Die Endzeitpropheten. Hermann Christen
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Название: Die Endzeitpropheten

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742730626

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СКАЧАТЬ den Rat der Väter im Gespräch sei.

      Hirsch runzelte die Stirn. Die Meldung schreckte verdrängte Erinnerungen aus dem Tiefschlaf auf. Die Katholische Kirche…

      "Käptn!"

      "Sir!" Käptn Hirsch salutierte.

      Major Grands Blick schweifte verärgert zwischen dem jungen Offizier und den Bildschirm.

      "Was soll das?"

      "Sir?"

      "Pfeifen sie ihr Einsatzkommando zurück."

      "Sie meinen die Aktion gegen die Katholiken?"

      "Ja. Was sonst."

      "Sir. Es liegen Informationen vor, dass die Anführer nicht zugelassene Dokumente in ihrer Gemeinde besprechen."

      Grand winkte ab.

      "Sie steigern sich da in etwas hinein. Die sind harmlos."

      "Sir, ich muss widersprechen. Die Agenten, die sie überwachen, berichten von mehreren Vorfällen, in denen staatszersetzendes Gedankengut öffentlich beraten wurde."

      "Öffentlich…", bellte der Kommandant gereizt, "die Versammlungen dieser Handvoll friedlicher Leute nennen sie öffentlich. Für sie sind wohl auch Familienfeste öffentliche Veranstaltungen, Käptn."

      "Nein, Sir."

      Grand stand auf, strich sich das Haar glatt und sprach ruhiger weiter: "Käptn Hirsch, diese Aktion könnte falsch verstanden werden."

      "Wir tun unsere Pflicht, Sir."

      "Was sind das für Beweise", brüllte der Major unvermittelt, "von Agenten der untersten Vertrauensstufe…"

      "Sie stellten mir keine anderen zur Verfügung, Sir", unterbrach Hirsch seinen Vorgesetzten kalt, "und wie sie wissen, unterstehen die Katholiken nicht der Implantationspflicht, die nach dem Technikeraufstand eingeführt wurde."

      Hirsch machte eine Pause und blickte Major Grand direkt in die Augen: "Ich frage mich, wieso?"

      Grand blitzte ihn zornig an: "Was weiß ich. Aber was ich weiß ist, dass sie dabei sind, Mist zu bauen. Wo war ihr Verstand, als sie diese Agenten beauftragten? Der eine säuft, der andere steht in Verdacht, gegen Gesetze zu verstoßen. Ich bin enttäuscht, Käptn, dass sie diesen Berichten blind vertrauen."

      "Sir, die Aktion ist notwendig. Erinnern sie sich an den Technikeraufstand. Da haben wir zu spät gehandelt."

      "Das können sie doch nicht vergleichen. Die Techniker glaubten, dass sie mehr Rechte als der Durchschnittskolonist haben. Sie zettelten einen Aufstand an und besetzten Kuppel 10, um ihre Forderungen durchzudrücken. Wo ist da die Verbindung zu den Katholiken?"

      "Ich halte die Katholiken für genauso gefährlich", insistierte Hirsch, "haben sie sich ihre Lehre schon angesehen, Sir?"

      "Ja, sie singen und beten und versuchen gut zu sein."

      Hirsch lachte schmerzlich auf: "Sir, in der Altzeit kaschierten alle Irrlehren ihre wahren Absichten wie schleimige Marktschreier die vorgeben, nicht am Geld, sondern am Glück ihrer Kunden interessiert zu sein: Wohlstand für alle, Frieden für alle, Gerechtigkeit etc. etc."

      Er grinste gequält: "Wie wir heute wissen, ergab sich daraus eine äußerst explosive Konstellation."

      "Sie sehen zu schwarz", winkte Grand harsch ab, "die Katholiken sind seit langer Zeit Teil unserer Gesellschaft und sind nie aufgefallen. Ihre, wie sagten sie, Irrlehre, ist im schlimmsten Fall lächerlich."

      "Nein", widersprach Hirsch überzeugt, "Eingleisige Denkweisen machen aus Mitmenschen Feinde. Ideologien ernähren sich von Menschen. Sir, bei allem Respekt, sie unterschätzen die Brisanz."

      Grand schluckte seinen Ärger hinunter. Er wusste, dass Hirsch einer der kommenden Leute war. Doch da war dieser Befehl von oben. Er wechselte die Taktik.

      "Käptn, sie überreagieren."

      "Sir, wie sie konnte ich in der höheren Offiziersschule die wahre Geschichte der Altzeit studieren."

      "Mensch, Hirsch, das alles ist längst überwunden. Die Fehler von damals sind ausgemerzt."

      "Nein, Sir, das sehe ich anders. Die Katholiken sind in der Altzeit stehen geblieben. Sie haben nichts dazu gelernt, Sir."

      "Mag sein, aber sie stören nicht. Haben sie Kenntnis über einen Vorfall, in den die Katholiken verwickelt waren? Musste die ÜKo je eingreifen?"

      "Sir, dass sie still halten macht sie zusätzlich verdächtig. Ihre Lehre steht in Konkurrenz zum Regime."

      "Gerede. Nichts als Gerede."

      "Sir, es geschieht nichts, nur weil man etwas sagt. Aber es geschieht etwas, wenn man es immer wiederholt."

      Grand winkte gereizt ab: "Sie zitieren Cato? Was Besseres fällt ihnen dazu nicht ein?"

      "Sir, aus den Berichten geht klar hervor, dass sie die Macht der Väter nur dulden. Sie huldigen ihrem Gott, von dem sie sich allerhand versprechen."

      Grand scrollte durch die Akten und ging nicht auf Hirschs Vorwürfe ein.

      "Sir, vor zehn Jahren bei den Technikern haben wir zu lange zugewartet. Ein Präventivschlag wird uns viel Ärger ersparen."

      Grand erkannte, dass er den Käptn nicht überzeugen konnte.

      "Ich befahl", brüllte er unvermittelt los, "dass diese Aktion gestoppt wird."

      "Es ist falsch", beharrte Hirsch und fügte nach einer Sekunde zynisch: "Sir." an.

      "Was erlauben sie sich! Sie provozieren aus einer Laune heraus einen Aufstand! Das Vorgehen der ÜKo beim Technikeraufstand war sehr hart und viele meinen immer noch, dass wir zu hart vorgegangen sind. Damals verloren wir viel Wissen."

      "Sir, damals waren wir nicht zu hart, sondern zu spät. Hätten wir rechtzeitig reagiert und die die führenden Köpfe eliminiert, wäre es nicht so weit gekommen. Ohne Kopf beißt die Schlange nicht, Sir."

      "Sie rufen ihre Leute zurück. Jetzt. Unverzüglich!"

      "Sir!"

      "Ich wiederhole mich nicht mehr."

      Hirsch stellte die Aktion ein. Er vermutete, dass Grand nicht von sich aus handelte, sondern Befehle befolgte. Egal, wer oder was dahintersteckte, für ihn war es nur ein weiterer Grund, die Kirche als Feind einzustufen, den man nicht aus den Augen lassen durfte. Er vertiefte sich in ihre Lehre, studierte ihre Geschichte. Er kannte die längst verstorbenen Gestalten, die von ihr verehrt wurden.

      Er traute den Betbrüdern nicht, die sich auf ihren Propheten Kevin, einem abgehalfterten Junkie, ein Kolonist, der rund hundert Jahre nach der Großen Säuberung auftauchte und die Gemeinden in der Kolonie und auf der Erde zusammenschweißte, beriefen. Kevin verkündete damals, dass jeder Einzelne für seinen Weg zu Gott verantwortlich sei. Das widersprach der bewährten Doktrin der Kolonie: das Glück der Gemeinschaft wird zum Glück des Einzelnen.

      Er СКАЧАТЬ