Die Jägerin - In Alle Ewigkeit. Nadja Losbohm
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Название: Die Jägerin - In Alle Ewigkeit

Автор: Nadja Losbohm

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Jägerin

isbn: 9783742769404

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СКАЧАТЬ umzudrehen und ihn anzusehen. Ich sah nicht, dass er mir dicht auf den Fersen war und ließ die Haustür hinter mir achtlos zufallen. Erst als ich ein Klopfen hörte, blieb ich stehen und wandte mich um. Michael breitete die Arme aus und sah mich flehentlich, ihn reinzulassen, an. „Was ist los? Hast du keinen Schlüssel?“, trällerte ich mit süßer Stimme.

      „Komm schon, Ada. Lass mich rein“, bettelte er und rüttelte am Türgriff, als würde es irgendetwas nützen.

      „Erst wenn du zugibst, dass du verantwortungslos gehandelt hast“, sagte ich, ging zur Tür und blieb vor dem Glas stehen.

      Michael schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. Ich betrachtete seine nassen Haare, die schwer von seinem Kopf hingen. Einige Strähnen kräuselten sich und standen in sämtliche Richtungen ab. „Du hast Recht. Ich sehe es ein, Ada. Ich war verantwortungslos, und nun lass mich bitte rein. Vom Herumstehen wird mir allmählich kalt hier draußen“, meinte er.

      Ich zuckte mit den Schultern. Es war mir egal, ob er fror. Er war selbst schuld daran. Ich hätte ihn gern noch länger schmoren lassen, aber wenn er mich mit seinen dunklen Augen so reumütig ansah, wurde mein Herz weich und auch meine Knie. Das weiße T-Shirt, das vom Regen durchtränkt und beinahe durchsichtig gemacht worden war und mehr von seiner makellosen Brust zeigte, als mir im Moment lieb war, tat sein Übriges, mich sanftmütiger zu machen. Ich legte eine Hand auf die Türklinke, die von innen angebracht war, und sagte: „Wenn nicht um meinetwillen, dann doch um Rosalies willen. Vergiss deine Tochter nicht, wenn dir schon solche waghalsigen Freizeitaktivitäten in den Sinn kommen“, sagte ich und öffnete die Tür. Für einen Moment starrte Michael mich mit großen Augen an. Ich sah, wie der Adamsapfel an seinem Hals auf und ab hüpfte, als er wegen meiner Worte schwer schluckte. Offenbar waren sie genau das, was er hatte hören müssen. Ich nickte zufrieden, wandte mich um und lief die Treppe hinauf zum Fahrstuhl. Nur wenige Sekunden vergingen und patschende Schritte folgten mir nach. Als Michael sich zu mir gesellte, verströmte er eine unangenehme Kälte, die mich dazu brachte, die Arme um mich zu schlingen, aber ich nahm auch den herrlichen Duft von Regen wahr, den er mit sich ins Haus trug. Ich wandte leicht meinen Kopf zu ihm und musterte ihn von oben bis unten. Missbilligend verzog ich den Mund. „Ich sehe es schon wieder lebhaft vor mir: du, krank im Bett, wegen der Dummheiten, die du machst!“

      „Es tut mir leid“, flüsterte er. Er hob seine Hand und strich mit seinem Zeigefinger über meine Wange. Die kühle Berührung ließ mich zusammenfahren. Ich drehte hastig meinen Kopf weg und trat einen Schritt beiseite, um mehr Abstand zu ihm zu bekommen. Ich hörte Michael schlucken. „Verzeihung“, murmelte er. Meine Reaktion verletzte ihn.

      „Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagte ich und blickte hinauf zu der Anzeige, die mir verriet, in welcher Etage der Fahrstuhl sich befand.

      „Es tut mir leid, Ada. Es war nicht meine Absicht -“

      „Dann hör auf damit!“, zischte ich. Ich blickte ihn mit grimmiger Miene an, aber die Tränen in meinen Augen entschärften mein Auftreten. „Wenn dir etwas passiert wäre – bei dem Wetter sind die Straßen rutschig. Da verliert man leicht die Kontrolle. Du bist nicht mehr allein, Michael! Du hast eine Familie. Rosalie braucht dich. Sie liebt dich über alles. Ich will nicht, dass sie ohne dich aufwächst.“ Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus. Ich konnte sie nicht aufhalten und sagte viel mehr, als ich beabsichtigte. Er musste nicht über alles Bescheid wissen, was in mir vorging. Nicht, wenn er selbst Geheimnisse vor mir hatte. Solch ein Wie du mir, so ich dir-Benehmen konnte ich nicht ausstehen. Immun war ich dagegen allerdings nicht. „Du hast mich verlassen, bist gestorben und wieder zurückgekommen. Du hast ein zweites Leben geschenkt bekommen und setzt es waghalsig aufs Spiel. Ich verstehe, dass du viel verpasst hast, aber benimm dich nicht wie jemand, der in seiner Midlifekrise steckt und alles nachholen will, was geht, egal um welchen Preis.“ Ich redete mich geradezu in einen Rausch, und irgendwann wusste ich nicht mehr, was aus mir sprach: die Sorge um ihn, mein Neid auf ihn, dass er alles tat, was er wollte und sein Leben genoss, oder immer noch die Wut, weil er sich von mir auf so überzeugende Weise verabschiedet hatte, obwohl er mit Gott bereits einen Pakt geschlossen hatte, dass er wieder zurückkommen würde. Mir war durchaus bewusst, hätte er gegen die Schweige-Regel verstoßen, würde er nun nicht vor mir stehen. Nichtsdestotrotz saß der Stachel tief. Die Emotionen, die ich damals durchlebt hatte, waren durch das Geschehene wieder an die Oberfläche getragen worden.

      „Ada.“ Sein Flüstern war so sanft wie eine Feder, die über meine Haut strich und mich erschauern ließ. „Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll außer, dass es mir leid tut. Du hast vollkommen Recht. Ich habe nicht nachgedacht, habe meinen Gefühlen nachgegeben, ohne darauf zu achten, was gut für Rosalie ist – und für dich.“ Seine Finger angelten sich eine rote Haarsträhne, die sich aus dem Knoten in meinem Nacken gelöst hatte. Er steckte sie mir hinter das Ohr und umschloss mit seiner Hand meine Wange. Als ich mich ihm entziehen wollte, umfasste er mein Gesicht mit beiden Händen. Ich kannte diesen Trick. Er hatte es schon oft getan. Und doch überraschte es mich. Michael trat auf mich zu. Ich legte meine Hände auf seine Brust und stemmte mich gegen ihn. Der nasse, kalte Stoff war widerlich. Ich wollte ihm nicht nahe sein. Meine Bemühungen blieben fruchtlos. Ich war stark, in vielerlei Hinsicht, aber Michael war stärker. Er drückte mich fest an sich und ich landete in einer Duftwolke riechend nach Regen, Freiheit, Abgasen und Mann. „Vergib mir, meine Königin. Ich habe dir wehgetan. Es tut mir leid.“ Ich erwiderte etwas darauf, doch gepresst gegen seinen Oberkörper kam nur ein unverständliches Genuschel aus meinem Mund. Michael lehnte sich ein Stück zurück, sah zu mir hinunter und wartete darauf, dass ich meine Worte wiederholte.

      „Du hast Recht: Du hast mir wehgetan“, sagte ich, was sein Gesicht dazu brachte, dass es sich vor Schmerz verzog.

      Michael lehnte seine Stirn an meine. Als er sprach, strich sein warmer Atem über mein Gesicht. „Ich liebe dich. Du darfst das niemals vergessen“, hauchte er. Leichter gesagt als getan. In mir tobte ein Sturm der unterschiedlichsten Gefühle: Wut, Traurigkeit, Zuneigung, Sorge, Enttäuschung. Ich wusste nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte: den der Versöhnung oder den des Streits? „Und liebst du mich denn auch?“, fragte Michael. Anscheinend erwartete er auf seine zärtliche Liebeserklärung eine herzzerreißende Reaktion meinerseits. Mein Schweigen dauerte ihm wohl zu lange, also wagte er den Frontalangriff.

      „Im Moment nicht besonders“, konterte ich und stieß ihn von mir weg. Der Fahrstuhl klingelte, die Türen glitten gemächlich auf und ich trat in die hell erleuchtete Kabine ein. Ich drückte auf die Taste für unsere Etage und den Knopf, der das Schließen der Türen beschleunigte. Obwohl ich schnell handelte, war es zu langsam für Michael. Flink schlüpfte er in den Fahrstuhl und beraubte mich der Möglichkeit, ihm eines auszuwischen.

      „Du verletzt mich, Ada“, bemerkte er.

      Ich zuckte mit den Achseln. „Du hast es nicht anders verdient.“

      „In Ordnung. Sind wir dann jetzt quitt?“

      Im hellen Licht des Fahrstuhls stehend konnte ich seine Erscheinung besser betrachten als im Hausflur, der nur von einer statt zwei Lampen erleuchtet worden war. Bei seinem Anblick lief mir das Wasser im Munde zusammen. Es gehörte verboten, so sexy zu sein. Die ausgeblichene Jeans, deren Farbe durch den Regen viel dunkler wirkte, saß eng an Michaels langen Beinen und ließ wenig Raum für Fantasie, besonders in einer gewissen Region auf der Vorderseite. Auf der schwarzen Lederjacke lagen die Wassertropfen wie kleine Perlen. Er musste sie während seines Höllentrips auf dem Motorrad offen gelassen haben, da sein T-Shirt völlig durchnässt war. Es klebte auf seiner Haut, die dunkel durch den Stoff hindurchschien. Seine Muskeln und andere anatomische Besonderheiten zeichneten sich deutlich ab. Er hätte nicht mehr preisgeben können, wäre er nackt gewesen. Ich leckte mir unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen und staunte nicht schlecht, als Michael die Jacke auszog, die Arme ausbreitete und sich um die eigene Achse drehte, sich mir präsentierend von allen Seiten. Als er mit dem Gesicht СКАЧАТЬ