Название: Ohne mich ist das Leben ganz einfach
Автор: Ayya Khema
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783931274511
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Unser Denken ist unsere Abwehr, weil es verhindert, dass unsere Ich-Illusion auch nur für einen Moment in Frage gestellt wird. In unserem Kopf geht es oft zu wie auf einem Schlachtfeld, auf dem der Geist etwas will, aber etwas anderes tut und damit sozusagen gegen sich selbst ankämpft. Sich nicht zu wehren bedeutet nicht, sich einfach gehen zu lassen, sondern vollkommen wach und achtsam zu erleben, was wirklich im eigenen Innern vorgeht. Wenn wir dabeibleiben können, indem wir den Atem lange genug betrachten, sodass er schließlich ganz fein wird, ist der nächste Schritt das Erleben der inneren Empfindungen.
Die volle Konzentration ist erreicht, wenn der Atem so fein geworden ist, dass wir ihn entweder gar nicht oder nur schwer wahrnehmen können. Sehr häufig machen wir dann den Fehler, nochmals tief zu atmen, um uns des Atems zu vergewissern. Das ist dann so, als hätten wir den Schlüssel ins Schlüsselloch gesteckt, aber anstatt die Tür aufzuschließen, geben wir uns erneut mit dem Schlüssel ab. In dem Moment, wo der Atem so fein wird, dass wir ihn kaum noch wahrnehmen können, lassen wir von ihm ab und richten unsere Achtsamkeit auf die inneren Empfindungen, die zu dieser Zeit höchst angenehm sind. Wenn wir das tun, sind wir über die Schwelle getreten. Anfangs ist das vielleicht nicht mehr als ein momentanes Erlebnis, aber das macht nichts, wir müssen es einfach immer wieder üben. Dann kommt der Geist zur Sammlung und findet Glück, Frieden und Ruhe.
Wir können uns die allerschönsten Märchen ausdenken, solange der Geist denkt, arbeitet er, und das kann nie wirkliche Ruhe bringen. Der Geist, der denkt, bewegt sich, und alles, was sich ständig bewegt, muss irritierend wirken, da es Reibung erzeugt. Darum glauben wir ja auch, dass wir schlafen sollten, wenn wir ausruhen wollen. Wenn wir dann keine wilden Träume haben, glauben wir, der Geist sei zur Ruhe gekommen. Schlaf kann jedoch kaum der Weg sein, auf dem inneres Glück und innerer Friede zu erreichen sind. Das wäre ja eine absolute Verneinung unserer spirituellen Fähigkeiten.
Der erste Schritt jeglicher Meditation ist die Hinwendung zum Meditationsobjekt. Dieses anfängliche Hinwenden wirkt der Lässigkeit und Trägheit des Geistes entgegen. Lässigkeit und Trägheit ist eines der fünf Hindernisse (1. Sinnenlust, 2. Übelwollen, 3. Lässigkeit und Trägheit, 4. Unruhe und Sorgen, 5. Zweifelsucht) und äußert sich darin, dass wir es „morgen“ machen wollen, uns nicht aufraffen können, nur das tun, was unbedingt sein muss oder zum Überleben notwendig ist, uns überfordert fühlen und keine Zeit für andere haben, weil unser Geist nicht die Spannkraft hat, die auf einer starken Geistesenergie beruht. Die Lässigkeit des Geistes verursacht die Trägheit des Körpers. Wenn der Körper Schmerzen hat, jammert der Geist, und wenn der Geist faul ist, kann auch der Körper nichts erledigen. Das anfängliche Hinwenden arbeitet gegen diesen Zustand, denn um uns dem Meditationsobjekt zuwenden zu können, müssen wir geistig wach sein, andernfalls können wir das Meditationsobjekt ja überhaupt nicht aufgreifen. Allein schon dieser Anfang ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Wir leiden unter den fünf Hindernissen und erfreuen uns an fünf Faktoren der meditativen Vertiefung, die diesen fünf Hindernissen entgegenwirken. Das Heil der meditativen Vertiefung liegt nicht nur darin, dass der Geist nun ein Heim gefunden hat, sondern auch darin, dass die meditative Vertiefung eine sehr rapide Läuterung mit sich bringt, obwohl sie zeitlich begrenzt ist. Ein Mensch, der sich immer wieder in meditative Vertiefung begibt, verkleinert die Hindernisse. Das heißt nicht, dass sie gleich mit der Wurzel ausgerissen werden, aber es bedeutet, dass sie immer schwächer werden. Ich vergleiche das gern mit dem Unkraut im Garten. Wenn wir das Unkraut wuchern lassen und nichts dagegen tun, nimmt es die ganze Nahrung aus dem Boden und überschattet die Pflanzen, sodass sie weder Sonne noch Regen bekommen und wir nichts anderes als Unkraut sehen können. Das Unkraut wird dann so kräftig, dass es schwer ist, es zu entwurzeln. Wir können es jedoch niederschlagen oder abschneiden, ohne es gleich entwurzeln zu müssen. Wenn wir es oft genug abgeschnitten haben, wird es immer kleiner und schwächer, sodass es erstens nicht mehr die Blumen überschattet und ihnen Sonne und Regen nimmt, zweitens nicht alle Nährstoffe aus dem Boden zieht und wir drittens nicht nur Unkraut, sondern auch Blumen zu sehen bekommen. In der meditativen Vertiefung beschneiden wir das Unkraut der Hindernisse und können allmählich einige der Blumen erkennen, die in unserem Herzen wachsen. Es kommt etwas von der inneren Reinheit zum Vorschein, die jeder Geist in sich trägt, denn wenn sie nicht im Keim vorhanden wäre, könnten wir sie niemals in uns zum Wachsen bringen. Wenn wir nun unsere Hindernisse immer wieder unterbinden, werden sie schwächer und schwächer und nehmen nicht mehr so viel Kraft von Herz und Geist in Anspruch, sodass wir mehr Energie für den spirituellen Pfad zur Verfügung haben. Außerdem haben kleinere Gewächse auch schwächere Wurzeln, sodass diese wiederholte Läuterung uns das endgültige Entwurzeln des Unheilsamen sehr erleichtert.
Diese automatische Läuterung muss Hand in Hand gehen mit der absichtlichen Läuterung im täglichen Leben, die darin besteht, dass wir unsere Gedanken, Reaktionen, Sinneskontakte, Worte und Handlungen beobachten und immer wieder vor unheilsamen Dingen beschützen. Wenn wir uns jedoch nur auf die Läuterung im täglichen Leben verlassen, haben wir einen langen und schwierigen Weg vor uns, der wahrscheinlich nicht zum Ziel führen wird. Der Geist, der sich nur auf das tägliche Leben konzentriert, ist natürlich derselbe Geist, der auch die Unarten in sich hat. Wenn wir diesen Prozess aber mit Meditation und Konzentration kombinieren und auf beiden Ebenen arbeiten, tun wir das Bestmögliche für uns selbst. Die Kombination von täglicher Achtsamkeit und automatischer Läuterung in der Meditation kann schnelle Resultate bringen, denn durch die wiederholte meditative Vertiefung haben wir uns eine verfeinerte Bewusstseinsqualität erworben. Diese erleichtert es uns, die innere Reinheit immer wieder zu kultivieren, sodass die Blumen sich entfalten können und das Unkraut niedergeschlagen wird.
Die anfängliche Hinwendung zum Meditationsobjekt, die Trägheit und Lässigkeit vielleicht nicht ganz ausmerzt, aber immerhin vermindert, muss während der Meditation immer wieder aufgenommen werden. Jedes Mal, wenn wir die Konzentration verlieren, müssen wir uns erneut dem Meditationsobjekt zuwenden – eventuell duzende Male. Weil dies notwendigerweise geschieht, haben wir die Möglichkeit, die Müdigkeit, die Lässigkeit und Trägheit des Geistes immer wieder zu unterminieren. Gelingt uns das in der Meditation, so wird es uns auch im täglichen Leben gelingen. Wir können uns dann immer wieder den Dingen zuwenden, die heilsam sind, und können unsere ganze Meditationserfahrung mit ins tägliche Leben hineinnehmen. Wenn wir andererseits das tägliche Leben nicht nutzen, um unsere Meditation zu unterstützen, werden wir beim meditieren immer Schwierigkeiten haben. Anhaltende Achtsamkeit auf uns selbst verleiht unserer Meditation das Fundament, um erfolgreich zu sein. Die meditative Vertiefung ist ein Mittel zum Zweck, genau wie die Meditation selbst ein Mittel zur Einsicht ist; ohne die richtigen Mittel werden wir uns dem Ziel nicht nähern können.
Nachdem wir uns immer wieder dem Meditationsobjekt zugewandt haben, wird uns mit dem nächsten Meditationsschritt bewusst, dass der Geist nun endlich gehorcht und auf einer Stelle bleibt. Er hat jetzt eine gewisse Schwere und ist nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Er hat sich niedergelassen. Die anhaltende Konzentration, die uns zeigt, dass dies möglich ist, bringt ein sehr wichtiges Resultat mit sich. Wir können aufhören, daran zu zweifeln, dass Meditation wirklich funktioniert, dass wir sie je erlernen werden und dass dies der richtige Weg ist. Sollten wir gerade noch überlegt haben, ob wir nicht lieber Tai Chi praktizieren, an einem Yoga-Kurs teilnehmen oder gar das Töpfern erlernen sollten, so erübrigt sich das jetzt. Wir СКАЧАТЬ