Название: Essentielle Befreiung
Автор: A.H. Almaas
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783867811521
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Betrachten wir weiter dieses „implizite Verstehen“. Der Ausweg aus unserem Dilemma liegt im Wort „implizit“. „Implizit“ hat nichts mit „Vordergrund“ zu tun, sondern liegt dem Vordergrund zugrunde. „Implizit“ ist nicht das, worüber ihr nachdenkt oder woraufhin ihr zu handeln versucht, sondern bezieht sich auf etwas in eurem Sein selbst. „Implizit“ bedeutet, daß das Verstehen so sehr ein Teil von euch ist, daß es im Mark eurer Knochen ist; es ist ein Teil eures Soseins, eures Wesens, dessen, wie ihr seid und wie ihr euch fühlt, wie ihr denkt, der Weise, wie ihr mit Menschen umgeht.
Bei der Arbeit hier beginnt ihr damit, daß ihr ein paar Grundlagen versteht – euren emotionalen Charakter, eure Muster und wie sie zusammenhängen. Ihr beginnt damit, daß ihr beobachtet und aufmerksam seid, und ihr findet bestimmte Dinge über euch heraus. Wie ihr wißt, ist das kein mentales Verstehen, sondern ein Verstehen, das auf Erfahrung beruht. Eure emotionale Struktur verstehen bedeutet nicht, eine mentale Beschreibung herzustellen, sondern ein tief gefühltes Verstehen zu erfahren. Ihr erfahrt, was da ist, und zugleich seht ihr die Zusammenhänge zwischen euren Emotionen und euren Einstellungen und euren Handlungen. Zu Beginn ist das notwendig. Aber an sich reicht das nicht. Aus der Perspektive impliziten Verstehens wird das reine Verstehen eurer Emotionen nicht genug sein.
Nehmen wir das Beispiel des Selbstbildes. Ihr entdeckt, daß ihr Schwierigkeiten und Konflikte habt, weil ihr ein bestimmtes inneres Bild oder ein Konzept von euch habt. Ihr seht euch vielleicht als einen schwachen oder einen häßlichen Menschen. Und wenn ihr glaubt, daß ihr ein schwacher Mensch seid, werdet ihr euch wie ein schwacher Mensch verhalten. Ihr werdet Dinge nicht tun, von denen ihr glaubt, daß nur starke Menschen sie tun.
Wenn wir also ein bisher für selbstverständlich gehaltenes Selbstbild erkennen, dann können wir sehen, daß es nur ein Bild ist, daß es nicht wahr ist. Manche Menschen glauben, daß sie in Wirklichkeit Versager sind. Sie glauben das so vollkommen, daß sie nichts tun, was erfolgreiche Menschen tun. In dem Moment, in dem sie einen gewissen Erfolg haben, erschrecken sie. Sie haben das Gefühl, daß das nicht sie sind; jemand anders hat plötzlich die Oberhand.
Wenn ihr das Selbstbild erkennt und es versteht, erlangt ihr eine gewisse Freiheit von ihm. Angenommen euer Selbstbild ist zum Beispiel, daß ihr häßlich seid. Euer Therapeut sagt: „Schau in den Spiegel!“ Ihr schaut in den Spiegel, und ihr seid nicht ganz sicher. „Vielleicht ist es nicht ganz so schlimm, wie ich dachte. Wenn meine Nase vielleicht ein bißchen kürzer wäre, dann wäre ich nicht häßlich.“
Aber auch wenn ihr den Glauben an das Selbstbild sehen könnt, werdet ihr nicht frei von ihm sein, weil ihr auf der emotionalen Ebene wißt, daß das ein Selbstbild ist, weil ihr es mit etwas anderem, einem anderen Selbstbild verglichen habt. Was ist häßlich? Was ist schön? Ihr habt euren Maßstab von Schönheit, und nach diesem Maßstab seid ihr nicht schön. Euer Über-Ich sagt euch, daß eine schöne Frau eine Frau mit einer schmalen Nase ist, und so ist es eben. Wenn viele Menschen euch sagen, daß eure Nase schön ist, werdet ihr euch vielleicht nicht für so häßlich halten. Aber immer wenn es euch schlecht mit euch geht, erinnert ihr euch an diese Nase. Wenn jemand euch ablehnt, seid ihr sicher, daß es an eurer Nase liegt. Das Verständnis, das euch von diesem Selbstbild befreit, kommt von einem Ort, der nicht auf der emotionalen Ebene liegt. Ein gewisses Verständnis ist nötig, um diesen Glauben an ein Selbstbild auszuschalten. Dieses Wissen besteht darin, daß ihr letzlich nicht das Selbstbild, nicht ein Konzept oder Begriff seid; ihr seid etwas anderes. Und eure Nase – kurz oder groß, wie immer sie ist – hat nichts damit zu tun, wer ihr seid.
Das, worüber ich eben gesprochen habe, steht in allen Büchern, in denen es um das Thema „Selbstbild“ geht. Buddha sagt: „Ihr seid nicht euer Selbstbild.“ „Wunderbar“, denkt ihr, „das ist wahr, ich bin nicht mein Selbstbild. Meine große Nase hat also wirklich nicht viel damit tun, wer ich bin. Gut. Von jetzt an denke ich nicht mehr an meine Nase!“ Zwei Stunden lang denkt ihr nicht daran. Wenn euch dann jemand anschaut, ist das einzige, woran ihr denken könnt: „ Mein Gott, er denkt, meine Nase sei zu groß!“ Dieser Mensch ist vielleicht in euch verliebt und hält euch für schön, aber ihr könnt nur an eure Nase denken. Es spielt also keine Rolle, was ihr lest oder was Buddha sagt oder was irgend jemand sagt, wenn ihr nicht das Verständnis habt, daß die Beschäftigung mit eurem Selbstbild aufhebt. Das wirkliche Verstehen ist etwas, das ihr nicht von außen bekommen könnt. Niemand kann es euch geben.
Hier ist Essenz wertvoll; sie gibt euch das Wissen und Verstehen, das euch niemand sonst geben kann. Wenn ihr das Thema „Selbstbild“ gründlich erforscht, gelangt ihr zu dem essentiellen Aspekt, der dem Selbstbild entspricht. Wenn das geschieht, werdet ihr Essenz auf eine Art und Weise erfahren, die kein Selbstbild hat; statt eines Selbstbildes werden Raum, Offenheit und innere Geräumigkeit dasein. Das ist der essentielle Aspekt, der verlorenging, als ihr ein Selbstbild entwickelt habt und anfingt zu glauben, daß das Selbstbild das ist, was ihr wirklich seid. Das Selbstbild hat immer eine Grenze – physisch, emotional oder begrifflich. Wenn ihr Raum erfahrt, erfahrt ihr euch als Sein ohne Grenzen, ohne Definition, einfach als Offenheit.
Dieser essentielle Aspekt ist selbst das Wissen, ist selbst die Einsicht, daß ihr nicht wirklich euer Selbstbild seid. Aber bevor es soweit ist, daß ihr euch ohne Selbstbild erfahren könnt, könnt ihr gar nicht wissen, daß so eine Möglichkeit existiert, und werdet euch selbst weiter so sehen, wie es euer Selbstbild vorgibt.
Wir sehen, daß das Wissen, das letztlich gebraucht wird, um dieses psychologische Problem zu lösen, Essenz ist. Auf der emotionalen Ebene kann es nicht gelöst werden. Auf dieser Ebene fehlt ein Stück des Puzzles, und dieses fehlende Stück ist Essenz. Der essentielle Aspekt ist das, was das für dieses Thema notwendige Wissen bringen wird, und er wird auch seine Lösung sein.
Dies ist für die meisten von euch nicht neu; es ist das, was wir die „Theorie der Löcher“ nennen. Ich erkläre es noch einmal, aus der Perspektive von „Selbstbild“ und „Raum“, damit wir es besser verstehen. Aber dieses Verstehen ist noch nicht implizites Verstehen. Um zu verstehen, was implizites Verstehen ausmacht, müssen wir über ein anderes psychologisches Thema sprechen, daß ihr nämlich Liebe wollt, oder geliebt werden wollt. Wie beim Thema des Selbstbildes beobachtet ihr euch selbst, eure Handlungen, euer Leben, und ihr entdeckt, daß ihr ein Bedürfnis nach Liebe habt. Ihr seht eure Muster, eure Methoden, mit denen ihr versucht, Liebe zu bekommen, die Manipulationen, die eure Persönlichkeit entwikkelt hat, um diese Liebe auf die eine oder andere Weise zu bekommen – dadurch daß ihr eine braves Mädchen, ein starker Junge seid oder was immer. Hinter all dem findet ihr dann, daß ihr Liebe wollt, weil eure Mutter euch nicht geliebt hat. So weit, so gut; es macht die Dinge deutlicher. Ihr habt ein gewisses wahres Verständnis der Situation. Ihr wißt, warum ihr euch ungeliebt fühlt und warum ihr Liebe wollt.
Wenn ihr weiter eure Gefühle um das Thema „Liebe“ herum beobachtet und untersucht, werdet ihr einen bestimmten Mangel entdecken. Ihr werdet finden, daß das Bedürfnis nach Liebe ein Ausdruck eines Teils von euch ist, der sich bedürftig und leer fühlt. Er möchte dauernd von außen gefüllt werden. Wenn ihr bei diesem Bedürfnis bleibt und zulaßt, daß ihr das Begehren nach Liebe tief fühlt, dann werdet ihr den Mangel, das Loch der Liebe fühlen, und ihr werdet das Loch als das Ergebnis des Verlustes eurer eigenen Liebe in eurer Kindheit fühlen. Das wird die Verletzung ans Licht bringen, nicht geliebt zu sein, diese tiefe Wunde. Wenn ihr euch erlaubt, diese Wunde ganz zu erfahren, wird sie wie ein Brunnen sein, ein Brunnen, aus dem Liebe fließt. Ihr werdet den Aspekt von Essenz erfahren, der Liebe ist. Dies war das fehlende Stück, das mit dem Thema „Liebe“ zu tun hatte. Jetzt habt ihr Liebe – nicht von außen, sondern aus eurer eigenen Essenz. Die Erfahrung dieses essentiellen Aspektes der Liebe löscht das Bedürfnis aus, diese Leere von außen zu füllen, genauso wie Raum oder Leere das Thema um das Selbstbild herum gelöst hatte.
Diese Erfahrung reicht jedoch СКАЧАТЬ