Название: Blutiger Kampf ums Museumsdorf in Oberstdorf
Автор: Dieter Krampe
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753115719
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Kapitel 13 - Oytalhaus, Oberstdorf 14.02., 20:30
Auch der Ausschuss des Vereins der ehemaligen RECHTLER Oberstdorfs kommt wegen des Projektes „Hohenstein“ gerade zusammen, nachdem die „Allgäuer Rundschau“ das Ergebnis der Marktgemeinde von gestern Abend veröffentlicht hat.
Verein der RECHTLER, das bedeutet, dass auf die Häuser, nicht die Familien, die darin lebten, von alters her die tradierten "Rechte" verteilt wurden. Zum Beispiel der Anteil an Holz aus dem "Allmende"-Wald, an der Nutzung der Weiden und Almen für das Vieh und anderes mehr. Festgeschrieben, verbrieft, vererbbar, aber unverkäuflich an Nicht-RECHTLER. Heute sind die 327 Rechte auf 270 Personen aufgeteilt, die von 15 Gewählten im Ausschuss vertreten werden.
Vor sechs Wochen wurde der Vorsitzende des dreiköpfigen Vorstands, Xaver Steingasser, ermordet. Seit dieser Zeit führen seine Vertreter Ludwig Geiger (57), Sägewerksbesitzer aus Dietersbach und Wilhelm Gruber (61), Land- und Gastwirt in Gerstruben, den Verein provisorisch.
„Grüß euch Gott, alle miteinander“, eröffnet Geiger die Sitzung hier in der RECHTLER-Gaststätte Oytalhaus. „Zuerst möchte ich heute Abend zunächst unseren verstorbenen Vorsitzenden ehren. Ich glaube, alle stimmen mit ein, unser Xaver hat seine Pflichten bestens erfüllt. Daher darf ich euch bitten, für eine Gedenkminute aufzustehen.“
Alle erheben sich auf Kommando. Im großen Schankraum hört man nur das leichte Knacken des Kaminholzes im Kachelofen.
Anschließend wird der Vorstand gewählt. Wie nicht anders erwartet erhielten Ludwig Geiger 12 Stimmen, Wilhelm Gruber 11 Stimmen. Mit acht Stimmen bekam Kreszentia Schönauer (63), Heilpraktikrtin aus Anatswald, in einer Stichwahl zwei Stimmen mehr als der ebenfalls nominierte Sohn des ehemaligen Vorsitzenden, Dominik Steingasser (28), Besitzer des Kutschbetriebs und Ponyhofs aus Dummelsmoos, und nimmt ab heute auch offiziell den dritten Platz im Vorstand ein. Für Steingasser bleibt daher nur der eher einflusslose Posten als Jugendbeauftragter der Gruppe.
Insgesamt gesehen war die Wahl eine ziemliche Schlappe für die kommende Generation, die zwar auch voll hinter den Traditionen des Vereins steht, aber doch auch Neues fordert, da man ja nicht „ewig gestrig umeinander schleichen“ kann, wie sich der Unterlegene oft äußert.
Nach der überfälligen Wahl kommt Ludwig Geiger zum Hauptthema des Abends: Gestaltung des Museumsdorfes, Tauschhandel von Gelände im Oytal gegen neues RECHTLER-Gebiet in der Birgsau und als brandneues Thema die Erweiterung des Museumsprojektes zur Umgestaltung des Oytals, gemäß der Sitzung mit den Investoren und der Marktgemeinde.
Die ersten beiden Punkte werden schnell abgehakt, sie waren so ja praktisch schon Anfang des Jahres vereinbart. Die Vorstellung, die ruhige Oase der Ruhe südlich des Nebelhorns wird in ein lärmiges, von Autos und Menschen geflutetes Oytal verwandelt, lässt dann aber eine brisante Diskussion, besser schon Wortschlacht, aufkommen, deren Höhepunkt ein kleines Handgemenge zwischen den Kontrahenten wird. Nach einer Stunde beruhigen sich die Gemüter langsam wieder. Die Aussicht, ohne eigene Investitionen am Gewinn des Erlebnisparks „Hohenstein“ beteiligt zu werden, führt dann schnell dazu, dass das Meinungsbild augenscheinlich zur Befürwortung tendiert.
Ludwig Geiger spricht nun ein Machtwort:
„Leute, Leute, nun lasst doch alle mal die Kirche im Dorf. Wir müssen uns heute Abend doch noch nicht endgültig entscheiden. Ich muss nur wissen, ob ich die Möglichkeit unserer Beteiligung nicht von vorne herein ausschließe, dann sind wir nämlich aus dem Spiel und wir können unsere finanziellen Anteile am Museumsdorf und an der Modifizierung des Birgsautals knicken.“
Er schaut zur Uhr.
„Also gebt mir jetzt mal ein Handzeichen, wenn ihr „DAFÜR“ seid!“
Neun Hände heben sich empor. Gegenprobe: fünf dagegen, eine Enthaltung des jungen Steingassers.
Kapitel 14 - Hotel Dolde 14.02., 20:45
Michael und Rosemarie Gruber sitzen in der Küche ihres Hotels. Vor ihnen liegt das Gutachten des von ihnen beauftragten Sachverständigen Dr. Klöbner aus Kempten: Totalschaden an der „Schnatoss-Bar“, Teilabriss des Traditionshotels, da die Brandmauern an der Südseite der Dolde ersetzt werden müssen.
Das heißt für die beiden und für die meisten ihrer Angestellten, dass bis Weihnachten, also fast ein ganzes Jahr lang, alles ruht. Zudem schreibt ihre Feuerversicherung, dass zunächst ein weiterer Sachverständiger die Ursache des Brandes untersuchen wird. Die anfangs angenommene Brandursache, ein defekter Gasheizstrahler, wird angezweifelt, da es Zeugen für eine Brandstiftung bzw. unsachgemäßer Handhabung gibt. Zudem ermittelt erneut die Kripo Kempten.
„Ja mei, Rosi, am besten, man nimmt sich gleich a Strick und erschießt sich damit.“
Michael Gruber schlägt die Hände vors Gesicht.
„Red´ nicht so einen Schmarrn, Michi. Da haben wir schon ganz andere Krisen gemeistert.“
„Ja, da waren wir auch noch jung. Aber jetzt scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben.“
„Komm, trink erst mal einen Schluck. Du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“
„Und gerade jetzt. Ich kann die Konzession für die Bewirtung im neuen Museumsdorf übernehmen, aber die Investitionen dafür kann ich mir schließlich nicht aus den Rippen schneiden. Und die Volksbank will mir so ohne Weiteres keinen Kredit mehr gewähren.“
„Dann lässt du halt die Finger davon. Sei froh, dass uns und den Hotelgästen beim Brand nichts passiert ist. Vielleicht war das sogar ein Zeichen, ein Fingerzeig von oben.“
„Das neue Gasthaus „Hohenstein“ wird bestimmt eine Goldgrube. Dann können wir das Hotel hier ganz neugestalten, mit mehr Zimmern, einem Hallenbad und einem großzügigen Spa-Bereich.“
„Michi, bis wann musst du denn im Museumsdorf zusagen?“
„Bald, Rosi, sehr bald, wenn die Planungen durch alle Gremien sind.“
Michaels Handy läutet:
„Ja hier Hotel Dolde. Sie wünschen?“
„Ja, hallo, ich möchte im März mit einer Gruppe nach Oberstdorf reisen und benötige sieben Doppel- und drei Einzelzimmer“, quakt eine hohe Stimme.
„Leider, leider, Herr ….?“
Gruber wartet, dass der Gegenüber seinen Namen sagt. Aber es herrscht absolutes Schweigen.
„Egal, leider haben wir in den nächsten Monaten keine Zimmer mehr frei.“
„Das ist aber schade, Herr Gruber. Oder ist Ihr Hotel dann immer noch geschlossen?“
Der Anruf kommt Michael immer komischer vor, er schaut fragend seine Frau an.
„Ja, genau, woher wissen Sie das, auf unserer Internetseite ist es noch gar nicht vermerkt. Aber Sie haben Recht, wir müssen kleine Renovierungsarbeiten ausführen lassen.“
„Oha, und das in der Skisaison. Da gehen Ihnen ja bestimmt viele Einnahmen flöten.“
Plötzlich verändert sich die Stimme:
„Aber СКАЧАТЬ