Erwerb der deutschen Pluralflexion. Gülsüm Günay
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Название: Erwerb der deutschen Pluralflexion

Автор: Gülsüm Günay

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Language Development

isbn: 9783823300243

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СКАЧАТЬ Eigenschaft des Pluralsuffixes aufzuführen. Die Möglichkeit der Individualisierung durch Einsatz des Suffixes im Türkischen wird an dieser Stelle nicht bestritten. Unter diesem Aspekt der Individualisierung können sogar Pluralformen von Nomen gebildet werden, die im Deutschen nicht in den Plural gesetzt werden können:

(54)Berlin de hava-lar nasıl?Berlin LOK Wetter-PL wie‚Wie ist das Wetter in Berlin?‘

      (vgl. Ersen-Rasch 2004: 26)

      Funktion II:

      Das Pluralsuffix -ler/-lar kann unterschiedliche, „nicht gleichartige Teile einer Klasse in einem Suffix zusammen[zu]fassen“ (Ersen-Rasch 2004: 25):

(55)Toka-lar, yüzük-ler, küpe-ler ve bilezik-ler satıyorum.Schnalle -PL, Ring -PL, Ohrring -PL und Armreif -PL verkauf– 1.SG.PRS‚Ich verkaufe Schnallen, Ringe, Ohrringe und Armreifen.‘

      Die Pluralbildungsregeln im Türkischen sind jedoch nicht immer strikt (vgl. Ketrez/Aksu-Koc 2009: 39), so dass beispielsweise in diesem Falle auch die Pluralendung weggelassen werden kann, ohne dass sich die Bedeutung des Satzes ändert:

(56)Toka, yüzük, küpe ve bilezik sat-ıyorum.Schnalle, Ring, Ohrring und Armreif verkauf -1.SG.PRS‚Ich verkaufe Schnallen, Ringe, Ohrringe und Armreifen.‘

      Das Suffix ist jedoch nicht immer fakultativ.1 Wenn beispielsweise die Sorte von etwas ausgedrückt werden soll, ist das Suffix obligatorisch und kann nicht weggelassen werden2:

(57)Yağlar nerede?Fett-PL/Öl-PL‚Wo sind die Fette/Öle?‘

      (vgl. Ersen-Rasch 2004: 25)

      Funktion III:

      Das Pluralsuffix -ler/-lar kann die Häufigkeit einer Handlung ausdrücken.

      Durch das Anhängen der Pluralendung kann auch eine oft auftretende Handlung beschrieben werden, wie das folgende Beispiel von Ketrez (2004) verdeutlicht:

(58)Çocuk parmak -lar kaldır -dı.Kind Finger-PL heb-3.SG.PRÄT‚Das Kind streckte/hob oft/mehrmals seine Hand/seinen Finger.‘

      (vgl. Ketrez 2004: 8)

      Erst mit der Deutung, dass das Kind viele Finger, beispielsweise von anderen Personen hochhielt, wäre für die Endung -lar in parmaklar eine Pluralfunktion anzunehmen, was möglich ist, da keine Markierung durch ein Possessivsuffix oder Ähnliches vorhanden ist.

      Sowohl der obige Beispielsatz (56) als auch die Sätze (50–52) zeigen, dass beim Ausdruck der Pluralität in diesen Fällen keine Markierung am Nomen vorgenommen wird. In (50) ist dies mit der Regelung im Türkischen zu erklären, dass keine Pluralendung nach Zahlwörtern1 angehängt wird, da der Plural mit dem Zahlwort als markiert gilt (vgl. Moser-Weithmann 2001: 31). Dies wird mit dem Prinzip der Ökonomie, das typisch für das Türkische ist, erklärt und gilt auch bei anderen, die „Quantität“ ausdrückenden Wörtern, wie in (51) und (52) (vgl. Ersen-Rasch 2004: 25).

      Einzige Ausnahmen, bei denen trotz Zahlwort eine Markierung am Nomen erfolgt, stellen Nomen dar, die „die Bedeutung von Eigennamen haben, wie z.B. yedi cüceler (Die sieben Zwerge), kırk haramiler (Die vierzig Räuber)“ (Moser-Weithmann 2001: 31).

      Eine Markierung des Nomens ist im Türkischen in folgenden Fällen ebenfalls nicht möglich:

(59)Çorap al -dım.Strumpf/Socke kauf -1.SG.PRÄT‚Ich habe Strümpfe/Socken gekauft.‘
(60)Biz -e yumurta lazım.3.PL Ei brauch‚Wir brauchen Eier.‘

      (vgl. Ersen-Rasch 2004: 25)

      Dies kann mit der Eigenschaft der türkischen Singularform, dass sie „auch für den unbestimmten Plural gebraucht werden kann, der dann Kollektivbedeutung hat: elma (Äpfel), orman (Wälder)“ (Moser-Weithmann 2001: 27), erklärt werden.

      3.2 Das Genussystem des Türkischen

      Im Türkischen existiert keine Merkmalklasse Genus, das heißt, es gibt kein grammatisches Geschlecht und somit keine grammatische Geschlechtszuweisung (siehe Kissling 1960: 19, Underhill 1976: 32, Schaaik 1996: 13, Schroeder 1999: 270, Lewis 2000: 25, Moser-Weithmann 2001: 27, Ersen-Rasch 2004: 3, Korkmaz 2007: 254, Cakir 2010: 21f., Montanari 2010: 222). Lediglich eine kleine Gruppe von entlehnten Nomen markieren Genus bzw. „Sexus“ (Montanari 2010: 222). Oft handelt es sich dabei um Feminina, die auch als solche von der Ausgangssprache übernommen werden:

(61)şan (t) -öz‚Weibliche Sängerin, aus dem Französischen: chanteuse‘
(62)kral -içe‚Königin, aus dem Serbischen und Kroatischen: kraljica‘

      (vgl. Schroeder 1999: 270)

      Ansonsten werden Geschlechtsunterschiede im Türkischen durch eigene Lexeme bezeichnet oder dem Nomen werden die Bezeichnungen kadın (Frau) / kız (Mädchen) bzw. erkek (Mann) vorangestellt. Hierbei unterscheidet Korkmaz (2007) vier Gruppen:

Gruppe 1Gruppe 2Gruppe 3Gruppe 4
fem.kız kardeşSchwesterkızTochterdişi aslanLöwintavukHuhn
kadın doktorÄrztinkarıEhefraudişi kediKatzekoyunSchaf
mask.erkek kardeşBruderoğulSohnerkek aslanLöwehorozHahn
erkek doktorArztkocaEhemannerkek kediKaterkoçWidder

      Tabelle 12: Geschlechtsunterscheidungen im Türkischen (nach Korkmaz 2007: 254f.)

      In die erste Gruppe können alle Bezeichnungen für Menschen gezählt werden, denen entweder ein kadın für Frau, ein kız für Mädchen und ein erkek für Mann und Junge vorangestellt wird.

      Die zweite Gruppe umfasst ebenfalls wie Gruppe 1 die Bezeichnungen für Menschen, genauer gesagt für die Verwandtschaftsverhältnisse.

      Die Differenzierung des Geschlechtes erfolgt in Gruppe 3 und 4 ausschließlich für Tiere. In Gruppe 3 wird auf die Methode von Gruppe 1 zurückgegriffen und erkek für männlich und dişi für weiblich vor eine Tierbezeichnung gestellt. Ein gesondertes Lexem wird in den Gruppen 2 und 4 verwendet (vgl. Korkmaz 2007: 254f., Lewis 2000: 25).

      Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass im Türkischen kein grammatisches Genus existiert, wir jedoch einige Genusdifferenzierungen bezüglich des biologischen Geschlechtes vorfinden können, die allerdings in keinerlei Weise am Nomen oder an einem Artikel markiert werden, sondern immer „kombinativ“ (Montanari 2010: 222) erfolgen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass das Türkische auch keine Artikel kennt: „Türkisch besitzt keinen bestimmten Artikel wie ‚der, die, das‘ und keinen unbestimmten Artikel wie ‚ein, eine, ein‘.“ (Ersen-Rasch 2004: 3).

      Eine „quantifizierende“ (Lemke 2008: 119) Funktion besitzt nach Underhill (1976: 38ff.) lediglich der „quasi-indefinite Artikel bir, [der] gleichzeitig auch das Zahlwort eins [ist]“ (Lemke 2008: 119, siehe auch Moser-Weithmann 2001: 27):

(63)bir СКАЧАТЬ