Kyla – Kriegerin der grünen Wasser. Regina Raaf
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Название: Kyla – Kriegerin der grünen Wasser

Автор: Regina Raaf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kyla – Kriegerin der grünen Wasser

isbn: 9783738087871

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СКАЧАТЬ etwas zu bemerken. Kyla ging in die Höhle. Sie stellte die Krüge vor dem Wasserrinnsal ab und begab sich dann eilig in den hinteren Teil. Die Luft wurde stickig und die Schwärze für die Augen undurchdringlich, doch Kyla wollte sich davon nicht abhalten lassen, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Sie ging weiter und verlor das Gleichgewicht, da der Boden sehr uneben wurde. Ihre Füße fanden keinen Halt mehr; als sie stürzte, hörte Kyla das Reißen von Stoff. Sofort hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie die Kleidung, die Olha ihr gegeben hatte, nicht sorgsam behandelte. Erst dann wurde ihr bewusst, dass es ihr egal sein konnte, denn Olha würde sie ohnehin nie wiedersehen, wenn die Flucht gelang. Ein beinahe schon körperlicher Schmerz jagte bei dem Gedanken durch ihren Körper. Olha niemals wiedersehen? War es wirklich das, was sie wollte? Die erste Chyrrta verlassen, die sich um sie sorgte? Die ihr zu essen gab. Die ihr ein Dach über dem Kopf bot. Und ein Bett, das schöner war, als der schönste Traum, den Kyla in ihrem Leben bisher je zu träumen gewagt hatte? Sie tastete und fühlte einen langen Riss im Stoff ihrer Beinbekleidung. Er war feucht und ihr Knie schmerzte. Vermutlich nur die erste Verletzung, wenn sie weiter im Finsteren einen Weg durch diese Höhe finden wollte. Kyla biss die Zähne zusammen, dann hörte sie Olhas Stimme.

      »Kyla! Schnell, komm zu mir! Beeil dich! Wir müssen Schutz suchen!« Eine Falle! Es musste eine Falle sein – aber Olhas Stimme klang so aufgeregt ... Kyla lauschte. Nun wurde Olhas Stimme panisch.

      »KYLA? Kind, wo bist du?« Immer noch antwortete Kyla nicht, aber sie lief zurück. Wenn Olha sie nur hervorlocken wollte, hatte sie ihr Ziel fast erreicht. Kyla blieb kurz vor dem Ausgang stehen. Ihr Herz schien ebenfalls stillzustehen, als sie erkannte, dass drei Fremde auf Olha zustürmten. Irgendwie waren sie auf das Landstück gelangt. Sie schwangen große Waffen, die im Sonnenschein aufblitzten. Olha versuchte, ihnen auszuweichen; die Ziegen liefen in dem Tumult ängstlich von einer Seite des Grundstücks zum anderen. »Kyla, versteck dich! Wo auch immer du bist, versteck dich gut!«

      Nein, Olha versuchte nicht, sie aus der Höhle zu locken, sondern sie hatte wirklich Todesangst – und sie wollte offenbar um jeden Preis verhindern, dass die Männer Kyla fanden, denn sie stellte sich einem von ihnen in den Weg, als er in Richtung der Höhle laufen wollte. Kyla sah das dunkle Gewand des Mannes: schweres, schwarzes Leder bedeckte beinahe seinen gesamten Körper. Gefährlich aussehende Stacheln aus Metall befanden sich an seinen Schultern und Ellenbögen. An seinen Stiefeln waren diese metallenen Spitzen sogar noch länger – und nun trat der Mann damit nach Olha! Er traf sie am Oberschenkel. Augenblicklich färbte sich der Stoff ihres Kleides blutig rot. Der Mann lachte und schrie Olha dann an, dass sie einen langsamen Tod erleiden würde, wenn sie nicht preisgab, wo das Kind sich versteckt hielt.

      Kyla konnte nicht glauben, was sie da hörte. Wieso fragte dieser Mann nach ihr? Und warum tat er Olha so furchtbar weh, nur um an diese Informationen zu gelangen? Kyla hatte ihn noch nie in ihrem Leben gesehen. Natürlich hatte sie so manchen Chyrrta bestohlen – und ihre Opfer sannen bestimmt auf Rache – aber das war jenseits der Undurchdringlichen Mauern gewesen. Hier kannte sie außer Zygal und Olha doch niemanden! Was könnte dieser Kerl also von ihr wollen?

      »Willst du elendig krepieren, oder sagst du mir jetzt, wo die kleine Göre steckt?«

      Olha schüttelte verbissen den Kopf, woraufhin der Mann wieder nach ihr trat und ihr so den anderen Oberschenkel aufriss. Kyla stockte der Atem vor Schreck: Dieser Mann würde seine Drohungen wahr machen! Warum wollte Olha ihr Leben riskieren, um sie zu schützen? Olha wich zurück und nahm in einer abwehrenden Geste die Arme hoch.

      »Denkst du etwa, du könntest mich hindern? Du wirst in deinem eigenen Blut verrecken! Ich werde dir die Kleider vom Leib reißen, dich mit einem Seil fesseln und wir werden dich abwechselnd solange über den Boden ziehen, bis nur noch blanker Knochen von dir übrig ist.

      Und wir werden johlen, während du vergeblich um Gnade flehst.«

      Der Mann lachte triumphierend. Die anderen Männer sahen ihn mit Bewunderung und in Vorfreude an – offensichtlich war dieser sadistische Kerl ihr Anführer. Kyla war vor Angst erstarrt. Was sollte sie nur tun? Auf keinen Fall wollte sie zusehen, wie die einzige Chyrrta brutal getötet wurde, die jemals nett zu ihr gewesen war.

      »Erspare dir doch deinen qualvollen Tod. Sag mir, wo das Kind ist, dann werde ich dich mit einem einzigen Schwerthieb hinrichten«, offerierte der Mann nun. Olha schüttelte den Kopf und besiegelte damit ihr Schicksal. Als Kyla sah, wie der Mann ein Seil aus einer mitgeführten Tasche hervorholte, um seine Ankündigung wahr zu machen, stürzte sie, ohne nachzudenken aus der Höhle. Sie griff nach einem großen Stein, der am Eingang lag, und warf ihn im Laufen nach Olhas Angreifer. Der Stein traf ihn am Hinterkopf und Kyla war darüber mindestens so erstaunt, wie der Angreifer. Der Kopf des Mannes wirbelte herum, doch sie war bereits rechts an ihm vorbeigelaufen und hechtete in Richtung der Pfähle, die Olha zuletzt eingeschlagen hatte.

      »Da ist das Gör! Los, schnappt sie euch! Worauf wartet ihr denn noch, ihr faulen Bastarde?«

      Der Anführer war außer sich vor Zorn, weil Kyla es geschafft hatte, ihn zu überrumpeln und zugleich dafür zu sorgen, dass seine Kumpane nur dumm dastanden und ihre Dreistigkeit womöglich insgeheim auch noch bewunderten. Doch sie waren durch seine Beschimpfung aufgerüttelt worden und setzten Kyla nun ebenfalls nach. Einer – ein Bärtiger mit schulterlangem Haar – erreichte Kyla gerade in dem Moment, als sie zur Axt griff. Sie wusste nicht, dass das Gerät so hieß, und ebenfalls wusste sie nicht, dass es für sie eigentlich viel zu schwer war. Sie reagierte einfach instinktiv und schleuderte die scharfe Seite ins Bein ihres Angreifers, ohne den Stiel dabei loszulassen. Als sie die Klinge wieder herauszog, schoss eine Blutfontäne aus der Wunde. Der Mann war zu verwundert, um auch nur einen Laut von sich zu geben, doch seine Augen wurden riesengroß und seine Kinnlade klappte herunter.

      Kyla schlug noch einmal zu. Diesmal traf sie das Knie des Bärtigen und er schrie laut auf, bevor er umkippte. Der zweite Mann – um einiges jünger als seine Begleiter – starrte Kyla an, als würde er nicht glauben, was er gerade gesehen hatte. Doch er fing sich rasch wieder, zog ein Schwert und hieb nach Kyla. Sie konnte ausweichen, indem sie sich fallen ließ, wieder aufsprang und einen Haken schlagend in die andere Richtung davonlief – die Axt hielt sie dabei fest in der Hand. Doch sie kam nicht weit, denn hier schnitt der Anführer ihr den Weg ab. Siegessicher holte er mit dem Schwert aus. Abermals ließ Kyla sich zu Boden fallen, rollte sich von ihm fort und sprang im gleichen Moment auch schon wieder auf die Beine. Der Mann orientierte sich neu und hieb wieder nach ihr. Kyla wurde am Arm erwischt, doch es war zumindest nicht der, mit dem sie die Axt hielt, und der Schmerz war einigermaßen erträglich. Sie wandte sich um und sah, wie der jüngere Mann sich ihr näherte. Kyla starrte auf die glänzende Schneide, die er ihr an die Kehle halten wollte. Sie wusste nicht, ob sie eine Chance hatte, aber sie parierte seinen Angriff mit der Axt. Der Mann schien verwundert über ihre Kraft zu sein, denn er glotzte sie blöde an und änderte einen Hauch zu spät seine Taktik. Kyla nutzte sein kurzes Zögern und schlug noch einmal zu – das Schwert flog ihm aus der Hand. Er warf sich hinterher, um danach zu greifen. Als er sich hinabbeugte, schlug Kyla ihm die Axt in den Rücken. Sie dachte nicht einmal lange darüber nach. Alles, was sie wollte, war, dass diese Kerle sie und Olha endlich in Ruhe ließen. Der Mann fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Die Schneide der Axt steckte in seinem Rücken fest, und Kyla wollte sie hinausziehen. Doch so viel Zeit blieb ihr nicht, denn im gleichen Augenblick stürzte der Anführer auf sie zu. Er wollte sie offenbar einfach mit der Masse seines Körpers umrennen. Kyla bückte sich und wusste, dass sie diesmal unmöglich schneller sein konnte, als ihr Gegner. Der Anführer prallte gegen sie und die Wucht schmetterte sie zu Boden. Einen Moment lang konnte Kyla ihm genau in die Augen sehen – die Mordlust verschlug ihr den Atem. Nun hob er sein Schwert zum tödlichen Schlag. Kyla wusste, dass sie die Axt nicht so schnell aus dem Körper des Toten würde ziehen können, um sich zu verteidigen, also griff sie stattdessen nach dem Schwert, das am Boden lag. Der Kopf des Angreifers war nun unmittelbar vor ihr; sie konnte seinen Atem in ihrem Gesicht spüren. Kyla reckte die Hand mit dem Schwert nach oben und schloss die Augen. Ein СКАЧАТЬ