupe. Ich fand mich selten hübsch, aber heute – ja, doch. Ich gefiel mir. „Du bist heiß“, säuselte ich meinem Spiegelbild zu und warf ihm eine Kusshand zu, „ein echter Blickfang.“

      „Und total selbstverliebt und СКАЧАТЬ