Die Endzeitpropheten. Hermann Christen
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Endzeitpropheten - Hermann Christen страница 4

Название: Die Endzeitpropheten

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742730626

isbn:

СКАЧАТЬ dem Meteor? Werd endlich erwachsen. Die ÜKo hat die Kuppel platt gemacht, um den Technikeraufstand nieder zu schlagen."

      "Ja, ja. Technikeraufstand. Es war ein Meteor, der vor 50 Jahren einschlug. Hast du die Videos nie gesehen?"

      Tino seufzte. Keiner wollte die Wahrheit erkennen. Er wusste aus vertrauenswürdigen Quellen, dass damals eine Revolte der Techniker rücksichtslos niedergeschlagen wurde. Seit damals war die Kolonie nicht mehr in der Lage, alle Systeme sauber zu warten.

      Sandgestrahlte Kolonisten wie Steve waren blind für solche Tatsachen. Sie verschlossen ihre Augen und glaubten wie Kleinkinder, dass da nichts ist, wo man nichts sieht. Für diese Ameisen legte das Regime die Duftspur, an der entlang sie blind durchs Leben stolperten. Wenn sich die Väter räusperten, warfen sich die Ameisen ehrfürchtig in den Mondstaub nieder.

      "Wo war ich?"

      Steve zuckte desinteressiert mit den Schultern.

      "Ich hab's wieder: der Laden stagniert. Ich glaube, die Väter verheimlichen uns, wie schlecht es wirklich um die Kolonie steht. Darum haben sie damals auch die künstliche Schwerkraft in den Kuppeln abgestellt."

      "Was für ein Quatsch! Die sind nicht abgestellt, sondern reduziert. Außerdem weiß jeder, dass es für den Körper gesünder ist, nur der Mond- und nicht der Erdschwere ausgesetzt zu sein. Das sieht man alleine schon daran, dass wir grösser sind als Erdlinge jemals waren."

      "Falsches Väter-Palaver. Wenn es so gesund wäre, wie die da oben behaupten, warum gibt es trotzdem noch 0,5 und 1G-Zonen? He? Doch irgendwann werden sie über ihre eigenen Lügen stolpern. Du wirst es noch erleben. Dein Professor voll den Durchblick."

      Steve winkte ab. Becker war ein weltfremder Phantast, der nicht müde wurde, die Altzeit zu verehren. Eine Vergangenheit, die Milliarden Menschen das Leben kostete und nicht mehr von Belang war.

      Was nutzte es zu wissen, dass vor dem Großen Rumms ein gewisser Jesus mit einem gewissen Obama die Magna Charta geschrieben hatte, Tut-Ench-Amun daraufhin mit den Tempelrittern Napoleon besiegte, weil sich dieser anschickte, die Francophonie flächendeckend einzuführen. Das lag alles weit zurück und die Kolonisten taten gut daran, den Verrücktheiten der Altzeit keine Beachtung zu schenken. Die Kolonie entging dem Konflikt, der vor zweihundertfünfzig Jahren die Erde überzog, den größten Teil der Menschheit dahinraffte und die technischen Errungenschaften zerstörte. Zurück blieben Ruinen, verpestete Luft und Elend. Und ein paar Millionen Menschen, die sich heute noch bei jeder Gelegenheit die Köpfe einschlugen. Wenigstens war das mittlerweile solides Handwerk und wurde nicht mehr ferngesteuert.

      Es war vorbei und diejenigen, welche das ganze Chaos in Gang setzten, waren genauso zu Staub zerfallen wie ihre Opfer. Die große Säuberung war nur noch eine flüchtige Erinnerung und Becker das bärtige Relikt davon, das irgendwie überdauert hatte.

      "Wilde Theorien", seufzte Steve und drehte den Umschlag in seinen Fingern.

      "Falsch. Nur weil du die Augen schließt, ist nicht alles in Ordnung. Ich sag's dir!", lachte Tino humorlos auf, "Ihr jungen Leute, du und deine Saufkollegen, merkt nicht einmal, dass ihr nur denkt und redet, was die Väter euch erlauben zu denken und zu reden. Aber echt jetzt!"

      Tino schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

      "Wer anders denkt, der bekommt sein Fett weg. Leute wie ich, die zu sagen wagen, was krumm läuft."

      "Die Kolonie funktioniert nur, wenn alle mitziehen. Du lässt dir einen kranken Zahn ja auch ziehen, bevor er dich völlig lahmlegt."

      "Du hast keine Ahnung", widersprach Tino heftig.

      "Deine Artikel werden nicht veröffentlicht, weil sie Unsinn sind und die Leute beunruhigen, obwohl es keinen Grund dafür gibt."

      "Quatsch. Die da oben haben nur Angst, dass ihre Schäfchen anfangen nachzudenken. Wer denkt, stellt Fragen. Das fürchten die Väter."

      Steve wandte sich ab. Tino hatte keine Ahnung, wusste nicht Bescheid über den Professor. Wusste nicht, dass er einer seltsamen Sekte, die sich die Katholiken nannte, angehörte und daran glaubte, dass ihr Religionsstifter, der Jesus mit der Magna Charta, die Fähigkeit gehabt haben soll, Wasser in Wein zu verwandeln und anschließend darüber zu gehen. Märchen! Bei der Schwerkraft auf der Erde war es unmöglich, über Wasser oder Wein zu gehen.

      Es war einfach so, dass Becker nie etwas über Telespeak tat. Steve vermutete, dass der Professor gar nicht wusste, wie Telespeak funktionierte.

      Er riss den Umschlag auf. Papier roch widerlich! Der hohle Abgesang von getöteten Pflanzen. Er zog einen gefalteten Zettel aus dem Umschlag.

      "Und?"

      Steve grinste und hielt Tino den Zettel hin. Er griff gierig danach. Papier hatte er weiß Gott wie lange schon nicht mehr gefühlt. Er blickte erwartungsvoll auf die Notiz. Seine Mundwinkel rutschten nach unten.

      "Er erwartet dich in der Uni. Ist das alles?"

      Er reichte den Zettel enttäuscht zurück.

      "Ja."

      "Und dafür treibt er einen solchen Aufwand? Der Kerl ist verrückt!"

      "Eben hast du ihn noch als cleveren, vorausschauenden Skeptiker, der sich nicht alles auf die Nase binden lässt, bezeichnet. Die Wahrheit ist, dass Becker unter Verfolgungswahn leidet. Er hat dauernd das Gefühl, dass er einer großen Sache auf Spur ist, die ihn zum Ziel für Spionage und Abhöraktionen mache."

      "Genau meine Rede. Sag ich doch…"

      "Er ist ein Spinner! Wenn es um verrückte Verschwörungstheorien geht, stellt er dich problemlos in den Schatten."

      Steve tippte auf den Zettel.

      "Und Becker schreibt noch, dass ich vorsichtig sein und mich vergewissern soll, dass ich nicht beschattet werde."

      "Wer sollte das tun? Dafür gibt's doch die Implantate"

      "Eben!"

      "Vielleicht hast du Recht", meinte Tino schulterzuckend und schnappte den nächsten Keks.

      Hirsch

      Kommandant Hirsch blickte hoch, als die wachhabende Kadettin Blanc an den Rahmen der offenen Tür klopfte und saltutierte.

      "Ja, Kadett?"

      Die junge, sportliche Frau räusperte sich.

      "Objekt 5288. Sir. Es ist aktiv."

      Hirsch gefiel die Ernsthaftigkeit, wie sie ihren Auftrag wahrnahm. Sie verkörperte das gesunde Material, aus dem sich das Überwachungskommando ÜKo bediente. Sie hatte das Zeug für das Elitetraining und dafür, sich für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Es zeichnete sie aus, dass sie auch geisttötende und langweilige Aufgaben, wie einen Praktikumseinsatz, mit ernstem Eifer erledigte. Und darüber hinaus konnte sich mit ihr jeder Mann auf jeder beliebigen Party sehen lassen.

      "Objekt 5288?"

      "Ein Uniprofessor. Becker. Unterrichtet Prä-Hi…"

      "Prä-Historik. Katholik. Ich erinnere mich."

      Blanc СКАЧАТЬ