Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf. Dieter Krampe
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Название: Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf

Автор: Dieter Krampe

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753115719

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СКАЧАТЬ einige höhere Angestellte und Vertreter der Geschäftsleitung der EUROMIX und des Betriebsrates. Sogar der Butler der Gräfin, Jérôme, steht an der Eingangstür, beide Arme in weißen Oberarmschlingen, die sich besonders von seinem schwarzen Jackett abheben. Die tiefen Wunden, die ihm Nicos Kumpel während der Entführung seiner Herrschaft am 2. Januar zugefügt hatte, sind noch nicht verheilt. Dennoch verbeugt sich Jérôme mit leichtem Schmerz im Gesicht, wenn jemand die Kapelle betritt. Zur Überraschung aller erscheint sogar Xenia Winterscheid-Abt, Ulrich geschiedene Frau und deren drei kleine Töchter. Xenia hatte sich nach der Trennung vor zehn Jahren nicht ein einziges Mal um Nico gekümmert. Daher hatten die Winterscheids sie auch gar nicht vom Tod ihres Sohnes informiert. Außer einem kurzen „Hallo, wie geht´s“ ist ihr auch heute nicht viel zu entlocken.

      „Ich habe aus der Zeitung vom Tod meines Sohnes erfahren“, wendet sich Xenia daher auch schnell pikiert ab.

      Nach der kurzen Ansprache des Pfarrers wird die Urne mit Nicos Asche schnörkellos in die vorbereitete ausgehobene Grube hinabgelassen. Die kleine Trauergemeinde verharrt nur kurz vor der Einsenkung, fast scheint es, als würdige niemand die Urne eines Blickes – und löst sich danach binnen weniger Minuten auf. Auch Xenia verschwindet samt Anhang gleich wieder so schnell, wie sie gekommen ist.

      Als alle den Friedhof verlassen haben, löst sich eine Frauengestalt oberhalb der Baumgruppe an der Ulrichskapelle. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet und trägt einen großen Lilienstrauß in der rechten Hand. Am frischen Grab angekommen, wirft sie die Blumen hektisch hinein, wischt sich trotzig Tränen aus dem Gesicht und stapft auf demselben Weg zurück zum nördlichen Ausgang des Alten Aeschacher Friedhofs.

      Aus ihrem Mund kann man vernehmen:

      „Nico, mein Liebster, ich verspreche dir, ich werde dich rächen!“

      Katharina zu Hohenstein und ihr Zwillingsbruder Ulrich besteigen im Süden des Friedhofs den weißen Mercedes-AMG S63, den sie ihrem EUROMIX-Geschäftsführer zu Weihnachten geschenkt hat. Auf schnellstem Wege kehren sie zurück zur Villa Lindenhof am Ufer des Bodensees, um die persönlichen und geschäftlichen Folgen zu besprechen, die sich zwangsläufig durch den Tod Nico Winterscheids ergeben werden.

      Der Justiziar des Internethandels, Dr. Werner Brandenburg wartet schon auf die Gräfin vor der Villa. Jérôme öffnet das große Eingangstor.

      „Bonjour, Monsieur, sehr gut. Madame erwartet Sie bereits.“

      „Ich bin ganz überrascht“, wundert sich der Notar. „Kann wirklich jeder so einfach auf das Gelände der Lindenvilla kommen?“

      „Excusez-moi, was bedeuten „Gelände“, s´il vous plaît?“

      Brandenburg ist eine Erklärung zu umständlich. Er zeigt nur mit der rechten Hand auf die verbundenen Oberarme des Butlers.

      Kapitel 6 - Fiskina in Fischen 06.02., 21:30

      Herbert Vasiljevs, der 60-jährige Besitzer des Restaurants im Kurzentrum „Fiskina“ in Fischen, erhebt sich von seinem geschnitzten Lehnstuhl im Kaminzimmer und rutscht bedächtig neben seinen Gast auf der Kaminbank.

      Mit Dr. Bettina Ziebach, der Notärztin aus der Klinik Oberstdorf, verbindet ihn eine rein platonische Freundschaft, nachdem sich beide während einer Kreuzfahrt in die Karibik im letzten Oktober kennengelernt hatten.

      Die 38-Jährige hatte nach ihrer Scheidung ihre Heimatstadt Hamburg verlassen und Hals über Kopf eine Stelle hier im Allgäu angenommen. Außerberuflich hatte sie kaum Kontakte aufbauen können, so dass ihr die Bemühungen ihres „väterlichen“ Freundes gefielen, sie durch gemeinsame Ausflüge, Theaterbesuche und Essen aufzumuntern.

      Aber jetzt legt er zärtlich den linken Arm um ihre Schultern. Sie lässt es zu, wirft ihm aber einen fragenden Blick zu. Herbert greift nach dem Glas Rotwein, einem Château Mouton Rothschild 2012, von dem er für besondere Anlässe sechs Flaschen für den Vorzugspreis von 2500 € extra aus Bordeaux einfliegen lassen und eingekellert hat. Sie erhebt ebenfalls ihr noch halb gefülltes Glas, und sie stoßen an.

„Bettina, bitte entschuldige meine Anzüglichkeit, aber ich glaube, ich habe eine tolle Neuigkeit für dich.“

      Kapitel 7 - SchücoArena Bielefeld 09.02., 13:15

      Robert Schibulsky wartet seit einigen Minuten am Bürgerpark in Bielefeld an der Stadtbahn-Station der Linie 4 Richtung Lohmannshof. All dressed in blue-white-black, den Vereinsfarben des DSC Arminia Bielefeld, mit Winterjacke, Fan-Schal und Cap und natürlich dicken Wollhandschuhen. Das Thermometer im heimischen Garten hatte nur 6° C angezeigt.

      Nachdem er ein Treffen mit Hauptkommissar Thiel aus Münster vereinbart hatte, hat er sich trotz der Bedenken der behandelnden Ärzte schon nach drei Tagen aus dem Evangelischen Krankenhaus entlassen lassen. Seither muss seine Frau Kerstin die Wundversorgung des MRSA-Befalls übernehmen.

      Der pensionierte Hauptkommissar der Bielefelder Kripo hat gestern Abend die Zusage von Frank Thiel aus Münster erhalten, dass sie das Fußballspiel der 2. Bundesliga gemeinsam schauen können. Der eingefleischte St. Pauli-Fan hat allerdings vor 30 Minuten angerufen, dass er wahrscheinlich etwas zu spät kommen werde. Sein Vater, der als Taxifahrer auch in Münster arbeitet, hat ihn zwar pünktlich zum Hauptbahnhof nach Münster gebracht. Die Regionalbahn nach Bielefeld kann aber noch nicht abfahren, da durch den Sturm in der Nacht einige Bäume die Schienen blockieren, aber in Kürze weggeräumt sein sollen. Thiel rechnet mit einer Stunde Verspätung, will aber in jedem Fall zur Halbzeit da sein.

      Schibulsky hat ihm versprochen, seine reservierte Sitzplatzkarte, Block I, Reihe 5, Platz 15, am Eingang für Rollstuhlfahrer bei „Benno“ Winkelmann, dem Behindertenbetreuer des DSC Arminia, abzugeben.

      Da Thiel noch nicht angekommen ist, geht Robert die fünf Minuten durch den Park, am Max-Planck-Gymnasium vorbei, an dem sein Enkel Sebastian in wenigen Wochen hoffentlich sein Abitur ablegen wird, zum Südeingang der SchücoArena.

      „Hallo, Robert“, begrüßt ihn Jörg „Benno“ Winkelmann. „Ich hoffe, du hast Weihnachten gut verlebt.“

      „Frag´ lieber nicht, ich habe mir in meinem Ferienort einen Oberschenkelhalsbruch eingefangen, jetzt habe ich ein neues Hüftgelenk. Aber wie du siehst, klappt es schon wieder einigermaßen.“

      „Du machst aber auch Sachen, Robert. Als Pensionär sollst du es doch ruhig angehen lassen.“

      „Du, Benno, ich habe heute noch einen Gast. Er kommt extra aus Münster. Aber die Bahn verspätet sich, kannst du ihm diese Karte geben, wenn er hier ist?“

      Bei Arminia Bielefeld bekommt Robert wegen des Schwerbehindertenausweises eine Sitzplatzkarte für nur sechs Euro, inklusive eine kostenlose Karte für einen Begleiter.

      „Geht klar, Robert.“

      Benno wendet sich schon dem nächsten Fan zu, der ihn mit seinem schweren elektrischen Rollstuhl fast umfährt.

      Robert eilt nun so schnell es geht zum Eingang zur Westtribüne. Das Spiel Arminia Bielefeld gegen St. Pauli wird in wenigen Minuten angepfiffen. Er nimmt sogleich seinen Sitzplatz ein und bekommt gerade noch die aktuell einstudierte Choreografie der Südtribüne mit. Zum Schluss wird ein Banner ausgerollt, mit dem an das Stadtjubiläum Bielefelds – 800-jähriges Bestehen – erinnert wird.

      Fast 24.000 Zuschauer wollen heute das erste Spiel im neuen Jahr des Tabellensechzehnten gegen den Sechsten sehen.

      In den ersten vierundzwanzig Minuten plätschert СКАЧАТЬ