Noch ein Mord, Mylord. Ralf Kramp
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Название: Noch ein Mord, Mylord

Автор: Ralf Kramp

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: KBV-Krimi

isbn: 9783954415748

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СКАЧАТЬ werde Cathy darauf hinweisen müssen, dass sie kostbare Arbeitszeit vergeudet.«

      »Darf ich atmen?« Merridews Blick traf den meinen, und er sah sogleich, dass ich gerade eine interessante Beobachtung gemacht haben musste. Ich zuckte bedeutsam mit den Augenbrauen, um ihm zu verdeutlichen, dass ich ihm später Bericht erstatten würde.

      »Aber warum nicht. Atmen Sie ruhig, Mylord«, sagte Anselm. »Wir wollen doch, dass Sie gesund und munter bleiben. Für die Besucher unseres Hauses ist es ein umso größerer Spaß, dass es sich bei den ausgestellten Personen um quicklebendige Prominente handelt, denen man sich sonst nur schwerlich nähern kann.«

      »Diese Menschen werden mich doch wohl nicht … anfassen?«

      »Es gibt Absperrungen. Bei Alan Ladd mussten wir den Abstand vergrößern. Die jungen Frauen sind immer drübergeklettert, um sich mit ihm fotografieren zu lassen.«

      »Schauderhafte Vorstellung.« Merridew verzog angewidert den Mund.

      Im Folgenden wurden noch ein paar Fotografien angefertigt, und dann war die Vorstellung auch schon beendet.

      Als wir nach unserer Verabschiedung wieder die Treppe hinuntergingen, kamen wir an einer halb offen stehenden Tür vorbei.

      Die tränenerstickte Stimme, die wir ganz unerwartet dahinter vernahmen, war allem Anschein nach die von Cathy Markham.

      »Er tut es, er tut es! Wenn ich es dir doch sage!«, schluchzte die Person hinter der Tür. Es handelte sich offenbar um ein Telefonat, denn eine Erwiderung war nicht zu hören. »Du kennst ihn, er schreckt vor nichts zurück.« Wieder folgte eine Pause. »Ja, aber sicher, man muss es beim Namen nennen: Mord!«

      Mord? Merridew weitete alarmiert den Blick und legte den Finger auf die Lippen.

      »Am Bootshafen in Datchet«, sagte die junge Frau und schniefte. »Um halb zwei. Oh Gott, ich kann es immer noch nicht glauben!«

      Ein Wort des Abschieds war nicht zu hören, wohl aber das Klacken eines Telefonhörers auf der Gabel.

      »Mord.« Merridew wisperte ganz leise in mein Ohr. Es folgte eines seiner unvermeidlichen Shakespeare-Zitate: »Wie fällt doch ein Geheimnis den Weibern schwer! Kommen Sie Nigel, wir gehen rasch raus, und Sie erzählen mir, was Sie vorhin am Fenster gesehen haben.«

      Wir gingen schnell die letzten Stufen hinunter, verließen das Gebäude durch die Tür, durch die wir hineingekommen waren, und auf dem Hof beschrieb ich ihm die kleine stumme Szene, deren Zeuge ich vorhin unfreiwillig geworden war.

      Merridew zog die Nase kraus und kratzte sich hinterm Ohr. »Nun, ich hoffe, der erste Teil meines Geburtstagsgeschenks hat Ihnen schon mal ein bisschen Vergnügen bereitet.«

      »Der erste Teil?« Ich konnte nicht verhehlen, dass mir der Sinn nicht nach einer weiteren Demonstration von Merridews unbeschreiblicher Egozentrik stand.

      »Ja, ganz recht. Wir sind noch nicht fertig. Ich denke mir, dass Sie vor Freude ganz aus dem Häuschen sein werden, wenn ich Ihnen verrate, dass Sie heute Nachmittag mit mir einen kleinen Ausflug vor die Tore der Stadt machen dürfen!«

      »Lassen Sie mich raten: Der Bootshafen von Datchet?«

      Er nickte mit einem gönnerhaften Lächeln.

      »Oh famos, das Wetter ist prächtig. Wir könnten mit offenem Verdeck fahren!«

      »Momentchen, Momentchen! So ein Spaß hat seine Grenzen! Ich zwänge mich Ihnen zuliebe zwar ausnahmsweise in Ihr unbequemes kleines Spielzeugauto, um Ihnen eine Freude zu machen, aber wir wollen es doch nicht gleich übertreiben!«

      2

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      Der Bootshafen des kleinen Örtchens Datchet lag an der Themse, nur knapp zwei Meilen von Windsor entfernt.

      Es waren etwa vierzig Boote, die unterhalb des kleinen Parkplatzes an zwei metallenen Stegen vor Anker lagen. Es handelte sich um ein paar morsche Kähne, einige Ausflugsschiffchen, aber auch ein paar größere Boote, die durchaus komfortabel und teuer aussahen.

      »Hier überspannte bis vor hundert Jahren die Geteilte Brücke den Fluss«, dozierte Merridew, während er sich aus dem Wagen quälte. »Auf der gegenüberliegenden Seite hatte Berkshire mit Holz gebaut, und hier baute Buckinghamshire mit Eisen. In der Mitte des Flusses wurden die beiden Hälften irgendwie miteinander vermurkst. Muss kurios ausgesehen haben.«

      Jenseits des Flusses markierte ein einzelnes Gebäude die Position des früheren Brückenkopfs. Dahinter erstreckten sich Felder und Äcker, und in der Ferne sahen wir Windsor Castle mit seinem riesigen Rundturm schläfrig in der Mittagssonne liegen.

      Ich schloss mein Auto ab und wollte gerade fragen, auf was wir denn jetzt warteten, als Merridew einen Laut des Erstaunens ausstieß. »Potztausend, wenn das nicht mein alter Freund …!« Er eilte zu einem der Autos auf dem Parkplatz und klopfte übermütig auf das Wagendach. Die Scheibe wurde heruntergekurbelt, und das mürrische Gesicht eines Mannes um die sechzig kam zum Vorschein. »Merridew? Verdammt, was tun Sie denn hier?«

      »Wir machen eine kleine Landpartie. Ich wollte gerade meinen Freund zu einer kleinen Bootstour überreden.«

      Das war mir neu, und darüber hinaus war es eine freche Lüge, denn Merridew verabscheute Bootsfahrten.

      »Kein Wort glaube ich Ihnen, Merridew«, knurrte der Mann und kletterte aus dem schwarzen Vanguard. Er zog sich den zerknitterten Schlips zurecht. »Wenn Sie auftauchen, gibt es immer Probleme.«

      »Wirklich nur eine unschuldige, kleine Landpartie. Darf ich vorstellen, Nigel, das ist mein alter Freund Superintendent Roger Smith!«

      »Nee, nee, ich bin raus«, sagte der Mann mit verkniffenem Gesicht. »Schon anderthalb Jahre. Ein Segen, sag ich Ihnen. Ist alles nicht mehr das, was es mal war.«

      »Oho, kein Polizeidienst mehr? Und was tun Sie hier? Im Auto sitzen und aus alter Gewohnheit die Enten observieren?«

      »Kleines Päuschen. Hab ja jetzt viel Zeit.« Smith ließ den Blick über die Autodächer schweifen und den Kopf langsam hin und her gehen. Weder Merridew noch mir entging, dass es hier an diesem Platz sehr wohl etwas oder jemanden zu beobachten gab.

      »Sie recken ja so den Hals. Machen Sie die Schwäne nach?«, fragte Merridew mit einem Kichern.

      Smith trat näher an uns heran und senkte die Stimme. »Hören Sie, Merridew, ich freue mich ja auch, Sie zu sehen. Hätte gar nichts gegen ein gelegentliches Pint im Pub, aber ich muss jetzt leider …« In diesem Moment fuhr er zusammen und riss Augen und Mund in stummem Entsetzen weit auf. Dann entfuhr ihm ein lauter Fluch: »Verdammt und zugenäht, so ein elender Mist!«

      Wir alle sahen ein Auto, das aus der Reihe der parkenden Fahrzeuge zurückgesetzt hatte und jetzt mit aufheulendem Motor an uns vorüberraste. Es war ein türkisfarbener Ford Anglia. Wir alle starrten auf die Personen, die wir im Wageninneren erkennen konnten. Hinter dem Steuer saß unverkennbar der Mann, den ich noch am Vormittag auf dem Hinterhof des Wachsfigurenkabinetts gesehen hatte. Das dunkel karierte Jackett, der Hut, der Schnurrbart, die runde Brille … es gab kaum einen Zweifel.

      Viel größer war jedoch die Überraschung, СКАЧАТЬ