Schlussstein. Peter Gnas
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Название: Schlussstein

Автор: Peter Gnas

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741809613

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СКАЧАТЬ Explosion wurde mit Plastiksprengstoff herbeigeführt. Um einen möglichst großen Schaden anzurichten, wurden an zwei Stellen Bomben platziert. Eine bei der Gastherme und die andere dort, wo die Gasleitung in die Küche führt. Wir haben die Bomben bewusst an diesen Stellen positioniert, um die Schäden zu maximieren.“

      „Ich weiß nicht, was Sie mit Ihrem Telefonat bezwecken. Ich habe aber keine große Lust ...“

      Der Anrufer unterbrach in schroff: „Ich hatte gesagt, dass Sie den Mund halten sollen!“ Er machte eine kurze Pause. Erkundigen Sie sich bei der Polizei, ob sie Hinweise auf Sprengstoff gefunden hat. Wenn nicht, werden die Experten anhand meiner Angaben schnell etwas entdecken.“

      „Wissen Sie eigentlich, wie es am Explosionsort aussieht? Das wird nicht so einfach sein, dort etwas zu finden.“

      „Natürlich werden die etwas aufspüren.“

      Die Stimme klang kalt und berechnend. Rotberg musste an das Gespräch mit Sabrina Hamm denken. Ein Soziopath? Er sah sie an – sie ahnte wohl, woran er dachte.

      „Jetzt nehmen wir mal an, dass es stimmt, was Sie behaupten. Was ist Ihr Ziel? Gibt es politische Forderungen? Sind Sie Deutscher?“

      Der Anrufer lachte gekünstelt: „Sie meinen, ob ich Islamist bin. Nein.“

      „Wenn es sich heute tatsächlich um einen Anschlag gehandelt hat und Sie wirklich dahinter stecken, müssen Sie doch Ziele haben.“

      „Lassen Sie die Konjunktive. Erstens war es eine Bombenexplosion. Zweitens wurde sie durch uns ausgelöst.“

      „Wer ist wir?“

      „Verdammt noch mal, Sie hören zu, ich rede! Natürlich haben wir ein Ziel – ein einziges, ganz banales Ziel. Wir wollen Geld! Viel Geld!“

      „Wie viel?“

      „Einhundert Millionen Euro.“

      Es entstand eine Pause. Der Redakteur überlegte wohl, wie es weitergehen kann.

      „Wer soll die Summe bezahlen?“

      „Ist mir völlig egal. Sie? Die Stadt? Die Republik? Der amerikanische Präsident? Vollkommen gleichgültig“.

      „Ihren Namen verraten Sie mir nicht zufällig, oder?“

      Der Anrufer lachte rau.

      „Wie geht es jetzt weiter?“

      „Sie spielen der Polizei das Band vor. Hat die bisher nichts gefunden, wird Sie, da bin ich ganz sicher, aufgrund unseres Telefonats zum Erfolg kommen. Bis zu den Tagesthemen ist ja noch Zeit. Ich möchte, dass die entscheidenden Passagen dieses Gesprächs gesendet werden. Sonst bleibt es ungemütlich.“

      „Zünden Sie dann eine weitere Bombe?“

      „Wie sagten Sie und Franz Beckenbauer: Schau’n mer mal!“

      Es knackste in der Leitung. Der Redakteur fragte in die unterbrochene Verbindung: „Hallo?“

      Das Telefonat war beendet. In den Gesichtern am Tisch war bereits während der Wiedergabe jede denkbare Emotion abzulesen: Skepsis, Überraschung, Ungläubigkeit, Entsetzen. Jetzt herrschte Schweigen. Was konnte man sagen?

      Rotberg hob die Hand und redete sofort los: „Wir waren bis eben unterwegs“, damit machte er eine Handbewegung zwischen Sabrina Hamm und sich. „Wir haben uns in der Klinik mit der Kindergartenleiterin unterhalten. Hiervon wussten wir nichts. Was ich natürlich zuerst wissen möchte: Hat man an der Stelle, an der die Küche war, einen weiteren Hinweis auf einen Sprengsatz gefunden?“

      Rotberg sah seine Leute an, den Polizeipräsidenten und den Senator.

      Polizeipräsident von Berghausen hob kurz die Hand: „Darf ich?“

      Senator Frank gab ihm mit einer Geste das Wort.

      „Ja, wir haben Hinweise auf eine zweite Explosionsstelle entdeckt. Wir und die Spezialisten der Feuerwehr hätten das auch ohne das Telefonat gefunden, allerdings nicht mehr heute.“

      „Das bedeutet dann doch, dass der Anrufer authentisch ist, oder?“, fragte Rotberg.

      „Bei aller Vorsicht, davon müssen wir ausgehen“, antwortete der Senator.

      Eine solche klare Aussage aus dem Munde des Innensenators der Freien Hansestadt Bremen wischte die letzten Zweifel aus den Gesichtern der Skeptiker. Die einen schwiegen betreten, andere murmelten etwas zu ihren Sitznachbarn. Niemand wusste im Grunde, wie man beginnen sollte.

      Sabrina Hamm räusperte sich und hob die Hand.

      „Für alle, die mich nicht kennen, mein Name ist Sabina Hamm, ich arbeite im Team von Polizeihauptkommissar Rotberg. Nachdem wir heute im Erdbeerweg dabei waren, als die ersten Hinweise auf eine Bombe zutage kamen, sind Herr Rotberg und ich zum Klinikum Ost gefahren. Auf der Fahrt dahin haben wir überlegt, wer hinter so einem Anschlag stecken könnte. Im Laufe des Gesprächs fiel irgendwann das Wort Soziopath. Ich sehe, dass Herr Sikorski in der Runde sitzt. Was sagen Sie dazu?“

      Der Angesprochene setzte sich sofort aufrecht in den Sessel. Dr. Hans-Werner Sikorski war selbstständiger Psychologe und Therapeut. Er arbeitete regelmäßig für die Ermittlungsbehörde als Berater und Fallanalytiker sowie gelegentlich als Gutachter in Gerichtsverfahren. Ein schlanker, hochgewachsener Mann von Ende fünfzig mit grauem, immer noch vollem Haar und tief eingeschnittenen Lachfalten um die Augen. Er trank einen Schluck Wasser, bevor er antwortete: „Frau Hamm, da haben Sie mich kalt erwischt. Sie wissen ja“, sagte er in die Runde, „Psychologen und Rechtsanwälte legen sich nicht gern fest.“

      Einige Anwesende lächelten – andere mochten bei der ernsten Sachlage keinen Humor.

      „Als ich dem Telefongespräch zugehört hatte, gingen mir parallel die Bilder von heute durch den Kopf. Die kühle Rationalität in der Stimme und die grauenvolle Tat – ich denke ganz ähnlich wie Sie.“ Dabei sah er Sabrina Hamm direkt an.

      Rotberg bemerkte diesen Blick. Sikorski war trotz seines Alters ein ausgesprochener Frauentyp – attraktiv, intelligent und charmant. Und er kannte seine Wirkung auf Frauen sehr genau. Rotberg fühlte sich solchen Männern gegenüber stets ein wenig unterlegen. Er zwang sich, gedanklich beim Fall zu bleiben.

      „Ich kann kein Gutachten aus der Hüfte schießen“, fuhr Sikorski fort, „ich spüre aber die Gefährlichkeit, die in dieser Stimme liegt.“

      „Würden Sie sagen, dass er ein Einzeltäter ist?“, fragte Wesselmann.

      Der Psychologe dachte nach. Er ließ sich so viel Zeit, dass die, die gerade etwas auf ihrem Block notierten, aufsahen, um zu sehen, ob Sikorski die Frage gehört hatte. Das hatte er und legte sich offenbar die nächsten Worte zurecht.

      „In der ersten Betrachtung weiß ich es nicht – mein Wissensstand ist der gleiche wie der Ihre.“ Er machte erneut eine Pause. „Während die Aufnahme lief, habe ich an der Stelle, als er die Forderung von einhundert Millionen Euro stellte, darüber nachgedacht, wie groß wohl die Menge Geld in Kilogramm und Volumen sein muss. Er wird ja nicht alles in Fünfhundert-Euro-Scheinen nehmen wollen – wenn er überhaupt Bargeld fordert.“

      Sikorski СКАЧАТЬ