Название: Katholiken in den Thüringer Kleinstaaten
Автор: Martin Gebhardt
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Erfurter Theologische Studien
isbn: 9783429062866
isbn:
Zwierlein, Cornel, „convertire tutta l’Alemagna“ – Fürstenkonversionen in den Strategiedenkrahmen der römischen Europapolitik um 1600: Zum Verhältnis von „Machiavellismus“ und Konfessionalismus, in: Lotz-Heumann, Ute / Missfelder, Jan-Friedrich / Pohlig, Matthias (Hg.), Konversion und Konfession in der Frühen Neuzeit (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 205), Heidelberg 2007, S. 63-106.
Schematismen und Statistiken
Landeskirchenamt der EKM, Kirchliches Leben in Zahlen. Statistische Übersichten (2013).
Schematismus des Bistums Würzburg mit Angabe der statistischen und liturgischen Verhältnisse herausgegeben für das Jahr 1833.
Schematismus des Bistums Würzburg mit Angabe der statistischen und liturgischen Verhältnisse herausgegeben für das Jahr 1838.
Schematismus des Bistums Würzburg mit Angabe der statistischen und liturgischen Verhältnisse herausgegeben für das Jahr 1855.
Schematismus der Diöcese Würzburg mit Angabe der statistischen Verhältnisse herausgegeben für das Jahr 1893.
Schematismus der Diöcese Würzburg mit Angabe der statistischen Verhältnisse herausgegeben für das Jahr 1919.
Schematismus der Diözese Fulda, 1904.
Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Paderborn, Paderborn 1855.
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.), Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen und Fakten 2013/14 (Arbeitshilfen 269).
Toten-Verzeichnis der Priester der Diözese Fulda, der Ordenspriester im Dienst der Diözese sowie der heimatvertriebenen Priester, die in der genannten Diözese Fulda Aufnahme gefunfend haben, 1920 bis Mai 1982. Im Auftrag des Bischöflichen Generalvikariats, bearb. Geistl. Rat Franz Habersack.
Einleitung
Katholische Christen stellen in Thüringen, dem „Kernland der Reformation“, eine Minderheit dar.1 Von den etwa 2,2 Millionen Einwohnern des Freistaats bekennen sich heute nur 170.000 Menschen zur römisch-katholischen Kirche.2 Der Großteil dieser Katholiken lebt in den volkskirchlich geprägten Regionen des (Ober)-Eichsfeldes und der Rhön und im ehemals kurzmainzischen Erfurt.3 Außerhalb dieser Gebiete befinden sich die katholischen Christen in der Diaspora.4 Die große Mehrheit dieser kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Folge von Flucht und Vertreibung5 nach Mitteldeutschland. Auf dem Territorium des heutigen Freistaates Thüringen gab es jedoch bereits vor diesem massenhaften Zuzug von Heimatvertriebenen einige katholische Gemeinden. Wann aber traten erstmalig katholische Christen in Thüringen nach der Reformation und nach der Konfessionalisierung auf?
Sämtliche der in Thüringen regierenden Adelsdynastien führten im Laufe des 16. Jahrhunderts die Reformation ein.6 Nach einem vollständigen Ende römischkatholischer Glaubenspraxis in den Herrschaftsgebieten der Wettiner, Schwarzburger, Henneberger und Reußen stellte jede Form des Katholizismus in diesen Territorien ein Novum dar. Die vorliegende Arbeit fragt nach diesen nachreformatorischen Neuanfängen des Katholizismus auf dem Gebiet der Thüringer Kleinstaaten. Dabei werden die historischen Entwicklungsprozesse der sich herausbildenden katholischen Gemeinden erfasst und dargestellt.
Der Terminus „Gemeinde“ wird dabei generalisierend auf gemeinschaftliches Auftreten und Handeln der Katholiken eines Ortes angewandt, auch wenn eine Übertragung der aktuellen Begriffsinterpretation so nicht auf das Selbstverständnis der Menschen früherer Jahrhunderte möglich ist und ebensowenig der heutigen kirchenrechtlichen Definition einer Pfarrgemeinde entspricht. Die damals Handelnden schufen durch ihre gelebte Glaubenspraxis eine Form der Gemeinschaft und des Zusammenseins, für die man damals nicht immer den Begriff „Gemeinde“ verwandte. Wesensvollzüge kirchlichen Lebens bildeten dennoch eine gemeinsame genuine Basis, auch entgegen einer historisch bedingten bzw. juristischen Auslegungsdifferenz innerhalb des Kirchen- und Gemeindeverständnisses, so dass die Verwendung des Begriffs legitim erscheint.
Untersuchungsgegenstand und Zielsetzung
Sowohl Kleinstaaterei als auch lutherisches Landeskirchentum stellen wichtige Rahmenbedingungen für das vorliegende Forschungsfeld dar und finden entsprechend Erwähnung. Eine umfängliche Darstellung beider ineinandergreifender Einzelfaktoren und der sich hieraus ergebenen gesellschaftlichen Gesamtbilder kann und soll im Kontext der vorliegenden Arbeit jedoch nicht erfolgen, sondern muss auf einzelne Punkte konzentriert bleiben, die zur Einordnung und zum Verständnis des Forschungsvorhabens notwendig sind.
In der vorliegenden Arbeit wird dargelegt, wie sich unter dem Einfluss von lutherischem Landeskirchentum und kleinstaatlicher Ordnung Katholiken sammelten und aus diesen losen Interessengemeinschaften Kirchengemeinden bis hin zu kanonisch errichteten Missionsstellen bzw. Pfarreien entstanden. Dabei geht es zunächst darum, historische Gegebenheiten in den acht verschiedenen Kleinstaaten Thüringens auf der Mikroebene zu beschreiben und zu bewerten. Da dies in grundsätzlicher Form für das ganze Thüringer Staatengebilde geschehen muss, erheben die Einzeldarstellungen der Gemeindehistorien nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern müssen sowohl in Anbetracht der sich hieraus ergebenen Fülle als auch unter der beschriebenen Zielfragestellung auf wesentliche Eckpunkte beschränkt bleiben. Dennoch stellt die Aufarbeitung der geschichtlichen Entwicklung der Einzelgemeinden die wesentliche Grundlage vorliegender Arbeit dar. Ziel der Arbeit ist es dabei, Entwicklungsfaktoren zu generieren, die als allgemein wiedererkennbare Muster ein Grundgerüst für die Beschreibung der (Wieder-)Entstehung des Katholizismus in Thüringen und der entsprechenden katholischen Kirchengemeinden darstellen.
Forschungsstand
Eine Gesamtdarstellung der Entstehung des Katholizismus nach der Reformation in den Thüringer Kleinstaaten steht in dieser Form bisher noch aus. Wenige Vorarbeiten, die das Thema jedoch nicht umfänglich und vernetzend darstellen, lassen sich jedoch finden. Zu verweisen ist insbesondere auf die Arbeit von Bernhard Opfermann, der 1988 sein Handbuch zur Geschichte der katholischen Kirche auf dem Gebiet des damaligen Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen veröffentlichte.7 Hierin werden in Kurzform die geschichtlichen Entwicklungen der Pfarreien und deren Filialgemeinden aufgeführt und mit statistischen Daten, wie Katholikenzahl und Listen der vor Ort tätigen Priester, ergänzt. Da Opfermann nur das Gebiet des bis 1994 bestehenden Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen betrachtete, wurden die Territorien von drei Thüringer Kleinstaaten, Sachsen-Altenburg und beide Linien Reuß, außer Acht gelassen.
In den stark staatskirchenrechtlich geprägten Arbeiten von Joseph Freisen nimmt dieser in drei Publikationen Bezug auf das vorliegende Forschungsthema: Innerhalb seines Werkes „Verfassungsgeschichte der Katholischen Kirche Deutschlands in der Neuzeit“ beschreibt und bewertet er das staats-kirchenrechtliche Verhältnis in allen Staaten des Deutschen Reiches.8 Darüber hinaus ist bereits zehn Jahre zuvor eine detailgenauere Arbeit von Freisen erschienen, die jedoch nur einzelne Staaten in den Blick nimmt, dabei allerdings auch verschiedene thüringische Territorien.9 Zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach veröffentlichte er eine Einzelschrift.10 Freisen ermöglicht einen ersten historischen Überblick. Die Grundausrichtung seiner Schriften bleibt allerdings eine juristische.
Eine weitere, wichtige Einzeldarstellung liefert Alfons Probst. Auch er beleuchtet aus juristischer Perspektive das Verhältnis von Staat und Kirche anhand der entsprechenden Verhältnisse im Herzogtum Sachsen-Meiningen.11
Grundsätzlich muss zu den aufgeführten rechtshistorischen Schriften gesagt werden, dass sie einen ersten Zugang zum Thema gewähren. Die Frage nach dem Katholizismus im kleinstaatlichen Thüringen СКАЧАТЬ