Katholiken in den Thüringer Kleinstaaten. Martin Gebhardt
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СКАЧАТЬ Für eine umfassende Darstellung im Sinne der vorliegenden Arbeit genügt eine rein rechtshistorische Fragestellung jedoch nicht.

      Eine sehr kurze, allgemeine historische Zusammenfassung erstellte der ehemalige Pfarrer von Weimar, Wilhelm Breitung, anlässlich des Thüringer Katholikentages 1920.12 Es handelte sich dabei um ein Heft für die Teilnehmer des Treffens und ermöglichte einen Überblickt auf die Geschichte der katholischen Kirche in Thüringen.

      Einen weiteren Überblick zum Thema verschafft Josef Pilvousek in seinem Artikel „Diaspora und Eigensinn: Die Katholische Kirche in Thüringen“.13 Darüber hinaus sei weiterführend auf einige Publikationen Pilvouseks hingewiesen, die die Geschichte der katholischen Kirche Thüringens grundsätzlich beleuchten und damit wichtige Hintergründe zum Verständnis des Themas bereitstellen.14

      Zur Geschichte der einzelnen Pfarreien gibt es zahlreich erschienene Jubiläumsfestschriften.15 Sie liefern einen Überblick über die Entwicklung der Gemeinden vor Ort, nehmen jedoch zum Teil nur mangelnden Bezug auf die historischen Quellen und den historischen Gesamtzusammenhang.

      Eine umfängliche Beschreibung der Entwicklungsgeschichte des Katholizismus in Thüringen nach der Reformation steht bisher noch aus. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, die Forschung zur Geschichte der katholischen Kirche in Mitteldeutschland zu vervollständigen, indem sie die Prozesse der Wiederzulassung katholischer Glaubenspraxis, der Gemeindeentstehung und des Gemeindeaufbaus im Umfeld der landeskirchlich geprägten Kleinstaaten in den Blick nimmt.

      In Folge der Reformation entwickelten sich die thüringischen Herrschaftsgebiete der Ernestiner, der Schwarzburger und der Reußen zu lutherischen Landeskirchen. Die Bevölkerung dieser Staaten wurde durchgehend lutherisch, katholische Glaubenspraxis erlosch. Ein zeitlicher Rahmen der vorliegenden Arbeit kann nicht statisch auf ein bestimmtes Jahr festgelegt werden. Die Forschung beginnt zu dem Zeitpunkt, an dem in einem Kleinstaat Katholiken öffentlich in Erscheinung traten. Vor der Mitte des 18. Jahrhunderts ist dies jedoch nicht der Fall gewesen. Als zeitlichen Endpunkt wird der Untergang der Monarchien in Deutschland im Jahr 1918 angesetzt, da hier letztlich die Existenz der Kleinstaaten endete, auch wenn diese bis zur Gründung eines vereinigten Thüringens 1920 in Form von Freistaaten zunächst weiterhin bestanden. Der Schwerpunkt der Arbeit bezieht sich demnach auf die Entwicklungen und Ereignisse im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit existierten als Staaten der Ernestiner: das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, das Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Herzogtum Sachsen-Altenburg. Das Haus Schwarzburg regierte zwei Fürstentümer: Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Im Osten Thüringens lagen die Staaten des gefürsteten Hauses Reuß, das sich in eine ältere und in eine jüngere Linie unterteilte. In den Fokus der Darstellung werden explizit nur diese Territorien der Thüringer Kleinstaaten genommen. Ländereien, die nicht in den genannten Herrschaftsbereichen lagen, so insbesondere preußische Territorien, sind daher nicht Teil dieser Arbeit. Als preußische Territorien werden das katholisch geprägte Eichsfeld und die Stadt Erfurt demnach nicht näher als Teil der vorliegenden Forschungsarbeit untersucht16, jedoch in ihrer Bedeutung für die Entwicklung katholischen Lebens innerhalb der Thüringer Staaten gewürdigt.

      Neben den bereits angeführten Publikationen stellen die schriftlichen Quellen in Archiven das Fundament der Arbeit dar. Grundlegend sind hierbei die Akten des Bistumsarchivs Erfurt hervorzuheben. Es verwahrt die Korrespondenzen zwischen den katholischen Gemeinden Thüringens und den Bischöflichen Ordinariaten und Generalvikariaten in Paderborn und Fulda. Im Jahr 2000 wurden vom Bistumsarchiv Fulda alle Akten, die das Gebiet der Thüringer Kleinstaaten, insbesondere des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenachs, tangieren, an das Bistumsarchiv in Erfurt übergeben.17 Im Erzbischöflichen Bistumsarchiv Paderborn finden sich nur noch vereinzelt Quellen, die Thüringen betreffen, obwohl die Diözese Paderborn eine wesentliche Bedeutung für das Thema hat. Der Großteil dieser Akten ist im Bistumsarchiv Erfurt einzusehen. Hierzu gehören auch die Bestände des Geistlichen Gerichts Erfurt, das ein „Zwischenglied“ zwischen Bistumsleitung in Paderborn und Thüringer Diözesananteilen einnahm. Betreffs des Herzogtums Sachsen-Coburg konnte auf die Bestände des Archivs des Erzbistums Bamberg zurückgegriffen werden. Eine mögliche Aktenüberlieferung der Diözesanarchive in Würzburg und in Bautzen wurde durch kriegsbedingte Zerstörung stark eingeschränkt bzw. abgebrochen.18

      Auf der Ebene der Pfarreien wurden ergänzend Akten für die Forschung hinzugezogen, auch wenn gerade diese hier zum Teil nur noch fragmentarisch vorhanden sind.

      Neben den kirchlichen Archiven wurden auch die Bestände der Thüringer Staatsarchive hinzugezogen. In den insgesamt sechs Staatsarchiven des Freistaats19 sind die Archivalien der untergegangenen Kleinstaaten zu einem großen Teil erhalten geblieben.20 Die katholische Kirche stellt in den Überlieferungen der Staatsministerien, meist Abteilung Kirche und Schule, bzw. in denen der Konsistorien nur ein Randthema dar, vermag allerdings wichtige Dokumente sowohl bezüglich der Wiederzulassung katholischer religiöser Praxis und katholischer Gemeinden als auch des generellen Umgangs mit der katholischen Kirche zu liefern. Ergänzt werden diese Ministerial- und Konsistorialakten durch die Bestände des Landeskirchenarchivs der evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, die insbesondere die mittlere Verwaltungsebene der Landeskirche, wie bspw. Superintendenturen bzw. Ephorien, umfassen. Durch die Betrachtung und Zusammenführung von staatlichen und kirchlichen Aktenbeständen kann, trotz Vernichtung wichtiger Archivalien, ein umfängliches Bild der katholischen Kirche in Thüringen erzeugt werden.

      Zur Zitationsweise der Quellen sei erwähnt, dass bei foliierten Akten die Blattnummern (Bl.) angegeben sind. Ein Großteil der Akten ist jedoch nicht foliiert. In diesem Fall werden neben dem Archiv und der Akte die Form des Schreibens, Absender, Empfänger und das Entstehungsdatum des Schriftstücks aufgeführt.

      Die vorliegende Arbeit unterteilt sich in drei größere Abschnitte. Im ersten Abschnitt werden notwendige Hintergründe der Thematik erschlossen und in groben Zügen dargelegt. Dabei geht es zum einen darum, ein grundlegendes Verständnis für die politische Entwicklung des Thüringer Kleinstaatenkomplexes zu liefern und zum anderen, diesen in seiner konfessionellen Ausprägung darzustellen. Weiterführend werden Themenbereiche beleuchtet, die wesentlich die (Wieder-)Entstehung des Katholizismus in Thüringen berühren. Dabei wird insbesondere auf die konfessionell geltenden Regelungen nach dem Westfälischen Frieden 1648 als Grundlage und auf wichtige Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts eingegangen. Das Verständnis der kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen dieser Zeit bildet demnach eine unabdingbare Hintergrundkategorie für die Geschichte der katholischen Gemeinden Thüringens, die jedoch nur umrissen werden kann.

      Der zweite Abschnitt wendet sich der Erforschung, Darlegung und Bewertung der konkreten historischen Ereignisse bezüglich der Entwicklung katholischer Gemeinden in den einzelnen Staaten zu. Ausgehend von den sächsischen (Groß-) Herzogtümern über die Fürstentümer der Schwarzburger bis zu den Territorien der Reußen werden die Gründungs- und Entwicklungsumstände der einzelnen Gemeinden aufgeführt. Bedingt durch deren konkrete Entwicklungsgeschichte ergeben sich unterschiedliche Akzentuierungen in der Betrachtung. In diesem Hauptteil der Arbeit werden insbesondere durch Quellenarbeit die historischen Gegebenheiten dargestellt. Hierin wird ein Beitrag zur Erforschung der Geschichte der katholischen Kirche in Mitteldeutschland geliefert, ohne zugleich den Anspruch zu erheben, die geschichtliche Entwicklung einer einzelnen katholischen Gemeinde hinreichend zu beschreiben. Insofern werden diesbezüglich Abstriche in der Detailgenauigkeit gemacht. Die vorliegende Arbeit versteht sich demnach als eine Gesamtdarstellung allgemeiner Art im Hinblick auf die (Wieder-)Entstehung des Thüringer Katholizismus innerhalb der Kleinstaaten.

      Der letzte Abschnitt fasst die aus dem zweiten Hauptteil gewonnenen Entwicklungen zusammen СКАЧАТЬ