Название: Essentielle Befreiung
Автор: A.H. Almaas
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783867811521
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Wer redet hier? Was habt ihr gelernt? Ihr habt eine Erfahrung von Liebe gehabt, aber diese Liebe hat euch nicht transformiert. Ihr habt sie genauso behandelt wie irgendein anderes Objekt, das eure Persönlichkeit haben will. „Wenn ich diese ganze wunderbare Liebe habe, dann werden die Menschen sehen, wie strahlend und liebevoll ich bin und sie werden denken, daß ich toll bin, und sie werden sich in mich verlieben, und ich werde dann allezeit glücklich sein.“ Nichts hat sich verändert. Was ihr von außen haben wolltet, wollt ihr jetzt von innen haben, um es von außen bekommen zu können!
Das ist nicht implizites Verstehen. Das ist Materialismus. Früher wolltet ihr Materielles im Außen, jetzt wollt ihr es im Innen. Es ist dasselbe, alles ist materiell. Früher wolltet ihr Geld anhäufen, Kleider, Liebhaber; jetzt wollt ihr essentielle Aspekte sammeln: Liebe, Freude, Willen, Stärke. „Schaut, was ich für wunderbare Dinge habe! Jetzt kann ich losziehen und sie meiner Mama zeigen, und endlich wird sie sehen, wer ich bin, und sie wird mich wirklich lieben müssen, und dann bin ich glücklich.“ Es ist dasselbe. In Wirklichkeit sind wir nicht weitergekommen. Wir sind da, wo wir angefangen haben.
Was ist also das weitere Verstehen, das nötig ist? Wir haben gesehen, daß die Erfahrung von Essenz zu einem Verstehen führt, das auf der emotionalen Ebene nicht erreichbar ist. Wenn die meisten Menschen ihre Essenz erfahren, behandeln sie sie jedoch wie etwas auf der emotionalen Ebene: einen Besitz, ein Ding, etwas Schönes. Das ist die grundlegende Eigenart der Persönlichkeit: Sie hat zu Dingen eine Beziehung, die von Gier geleitet sind. Es ist diese Tendenz der Persönlichkeit, nach Lust zu greifen, auch nach den tiefen Befriedigungen von Essenz, die überhaupt zu den ganzen Verlusten geführt hat. Diese Neigung der Persönlichkeit erzeugt das, was sie gut erzeugen kann – Elend. Bis sich diese Tendenz auflöst, wird eure Haltung der Essenz gegenüber dieselbe sein wie materiellen Gütern gegenüber. Eure Identität beruht immer noch auf der Persönlichkeit, auf Gier, auf Leiden.
Ihr fragt euch, was ihr tun müßt, um dieses Verstehen und die Freiheit von der Persönlichkeit zu erlangen. „Sag mir, sag mir doch, was das ist! Dann kann ich es tun – und glücklich sein!“ Seht ihr, wie diese Neigung am Werk ist? Das Verstehen ist nicht da, ganz zu schweigen von implizitem Verstehen.
Ihr könnt aber eine andere Haltung eurer Erfahrung gegenüber entwickeln. Ihr könnt ihr zuhören und lernen, wie es ist, aus einer anderen Perspektive zu kommen. Ihr könnt zum Beispiel die schmelzende Süße der Liebe erfahren und auch auf das lauschen, was zugleich mit dieser Erfahrung geschieht. „Meine Freundin ist anscheinend wütend auf mich, aber ich habe doch das Gefühl, daß ich sie liebe. Das ist seltsam. Normalerweise kann ich es nicht ausstehen, wenn sie wütend auf mich ist, aber heute ist sie wütend auf mich und ich bin nicht im geringsten ärgerlich. Ich liebe sie sogar noch mehr. Ich kann sehen und verstehen, warum sie wütend ist. Ganz offensichtlich ist sie verletzt.“ Ihr fangt an, über einen Freund nachzudenken, der über euch getratscht hat. Ihr wart wütend auf ihn. Ihr fragt euch, was aus eurem Ärger geworden ist. „Wenn ich an ihn denke, mag ich ihn einfach. Ist das nicht erstaunlich? Komisch, ich sollte ihn hassen, aber ich mag ihn einfach. Aber Moment mal! Es ist nicht nur er, ich mag jeden! Ich fühle diese Liebe allen gegenüber. Normalerweise mag ich jemanden nur, wenn er nett zu mir ist. Aber jetzt scheint es keine Rolle zu spielen, ob Leute nett zu mir sind oder nicht. Es ist alles gleich. Ich habe dasselbe Gefühl allen gegenüber. Das ist ziemlich komisch, oder?“
Euch wird vielleicht klar, daß eure Liebe immer schon von Bedingungen abhängig war. Aber Liebe hängt nicht von Bedingungen ab. Liebe hat mit den Bedingungen eurer Persönlichkeit nichts zu tun. Liebe ist das, was ihr seid. Was spielt es für eine Rolle, ob jemand nett zu euch ist oder nicht? Hört ihr auf zu lieben, nur weil zufällig jemand nicht nett zu euch ist?
Am nächsten Morgen wacht ihr auf, und ihr fühlt die Liebe. Dann erinnert ihr euch an euren Freund, der schlecht über euch geredet hatte: „Dieser Mistkerl! Was zum Teufel denkt er, wer er ist, daß er so ein Zeug über mich erzählt!“ Eure Freundin macht euch Frühstück, und die Eier sind von beiden Seiten gebraten, keine Spiegeleier: „Wieso kannst du nicht daran denken, daß ich lieber Spiegeleier esse? Wie ist es möglich, daß du dir nach all diesen Monaten etwas so Einfaches immer noch nicht merken kannst? Offenbar liebst du mich nicht wirklich, wenn du dich nicht einmal daran erinnern kannst, wie ich meine Eier mag.“ Und ihr knallt die Tür zu.
Es ist in Ordnung, daß so etwas geschieht. Wenn ihr jedoch aus eurer Erfahrung von Essenz am Tag zuvor gelernt hättet, würdet ihr denken: „Moment mal, was ist passiert? Gestern habe ich meiner Freundin gegenüber nichts als Liebe gefühlt, und jetzt möchte ich, daß sie tot umfällt. Das ist interessant. Ich frage mich, was ist eigentlich los?“
Ihr habt eine Alternative: Ihr könnt offen und interessiert an dem sein, was geschieht, und dazu eine Beziehung aus der Perspektive von Essenz haben, oder ihr könnt dazu eine Beziehung aus der Perspektive der Persönlichkeit haben, was bedeutet, daß ihr das Gefühl habt, daß ihr etwas Gutes gehabt habt und es jetzt verloren habt. Ihr werdet wahrscheinlich denken, daß ihr diese Liebe verloren habt, weil die Eier nicht richtig gemacht waren.
Wenn ihr an dieses Ereignis aus der Perspektive von Essenz herangehen würdet, dann würdet ihr schauen, hören und Fragen stellen. Ihr würdet vielleicht verstehen, was euch so fühlen läßt, wie ihr fühlt, was eure Liebe blockiert, warum sie da war, und dann, warum sie nicht da ist. Ihr lernt eure Gefühle dasein zu lassen, ohne ihnen notwendigerweise zu glauben oder aus ihnen heraus zu handeln, weil ihr wißt, daß da einfach nur etwas vor sich geht, was ihr nicht versteht. Ihr seid euch bewußt, daß es da einen Mangel an Wissen gibt, daß da Unwissenheit ist. Sonst würdet ihr nicht so fühlen, wie ihr fühlt.
Mit der Zeit wird diese Haltung von Offenheit und Zulassen ein Teil eures täglichen Lebens. Ihr bekommt ein größeres Verständnis davon, wie Gefühle und Ereignisse miteinander zusammenhängen, wie die Dinge funktionieren, was euch das eine Mal Liebe empfinden läßt und ein andermal nicht. Dieses Verstehen ist nicht nur in eurem Kopf, es wird Teil davon, wie ihr handelt, Teil davon, wie ihr seid. Ihr seid nicht mehr mit eurer Persönlichkeit identifiziert, ihr seid offen dafür zu verstehen, worum sich eure Gefühle drehen – ob sie euch Lust oder Leid bringen. Dies ist das implizite Verstehen: wissen und aus dem Wissen handeln, daß Essenz eine Weisheit besitzt, die der Persönlichkeit vermittelt werden und sie so transformieren kann und dabei die Barrieren gegenüber tieferem Verstehen durchlässig macht. Essenz lehrt euch auf eine fundamentale Weise; sie verschafft euch Weisheit, die ihr von nichts anderem bekommen könnt. Wenn ihr für den essentiellen Aspekt der Liebe vollkommen präsent seid, wird offenbar, daß Liebe in euch verankert ist, daß sie keine Vorurteile, keine Vorlieben, keine Selbstsucht kennt.
Allmählich werdet ihr zu dem Verständnis gelangen, daß die Persönlichkeit selbst, mit ihren Charakteristika, ihren Tendenzen und ihren Präferenzen, das Problem ist. Wenn ihr zu Essenz eine Beziehung aus der Perspektive der Persönlichkeit habt, das heißt, daß ihr nur das wollt, was euch ein gutes Gefühl gibt, und es nicht in Frage stellt, und das nicht wollt, was euch ein schlechtes Gefühl gibt, und das auch nicht in Frage stellt, dann nährt ihr die Neigung der Persönlichkeit zu Gier, ihr macht eure Persönlichkeit trüber. Der Mangel an einer essentiellen Qualität, zum Beispiel etwas wie Liebe oder Wert oder Freude nicht zu haben, ist nicht das Problem. Die dauernde Anwesenheit der Persönlichkeit mit ihren Mustern ist das Problem. Und das kann sich nur ändern, wenn ihr von Essenz lernt, wenn ihr eurer Persönlichkeit erlaubt, für Essenz durchsichtig zu werden, unabhängig davon, was für ein Gefühl da ist.
Aus dieser Perspektive impliziten Verstehens seht ihr, daß die Arbeit verschiedene Stadien durchläuft. СКАЧАТЬ