Toter Dekan - guter Dekan. Georg Langenhorst
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Название: Toter Dekan - guter Dekan

Автор: Georg Langenhorst

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783429062842

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СКАЧАТЬ bereitet, meistens zumindest.

      Und dann kam die Anfrage von meinem Professor aus Freiburg, wo ich ja studiert hatte, ob ich nicht bei ihm eine wissenschaftliche Assistentinnen-Stelle annehmen wollte, verbunden mit einer Promotion. Nach kurzem Überlegen habe ich zugestimmt. Ja, und dann ging alles seinen Gang. Erst die Doktorarbeit, dann die Habilitation, dann der Ruf hierher nach Friedensberg. Das war vor sechs Jahren und seitdem bin ich hier. So war das“, schloss sie ihre Ausführungen ab.

      Inzwischen hatte der Kellner das Essen gebracht und die beiden später Hinzugekommenen ließen es sich schmecken, während die beiden anderen in Ruhe ihren Rotwein genossen. „Und Gerstmaier?“, fragte Kommissar Kellert nach einigem Nachdenken. „Hat der nicht etwas gegen Ihre Berufung unternommen, wenn er doch so ein Frauenhasser war, wie Sie gesagt haben“, hiermit wandte er sich an Brandtstätter.

      „Moment“, murmelte dieser zwischen zwei großen Pizzabrocken, trank einen großen Schluck Bier und ergänzte dann: „Frauenhasser, das habe ich nicht gesagt. Er wollte bloß keine Frau als Kollegin in der Theologie. Das ist etwas anderes. Aber ja doch, klar, er hat einiges auf die Beine gestellt damals, um die Berufung von Kollegin Mechtersheim zu verhindern!“ „Elmar“, warnte ihn seine Kollegin und legte ihm die Hand auf den Arm, „das gehört jetzt aber nicht hierher!“

      „Doch, doch, lass mich nur, was wahr ist, ist wahr“, meinte dieser nur, schüttelte ihre Hand ab und schnitt sich den Pizzarest in mundgerechte Happen. „Also, ich dürfte Ihnen das jetzt offiziell nicht erzählen, weil es unter das Dienstgeheimnis fällt, aber erstens soll man Jesus zufolge sowieso eigentlich niemals irgendwelche Eide schwören, also auch keinen Diensteid, zweitens ist das ja schon lange vorbei und drittens ist Gerstmaier ja nun tot. Er hat ein Sondergutachten geschrieben, in dem er die Qualifikation von Klara anzweifelte. Und der Bischof wollte dem auch schon nachgeben.“

      Er überlegte kurz, redete dann aber weiter: „Da hat die Frauenbeauftragte der Gesamtuni, Kollegin Bartels-Fritsche von der Germanistik, sich eingeklinkt und mächtig Druck gemacht. Wir haben zwei Zusatzgutachten von auswärtigen Fachkollegen eingeholt, die die Qualifikation eindeutig bestätigt haben, und Frau Bartels-Fritsche hat angedroht, im Falle einer Änderung der Berufungsliste zuungunsten von Kollegin Mechtersheim nicht nur im Ministerium zu protestieren, sondern sich auch an die Presse zu wenden. Ob eine solche Fakultät überhaupt noch staatlich tragbar sei und so. Da haben die Herren schnell den Schwanz eingezogen!“ – „Elmar!“ – „Ist doch wahr! Und es übrigens auch nicht bereut. Klara Mechtersheim macht hervorragende Arbeit!“

      Sichtlich geschmeichelt trank die so Gelobte einen weiteren Schluck, während ihr Kollege sich über die restlichen Pizzastücke hermachte. Kommissar Kellerts Neugier war aber noch nicht befriedigt: „Und Ihr Verhältnis zu Dekan Gerstmaier, hat das nicht unter dieser Vorgeschichte gelitten?“, wandte er sich an die Professorin.

      „Das war kein Verhältnis, Herr Kommissar“, gab diese ruhig, aber bestimmt zurück. „Wir haben in den sechs Jahren, seitdem ich hier bin, keine zehn vernünftigen Sätze miteinander gesprochen. Der hat mich einfach ignoriert. Das war mir aber irgendwie auch am liebsten so.“ „Ja, aber dass er dir die Böhm nehmen wollte, das war schon eine Frechheit!“, polterte Brandtstätter dazwischen.

      „Wie, was?“, wollte Kellert wissen. „Ach, das war so“, erklärte die Professorin, der das Thema sichtlich unangenehm war. „Seit drei Jahren habe ich eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Caroline Böhm. Deren Promotion ist fast fertig und ich möchte sie gern weiter an meinem Lehrstuhl beschäftigen. Vor ein paar Monaten schickte mir Gerstmaier dann aber ein Schreiben mit der Mitteilung, dass meine Assistentinnen-Stelle gestrichen werden sollte. Einfach so. Ohne Erklärung. Ohne Abstimmung im Fakultätsrat. Das habe ich mir natürlich nicht gefallen lassen und protestiert.“

      „Ja, darf der das denn einfach so?“, schaltete sich Beate Kellert mit ehrlicher Empörung ein. „Eigentlich nicht“, übernahm wieder Brandtstätter das Wort. „Aber er hat mit notwendigen Sparmaßnahmen argumentiert und sich auf einen Eilbescheid berufen. Das stünde ihm als Dekan zu, meinte er. Na, da hätten wir ihm jedenfalls im Fakultätsrat schon noch einen Strich durch die Rechnung gemacht, das können Sie mir aber glauben! Soll er doch auf seinen eigenen Assistenten verzichten! Das war jedenfalls klasse, dass du dem mal so richtig die Meinung gesagt hast.“

      „Wieso?“, fragte Kellert dazwischen. Klara Mechtersheim wand sich auf ihrem Stuhl, es war ihr offensichtlich nicht wohl bei diesem Gesprächsthema. „Nun, ich bin ins Dekanat gegangen und habe ihm sehr deutlich gesagt, dass ich sein Vorgehen nicht akzeptiere!“, antwortete sie.

      „Gesagt? Komm, Klara, das war schon mehr! Richtig gebrüllt hat sie, das habe ich noch nie von ihr gehört“, – wandte sich Brandtstätter an seinen Sitznachbarn. „Traut man ihr gar nicht zu, oder? Unterschätzen Sie die Klara mal nicht, Herr Kommissar! Die lässt sich ja nicht leicht aus der Ruhe bringen, aber wenn, dann Vorsicht, die Herren vom Gesangsverein! Haha! Na ja, und der Gerstmaier! Klein wie ein Zwerg, stumm wie ein Fisch, eisig wie ein Cornetto Nuss – haha! Dass die Studenten dann auch noch Beifall geklatscht und gejohlt haben, als du die Dekanatstür ins Schloss geworfen hast, das hat ihm dann den Rest gegeben, glaube ich.“

      „Jaja, ist ja schon gut“, versuchte ihn die Kollegin zu bremsen, der der Gesprächsverlauf sichtlich unangenehm war. „Wie, die Studierenden haben das mitgekriegt und geklatscht?“, fragte Kellert nach, den diese Geschichte natürlich gewaltig interessierte.

      „Ja“, gestand Klara Mechtersheim, „ein paar von der Fachschaft. Die mögen, äh, mochten den Dekan ja auch nicht, weil der sie reihenweise durch die Prüfungen rasseln ließ und überhaupt. Der hatte es nicht so mit den Studierenden. Ich glaube, die waren ihm eher lästig. Das Ganze war trotzdem sehr unangenehm und mir überhaupt nicht recht. Und hat ja Folgen gehabt …“

      „Nämlich?“ „Nun, zwei der Studierenden waren auch als Hiwis im Dekanat beschäftigt. Deren Verträge wurden natürlich nicht verlängert. Und zwei anderen hat er angedroht, sie durchs Examen fliegen zu lassen.“ „Kann er das denn?“, wunderte sich Beate Kellert. „Offiziell natürlich nicht“, erwiderte der Österreicher, „aber wenn Sie einen Studenten unbedingt durchfallen lassen wollen, können Sie die mündliche Prüfung schon so gestalten, dass der kaum eine Chance hat.“

      „Hmm.“ Kellert schwieg, trank wieder einen Schluck und dachte über das Gehörte nach. „Ach, Herr Kommissar“, unterbrach Professor Brandtstätter seine Gedanken. „Ich muss Ihnen jetzt einfach einmal ein kleines Geständnis machen. Früher, als Bub, da wollte ich auch immer Polizist werden. So wie die Kommissare im Fernsehen. Ihnen kann ich es ja anvertrauen: Der ‚Tatort‘, das war meine Lieblingssendung, nein: ehrlich gesagt ist er das heute noch.“

      „Sie wissen aber schon, dass die Wirklichkeit unseres Polizistenlebens ganz anders aussieht, oder?“, fiel ihm Kellert ins Wort. „Aber sicher. Das ist genauso wie bei der Darstellung von Pfarrern im Fernsehen. Weit weg vom wahren Leben. Aber gut, darauf kommt es ja auch nicht an, oder? Ein Film soll unterhalten, aber nicht die Wirklichkeit abbilden, finde ich jedenfalls. Äh, wo war ich gerade?“ Klara Mechtersheim blickte ihren Kollegen mahnend an. Sie mochte alles an ihm, nur nicht seinen Hang zur Geschwätzigkeit. Er ignorierte ihren Blick jedoch, oder hatte er ihn gar nicht bemerkt?

      „Richtig, Polizist wollte ich werden. Und nun bin ich Priester, haha. Aber das Erstaunliche ist, dass beide Berufe erstaunlich eng miteinander verwandt sind.“ „So“, knurrte Kellert, „also den Zölibat muss ich nicht leben. Gott sei Dank, hm, Beate?“ Seine Frau lächelte müde. Doch die polternd-bärbeißige Art des Professors, dem sie sich nun wieder zuwandte, gefiel ihr offensichtlich.

      „Nein, das nicht“, fuhr der fort. „Aber schauen Sie: Sie und ich haben zu tun mit Schuld. Sie und ich kümmern uns um Opfer und Täter. Sie und ich versuchen mit der Aufklärung und Überwindung СКАЧАТЬ