Herrschaft der Hyänen. Richard R. Bernhard
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Название: Herrschaft der Hyänen

Автор: Richard R. Bernhard

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742757319

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СКАЧАТЬ aus Interesse nach dieser vergorenen Stutenmilch, die auch als ‚Milchwein‘ bezeichnet würde. Er verzog beim Trinken sein Gesicht.

      „Sehr gewöhnungsbedürftig - ja, säuerlich, prickelnd - aber dazu dieser mandelartig-käsige Geschmack, nein kein weiteres Glas“, kommentierte er.

      Dalheim überlegte plötzlich, weshalb Konstantin den Gewürzstreuer aus seinem Jackett gezogen und dieser nicht auf dem Tisch gestanden habe. Weshalb er nur zaghaft eine winzige Spur des angeblichen Gewürzes auf seinen Teller gestreut habe und bei ihm und den anderen beiden aber mit vollem Schwung mehrmals beachtliche Mengen ausgeteilt habe. Er fragte sich, kam überhaupt etwas aus dem Streuer, wenn man nur zögerlich das Gefäß bewegte. Konstantin hatte danach den Behälter tüchtig auf dem Tisch aufgestoßen und geschüttelt, ehe er über die anderen Suppen streute. Was war in diesem Gewürzsteuer wirklich? Ein unwohles Gefühl durchzog seinen Körper. Er bildete sich ein, dass ihm übel werde. Er stand auf, fädelte seine Beine über die Sitzbank, was nicht ganz so einfach war, er konnte schlecht das Gleichgewicht halten. Er lief vorsichtshalber einige Schritte, falls er sich übergeben müsste. Aber das Gefühl verstärkte sich nicht, vielleicht waren es nur psychosomatische Vorstellungen, sagte sich Dalheim. Er ging zum Platz zurück.

      Konstantin nötigte zum weiteren Trinken des ‚Wässerchens‘ und erzählte von seiner Familie, die in den dreißiger Jahren an der Wolga wohnte. Sein Vater sei im Zweiten Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft geraten, daraufhin sei die gesamte Familie nach Südsibirien umgesiedelt worden. Der Vater sei in Deutschland als Zwangsarbeiter im Arbeitslager an der Staumauer einer Talsperre umgekommen. Sein Sohn Sergej arbeite jetzt im westlichen Deutschland in Nähe eines Stausees.

      Da blitzte ein Gedanke in Dalheim auf.

      „Ach Konstantin! - Der Sergej ist dein Sohn? Welch ein Zufall. Aber ja, natürlich, ... Sergej Mautner. In der Tat, Sergej arbeitet seit einiger Zeit in unserer Firma. Er hat uns die Reise hierher empfohlen und vermittelt. Aber dass sein Vater hier Jagdführer ist, hat er nicht erwähnt.“

      Der Vater Konstantin hatte schon lange vor dem Eintreffen der Jagdtouristen die Fotos und Kommentare erhalten.

      Das Gespräch stockte. Dalheim fühlte sich auf einmal sehr schläfrig, manche Gegenstände sah er nicht mehr scharf. Die Sache mit dem Gewürz schien nicht geheuer. Er wollte noch einmal aufstehen und versuchen, sich abseits zu übergeben. Er konnte sich nicht erheben. Er war ohne Hilfe nicht imstande, seine Beine über die Holzbank zu schwingen. Neben ihm bemühte sich Werle aufzustehen, mit Verrenkungen im Sitzen, schaffte er es, die Beine nach der anderen Seite zu schwingen. Beim Gehen schwankte er stark. In Dalheims Kopf kreisten Gedanken. - 'Der Schadstoff muss raus! Aber wie? Mit welchem Mittel soll ich gerade ins Jenseits befördert werden? Was passiert jetzt in meinem Körper?' - Dalheim wurde es übel. Er kämpfte mit Würgereizen. Aber es gelang ihm nicht, den Mageninhalt wieder von sich zu geben.

      Hubertus empfahl, die Unterkunft aufzusuchen. Als sie zum Wagen gingen, wurden sie von Konstantin und Dimitri - Dimitri Surkow, einem anderen Jagdhelfer, gestützt. Konstantin fuhr die Jagdtouristen zur Jagdhütte. Sie fühlten sich sehr müde und matt, sie legten sich sofort auf ihre Schlafpritschen, nachdem sie schwerfällig die Jagdkleidung abgelegt hatten.

      Konstantin begleitete sie in die Hütte. Er schaute in den Ofen und legte Holz nach, hantierte an der Ofenklappe. Sie war nun verschlossen. Er ging hinaus, kramte in seinem Auto, wartete längere Zeit, kehrte in die Hütte zurück, schaute sich um. Es schien, als schliefen die Jagdreisenden bereits. Er verweilte kurze Zeit in der Gästeunterkunft, verließ sie mit einem dickgefüllten Sack auf dem Rücken, den er zu seinem Gefährt transportierte und ablegte. Er wiederholte die Prozedur. Wieder hatte er beim Verlassen des Holzhauses einen Sack auf dem Rücken und zusätzlich Tragefutterale – wahrscheinlich mit Flinten - unter den Armen. Alles wurde im Wagen verstaut. Er bückte sich und suchte unter dem Sitz nach einem Gegenstand. Konstantin erinnerte sich in diesem Augenblick an die Worte eines Popen, der zur Gemeinde von der Kanzel der Kirche, in der er als Zwölfjähriger auf der Bank bedächtig lauschte, die Macht und Gewalt des Satans schilderte, wenn sich Frauenspersonen im Winter mit untergestellten Kohlentöpfen erwärmen wollten. Der ‚Kohlendampf‘ raube gar leicht den Menschen das Leben.

      Auch in der Holzhütte wirkte er bereits.

      Konstantin holte aus dem Auto den Reservekanister und verteilte den Inhalt innen und außen an der Hütte. Er schleuderte ein brennendes Streichholz in Richtung der Touristenunterkunft, eilte zum Auto und fuhr mit seinen Schätzen zügig davon. In den Weiten des Altai gab es keine Feuermelder, keine einsatzbereite Feuerwehr, das Feuer konnte ungebremst am Holzhaus wüten.

      Wenige Tage, nachdem im mittelasiatischen Hochgebirge Konstantin Mautner die Jagdtouristen nach der Zusammenkunft am Lagerfeuer in die Jagdhütte begleitet hatte, meldeten Zeitungen und Journale:

      - Drei deutsche Jäger verbrannten in Sibirien –

      Auf tragische Weise kamen auf einer Jagdreise im russischen gebirgigen Grenzgebiet zur Mongolei zwei hoch dotierte Manager und ein Journalist in den Flammen ums Leben. Sie jagten auf Sibirische Wildarten. Nach einer gemeinsamen rustikalen Mahlzeit abends im Freien saßen die Jagdtouristen noch beisammen und suchten nach Mitternacht die Jagdhütte auf. Einige Stunden später entdeckte der Jagdführer, der weitab in seinem Auto kampierte, Rauch zwischen Bäumen, der aus der Hütte drang. Als er die Tür der Hütte öffnete, entstand durch den Luftzutritt heftiges Feuer. Die Jagdhütte mit den Waidmännern brannte ab.

       Der Feuertod war im römischen Altertum eine verbreitete Variante der Todesstrafe. Die Inquisition verurteilte im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit Ketzer und Hexen auf dem Scheiterhaufen zum Tode. Kaiser Friedrich II. und der Papst Gregor IX. ordneten im Mittelalter für hartnäckige Abtrünnige und angebliche Hexen den Feuertod an.

       Wirken auf den Organismus dauerhaft Temperaturen von über 45 °C verändert sich die Struktur der Eiweiße. Es kommt zum Funktionsverlust. Bei weiterer Temperaturerhöhung koaguliert das Eiweiß, so dass die Haut und das darunter liegende Gewebe lehmfarben aussehen. Ab 140 °C beginnt die Blasenbildung, dann die Zerstörung der Zellelemente. Oberhaut, Lederhaut platzen auf. Das Feuer erfasst die Unterhaut mit den Fettpolstern, die zu schmelzen beginnen. Ab 250 °C brennt das Fleisch, Die Flammen werden nun vom herausquellenden, verflüssigten Fett unterhalten. Die Feuerzunge dehnt sich aus, erfasst die Gliedmaßen, den gesamten Körper. Durch starke Hitzeeinwirkung schrumpfen Muskulatur und Sehnen der Beuger und Strecker, es kommt zu einer Beuge- und Streckstellung der Extremitäten. Sie wird als ‚Fechterstellung‘ bezeichnet. Der Laie deutet diese Stellung gemütsbetont, als Ausdruck von Schmerzen und einer Abwehr, wie die eines Boxers. Das Gewebe wird schwarzgrau und trocken. Bei 400 °C setzt die Karbonisation ein – das Gewebe verkohlt.

       Hitzebedingt verringert sich das Volumen von Körperflüssigkeiten, Schrumpfung tritt ein. Die Hitze der Flammen zerstört und verändert den menschlichen Organismus in einem unfassbaren Ausmaß. Häufig ist die Körperform nicht mehr zu erkennen. Die Knochen behalten ihre Gestalt.

      Noch wenige Tage vorher marschierten die drei Jagdfreunde Florian Dalheim, Frank Werle und der Jagdpublizist Michael Derling in der Hochebene des fernöstlichen asiatischen Hochgebirges an der mongolischen Grenze, das mit Wald und Moor, mit steil abfallenden Hängen und vielfältiger Flora bedeckt war, über Hügel, überquerten Grasflächen mit Buschwerk, durchstreiften Mischwald und kletterten über felsiges Gelände.

      Florian Dalheim musste seine Jagdstiefel neu binden, während die anderen Jäger auf einem schmalen Pfad ins Tal abstiegen und zwischen Felsbrocken, Buschwerk und Heidekraut zügig den Rückmarsch antraten. Er verlor deshalb den Anschluss. Als er sich wieder aufrichtete, Rucksack und Büchse auf dem Rücken in Position brachte und in die Gegend schaute, blickte er direkt in die funkelnden Augen eines Schneeleoparden, СКАЧАТЬ