Kyla – Kriegerin der grünen Wasser. Regina Raaf
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Название: Kyla – Kriegerin der grünen Wasser

Автор: Regina Raaf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kyla – Kriegerin der grünen Wasser

isbn: 9783738087871

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СКАЧАТЬ sie erneut Hufgetrappel hörten. »Geh in deine Kammer!« Kyla gehorchte sofort. Olha öffnete die Haustür ein Stück, dann rief sie auch schon: »Den grünen Wassern sei Dank! Zygal, endlich bist du heimgekehrt!« Ohne ein weiteres Wort an Kyla zu richten, verließ sie das Haus und lief ihrem Gefährten entgegen.

      Kyla ging zur Tür und sah, wie Zygal sich vom Pferd schwang und Olha in seine Arme zog. Er hielt sie fest und dann küssten sich die beiden. Kyla wurde bei dem Anblick ganz seltsam zumute. Sie hätte niemals gedacht, dass der Schmied so gefühlvoll sein konnte. Er sah erschöpft aus, seine Kleidung war jedoch sauber und sein Pferd trug auf dem Rücken einige Säcke, die prall gefüllt waren.

      »Was ist hier passiert?« Er blickte sich um und seine Miene wurde düster.

      »Bewaffnete Männer waren hier. Sie wollten Kyla. Aber sie haben sie nicht bekommen. Zygal, das Kind hat sie ganz alleine niedergestreckt. Es war unglaublich! Es war so, wie es uns vorausgesagt worden ist. Es besteht nun kein Zweifel mehr: Sie ist es!«

      Zygal heftete seinen Blick auf Kyla, die immer noch im Türrahmen stand. Er sah nicht freundlich aus. »Eine freudige Erkenntnis – jedoch nicht für uns.«

      »Pssst … sie hört dich doch. Bitte, Zygal, sie kann doch nichts dafür. Es ist unser Schicksal, das wussten wir von Anfang an. Und sieh: Sie hat mir heute das Leben gerettet!«

      »Ja, heute ...« Zygal sah zu den Leichen, die immer noch verstreut lagen. »Ich wusste nicht, was wir mit ihnen tun sollen«, sagte Olha leise. Zygal runzelte die Stirn. »Überlass das mir.« Er wollte sich umdrehen, aber Olha fasste ihn am Arm. »Entweihe nicht den Ort des Vergessens. Ich flehe dich an. Lass ihnen ihren Frieden!«

      Kyla war verwundert über die Worte. Meinte Olha damit etwa die Angreifer? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Es schien ihr, als sei sie um den Frieden anderer besorgt, aber mehr erfuhr Kyla nicht, denn nun kehrte Olha zu ihr zurück und befahl: »Du wirst jetzt schlafen gehen, Kyla. Es war ein harter Tag. Zieh dich um und entleere deinen Körper im Verschlag neben dem Haus. Dann kehrst du sofort zurück!« Kyla nickte und tat, was von ihr verlangt worden war. Als sie den Verschlag verließ, konnte sie sehen, wie Zygal die Körper der toten Männer in den Fluss warf. Ob Olha mit dieser Lösung einverstanden war? Sie ging ins Haus und erkundigte sich danach. »Keine Fragen, habe ich dir doch gesagt. Leg dich nun in dein Bett!« Olhas ernste Stimme ließ Kyla erschaudern. In diesem Moment war von der freundlichen Frau, die für sie sorgte, nicht viel übrig. Kyla wurde klar, dass sie die Flucht doch hätte riskieren sollen. Doch nun war es zu spät, und so legte sie sich hin, worauf Olha ihr sorgsam die Ketten anlegte. »Schlaf gut, mein Kind«, sagte sie dann, drehte sich um und verließ den Raum.

      Kyla lag da und starrte an die Decke. Was für ein seltsamer Tag das doch gewesen war. Es gab so viele Dinge, die sie nicht verstand. Aber sie durfte keine Fragen stellen. Sie war angekettet, aber sie fühlte, dass sie trotz allem auch freiwillig bleiben würde. Wie könnte sie jetzt ernsthaft wieder in die Wälder zurückkehren? Wie sollte sie wie bisher weiterleben können, wenn doch alle Chyrrta sie bereits kannten? Und wie sollte sie Olha und Zygal vergessen können, wenn es so vieles gab, das sie von ihnen unbedingt wissen wollte?

      Kyla ignorierte die Fesseln und schloss die Augen. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen. Vielleicht einer der anstrengendsten in ihrem bisherigen Leben – und in der Tat einer der seltsamsten.

      2. Kapitel

      »Los, wach auf!« Kyla schreckte hoch, als sie gerüttelt wurde. Es war Zygal, der bereits ihre Ketten gelöst hatte und sie unsanft dazu bewegen wollte, das Bett zu verlassen. Kyla fühlte sich schläfrig und schwach. Sie verbarg ihr Gesicht im Kissen und trat nach Zygal, als der sich ihre Beine packte. Er zog sie vom Bett und fing sie auf, kurz bevor sie auf dem Boden landete. Dann warf er sie über seine Schulter und trug sie in die Küche, wo Olha bereits mit dem Frühstück wartete. Zygals Körper bebte, das konnte sie deutlich spüren – vor Zorn? Doch dann hörte sie ihn lachen. Es war ein schreckliches Geräusch – hart und brüchig, so, als hätte er es seit Jahren nicht mehr von sich gegeben und müsse es erst wieder üben. Er ließ Kyla von seiner Schulter gleiten und sorgte dafür, dass sie mit dem Hintern auf einem Stuhl zum Sitzen kam.

      »Iss! Auf dem Teller soll nichts übrig bleiben. Du wirst Kraft brauchen.« Kyla sah auf die Berge von Rührei und erkannte auch einige gebratene Fleischstücke. Sie schaute unsicher zu Olha, die heute ein hübsches Kleid trug.

      »Das ist Speck. Er ist köstlich. Du wirst ihn mögen. Zygal hat ihn mitgebracht. Er stammt von einem der geschlachteten Schweine der Herrscherin. Es sind die fettesten, die du je gesehen hast.« Sie strahlte Kyla an. »Fette Schweine – und zwei davon werden bald uns gehören. Das haben wir dir zu verdanken, Kyla.«

      Zygal klopfte ihr so fest auf die Schulter, dass sie fast vom Stuhl fiel. Nun verstand Kyla gar nichts mehr. Woher kam plötzlich die gute Laune der beiden? »Warum mir?«, fragte sie unsicher. Zygal überlegte. Offenbar wägte er ab, wie viel er ihr verraten wollte. »Weil die Herrscherin der Meinung ist, dass du bislang in deinem Leben zu wenig gegessen hast. Und das stimmt eindeutig.« Kyla wusste, dass das nicht der wahre Grund sein konnte – oder dass es zumindest nur ein Teil der Wahrheit war. Doch Zygal sah nicht so aus, als würde er mehr preisgeben wollen. Er deutete auf den Speck, damit Kyla endlich zu essen begann. Sie nahm ein Stück davon und biss vorsichtig ab. Der Geschmack war mit nichts zu vergleichen. Salzig und knusprig – und dabei so herrlich fettig, dass Kyla sich in Windeseile das ganze Stück in den Mund stopfte. Sie kaute darauf herum und spürte, wie ihr Körper plötzlich hellwach war, um diese herrliche Köstlichkeit ganz bewusst genießen zu können.

      »Gib dem Kind von dem Rula-Sud!«, wies Zygal Olha an. »Lass sie doch mit diesem furchtbaren Gebräu in Ruhe. Soll ich ihr vielleicht auch noch einen Krug Bier einschenken?«

      »Später. Erst mal genügt das Gebräu aus gemahlenen Rula-Käfern.«

      Olha seufzte und wischte sich ihre Hände an einer Schürze ab, bevor sie nach einem Stück Stoff griff, es sich um die Hand schlang und damit eine Kanne hochhob, die auf dem Ofen gestanden hatte. Zygal stellte einen Becher vor Kyla, den Olha mit einer dunklen Flüssigkeit füllte. Kyla sah hinein – es hatte Ähnlichkeit mit einem schlammigen Loch, stellte sie fest. Aber es roch anders. Nicht unbedingt gut, aber doch interessant.

      »Trink!«

      Sie hob den Becher an die Lippen und nahm einen Schluck. Ein erschreckend bitterer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge aus und vertrieb den des köstlichen Specks. Mühsam zwang sie die Flüssigkeit ihre Kehle hinab, um sie nicht in den Becher zurück zu spucken, denn Kyla ahnte, dass ihrem Besitzer so ein Verhalten überhaupt nicht gefallen würde.

      Nun, da sie brav getrunken hatte, strahlte er jedoch und verkündete: »Von nun an wirst du jeden Morgen und jeden Mittag einen Becher davon trinken. Der Rula-Sud schärft deine Sinne und sorgt dafür, dass du das fettige Essen gut verträgst. Trink ihn aus und dann iss deinen Teller leer. Ich erwarte dich nach dem Essen am Ziegengehege. Wir werden es fertig bauen, und danach gebe ich dir deine erste Lektion.«

      Er erhob sich und ging zu Olha, um ihr einen Kuss zu geben. »Sorge dafür, dass sie ihre Arbeitskleidung trägt. Und schneidere ihr gleich neue, denn ich denke, sie wird sie brauchen.« Olha stimmte ihm zu. Kyla trank angewidert den Becher mit dem Sud leer. Wenn Zygal recht hatte, und das Zeug ihre Sinne schärfte, dann würde es ihr wohl ein Leichtes sein, ihrem Besitzer zu entkommen, falls er Dinge von ihr verlangte, die sie nicht tun wollte.

      Als sie sich umgezogen hatte, trat sie vor das Haus und entdeckte Hufspuren, die am Tag zuvor noch nicht dort gewesen waren. СКАЧАТЬ