Noch ein Mord, Mylord. Ralf Kramp
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Noch ein Mord, Mylord - Ralf Kramp страница 9

Название: Noch ein Mord, Mylord

Автор: Ralf Kramp

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: KBV-Krimi

isbn: 9783954415748

isbn:

СКАЧАТЬ sie das?«, rief Merridew. »Ist sie das wirklich, Smith?«

      »Ja, verdammt, es ist sie!«, rief der Ex-Polizist aufgebracht. »Aber sie sollte es nicht sein, verflucht noch mal!«

      Sie war deutlich zu erkennen, da ihr Antlitz nur ein paar Handbreit an uns vorübersauste. Die Haare der jungen Frau waren platinblond, das Gesicht zierlich, mit einer feinen, spitzen Nase, leicht geröteten Wangen und einem lächelnden, halb geöffneten Mund mit kräftig geschminkten Lippen. Die blauen Augen mit den dunkel getuschten Wimpern waren geradeaus gerichtet, und die geschwungenen dunklen Brauen zeugten weder von großer Furcht noch von Wut oder großer Heiterkeit. Sie sah aus, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, dass sie mit diesem Mann mitfuhr.

      »Was macht Marilyn Monroe hier?«, rief ich aufgeregt.

      »Wenn ich das wüsste, verflucht!«, schrie Smith. Der Mann, der so gewirkt hatte, als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen, ruderte aufgeregt mit den Armen. »Los, rein in mein Auto, sonst verlieren wir sie!«

      Und ehe wir’s uns versahen, waren wir schon zu ihm in den schwarzen Vanguard gestiegen. Noch nie hatte ich meinen Freund Merridew so behände auf einen Beifahrersitz klettern sehen. Ich warf mich auf den Rücksitz, und noch ehe ich die Tür richtig geschlossen hatte, raste Smith auch schon los.

      Der Ford war an der Ausfahrt der Parkfläche mit quietschenden Reifen rechts abgebogen und war schon nicht mehr in Sicht.

      Zwei andere Autos waren nun zwischen ihm und unserem Fahrzeug.

      »Die Nummer«, raunzte Smith und griff mit grimmigem Blick um das Lenkrad. »Habt ihr euch die Nummer merken können?«

      »Ich muss ehrlich sagen, dass ich nur Augen für das Wageninnere hatte«, sagte ich zerknirscht.

      »Ich fürchte, ich muss auch passen«, gab Merridew gequält zu. »MF irgendwas.«

      »MF?« Smith schnaubte verärgert. »Nord West London … Hilft uns auch nicht viel weiter. Wir verlieren sie!«

      »Warum ist sie hier?«, fragte Merridew. »Was haben Sie mit ihr zu tun?«

      »Sie dreht nen Film in Iver. Mit Sir Laurence Olivier. Fragen Sie mich nicht was, interessiert mich auch nicht. Irgend so’n Kostüm-Kokolores. Die haben mich beauftragt, nach ihr zu gucken, und ich kann euch verflucht noch mal sagen, dass es leichter ist, nen Eimer voll Aale zu beaufsichtigen!«

      »Reporter und Fans?«

      »Das auch. Aber vor allen Dingen sie selbst! Überdreht und unberechenbar. Mal will sie hier hin und dann plötzlich da hin. Seit ihr Mann vor ein paar Tagen nach Paris abgedampft ist, läuft sie völlig aus dem Ruder.«

      Ich erinnerte mich daran, gelesen zu haben, dass ihr frisch Angetrauter, der amerikanische Dramatiker Arthur Miller, der seit ihrer Ankunft im Juli an ihrer Seite war, zu einer Geschäftsreise aufgebrochen war.

      »Da sind sie!«, rief Merridew, als der Ford nach der nächsten Kurve wieder in Sicht kam. Doch schon wenige Momente später war er bereits wieder verschwunden.

      »Wir verlieren sie!«, wiederholte Smith, schlug wütend auf das Lenkrad und trat das Gaspedal durch. »So ne Schande!«, fluchte er. »So ne verfluchte Schande!«

      »Was wollte sie denn da am Hafen?«, fragte ich.

      »Keine Ahnung. Heute Mittag sagte sie, es ginge ihr nicht gut, hat sich dann von Evans, dem Chauffeur Richtung Parkside House fahren lassen, und dann musste er plötzlich anhalten und sie bei den Booten rauslassen.«

      »Und er ist weitergefahren?«

      »Das kam mir ja gleich komisch vor. Er fuhr weg, und sie ging runter zu den Booten. Da hab ich dann mein Auto abgestellt, und gerade, als ich sie suchen will, tauchen Sie plötzlich auf. Es ist zum Mäusemelken. Ich hab sie nur einen Moment aus den Augen gelassen, und schon is sie weg!«

      »Parkside House in Englefield Green? Sie wohnt bei Lord Garrett Ponsonby Moore?«, fragte Merridew.

      »Er und seine Frau sind ausgezogen und haben alles der Monroe und ihrer Ami-Mischpoke überlassen. Ich hab da auch’n Zimmerchen.«

      Wir ließen die letzten Häuser von Datchet hinter uns und hatten nun eine lange Gerade vor uns, die direkt auf die Brücke über die Themse zu führte. Von dem Ford war weit und breit nichts zu sehen.

      »Wir haben sie verloren!«, kam jetzt nur noch ein schwaches Keuchen von Smith. Er kaute auf der Unterlippe. Und dann glomm offenbar doch noch einmal ein Funke Hoffnung in ihm auf: »Vielleicht ist ja alles halb so wild, und sie macht nur eine ihrer Extratouren. Womöglich lässt sie sich ja von diesem Kerl nach Parkside bringen. Das ist meine einzige Chance. Sonst bin ich den Job los, und das Gespött der alten Jungs ist mir sicher.«

      »Wie weit ist es denn noch?«, fragte ich.

      »Knappe vier Meilen.«

      »Na, dann geben Sie mal Gas«, beschwor ihn Merridew.

      Wir erreichten das hölzerne Tor von Parkside House in rekordverdächtiger Bestzeit. Smith sprang aus dem Wagen und öffnete einen Flügel, sodass wir hineinfahren konnten. Auch hier gab es keine Spur des anderen Wagens. Dafür stand eine große Limousine auf dem Vorplatz, ein auf Hochglanz polierter Austin Princess mit cremefarbener Karosserie, schwarzer Motorhaube und schwarzem Dach.

      Wie der geölte Blitz lief Smith zum Haus hinüber und klingelte Sturm.

      »Es war der Mann vom Parkplatz bei Madame Tussauds.«

      Merridew sah mich überrascht an. »Der Mann, mit dem die Assistentin sprach?«

      »Ja, der Mann hinterm Steuer, das war er. Ich bin mir absolut sicher.«

      »Donnerwetter, das fügt ja schon mal ein paar Sachen zusammen. Aber es ist ein bisschen wie die Geteilte Brücke. So richtig passt das alles noch nicht.«

      Als Smith mit mürrisch nach unten gezogenen Mundwinkeln von der rosenumrankten Eingangstür des weißen Hauptgebäudes zurückkam, wussten wir gleich, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckte.

      »Weder sie, noch der Kerl, noch ein türkisfarbener Ford Anglia, verdammt!«, knurrte Smith, als er wieder zu uns ins Auto stieg. »Evans, der Fahrer weiß von nichts. Halten Sie mal rechts an, hat sie gesagt, und ihm dann befohlen, weiterzufahren. Das gibt’s doch nicht! Warum trifft die sich da mit fremden Männern?«

      »Viel schlimmer noch: Warum verschwindet sie so einfach von der Bildfläche?«, sagte ich.

      »Entführt?«, fragte Smith mit gerunzelter Stirn.

      Merridew nickte nachdenklich. »Könnte man meinen.«

      »Na Mahlzeit! Die berühmteste Schauspielerin der Welt, entführt! Mitten im Film! Die Katastrophe der Katastrophen! Dagegen ist die Suezkrise ein Senioren-Tanztee. Ich kann einpacken, Jungs.«

      Ich konnte in diesem Moment Merridews Gesicht im Spiegel sehen. Da war dieses verräterische Flackern in seinen Augen, das ich nur zu gut kannte. Er hatte Feuer gefangen.

      »Wo bleibt denn Ihr Kampfgeist, alter Knabe? Noch ist offenbar keine Lösegeldforderung eingegangen. Ja, noch weiß niemand, dass das blonde Püppchen aus Übersee überhaupt weg ist.«

СКАЧАТЬ