Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf. Dieter Krampe
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Название: Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf

Автор: Dieter Krampe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753115719

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      Nach fünfundzwanzig Minuten betritt Frank Thiel das Stadion durch den Seiteneingang. Robert erkennt ihn sofort. Sein dunkelbraunes St. Pauli-Trikot trägt er über einem Norweger-Pullover und sticht damit deutlich aus dem Einheitsblau der DSC-Fans heraus. Er sprintet die Treppe zur Reihe 5 hoch, ignoriert manche Bemerkung, ob er sich nicht in der Tribüne geirrt hätte, und hangelt sich zum Platz neben Schibulsky durch. Die beiden Kriminalen begrüßen sich freudig mit Handschlag.

      In dem Augenblick fällt das 0:1. St. Pauli scheint durch das Erscheinen seines eingefleischten Fans plötzlich motivierter und erzielt durch Lennart Thy den Treffer.

      „Ein Glück, dass ich endlich da bin. Ansonsten würde ja die Kiez-Glücksgöttin fehlen!“, ist Thiels überschwänglicher Kommentar.

      Zur Halbzeitpause diskutieren Schibulsky und Thiel das, was ihnen bisher geboten wurde. Thiel sieht eindeutige Vorteile für die Hamburger, Schibulsky tröstet sich mit einer Bratwurst und holt für sie noch zwei Bierbecher.

      Nach 61 Minuten markiert Christopher Nöthe sogar das 0:2; das Spiel ist damit praktisch entschieden. Als Reaktion darauf wechselt der Bielefelder Trainer Stefan Krämer endlich den zweiten Stürmer ein. Dem polnische, 20-jährigen Eigengewächs, Kacper Pryzbylko, der gerade wieder vom 1. FC Köln zurückgekommen ist, gelingt aber acht Minuten später per Kopfball das 1:2. Danach werfen die Arminen alles nach vorne, holen die berühmte „Brechstange“ raus, und die Zuschauer erleben nun einen wahren Krimi. Und tatsächlich, die 92. Minute ist bereits angebrochen. Wie ein Déjà-vu kommt es erneut zur Flanke über die linke Seite der Bielefelder. Und wieder steht Pryzbylko richtig und wuchtet das Leder unhaltbar zum 2:2-Ausgleich mit dem Kopf in die Maschen.

      Schiedlich, friedlich Unentschieden. Auf dem Rasen war es ein wahrer Kampf, die beiden Kommissare aber sind letztlich ob des Remis zufrieden und gratulieren sich gegenseitig.

      Robert bringt den Münsteraner nach der Partie per Stadtbahn zum Bahnhof. Dessen Zug fährt erst in vierzig Minuten. Daher betreten sie das „Bierstübchen“, das gegenüber dem Hauptbahnhof liegt. Beim zweiten Pils sind sie beim „du“ angelangt.

      Da Frank bisher noch kein Sterbenswörtchen zu seinen Recherchen in Münster gesagt hat, spricht Robert ihn jetzt direkt darauf an:

      „Sag´ mal, Frank, hast du eigentlich nichts Neues in der Sache Charlotta Bernaschek herausbekommen?“

      „Ach, das hätte ich bei aller Freude auf das Spiel des FC St. Pauli ja fast vergessen. Dir zuliebe habe ich ihren zuletzt bekannten Aufenthaltsort aufgesucht und bin mit meinem Fahrrad zur Avendruper Str. 13 im Münsteraner Norden rausgefahren. Das liegt übrigens idyllisch direkt am Flüsschen Werse und wird von ein paar Studenten der Westfälischen Wilhelms-Universität bewohnt.“

      Thiel zieht jetzt einen winzigen Notizblock aus der Hosentasche und referiert weiter:

      „Deine Charlotta hat tatsächlich mit ihren Freund Nasreddin bis kurz vor Weihnachten ebenfalls dort gewohnt. Dann sind sie von heute auf morgen verschwunden. Allerdings kamen dann vorübergehend deren beiden Freunde Agneta Kubulus und Steffen Herbst in die WG, wobei sie kurz nach Silvester ebenfalls wieder ohne Abmeldung plötzlich weg waren.“

      „Steffen Herbst wurde ja kurz darauf wegen Entführung und Erpressung festgenommen und sitzt noch in Untersuchungshaft im Allgäu“, erklärt Robert.

      „Eine der Studentin erzählte mir, sie habe vor zwei Wochen eine Ansichtskarte aus Gdansk in Polen erhalten. In ihr haben sich die beiden Mädels gemeldet. Sie wären gut angekommen, hätten einen neuen Schutzengel gefunden und müssten nicht mehr auf der Straße arbeiten.“

      Robert fragt dazwischen:

      „Du meinst, beide sind jetzt in Polen und gehen auf den Strich?“

      „Du sagst es, wahrscheinlich Edelnutten, für ausländische Geschäftsleute in gehobenem Etablissement.“

      „Hat sonst noch jemand etwas gesagt?“

      „Einer der Informatikstudenten, der sich übrigens besonders witzig vorkam, erzählte mir, ohne dass die anderen etwas hören konnten, dass einige Wochen vorher ein polnischer Mann, so Anfang dreißig, fast 2 m groß und mindestens 120 kg schwer, bei ihnen aufgetaucht wäre. Er glaubte sogar, dass da was zwischen ihm und Charlotta gelaufen wäre.“

      „Hat er auch den Namen des Mannes gesagt?“

      „Er war sich nicht sicher. Christof oder Christian oder so. Alle anderen konnten mir überhaupt nichts sagen.“

      „Danke, Frank, da sich die Freundinnen der Täter von Oberstdorf im Ausland untergetaucht sind, dürfte der Fall ja abgeschlossen sein. Ich hatte nämlich die Befürchtung, dass der Rest der damaligen Gruppe, die ihren Hauptschullehrer in Bielefeld vors Gericht gebracht hatten, ihre Kumpel vielleicht rächen wollen.“

      „Nun mal langsam mit den jungen Pferden, Herr Ex-Hauptkommissar, du hast wohl zu viel Fernsehen geguckt.“

      „Nee, das ist es nicht. Aber meine Enkelin Britta kannte die Truppe aus der Schule. Und die war bei der Tötung diese Bobos in Oberjoch dabei. Als Geisel.“

      Thiel zuckt beim Namen Britta mit beiden Augenlidern:

      „Ich weiß nicht, ob das was bedeutet, Robert, aber mir fällt gerade ein, dass diese Sarah, die mir von der Ansichtskarte erzählt hat, erwähnte, dass Charlotta sich mal fürchterlich über einen Anruf aufgeregt hat und sie zu Agneta sagte, es sei diese blöde Britta gewesen.“

      Kapitel 8 - Oytalhaus, Oberstdorf 09.02., 15:45

      Das Oytal liegt oberhalb der Erdinger Arena im Osten der Marktgemeinde Oberstdorf und wurde in Vorzeiten durch den Oybach als nach Osten abzweigendes Tal zwischen Schattenberg, Nebelhorn und Riffenkopf eingeschnitten. Über die Oystraße erreicht man in 1010 m Höhe nach ca. 6 km das Oytalhaus, das in seinen Gasträumen bis zu 120 Personen bewirten kann.

      Die letzten Sonnenstrahlen fluten von Westen her das einsame Tal; ein Steinadlerpaar zieht hoch oben seine Kreise, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Abendschmaus.

      Pächter Xaver Leitner feiert heute seinen 75. Geburtstag. Nach dem Tod seiner Frau Josefine im letzten Sommer ist die Gastwirtschaft leider ziemlich heruntergekommen. Die starke Hand seiner Frau führte die vier 450-Euro-Jobber am kurzen Zügel. Nun wurde das Personal immer phlegmatischer, der Service begann offensichtlich schlechter zu werden. Das vergangene Wintergeschäft sank um fast 35 %.

      Dem alten Leitner schwindet zudem der Lebensmut, seine Kinder sind früh in die USA ausgewandert. Daher will er seine Pacht an den Verein der RECHTLER zurückgeben. Eine grundlegende Veränderung steht hier folglich in Kürze an. Wehmütig sitzt der Alte allein auf der Bank im Wintergarten und prostet sich mit einem halb gefüllten Weißweinglas selber zu.

      Aus diesem Grund hat der provisorische neue Vorstandsvorsitzende der RECHTLER, Sägewerksbesitzer Ludwig Geiger aus Dietersberg, zu einem quasi geheimen Treffen ins Oytalhaus eingeladen. Von Seiten der RECHTLER sind der 61-jährige Landwirt Wilhelm Gruber aus Gerstruben und die nach der Ermordung des alten Vorsitzenden aufgerückte Kreszentia Schönauer, die Frau vom Förster aus Anatswald, anwesend. Die Delegation der Marktgemeinde Oberstdorf führt der Erste Bürgermeister Korbinian Einödhofer an. Dazu kommen seine Stellvertreter Pia Zorn-Teuffel und Wilhelm Hintertupfer.

      Überraschend haben sich auch die Finanziers des Museum-Projektes angekündigt. Etwas verspätet fahren ein weißer Mercedes-AMG S63 und ein dunkelblauer Lexus NX СКАЧАТЬ