Ohne mich ist das Leben ganz einfach. Ayya Khema
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Название: Ohne mich ist das Leben ganz einfach

Автор: Ayya Khema

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783931274511

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СКАЧАТЬ solche Gedanken in uns zu entfalten. Nicht allein um Gutes zu tun, sondern um der eigenen Läuterung willen. Diese vier großen Anstrengungen gehören zu den 37 Erleuchtungsfaktoren, ohne die es keinen spirituellen Pfad gibt. Wenn wir das „Ersetzen mit dem Heilsamen“ nicht praktizieren, können wir keine Läuterung erwarten. Damit wir uns besser an diese Anweisungen erinnern, können wir sie in vier Worten zusammenfassen: Vermeiden, Überwinden, Entfalten, Erhalten.

      Der Wille ist der erste Schritt zur Tugend, weil es ohne ihn unmöglich ist, überhaupt etwas zu tun. Ob wir ein Haus bauen oder frühmorgens aufstehen wollen, alles braucht die Kraft des Willens. Er ist es, der uns überhaupt aktionsfähig macht. Wenn uns der Wille verloren geht und wir uns treiben lassen, ist keine innere Entwicklung mehr möglich. Sich treiben lassen ist eine Art von Faulheit, nämlich Gedankenfaulheit, die jeder Mensch latent in sich trägt. Wenn wir aber praktizieren wollen, müssen wir in dieser Beziehung auf der Hut sein und dem Geist immer wieder die Möglichkeit geben, sich zu läutern.

      Wir können den Geist mit einem sehr kostbaren Juwel vergleichen, dem kostbarsten im ganzen Universum, denn er trägt den Samen der Erleuchtung in sich, an dem wir alle Anteil haben. Wenn wir dieses Juwel nicht fürsorglich behandeln, wird es schmutzig, zerkratzt und unscheinbar und hat am Ende überhaupt keine Leuchtkraft mehr. Jeder von uns kann dieses Juwel nur selbst vor Verunreinigung schützen und davor, dass es in Verstecke gerät, wo es nicht strahlen kann. Wir müssen immer wieder darauf achten, dass wir die Reinheit, die Klarheit und die Schönheit dieses Juwels zur Geltung bringen. Es muss uns auch klar sein, dass es nichts Wichtigeres im Leben gibt. Alles was wir sonst noch tun, ist Nebensache. Wenn unser Geist die menschliche Problematik einmal abgelegt hat und transzendental denkt, haben wir das Juwel richtig behandelt.

      Im Allgemeinen ist alles, was wir im Leben tun, darauf ausgerichtet, unseren Körper in Ordnung zu halten. Die meisten von uns vergessen völlig, das Juwel des Geistes in Ordnung zu halten. Die vier großen Anstrengungen ermöglichen uns dies, und die Energie, die wir aus der Meditation schöpfen, gibt uns die Kraft dazu. Es ist auch noch zu bedenken, dass unser Geist die Eigenschaft des Anhaftens hat. Weil er an unheilsamen Gedanken anhaftet, glaubt er, dass sie berechtigt seien. Erst haftet er an, und dann rechtfertigt er sich. Wenn wir das nicht in uns erkennen, können wir den Willen, etwas zu ändern, nicht aufbringen. Die Formel heißt: „Erkennen, nicht tadeln, ändern.“ Eine ganz einfache Formel, die leicht zu behalten ist, wir müssen sie nur in die Tat umsetzen.

      Es wird oft gefragt, ob der Buddhismus eine Religion, eine Philosophie, eine Art von Psychologie oder eine Wissenschaft sei. Es kommt wohl ganz darauf an, von welcher Warte aus wir dies betrachten. Im Prinzip ist der Buddhismus nichts weiter als eine Lehre der Praxis, die aus allem Leid herausführt. Um diese Lehre aber erfolgreich praktizieren zu können, müssen wir sie kennen und dürfen sie nicht mit unseren eigenen Meinungen vermischen. Wir sollten versuchen, die Lehre so zu verstehen, wie sie uns überliefert wurde, denn sie basiert auf einer Wahrheit, die wir erst einsehen können, wenn wir genügend praktiziert haben. Es ist also nicht zweckmäßig, zu hoffen, dass unsere eigenen Ideen uns behilflich sein werden. Das Einzige, was uns hilft, ist, den Richtlinien zu folgen und selbst zu sehen, ob wir Resultate dabei erzielen.

      Allein der Wille zur Tugend und zur Meditation bewirkt bereits gutes Karma. Der Buddha hat gesagt, Karma ist die Absicht. Ob diese Absicht dann auch die Früchte trägt, die wir uns erhoffen, ist erst der nächste Schritt. Wenn wir uns vornehmen, die unheilsamen Gedanken loszulassen und die heilsamen in uns zu fördern, bewirken wir durch diese Absicht gutes Karma. Je mehr gutes Karma wir bewirken, desto mehr Unterstützung wird uns in praktischer, materieller und geistiger Hinsicht zuteil.

      Wir müssen natürlich immer wieder unser eigener Beobachter sein und dürfen nicht versuchen, uns vor uns selbst zu rechtfertigen. Wenn zum Beispiel ein unheilsamer Gedanke aufgekommen ist, etwa: „Ich kann diesen Menschen nicht leiden“, sollten wir ihn nicht damit rechtfertigen wollen, dass diese Person wirklich ekelhaft ist. Das macht nämlich jeder, dazu brauchen wir keinen spirituellen Pfad. Stattdessen erkennen wir den Gedanken als unheilsam, beschmutzend, verhärtend, wehtuend, lieblos und weder für uns noch für andere hilfreich und versuchen ihn so schnell wie möglich zu ersetzen. Je schneller wir das Unheilsame aus unserem Geist entfernen, desto weniger Unheil und Beschmutzung findet im Geist statt. Je länger es dauert, desto mehr Schmutz haben wir dann wegzuräumen.

      Der zweite Schritt zum Heil der Tugend wird Geistesverfassung genannt. Damit sind unsere Reaktionen auf unsere Emotionen gemeint, mit denen wir ja ständig zu tun haben. Der erste Schritt betrifft also unsere Gedanken, der zweite unsere Emotionen. Tugend ist viel mehr als nur Sittlichkeit, denn vollkommen tugendhaft zu sein, bedeutet, vollkommen geläutert zu sein, was gleichbedeutend mit Erleuchtung ist. Für uns gibt es den Pfad der Praxis. Man kann sagen, dass das größte Gut, das der Buddha uns hinterlassen hat, seine Erklärungen und Richtlinien sind, nach denen wir üben können. Wir brauchen nicht zu warten, zu hoffen oder zu bitten, es ist ganz deutlich überliefert, was zu tun ist.

      Unsere Geistesverfassung baut auf unseren Reaktionen auf. Wenn wir mit unseren Sinnen etwas wahrnehmen, was uns schön oder angenehm erscheint, so ist unsere natürliche, instinktive Reaktion, dass wir uns ihm nähern, es behalten und besitzen wollen. Wir verstärken also unser Anhaften. Wir können aber nun einmal anfangen, uns ein bisschen davon zu lösen. Wir sind mit Geist und Körper der Ich-Illusion verhaftet: „Das bin ich, das gehört mir, das will ich haben, das will ich sein, das will ich werden.“ Alles dreht sich um „mich“. Wenn also die Sinne, die wir ja ständig in Gebrauch haben, uns etwas zeigen, was wir als wünschenswert empfinden, verbinden wir ein angenehmes Gefühl damit, laufen dem hinterher und suchen dadurch etwas Neues zum anhaften. Es genügt uns anscheinend nicht, dass wir schon an so vielen Dingen anhaften.

      Die Kehrseite der Medaille handelt davon, dass wir mit den Sinnen etwas Unangenehmes, Hässliches, Schmerzliches berühren und sich sofort Widerstand zeigt: „Ich will das nicht, ich kann das nicht leiden, ich muss weg davon.“ Gleich zeigt sich unsere Negativität, die allein dadurch hochkommt, dass ein Sinneskontakt stattgefunden hat und wir dem glauben, was da vor sich geht, als ob es die einzige Realität wäre. In Wirklichkeit können diese Vorgänge höchstens zeitweiliges Vergnügen oder Missvergnügen bereiten, aber niemals inneren Frieden und innere Harmonie erzeugen. Darum ist es nötig, Innenschau zu halten, um zu erkennen, was hier in uns selbst vorgeht.

      Vielleicht hören wir Worte, die uns nicht gefallen, und sofort kommt eine Reaktion: „Dieser Mensch ist bei mir im Haus nicht erwünscht.“ Dabei ist nichts weiter geschehen, als dass wir Worte gehört haben, von denen der Sprecher sogar überzeugt ist. Die Reaktion darauf entsteht in uns selbst, was schwer zu erkennen ist. Die meisten Menschen glauben, alles hinge von dem ab, was von außen auf sie zukommt.

      Vielleicht können wir uns einmal Folgendes vorstellen: Eine kleine Teufelspuppe, mit der Kinder spielen, sitzt in ihrem Kasten auf einer Spirale. Wenn das Kind den Deckel nur ganz leicht berührt, springt die Teufelspuppe zum größten Vergnügen des Kindes heraus. Nun entfernt jemand die Teufelspuppe aus dem Kasten und wirft sie weg. Das Kind drückt und drückt auf den Deckel – ohne Ergebnis. Es holt einen Hammer und haut auf den Deckel, aber nichts springt heraus. Das ist ein Gleichnis für unsere Reaktionen. Sie springen jedes Mal heraus, wenn jemand auf den Deckel drückt, weil sie in uns sitzen. Wenn wir einmal festgestellt haben, dass bei uns immer das gleiche Programm abläuft, werden wir vielleicht versuchen, uns von allem fernzuhalten, was auf unseren Deckel drücken könnte. Das ist aber nicht möglich. Die Welt ist voll von diesen „Kindern“, die auf unsere Deckel drücken, selbst wenn wir uns in eine einsame Höhle zurückziehen. Auch da wird es kalt und regnet, gibt es Ungeziefer, kommen Leute vorbei, die uns auslachen, und andere Unannehmlichkeiten. Es hat keinen Sinn, den Deckeldrücker zu tadeln oder ihm auszuweichen. Es gibt nur einen Weg, nämlich endlich einmal die eigene Teufelspuppe kennen zu lernen und sich vorzunehmen, nicht mehr dasselbe Programm ablaufen zu lassen. Wir können uns klarmachen, dass ja nichts weiter stattfindet als ein Sinneskontakt.

      Wenn wir zum Beispiel mit Knieschmerzen dasitzen, kann es sein, dass unser Geist СКАЧАТЬ