Herrschaft der Hyänen. Richard R. Bernhard
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Название: Herrschaft der Hyänen

Автор: Richard R. Bernhard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742757319

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СКАЧАТЬ ja titanisch. Es musste ein ausgewachsenes Exemplar sein. Die Ohren waren nach oben gerichtet, die Vorderbeine auf den Boden gedrückt, es schien als sei dieser Panther in Lauerposition und zu einem Sprung bereit. Dabei würde der dicht behaarte Schwanz die Funktion eines ‚Steuerruders‘ übernehmen, überlegte er, zielgenau könnte ihn so dieses massig erscheinende Tier anspringen.

      Ein Schauer lief über seinen Rücken, Gänsehaut bildete sich, panische Angst überfiel ihn. Er konnte spontan keinen klaren Gedanken fassen. Der Atem stockte. Er hatte gelesen, es gäbe menschenfressende Leoparden. Ihm ging durch den Kopf - 'nicht weglaufen, direkten Blickkontakt vermeiden, Augenkontakt werden in der Tierwelt als Zeichen von Aggression wahrgenommen, Leoparden nur aus den Augenwinkeln betrachten, damit sie nicht die eigene Angst bemerken'. Blitzschnell nahm er die Büchse von der Schulter, entsicherte es und zielte auf das Ungeheuer auf dem großen Felsblock. Zum sofortigen Schießen konnte er sich nicht entscheiden. Ringsum unheildrohende Stille – Grabesstille. Einige Vögel schwirrten über ihn durch die Luft.

      Immer die Feuerwaffe im Anschlag, ging er bedächtig, winzige Schritte machend, Schritt für Schritt rückwärts. Plötzlich drang die Löwenjagdsymbolik in sein Bewusstsein. Im Mittelalter sah man die menschenverschlingenden Löwen als Symbol für unheilvolle, todbringende Mächte. Dalheim wagte nicht, einen Ruf in Richtung der vorausgegangen, weit entfernten Jagdfreunde zu geben.

      Der Leopard schaute zu ihm starr und unentwegt. Was tun? Sein Empfinden von Panik, seine Angst um Leib und Leben ließen nach. Er bildete sich ein, schon sehr weit weg von diesem Tier zu sein. Er wagte einen direkten Blick auf die Bestie, sie drehte den Kopf und lief weg. Schnellen Schrittes eilte er seinen Kumpanen hinterher. An einer Biegung hatten sie auf ihn gewartet.

      „Vor wenigen Minuten – eine Raubkatze mit riesigem Schwanz auf dem Felsen über mir“, schilderte er aufgeregt und mit Unterbrechungen, „majestätisch … im Hinterhalt wartend, auf Lauer liegend … zum Sprung bereit. Ich dachte jeden Moment macht sie einen Satz auf mich … und bohrt ihre Zähne in mein Fleisch … und beißt sich… unwiderruflich fest …“.

      Auf seine stockend vorgetragene Schilderung der Erlebnisse reagierten die anderen mit lautem Lachen. Das kränkte ihn sehr.

      „Du Bekanntschaft mit Schneeleoparden gemacht“, sagte Sascha, der Jagdhelfer. „Schneeleopard keine Gefahr für Mensch, ist friedlich. ... Es war Glück, dass du ihn gesehen. … Forscher suchen ihn das gesamte Jahr und sehen ihn nur ein- oder zweimal. Er lebt im Gebirge – über tausend Meter. Vielleicht ist krank. Kam weiter nach unten. Sucht hier Futter.“

      „Ja, der Schneeleopard hat sein Reich weit oben, in den großen Bergen gleich unter dem Himmel, dort hat er seine Jagdgründe, dort lauert er auf Bergziegen und Steinböcke“, ergänzte Michael Derling, der mitreisende Jagdfreund, Publizist und Experte im Jagen.

      Die Waidmänner kamen zurück zur Jagdhütte, es war fast dunkel. Sie suchten die Rindenstücke und Holzspäne zusammen, die sie tagsüber in der Sonne trocknen ließen, schichteten sie in dem eisernen Ofen, der in der Ecke der Holzhütte stand, übereinander und begannen Feuer zu machen. Das Feuer wollte nicht brennen. Es drang sehr viel Rauch aus dem Ofen in den Raum.

      Sascha Kempf, der Jagdhelfer, Mittvierziger mit kurzem Oberlippenbart und kleiner Strickmütze gab Hinweise: „Zuerst Ofenklappe öffnen, dann Ofentür. Nicht umgekehrt.“

      Auf dem Ofen stand eine Pfanne, in der Speck und Zwiebeln angebraten und danach Eier eingerührt wurden. Nach dem Essen saßen sie noch beisammen, sprachen über die Erlebnisse des Tages und streckten sich anschließend auf den Schlafpritschen aus.

      Sascha schlief im hinteren Teil seines abseits stehenden Gefährts.

      Als am folgenden Morgen die ersten Lichtstrahlen durch das kleine Fenster in die Hütte drangen, waren zwar von den Jagdfreunden keine Schlafgeräusche mehr zu hören, aber keiner wollte als erster aufstehen. Jeder wartete, dass der Nachbar das Bett verließ und Feuer in dem eisernen Ofen in der Ecke machte. Öffnen der Ofenklappe, dann der Ofentür – nicht umgekehrt. Das Wasser im Teekessel musste zum Sieden kommen – frischer Teeaufguss, ausgiebiges Frühstück. Was übrig blieb, wurde in den Rucksäcken mitgenommen. Sie überprüften die Ausrüstung, besprachen die Marschroute und komplettierten die Kleidung.

      Für den Jäger gab es zwei Tageszeiten, an denen er auf jagdlichen Erfolg hoffen konnte. Morgens – wenn der Tag begann – jagte er in die ‚Sonne hinein‘ - am Abend nutzte er das letzte ‚Büchsenlicht‘, die letzten Sonnenstrahlen.

      Vor der Hütte hörten sie ein Auto. Konstantin – der Jagdführer – holte sie im Geländewagen ab, um sie zu Futterstellen und aussichtsreichen Jagdgebieten zu fahren und ihnen Stellen relativ hoher Wilddichte zu zeigen.

      Konstantin Mautner, Endfünfziger mit Dreitagebart und schwarzem, kurzem Oberlippenbart trug den gesamten Tag eine Karakulmütze. Sie hatte die Form eines Schiffchens und war aus dem Fell des Karakul-Schafs gefertigt. Er hatte sie schräg nach hinten aufgesetzt, so dass vorn die dunklen Haare heraus schauten. Die Jackentaschen an der abgewetzten, erdfarbenen Joppe waren ausgebeult. Sie fuhren etwa eine Stunde. Konstantin stellte den Spritfresser seitlich auf einer verbreiterten Stelle eines Waldweges ab, alle stiegen aus und nahmen ihre Ausrüstung mit.

      Sie marschierten über Hügel, kraxelten über felsiges Gelände, überquerten Grasflächen mit Buschwerk und kamen in lichten Mischwald. Nun wurde der Wald dichter.

      Für Dalheim begann mit dem Wald ein anderer Raum – mehr als nur ein Standort von Bäumen. Er war für ihn ein friedvoller Ort der Schönheit, Romantik und Ruhe. Schon als Kind konnte er stundenlang im Wald umherstromern.

      Konstantin und Sascha führten die Jagdtouristen über Waldsteppenflächen. Sascha erläuterte die unterschiedlichen Vogelarten, die in der Luft kreisten oder auf einzeln stehenden Bäumen saßen.

      Dalheim genoss den freien Raum des fernöstlichen Waldes. Der angeblich im Mann verankerte Jagdtrieb steuerte ihn. Nicht das Töten von Tieren, das er eher als unangenehm empfand, diktierten seine Handlungen beim Jagen, sondern die Emotionen beim Beobachten, Auflauern, Nachstellen, Überlisten und letztlich das ‚Besitzen‘ bestimmten sein Jagdmotiv. Der Tod des erlegten Tieres war nur das unausweichliche Resultat am Ende eines erfolgreichen Jagdtages.

      In der Heimat war die Romantik der Jagd im Rückzug. Hier – in den Weiten der Gebirgslandschaft spürte er das Gefühl der Urwüchsigkeit und der Unberührtheit. Er wünschte sich die Erhaltung dieser Naturbelassenheit. Ein Gefühl der Unbeschwertheit erfasste ihn.

      Sie gingen weiter auf einem Waldweg, den hohe Sibirische Lärchen einsäumten. Ein leichter Gegenwind blies aus Richtung des angesteuerten Jagdreviers. Allmählich erwachte die Natur. Über dem Wald sah man Vögel Flugbahnen ziehen. Konstantin erläuterte, an der orangen Bänderung an der Unterseite erkenne man den Sperber.

      Es waren kaum Geräusche wahrzunehmen. Das Knacken der Äste unter den Jagdstiefeln der Jäger war weithin zu hören, denn in der Früh schien im Wald totale Stille zu herrschen. Um eine erfolgreiche Jagd zu haben, musste man dem Ort sehr nahe kommen, wo das Wild ruhend seine Nacht verbracht hatte. Mit Vorsicht pirschten sich die Jäger auf schmalen Pfaden durch den Wald. Mit dem Feldstecher nahmen sie die Vorgänge an den von Konstantin betreuten Futterplätzen in Augenschein. An Wildschweinen hatten sie kein Interesse. Großwild sahen sie an diesem Morgen nicht. Aber am Nachmittag erlegten sie Sibirische Steinböcke und Federwild, das sich am Balzplatz aufhielt.

      Konstantin versprach, die Trophäen zu präparieren und für den Transport vorzubereiten. Sie lauerten Sibirischen Braunbären auf. Dalheim hielt Ausschau nach Tieren mit prächtigen Geweihen, er wollte imposant wirkende Trophäen mit nach Hause nehmen. Maral, Elch oder Steinbock müssten doch vor СКАЧАТЬ