Название: Tore zur Freiheit
Автор: Andrea Dinkel-Tischendorf
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783964420077
isbn:
Warum das so war, klärte sich zwei Jahre später während einer Sitzung durch Maya auf: »Ach, Kind, wir hatten eine wunderbare gemeinsame Zeit im Kloster …« Maya sprach aus der Zeit von Teresa von Avila¹. Sie hatte schon früher erwähnt, dass ich mit einigen Frauen, die Maya auch bekannt waren, bei Teresa im Kloster gewesen war. Ich konnte mir das gut vorstellen, da ich mit Anfang zwanzig ein Déjà-vu erlebte, das aufgrund von Shirley MacLaines Buch über den Jakobsweg die Erinnerung aus meiner Seele aufsteigen ließ. Damals war ich den Tränen nahe, denn all die Orte und auch Shirleys Beschreibungen vom inneren Pfad schienen mir nur allzu vertraut.
»Du bist jung in das Kloster eingetreten«, fuhr Maya fort. »Aber du warst einem Mann versprochen, einem Geschäftsmann, der dich zur Frau nehmen wollte. Dennoch wolltest du unbedingt ins Kloster, und so hast du mit ihm eine Vereinbarung getroffen. Du sagtest: ›Ich bleibe fünf Jahre. Nach dieser Zeit werde ich dich heiraten.‹« Maya fuhr lachend fort: »Du bist geblieben bis zu deinem Lebensende! Naja, wir hatten viel Spaß in diesem Kloster ...«
Nun wurde mir einiges klar. Zu Maya gewandt fragte ich: »Das ist der Partner gewesen, der eine andere heiratete, nicht wahr?«
»Ja, Kind. Er konnte dir das nicht verzeihen. Fünf Jahre hat er darauf gewartet, dass du dein Versprechen einlöst und aus dem Kloster austrittst, um seine Frau zu werden. Naja, du hast dir dein Leben einfach anders vorgestellt!«
Nun spürte ich, warum diese merkwürdige Beziehung sein musste und warum ich damals ohne Nachzudenken sofort in eine Heirat eingewilligt hatte. Ich wollte mein Karma ausgleichen. Für ihn war es ein Test, ob ich dieses Mal mein Versprechen halten würde, und das spürte meine Seele. »Er wollte es mir heimzahlen!«, brach es aus mir heraus.
Maya nickte.
Da wurde mir sehr deutlich, dass ich die Zeit ›fristen‹ musste, die er damals erfolglos auf mich wartete. Fast fünf Jahre! So erkannte ich früh die Lektionen von Karma und Ausgleich im Leben.
Ein neuer Weg
Nun stand ich also wieder an einem Wendepunkt meines Lebens. Trotz aller negativen Erfahrungen freute ich mich auf eine neue Zeit, die zweifelsohne mit diesem Seminar beginnen sollte.
Das Seminar hieß: ›Geistiges Heilen und Medialität‹ und beinhaltete auch das Aura-Sehen. Das wollte ich unbedingt lernen. Ich dachte, so könnte ich meinen Klienten, die seinerzeit aus Kunden, Familienmitgliedern oder Freunden bestand, noch besser helfen. Ich hatte neben meiner Arbeit im Außendienst begonnen, Hände aufzulegen und mit Freude entdeckt, dass meine Heilfähigkeiten bei meinen ›auserwählten‹ Klienten meist sehr rasch zum gewünschten Erfolg führten. Dennoch fühlte und wusste ich, dass ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich alleine nicht weiterkam. So bat ich Gott darum, mir einen spirituellen Lehrer auf meinen Pfad zu senden. Nur wenige Tage später erhielt ich die Antwort auf mein Gebet.
Die Veranstaltung fand in einem Tanzlokal namens ›Star- gate‹ statt, zu dem ich mich mit einer Freundin und ihrer Mutter einfand. Die Teilnehmer waren in einem Stuhlkreis zugegen. Armin Mattich, der Seminarleiter, stand in der Mitte.
»Er hat etwas Melancholisches«, dachte ich, als ich ihn betrachtete, »und schöne, aber traurige Augen, wie ein verletztes Rehkitz!« Armin sprach die einleitenden Worte, und ehrlich gesagt, verstand ich nur Bahnhof. Das änderte sich auch das ganze Seminar über nicht, aber fleißig schrieb ich alle Namen bedeutsamer Menschen auf, über die Armin sprach. Auch sämtliche Buchempfehlungen.
Ich war fasziniert von dieser neuen Welt, in die ich gerade eingetaucht war. Als wir während einer nächsten Pause an einem Stehtisch zusammenstanden, sprach mich Armin an. In vorwurfsvollem Ton fragte er mich: »Wo bist du die ganze Zeit geblieben?«
Ich konnte es nicht fassen und drehte mich zu meinen beiden Frauen um, wobei ich mir selbst den Vogel zeigte und mit einem Kopfnicken in Armins Richtung deutete. Vielleicht ist dieser Mann doch nicht ganz normal?
Doch erinnerte ich mich auch daran, wie ich wochenlang versucht hatte, Herrn Mattich ans Telefon zu bekommen, um mich für das hiesige Seminar anzumelden, und wie meine Finger den unscheinbaren blauen Flyer zwischen einem Sammelsurium erworbener Flyer herausgefischt hatten. Als endlich, nach zahllosen Versuchen, jemand ans Telefon ging, war ich überrascht, dass es seine Tochter war, die meinen Anruf entgegennahm, und ich war enttäuscht, dass es eine Tochter und sicher eine Familie dazu gab. Warum nur hatte ich solche Gedanken und Gefühle? Keine Ahnung!
Das Seminar war mehr als faszinierend. Menschen gerieten in Trance und eine Teilnehmerin erlebte offenbar eine göttliche Verzückung. Sie zappelte eine halbe Stunde auf ihren Zehenspitzen mit weit zum Himmel emporgestreckten Armen.
»Das ist eine unmöglich einzunehmende Haltung!«, dachte ich bei mir. »Kein Mensch kann das in normalem Zustand!« Ich schaute sie an, und während ich sie betrachtete, wurde ich in einen warmen Sog aus Dankbarkeit, Freude und himmlischer Leichtigkeit gezogen. »Wie wunderbar, dass es so etwas gibt!« Ich war begeistert und tief berührt. Und so fuhr ich beglückt und dankbar mit meinen Freundinnen nach Hause.
Zu Hause angekommen, war ich voller Tatendrang und überlegte, was ich nun anfangen sollte. Mein Körper bebte vor Kraft ‒ ein Gefühl, das ich so noch nie erlebt hatte. Doch nach Menschen und Party war mir nicht, und so beschloss ich, früh zu Bett zu gehen und den Tag Revue passieren zu lassen.
Als ich so dalag, spürte ich, wie mein Körper plötzlich innerlich sehr schnell zu vibrieren begann. »Wow! Was ist das denn?«, dachte ich bei mir. Es war ein großartiges Gefühl und an Schlafen nicht zu denken. Also beschloss ich, aufzustehen und die Wohnung zu putzen. Irgendwie musste ich meine Energie loswerden. Es war wohl gegen Mitternacht, als ich endlich glücklich einschlief. In der Nacht wurde ich von einem wunderbaren Aprikosenblütenduft geweckt. Ich spürte die Anwesenheit einer sehr lichtvollen Seele und einen Hauch von Heiligkeit, bevor ich wieder selig einschlief. Die geistige Welt hatte zart und sanft ihre Fühler nach mir ausgestreckt, auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, was es für mich bedeuten sollte.
Am nächsten Abend ging ich früh zu Bett. Mitten in der Nacht wurde ich aus einer Tiefschlafphase abrupt durch meinen Arm geweckt, der ganz von allein senkrecht in die Luft geschnellt war. Ich schaute auf die Uhr. Es war Punkt zwei Uhr. Das Ganze wiederholte sich noch zwei Mal. Jedes Mal riss mich mein Arm nach oben, stets zur vollen Stunde.
Jetzt wurde mir das nun doch unheimlich, und so verbrachte ich den Morgen damit, darüber nachzudenken, ob ich Armin Mattich anrufen sollte. Ich war ängstlich und wusste nicht, was da mit mir passierte. Schließlich überwog meine Neugierde, ich fasste mir ein Herz und rief ihn an. Eine warme Stimme begrüßte mich herzlich. Ich war erleichtert und erzählte ihm, was mir die Nächte zuvor passiert war. »Gratuliere!«, sagte Armin schlicht. Das genügte, um mir die Angst zu nehmen. Offenbar war mir etwas Wunderbares widerfahren.
Ostern stand vor der Tür, und ich dachte: »Mal wieder ein Ostern, an dem du alleine bist!« Selbstmitleid kam in mir auf. Dennoch spürte, ja ›wusste‹ ich, dass mich am Abend jemand anrufen würde.
»Ja, ja …«, schalt ich mich СКАЧАТЬ