Название: Tore zur Freiheit
Автор: Andrea Dinkel-Tischendorf
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783964420077
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Maya fuhr fort: »Sie hat Tabletten genommen, nicht wahr?« Maya hatte bereits den Kontakt zu meiner Mutter Hanne hergestellt und sprach: »Sie sagt, dass sie hoffte, mit diesem Selbstmord, der viel Mut erforderte, vielleicht etwas Schuld dir gegenüber auflösen zu können. Außerdem empfand sie das Leben unerträglich. Sie fand nie Ruhe. Und das wiederum hängt mit einem früheren Leben in einem Kloster zusammen. Willst du, dass ich dir beschreibe, was ich sehe?«
Natürlich wollte ich Klarheit.
»Mit fünfzehn Jahren wurdest du vergewaltigt, bist schwanger geworden und wolltest das Kind nicht. Du wusstest nicht, was du tun sollst, und hast es keinem Menschen erzählt. Das war im Süden von Italien. Jemand in deiner Umgebung sah dich, inzwischen mit einem dicken Bauch, und sagte: ›Du kannst keine Abtreibung machen, das würde Gott nicht gestatten. Gib das Kind in ein Kloster, denn dort wird es gut versorgt und kann Gott kennenlernen.‹
Dieses Kind war deine jetzige Mutter. Und der Mann, den du damals geheiratet hast, hat dich auch nur aus Mitgefühl geheiratet. Denn eigentlich wolltest du nicht mehr leben. Du hattest zu viele Schuldgefühle. Merkwürdigerweise war dies der Vater des jungen Mannes, der dir das angetan hatte. Später hast du das Kind gesucht, aber es war nicht mehr da. Es wurde von Kloster zu Kloster weitergereicht. Und keiner kannte den Namen.
Die Seele deiner Mutter konnte dir nicht vergeben, und erst nachdem sie gestorben ist, erkannte sie, dass du erst ein Kind von fünfzehn Jahren und missbraucht worden warst.«
Erklärend fügte Maya hinzu: »Offensichtlich hat deine Mutter dieses Klosterleben gewählt, weil sie in einem anderen Leben als Mann die katholische Kirche bekämpft hat. Unfreiwillig in ein Kloster zu kommen, war für sie somit eine Möglichkeit, Buße zu tun. Es hat ihr allerdings nicht so gut getan, und sie konnte es nicht wirklich tief bereuen. Das ist es, was sie jetzt im Jenseits offensichtlich lernen kann: dass es auch gute Katholiken gibt!
Im Moment beschäftigt sie sich mit Seelen, die sehr katholisch waren und gerade im Jenseits angekommen sind. Sie sucht nach einem Priester und versucht, etwas herauszufinden. Voller Freude geht sie da hin, um sich über Vergebung und die katholische Kirche auszutauschen. Puh, sie kann reden wie verrückt!«
Ich musste herzlich lachen.
»Jetzt weißt du, dass sie das Leben bei dir ausgewählt hat; dass du deshalb das Kind bekommen musstest und sie deswegen ins Kloster gegeben hast, um ihr zu helfen, ihr eigenes Karma auszugleichen. Du brauchst nicht mehr dieses Schuldgefühl zu haben. Jetzt lebst du in Freiheit, Kind, die Schatten deiner Vergangenheit sind nicht mehr da, weil du dir selbst endlich verziehen hast. Deine Mutter bittet dich um Vergebung … und das, was du bist, deine Seele, dreht sich zu ihr um und bittet sie ebenfalls um Vergebung. ›Von Herzen!‹, antwortet deine Mutter, und sie lässt dich wissen, dass sie jetzt froh ist, dass sie weitergehen kann und frei ist.« Maya war in Tränen: »Danke, Gott!«
Der Nebel lichtete sich. Plötzlich verstand ich all die Zusammenhänge um meine Geburt, das Verhältnis zu meiner Mutter, ihre fühlbare Wut mir gegenüber, meine Furcht vor ihr in den ersten Jahren meines Lebens; mein Denken schon von Kindesbeinen an, dass ich sie beschützen müsse. Mein Leben lang fühlte ich mich für meine Mutter verantwortlich.
Erst viel später, als meine Mutter bereits verstorben war, erzählte mir meine Tante die Geschichte von meinen ersten Jahren: »Hanne wollte dich nicht behalten und zur Adoption freigeben. Man hatte bereits eine wohlhabende Familie für dich gefunden. Die Eheleute mochten dich sehr und wollten dich adoptieren, weil sie selbst keine Kinder bekommen konnten. Da warst du ein paar Monate alt.« Ich erinnerte mich damals sofort an ein Foto, das mich als Kleinkind lachend und auf wackligen Beinen stehend zwischen einem ebenfalls glücklich lachenden Paar mittleren Alters zeigte. Das waren meine angedachten Pflegeeltern.
Meine Tante fuhr fort: »Als du ein Jahr alt warst, begegnete Hanne Klaus, deinem künftigen Stiefvater. Als Klaus erfuhr, dass sie dich weggeben wollte, sagte er: »Auf gar keinen Fall. Das Kind bleibt bei uns!« Mein Vater, der selbst adoptiert worden war und eine traurige, unliebsame Kindheit bei einer Pflegefamilie verbracht hatte, setzte seinen Willen durch. Beide heirateten und bekamen dann meine Schwester. Mir wurde klar, weshalb ich mich bereits als Kleinkind nie sonderlich wohl an der Seite meiner Mutter fühlte. Ich fühlte mich nicht angenommen, und einige Situationen kamen mir in den Sinn, in denen sie – nicht nur mir gegenüber – meist in betrunkenem Zustand Gewaltausbrüche an den Tag gelegt hatte.
Maya fuhr mit der Sitzung fort: »Dein Vater, lebt er noch?«
Ich antwortete, noch verdauend, was ich soeben erfahren hatte: »Ich habe zwei. Einen Stiefvater und einen leiblichen Vater, und beide leben noch.«
Maya darauf: »Deinen leiblichen Vater, wie lange hast du ihn gehabt?«
»Ihn habe ich erst vor ein paar Jahren kennengelernt, denn ich wurde als ›Zufallstreffer‹ gezeugt, und danach ist er verschwunden. Meine Mutter hat später meinen Stiefvater geheiratet, da war ich ungefähr ein Jahr alt. Sie wollte mich eigentlich zur Adoption freigeben.«
»Ach was! Fast der gleiche Ablauf wie in dem früheren Leben! Somit hast du deinen leiblichen Vater eigentlich gar nicht wirklich gekannt. Was hast du für ein Gefühl zu deinem leiblichen Vater?«
Wahrheitsgemäß antwortete ich meiner Freundin: »Kein sehr gutes. Ich bin emotional nicht so sehr mit ihm verbunden.«
»Und wie ist dein Verhältnis zu deinem Stiefvater?«
»Meine Eltern trennten sich, und er ist dann weggezogen. Ich habe als Kind immer wieder versucht, die Verbindung mit ihm aufzunehmen, aber er hat dies verweigert. Später sagte er zu mir, dass er sich schämte, mit uns Kontakt zu halten, weil er uns ja schließlich nichts hätte bieten können.«
Maya wirkte betroffen: »Abgewiesen zu werden von Mutter und Vater … von beiden Seiten! Dann muss ich sagen, dass du das wunderbar geschafft hast, so eine Gleichgewichtsfrau zu werden!« Maya brach ab, ging nach innen und bekam plötzlich ihren ›weiten, fernen Blick‹, den ich bereits gut kannte. Weiter an mich gerichtet: »Willst du wissen, was ich sehe?«
»Ja!«
»Ich sehe ein Leben von dir in Frankreich. Du lebst in einem Schloss und bist eine schöne junge Frau, die alle Männer um den Finger wickeln kann. Die zwei ‒ dein Stiefvater und dein leiblicher Vater in diesem Leben – wollten dich sehr gerne heiraten. Und einer der beiden war offensichtlich für deine Eltern keine so gute Partie, er war zu arm.
Du hast Ja gesagt, Nein gesagt, Ja gesagt, Nein gesagt. Er hat dich wirklich geliebt. Und am Schluss hast du gesagt, es geht nicht. Er versuchte dich zu vergessen und nannte dich eine verwöhnte Puppe. Dies tat dir sehr leid, denn dir war nicht bewusst, wie viel Power du hattest und wie du dadurch Menschen auch Schmerzen zufügen konntest.
Das war deine erste Lektion, dass große Schönheit, viel Geld und Adel Menschen nicht unbedingt gehaltvoll machen. Und deinen zweiten Vater, deinen Stiefvater, hast du dann geheiratet. Deine Eltern wollten so gerne, dass du diesen Mann heiratest, denn dadurch konnten sich eure Familien miteinander verbinden. Dieses Leben fand etwa zwischen dem 17ten und 18ten Jahrhundert statt. Er war ziemlich tyrannisch. Sein Wille war Gesetz, und nach zwei Jahren hast du ihn verlassen. Er wurde im Anschluss aus dem Dorf, in dem er das Sagen hatte, hinausgeworfen, weil die Leute erfahren hatten, dass er dich schlecht behandelt hat. Er flüchtete СКАЧАТЬ