Rückkehr zu Gott. Jörg Gabriel
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СКАЧАТЬ hat.102 Vom selben fehlerhaften Taulerbild wie Schmidt ist auch die erste umfassende Geschichte der Mystik in Deutschland von Wilhelm Preger geprägt (1874 – 93).103 Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts erschienen noch einige kleinere Abhandlungen über Tauler, auf die Helander in seiner Arbeit eigens hinweist.104

      Zur Wende in der Taulerforschung kam es durch den Dominikaner Heinrich Seuse Denifle (1844 – 1905)105, der nachweisen konnte, welche Schriften Taulers echt bzw. unecht sind. Auf diese Weise war es ihm möglich, annähernd das heutige Textkorpus zu rekonstruieren.106 Denifle bricht

      „mit den seit 400 Jahren tradierten und nur vereinzelt angezweifelten Vorstellungen vom Lebenslauf und Werk Taulers. Denifle zeigt gleichfalls, dass der immer wieder geäußerte Pantheismusverdacht bei Tauler keine Grundlage hat. Es ist nicht übertrieben, wenn man feststellt, dass die Taulerforschung damit an ihrem ‚Punkt Null‘ angekommen ist.“107

      Zekorn beschreibt in seiner Arbeit ausführlich den Stand der Forschung bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein.108 Darüber hinaus geht Ruh auf den Forschungsstand bis 1996 ein.109 Alle Beiträge über Tauler, deren Qualität sehr unterschiedlich ist, zu besprechen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Wir wollen deshalb nur auf die Veröffentlichungen und Arbeiten näher eingehen, die für diese Arbeit wichtig bzw. die neueren Datums sind.

      Im folgenden sei ein kurzer Überblick über diese Arbeiten gegeben: 1961 erschien eine Gedenkschrift zum 600. Todestag Taulers110, in der in einzelnen Beiträgen Fragen zum Leben und Wirken, zur Gedankenwelt und Einflusssphäre Taulers behandelt werden und die viele Aspekte der vorangegangen Forschung enthält. Die Fülle der Themen, die von verschiedenen Autoren behandelt werden, bietet eine gute Übersicht in Taulers Welt und Denken.111

      Die Arbeiten von Ignaz Weilner112 (1961) und Bernd Ulrich Rehe113 (1989) beleuchten Taulers Predigten auch aus dem Blickwinkel der Psychologie. Weilner möchte in seiner moral-theologischen Studie zeigen, dass es bei Tauler so etwas wie eine „Psychologie der Tiefe“ gibt.114 Laut Weilner hat Tauler „nicht irgendeine mystische Theorie entwickelt oder ein … überkommenes Schema“115 wiedergegeben. Tauler beschreibt vielmehr unermüdlich „einen bedeutsamen Erlebnisvorgang unter wechselnden Gesichtspunkten“116. Diesen Erlebnisvorgang, der in Taulers eigenem Leben seine Grundlage hat117, stellt Weilner wie folgt dar:

      „Der Mensch, auch der gutwillig Fromme, droht sich mit den Jahren immer mehr an die Mannigfaltigkeit der Weltdinge zu verlieren, ohne dass er es merkt; ja er glaubt sogar, sich selber darin um so intensiver zu besitzen.118

      Soll sich der Mensch jedoch in all den Dingen nicht verlieren, muss er durch die tiefe Krise der „Zweiten Bekehrung“119 wieder mit dem „Grund und Ursprung alles Lebens … sich in Gott zurückgewinnen“.120 Diese Bekehrung, so Weilner, verbindet Tauler mit dem vierzigsten Lebensjahr. Darin sehe Tauler ein „Entwicklungsgesetz des geistlichen Lebens“121:

      „Zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr vollzieht sich nach seinen [Taulers] Beobachtungen im seelischen Bereich des Menschen ein Strukturwandel, in dem nicht nur die ganze bisherige Lebensleistung in Frage gestellt wird und auf ihren Echtheitsgehalt geprüft wird, sondern zugleich die große Chance zur wesentlichen Verinnerlichung, im Einzelfall sogar zu mystischer Begnadung bietet.“122

      Vom Begriff der Bekehrung aus deutet Weilner die Einkehr des Menschen in den Seelengrund als einen Reifeprozess, als einen Weg inneren Wachstums. Was die Seele in diesem Prozess erlebt, beschreibt Weilner im ersten Teil seiner Arbeit aus der Sicht Taulers.123 Im zweiten Teil weist Weilner Parallelen zwischen der Tiefenpsychologie C. G. Jungs und Tauler auf.124 Rehe folgt Weilners Ansatz und ergänzt dessen Untersuchung mit Erkenntnissen aus der Entwicklungspsychologie, indem er sich am lebensgeschichtlichen Ansatz von August Vetter orientiert.125 Beide Arbeiten möchten durch ihren Ansatz den Dialog zwischen Theologie und Psychologie fördern.126 Es soll deutlich gemacht werden, wie bleibend aktuell Taulers Denken immer noch sein kann. Dietmar Mieth127 (1969) stellt in seiner Arbeit die Stellung Eckharts und Taulers zur „vita activa“ und „vita contemplativa“ vor. Nach Mieth ist bei Eckhart und Tauler die Trennung zwischen einem aktiven und kontemplativen Leben überwunden. Der Mensch kann in jeder Lebensform Innerlichkeit und Wirksamkeit verbinden, um zur Einheit mit Gott zu gelangen.128 Mieths Arbeit bietet darüber hinaus erste wertvolle Hilfen zur Klärung von Taulers theologischen und philosophischen Grundlagen bei Meister Eckhart.

      Alois M. Haas129 (1971) untersucht Taulers Lehre von der Selbsterkenntnis des Menschen. Dabei stellt er, wie Mieth, Verbindungen zu Meister Eckhart her. Außerdem geht er auf die Bedeutung der Selbsterkenntnis im Werk Heinrich Seuses ein. Die Selbsterkenntnis, so Haas, wird von Tauler als Instrument moralischer Selbstanalyse mit stark aszetischer Zielsetzung definiert.130 Um eins mit Gott zu werden, muss der Mensch das eigene Ich als ein „Nichts“ begreifen. So sind für Haas die Selbstbeobachtung, die Einsicht in die eigene Sünde und in die eigenen Gebrechen, die Verurteilung des eigenen Selbst, die Nächstenliebe sowie das Wahrnehmen des Seelengrundes, ja sogar die Versuchungen und bösen Neigungen, die Bausteine der Aszetik Taulers.131

      Der Schwerpunkt bei Stefan Zekorn132 (1993) liegt auf der Behandlung des Gebets und der konkreten Gebetsanweisungen, die sich aus Taulers Predigten ergeben. Zekorn begreift Tauler als Lehrer geistlichen Lebens, und er versucht von dorther die Lehre des Dominikaners zu erschließen.133 Außerdem zeigt er, dass Tauler die Beziehung von Gott und Mensch von einer Weghaftigkeit bestimmt sieht.134 Auch wenn in Zekorns Arbeit die Schwerpunktsetzung, wie der Autor selbst feststellt135, zu einer gewissen Überbetonung der Gebetspraxis führt, bietet sie eine gute Zusammenfassung zentraler Gedanken Taulers sowie einen ersten Blick auf dessen Beziehungen zum religiösen Leben seiner Zeit.

      Einen ausschließlich theologischen Akzent setzt Thomas Gandlau136 (1993). Er untersucht Taulers Trinitäts- und Kreuzestheologie: Tauler greift in seinen Predigten die Hauptthemen der Heilsgeschichte auf und verbindet sie mit der Situation seiner Zuhörer. Hierbei zeigt sich, dass der dreifaltige Gott die Menschen aus ihrer erbsündlichen Verfasstheit in die Fülle des trinitarischen Lebens führen möchte. Geglücktes und geheiltes Menschsein bedeutet für Tauler, als Abbild Gottes in den Dimensionen des dreifaltigen göttlichen Lebens der Liebe zu leben. Dieser trinitarische Ansatz ist für Tauler zutiefst mit dem Erlösungsgeschehen in Jesus Christus, dem Kreuzesmysterium, verbunden, denn allein durch den gekreuzigten und verlassenen Christus eröffnet sich dem an der Erbsünde erkrankten Menschen der Zugang zum dreifaltigen Leben mit Gott. Trinität und Kreuz sind Gandlau zufolge somit die innersten theologischen Schwerpunkte von Taulers Denken. Sie prägen sein Verständnis von der Nachfolge Christi, zu der er seine Zuhörer ermuntern will.137

      Die neuplatonische Ausrichtung Taulers im Zusammenhang mit der Lehre vom Seelengrund wird u.a. von Paul Wyser138 (1958), Ignaz Weilner139 (1961), Dietrich Schlüter140 (1961), Werner Beierwaltes141 (1985), Maarten J.F. Hoenen142 (1994) und Loris Sturlese143 (2007) betont. Sturlese bietet zudem eine Zusammenfassung der bisherigen Forschungsergebnisse, und er behandelt den Einfluss der „deutschen Albert-Schule“, deren Vertreter Dietrich von Freiberg, Meister Eckhart und Berthold von Moosburg sind, auf Tauler.144

      Die Monographie über Johannes Tauler von Louise Gnädinger145 (1993) bietet eine Fülle an wichtigen Informationen. Im ersten Teil wird das Leben und das Umfeld Taulers ausführlich dargestellt146; im zweiten Teil behandelt Gnädinger die einzelnen mystischen Themen Taulers.147 Teil drei schließt das Buch mit Taulers Nachwirken ab.148

      Maarten J.F.M. Hoenen149 (1994) СКАЧАТЬ