Die Macht der Intuition. Dr. Florian Ilgen
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Название: Die Macht der Intuition

Автор: Dr. Florian Ilgen

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783831270026

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СКАЧАТЬ können unsere eingetrübten Brillen wieder gegen einen klaren Blick eintauschen, indem wir verstehen, wie das Unterbewusstsein und unsere Intuition überhaupt funktionieren.

      Es war Dr. Joseph Murphy (1898–1981), der die Intuition in die öffentliche Debatte holte. Sein Bestseller »Die Macht Ihres Unterbewusstseins« von 1962 verkauft sich immer noch gut. Murphy vertrat das Positive Denken als Heilmittel für negative Zustände. Diese Sichtweise ist inzwischen zwar längst überholt, doch er warf auch einige interessante Dinge in den Raum.

      Murphy zufolge entsteht durch die Begegnung des Bewussten und des Unterbewussten unser Bauchgefühl – und noch eine Reihe weiterer körperlicher Reaktionen. Dabei ist das Ziel unseres Körpers immer, eine Balance, eine Harmonie herzustellen, in der alle Anteile unseres Selbsts im perfekten Verhältnis zueinander stehen und sein dürfen. Organisch gesehen ist das der Zustand von Gesundheit, gewissermaßen also der Normalzustand. Dysbalancen in unserem Bewusstsein und Unterbewusstsein hingegen können das gesamte Körper-Geist-System belasten.

      Mittlerweile ist nachgewiesen, dass unser Unterbewusstsein einen großen Effekt auf unseren körperlichen Zustand hat. Der portugiesische Neurowissenschaftler und Bewusstseinsforscher António Demásio beschreibt die Auswirkungen einer Intuition so: Im Unterbewusstsein sitzt quasi ein riesiges Archiv mit all unseren Erfahrungen. Das Erfahrungsgedächtnis teilt mit der vegetativen Regulation des Herzschlags, des Blutdrucks, der Muskelspannung und der Schweißabsonderung mit, auf was sich unser System gerade einstellen muss: Aktion oder Entspannung. Mit anderen Worten: Unser Unterbewusstsein sagt uns Bescheid, ob wir weiter voranschreiten oder lieber anhalten sollen.

      Im Bauch selbst sitzt eine Art zweites Gehirn. Hauchdünn zwischen den Muskellagen durchziehen Nervenzellen und -stränge den Darm. Deshalb spüren wir unsere Gefühle so oft und intensiv im Bauch. Genau genommen ist das Nervensystem in unserem Bauch unser erstes Gehirn, argumentiert der französische Neurogastroenterologe Dr. Michel Neunlist von der Universität Nantes.2 Denn primitive Mehrzeller bestanden zunächst nur aus einem Verdauungskanal, aus dem sich dann das sogenannte enterische (also das »Darm«-)Nervensystem entwickelt hat. Die Evolution setzte dann noch unser Kopfgehirn obendrauf, was sich zusammen mit der Ausbildung von Augen und Ohren als vorteilhaft für die Nahrungssuche erwies. Hätte die Natur es bei dem enterischen Nervensystem belassen, würden wir bis heute unsere gesamte Energie nur für die Nahrungsaufnahme und Verdauung aufwenden und definitiv keine Bücher schreiben oder lesen.

      Welches »Gehirn« indes für was zuständig ist, scheint allerdings nicht immer eindeutig geklärt. Beide Nervensysteme sind über den Nervus vagus verbunden, quasi die Datenautobahn für Botschaften zwischen Kopf und Bauch. Um ihre Botschaften zu verschicken, benutzen die Nervenzellen des Gehirns und des Darms dieselben Neurotransmitter, beispielsweise das berühmte Serotonin. Im Kopfgehirn gilt Serotonin als Wohlfühl-Botenstoff. Im Bauch reguliert der Neurotransmitter den Rhythmus der Verdauungstätigkeit und des Immunsystems. Es hat auch noch eine Reihe weiterer Aufgaben: Bei jungen Müttern reguliert Serotonin beispielsweise die Bildung von Muttermilch. Wohl deshalb haben Kulturen über alle Epochen verstanden, dass frisch gebackene Mütter besonderen Schutz und die Zuwendung ihres sozialen Umfelds brauchen, damit sie ihr Baby gut nähren können.

      Die Wiege des Serotonins ist der Magen-Darm-Trakt. Hier werden 95 Prozent des Botenstoffs produziert. Im Kopfgehirn wirkt Serotonin vor allem auf den Hypothalamus. Diese Region gehört zum sogenannten limbischen System, in dem Gefühle stehen und ihren Ausdruck suchen. Der Hypothalamus übersetzt sie in körperliche Gefühle – und eben somatische Marker, wie Demásio sagte. Bauch und Kopf stehen dabei im ständigen Wechselspiel miteinander. So nimmt laut Prof. Michael D. Gershon von der Columbia University in New York unser Bauch, genauer gesagt das enterische Nervensystem, auf unsere Gefühle Einfluss, indem es Signale an unser Gehirn schickt. Diese Botschaften laufen immer unterbewusst, können aber die Wahrnehmung unserer Umwelt verändern.

      Durch die Verlegung einiger Aufgaben in die Peripherie, so argumentiert Prof. Michael D. Gershon, arbeitet das Kopfgehirn effektiver. Vergleichen Sie es mit einem Computer an Ihrem Arbeitsplatz: Dort haben die meisten nur den Monitor auf dem Schreibtisch, während der dicke Prozessor selbst unter dem Schreibtisch steht. Was der Computer im Hintergrund alles berechnet – das wollen nur wenige Nerds genau wissen, die eben hier ihr Talent und ihre Leidenschaft finden. Gut, dass es sie gibt! Und danke, dass sie mir ermöglicht haben, dieses Buch zu schreiben.

      Mittlerweile haben Forscher festgestellt, dass sich Bauch- und Kopfgehirn so stark ähneln, dass möglicherweise sogar die Ursachen für neurologische Erkrankungen wie Depressionen oder Parkinson im Bauch liegen könnten. So wiesen Neurologen um Dr. Michel Neunlist 2006 nach, dass Parkinson auch im Bauch festgestellt werden kann. Bei einer Darmbiopsie weisen die Nervenzellen im Bauch dieselben parkinsontypischen Schäden auf wie im Gehirn. Das zweite Gehirn im Bauch hat jedenfalls alles, was ein integratives Nervensystem braucht. Michael Schemann, Professor für vegetative Physiologie, schätzte es in einem Artikel der Zeitschrift Geo so ein: »Man kann sagen, das Darmhirn denkt.«3

      Fassen wir zusammen: Das enterische Nervensystem und unser Kopfgehirn sprechen also dieselbe Sprache, nutzen dieselben Kommunikationskanäle und teilen denselben embryonalen Ursprung.4 Neben dem Serotonin strömen noch sämtliche weitere Botenstoffe des Kopfgehirns ebenfalls durch das Nervensystem im Darm: Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure (GABA) sowie noch 27 andere. Den Vagusnerv, der als neuronale Verbindung zwischen beiden »Gehirnen« verläuft, hielten Mediziner lange für eine Art Sprachrohr »Kopf an Darm«. Heute weiß man, dass die Priorität genau andersherum liegt: Nur rund zehn Prozent der Informationen fließen von oben nach unten. 90 Prozent funkt hingegen das Darmhirn an die Kommandozentrale im Kopf!5

      So kommt es, dass wir eine wohlige Wärme im Bauch spüren, wenn es uns seelisch gut geht. Schlägt uns allerdings etwas auf den Magen, ist das ein Signal, das man nicht ignorieren sollte. Denn unserem »Darmhirn« mit über 100 Millionen Nervenzellen sollte man zumindest einmal zuhören, was es zu sagen hat. Es kann uns davor bewahren, Krankheitssymptome zu ignorieren. Es kann uns auch davor schützen, uns in gefährliche oder belastende Situationen zu begeben. Und je nachdem, wie sehr wir uns von unserer eigenen Wahrheit und dem, was uns guttut, entfernen, desto vehementer wird das enterische Nervensystem Warnsignale schicken.

      So weit, so gut, aber wie kommt man eigentlich an seine Intuition heran, wenn man sich über Jahrzehnte daran gewöhnt hat, sie möglichst wegzudrücken?

      Wenn ich die Leute frage: »Was wollen Sie machen, was ist Ihre Vision?« Dann sagen manche von ihnen: »Ich habe keine.« Darauf antworte ich: »Stellen Sie sich vor, auf Ihrer linken Schulter landet eine Fee, die flüstert Ihnen ins Ohr: ›Egal was Sie jetzt machen, Sie werden damit finanziell erfolgreich sein. Es darf alles sein.‹ Die Fee garantiert Ihnen den finanziellen Erfolg mit Ihrer Idee. Was würden Sie der Fee sagen?«

      Diese Fee ist eine Metapher, die Leute geben sich mit diesem Bild die Erlaubnis zu träumen. Eine Fee ist schließlich ein Fabelwesen, und deshalb ist das Ganze ja nur ein Spiel. Auf der linken Schulter sitzt sie deswegen, weil diese Körperseite mit unserer rechten, kreativen Gehirnhälfte verstärkt in Verbindung steht. Auf diese Weise kommt die Wahrheit ans Licht. Weil die Leute plötzlich nicht mehr ihrem Muster verhaftet sind, diesem »Nein, das klappt doch eh nicht«. Da ich im Konjunktiv frage »Was würden Sie der Fee sagen?«, beginnen die Leute, dem Fabelwesen, das sie nun fast tatsächlich auf ihrer Schulter spüren, zu erzählen, was sie gern hätten. Plötzlich sind sie voller Ideen, konkret und ausgefeilt.

      Bei einer Frau während meiner öffentlichen Bühnenshow war der Effekt geradezu sensationell. Danach kamen Zuschauer auf mich zu und sagten, sie hätten Gänsehaut bekommen. Ich fragte diese Dame nach ihrem Herzenswunsch und sah, wie sie schluckte. Dann sagte sie, sie würde gern eine Berufung finden. Also schrieb ich auf: »Berufung finden.« Sie kam auf die СКАЧАТЬ