Die Jägerin - In Alle Ewigkeit. Nadja Losbohm
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Название: Die Jägerin - In Alle Ewigkeit

Автор: Nadja Losbohm

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Jägerin

isbn: 9783742769404

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СКАЧАТЬ umschloss ich seine Hand und zog ihn mit mir mit. Schweigend liefen wir eine Weile durch die Straßen, wobei ich uns zielstrebig Seitenstraßen entlangführte, um Begegnungen mit ehemaligen Nachbarn, die sich womöglich auch noch um diese Uhrzeit draußen herumtrieben, zu vermeiden. Meine Taschenlampe hielt ich in meiner Hand und ließ ihren Lichtstrahl munter umher hüpfen. Nicht aus einem bestimmten Grund. Es war vielmehr zu meiner Ablenkung. Nach beinahe einer viertel Stunde, in der die Stille schwer auf uns gelastet hatte, hielt Michael den Zustand nicht mehr aus und blieb stehen. Da wir uns immer noch an den Händen hielten, war ich gezwungen, ebenfalls stehen zu bleiben. Ich ließ den Strahl meiner Taschenlampe an Michael hinaufwandern und hielt ihn mitten in sein Gesicht. Er kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf weg. Ich senkte das Licht auf seine Brust, wofür er sich bedankte. „Wenn du dich darauf vorbereitest, mir eine Standpauke zu halten, solltest du dir im Klaren sein, ich weiß bereits, was du sagen willst.“

      Ich schüttelte den Kopf „Das weißt du nicht“, stellte ich klar und ließ seine Hand los. „Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht, ebenso wie ich keinen blassen Schimmer habe, was in dir vorgeht, weil du nicht mit mir redest. Du ziehst es vor, den Starken zu markieren, den Fröhlichen und Zufriedenen raushängen zu lassen, obwohl du weder das eine noch das andere bist. Wir haben so viel miteinander durchgemacht, und dennoch siehst du dich außerstande, mit mir zu reden?“ Die Worte kamen nur so aus mir herausgesprudelt. Ich wusste nicht, woher sie kamen. Ich hatte zuvor noch nie an sie gedacht, und ich fragte mich, wer sie mir einflüsterte. Es war unheimlich und trotzdem entsprachen sie der Wahrheit. Sie drückten alles aus, was ich fühlte. Michael setzte zu einer Antwort an, doch ich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. „Du warst für mich immer ein Licht in der Welt. Aber nun hast du deine Leuchtkraft verloren. Das macht mich traurig, auch weil ich mich frage, ob es an mir liegt. Bin ich es, die dein Licht wegnimmt?“ Er schüttelte vehement den Kopf und verneinte die Frage entschieden. „Wieso kehrst du dann zu deiner Vergangenheit zurück und das nicht nur heute Nacht, sondern auch schon davor? Und bevor du fragst: Ich habe meine Mittel und Wege, Dinge herauszufinden, die ich dir aber nicht verraten werde.“

      Um seine Mundwinkel zuckte es. „Soll ich raten? Alex.“

      Ich reckte das Kinn in die Luft. „Ich bin nicht befugt, dir das zu sagen.“

      Er nickte und lächelte, wurde aber rasch wieder ernst. „Ich weiß, ich habe nicht weise gehandelt, und ich verstehe, dass du wütend-“

      Ein markerschütternder Schrei ertönte hinter mir. Michael riss die Augen auf und deutete hinter mich. „Vorsicht!“, rief er. Ich wirbelte herum und sah den Vampir, der wie ein Vogel im Sturzflug vom Dach des Hauses segelte, das zu unserer Rechten war. Leichtfüßig landete er auf dem Asphalt und funkelte uns mordlüstern an.

      „Kann man sich denn hier nicht einmal in Ruhe unterhalten, verflucht nochmal?“, schrie ich, zog meine Pistole und feuerte auf ihn. Ohne Probleme traf ich sein Herz. Der Vampir fiel nach hinten und schlug heftig auf dem Boden auf. Ich wandte mich zu Michael um. „Red‘ weiter“, forderte ich ihn ungerührt auf. Er blinzelte mich verdutzt an, aber auch Bewunderung lag in seinem Blick. Er war stolz auf seine Schülerin, seine Frau. Er schüttelte den Kopf, um das soeben Gesehene loszuwerden.

      „Ich verstehe, dass du wütend auf mich bist, und ich entschuldige mich aus der Tiefe meines Herzens bei dir.“

      Ich schnaubte durch die Nase. „Das da“, ich deutete auf den Blutsauger, den ich erschossen hatte, „hätte dir jeder Zeit passieren können, und ich wäre nicht da gewesen, um dir zu helfen. Du hättest dich nicht einmal verteidigen können. Du hättest sterben können. Jedes verdammte Mal, als du dort standest.“ Meine Stimme schraubte sich mit jedem weiteren Wort in die Höhe. Ich keifte wie eine Furie. Michael starrte mich erschrocken an. Ich war mir nicht sicher, ob es wegen meines Geschreis war oder weil er der Wahrheit endlich ins Gesicht blickte. Ich seufzte und atmete tief durch. Mein Pulsschlag beruhigte sich allmählich. „Ich möchte dir gern helfen, dein Licht wiederzufinden, aber ich habe keine Ahnung, wie. Du musst mir helfen, dir zu helfen.“ Ich setzte einen Fuß vor den anderen und ging auf ihn zu. Mir entging nicht, dass er vor mir zurückwich, und ich wunderte mich über seine Reaktion, bis ich mir der Pistole in meiner Hand bewusst wurde, die ich immer noch fest umklammerte. Schnell verstaute ich sie im Halfter unter meinem Mantel. Michael entspannte sich merklich und ließ es zu, dass ich näher kam. Als ich vor ihm stand, nahm ich seine Hände in meine. Ich führte sie an meine Lippen und küsste sie zärtlich. „Ich liebe dich, Michael, und ich mache mir Sorgen um dich.“

      „Ich liebe dich auch, Ada“, flüsterte er. Er entzog sich meinen Händen, umfasste mein Gesicht und beugte sich zu mir herunter. Doch statt mich zu küssen, wie ich es erwartete, sah er mir nur tief in die Augen und sagte: „Ich habe mehrere Jahrhunderte in dieser Kirche gelebt. Es war das Einzige, was ich kannte. Ich habe immer daran geglaubt, immer gedacht, dass die Menschen sich eines Tages ändern, die Kreaturen der Nacht aussterben und meine Existenz vorüber sein würde. Nur eines von diesen drei Dingen hat sich erfüllt und auch nur bedingt. Die Vampire gibt es noch. Ich bin wieder ein sterblicher Mensch, kann mich frei bewegen, erlebe die Vor- und Nachteile einer Welt, die ich mir nicht einmal ansatzweise ausgemalt habe. Im Internet Filmchen über die moderne Technik zu sehen, ist eine Sache. Sie tatsächlich zu berühren, zu erleben ist etwas ganz anderes. Manches jagt mir Angst ein. Und auch wenn du glaubst, ich genieße mein Leben, meine Freiheit, weil ich mit dem Motorrad durch den Regen brause – oft genug überfordert mich dieses neue Leben. Ich vollführe einen Spagat zwischen meinem neuen Ich und dem alten, wenn ich Gottesdienste für meine ehemaligen Gemeindemitglieder halte und im nächsten Moment durch ein grell erleuchtetes Shoppingcenter laufe. Ich habe oft das Gefühl, als würde mein Kopf bald platzen, weil er überlastet ist.“

      „Dann lass es“, sagte ich mit Nachdruck, „die Gottesdienste, meine ich. Wenn dich diese Verbindung zu deinem alten Ich behindert, in deinem neuen Leben Fuß zu fassen, dann zerschneide sie.“

      Er schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht. Sie zählen auf mich. Sie brauchen mich.“

      Ich nahm seine Hände von meinem Gesicht und sah ihn mit finsterer Miene an. „Vielleicht ist es eher so, dass du sie brauchst und du willst sie gar nicht loslassen.“

      Michael seufzte und ließ den Kopf hängen „Vielleicht hast du Recht“, gab er zu. Ich spürte, wie der Ärger über seine Worte in mir hochkochte. Es gefiel mir nicht und verletzte mich. „Diese Verbindung zu meiner Vergangenheit gibt mir Halt, Ada. Willst du sie mir mit Gewalt nehmen?“, fragte er. Der schmerzliche Ausdruck in seinen Augen traf mich in meinem Innern. Aber nicht nur er empfand Schmerz und war hin- und hergerissen. Natürlich wollte ich ihm helfen und alles tun, damit er sich in meiner Welt zurechtfand und wohlfühlte, aber ich wollte diejenige sein, die ihm Halt bot. Rosalie sollte sein Halt, sein Anker sein. Anstatt dass die Diskussion uns einer Lösung näher brachte, schien sie uns nur weiter zu entzweien. „Gib mir noch ein wenig Zeit, Liebste, und ich verspreche dir, ich gehe dort nicht mehr hin“, flüsterte Michael. Seine Zusage erinnerte mich stark an die, die ich ihm einst gegeben hatte – damals, als mich das Flussmonster fasziniert hatte. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und umarmte mich. Mein Kinn ruhte auf seiner Schulter, und ich starrte die Seitenstraße entlang, an deren Ende ein Pärchen vorbeilief. Sie hielten Händchen und schwebten mehr als dass sie gingen. Frisch verliebt? Wartet es nur ab. Die Zeiten ändern sich, dachte ich.

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