Einsicht durch Meditation. Joseph Goldstein
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Название: Einsicht durch Meditation

Автор: Joseph Goldstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783867812566

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СКАЧАТЬ wir tun. Eine von Sittlichkeit getragene und harmonische Beziehung zur Welt erfüllt das Herz mit Wohlbehagen und Leichtigkeit und den Geist mit einer unerschütterlichen Klarheit. Eine grundlegende Sittlichkeit wirkt schon an sich sehr beglückend und befreiend, doch außerdem ist sie die Voraussetzung für wahre Meditation. Sie ist die Grundlage für ein bewußtes Leben, welches das außergewöhnliche Glück einer menschlichen Geburt nicht ungenutzt verstreichen läßt, die Chance, in unserem Leben durch die Entwicklung von Mitgefühl und echtem Verstehen zu wachsen.

      Auf der Grundlage der bewußten Lebensführung, der ersten Stufe des Weges der Achtsamkeit, erwächst der zweite Schritt auf diesem Weg, die Entwicklung von Samādhi oder der Beständigkeit und Sammlung des Geistes. So wie wir unser äußeres Leben mit der Anmut und Harmonie der Sittlichkeit erfüllen können, können wir auch in unserem Inneren eine Ordnung schaffen, ein Gefühl des Friedens und der Klarheit. Dies ist der Bereich der formellen Meditation, bei der zunächst Herz und Geist in der Sammlung geübt werden. Der Geist wird gesammelt, Geist und Körper werden vereinigt, die Aufmerksamkeit wird auf die eigene Erfahrung im gegenwärtigen Augenblick konzentriert. Die Fähigkeit der Sammlung und Beruhigung des Geistes ist die Grundlage aller Arten von Meditation und außerdem grundlegend für alle menschlichen Bestrebungen, ganz gleich, ob es um Sport, um das Programmieren von Computern oder um Selbsterkenntnis geht. Bei der Meditation wird die Konzentrationskraft systematisch geübt. Dies kann mittels einer Vielzahl von Objekten geschehen, unter anderem mittels der Atmung, der Visualisation, mittels eines Mantra oder eines bestimmten Gefühls wie etwa der Herzensgüte. In späteren Kapiteln wird die Kunst der geistigen Sammlung wegen ihrer zentralen Bedeutung ausführlicher dargestellt. Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein einfaches Ausrichten der Aufmerksamkeit auf ein Objekt wie zum Beispiel auf den Atem. Voraussetzung hierfür ist, daß wir unsere Gedanken über Vergangenheit und Zukunft, unsere Phantasien und Anhaftungen loslassen und den Geist wieder auf das lenken, was tatsächlich geschieht, auf den Augenblick des Empfindens, auf das Fühlen des Atmens so, wie es ist. Samādhi tritt nicht einfach von selbst ein, sondern erfordert Übung. Dem Buddha und allen großen Yogis haben wir die wundervolle Entdeckung zu verdanken, daß man den Geist tatsächlich üben kann.

      An der Tür eines Spielkasinos in Las Vegas ist ein Hinweisschild mit folgender Aufschrift angebracht: »Wer gewinnen will, muß persönlich anwesend sein.« Das gleiche gilt auch für die Meditation. Wenn wir die Natur unseres Lebens erkennen wollen, müssen wir wirklich präsent, gewahr und wach sein. Die Entwicklung von Samādhi ähnelt dem Polieren einer Linse. Wenn wir die Zellen und Funktionen des Körpers mit einer Linse untersuchen wollen, die nicht präzise genug geschliffen ist, werden wir kaum etwas klar erkennen. Um die Natur von Geist und Körper durchdringen zu können, müssen wir unsere Kräfte sammeln und konzentrieren und mit einem beständigen und ruhigen Geist beobachten. Genau das tat der Buddha: Er saß, sammelte seinen Geist und schaute nach innen. Um ein Yogi zu werden, ein Erforscher des Herzens und des Geistes, müssen auch wir diese Fähigkeit entwickeln.

      Auf der Grundlage der Sammlung wächst die dritte Stufe vom Buddha-Weg des Erwachens: Klarblick und die Entwicklung von Weisheit. In unserem Leben gibt es vieles, das wir nicht sehen. Entweder sind wir zu geschäftig, um zu sehen, oder wir haben die Fähigkeit, auf präzise Weise zu sehen, vergessen beziehungsweise erst gar nicht entwickelt. Durch ruhiges und gewissenhaftes Beobachten des Körpers, des Herzens und des Geistes wachsen Verstehen und Weisheit.

      Weisheit entsteht, wenn wir direkt die Grundlage unserer Erfahrung beobachten. Wir lernen in dem Maße, in dem wir in der Lage sind, völlig im Jetzt zu leben, statt uns in Träumen, Plänen, Erinnerungen und inneren Selbstgesprächen zu verlieren. Ob man eine Tasse Tee trinkt und dabei völlig bei der Sache ist oder ob man unterdessen an fünf andere Dinge gleichzeitig denkt, sind zwei völlig verschiedene Dinge. Einen Spaziergang im Wald zu machen und wirklich dort zu sein, ist etwas völlig anderes, als beim Gehen unentwegt zu plaudern, über einen Besuch in Disneyland nachzudenken, das Menü fürs Abendessen zu entwerfen oder sich Geschichten auszumalen, die man später seinen Freunden erzählen will, um zu beweisen, was für ein großartiger Waldspaziergang dies doch war. Nur wer ganz und gar im gegenwärtigen Augenblick verweilt, kann die grundlegenden Fragen des Herzens beantworten: Nur im zeitlosen Augenblick können wir uns jener intuitiven, stillen Erkenntnis der Wahrheit nähern, und nur durch diese intuitive Weisheit können wir uns befreien.

      Weisheit erwächst aus dem klaren Sehen in jedem Augenblick. Wir sehen dann das Entstehen und Vergehen unserer Erfahrung und auch, wie wir uns dazu verhalten. Dies geschieht durch sanftes und gewissenhaftes Untersuchen der Vorgänge in Körper und Geist und durch unvoreingenommenes Erforschen der Beziehung dieses Körpers und Geistes zur gesamten Umwelt. Einsicht kann sich nur entwickeln, wenn dieses Beobachten und tiefe Fragen stets an erster Stelle steht. Zunächst geht es darum, den Geist zu sammeln und zu beruhigen, doch dann müssen wir ihn beobachten, prüfen, seine Eigenarten und Gesetze untersuchen.

      Durch Meditation lernen wir mehr über die Begierde, wir erkennen ihre Wurzeln, erkennen, ob sie angenehm oder leidvoll ist, und wir sehen, wie sie entsteht und unser Leben beeinflußt. Ebensogut können wir Augenblicke der Stille und Zufriedenheit beobachten. Das gleiche gilt für die inneren Prozesse von Ursache und Wirkung, die Gesetze des Karma. Auch das Gesetz der Unbeständigkeit kann sich uns im Lichte unserer Aufmerksamkeit enthüllen, und wir können erkennen, ob es irgend etwas in unserer Erfahrung gibt, das sich nicht verändert. Während die Dinge sich verändern, können wir weiterhin beobachten, wie das Anhaften wirkt und wie Spannungen und Festhalten-Wollen in unserem Körper und Geist entstehen. Wir können beobachten, was unser Herz verschließt, und herausfinden, wie wir es öffnen können. Vielleicht entdecken wir im Laufe der Zeit bisher unbekannte Tiefen der Stille in uns, und Lichter, Visionen oder andere neuartige innere Erfahrungen erschließen sich uns. Auch unseren Schatten können wir erforschen, indem wir unser Gewahrsein auf unsere Ängste und Schmerzen und auf die tiefen Gefühle richten, die wir so lange unterdrückt haben. Einsichten über die psychischen Muster, die unser Leben bestimmen, können auftauchen, und die Funktionsweise jenes ununterbrochen kreisenden Rades kann sich offenbaren, das wir als Persönlichkeit bezeichnen. Wenn wir diesen Geist des Erforschens und des Gewahrseins auf alle unsere Beziehungen zur Welt ausdehnen, kann uns unsere Beobachtung zeigen, daß unsere Grenzen in Wahrheit Illusionen sind, und uns den Weg weisen, wie wir das Innere und das Äußere wahrhaft miteinander verbinden können.

      Darüber hinaus führt uns unser Forschen zu den grundlegendsten spirituellen Fragen, nämlich denen über unser eigenes Wesen. Wenn alles, was wir beobachten, sich verändert, was können wir dann in diesem Prozeß als »ich selbst« definieren? Wir können erkennen, welche Konzepte oder Körperbilder oder welches tiefe Selbstgefühl wir als »ich« oder »mein« ansehen, also als das, was wir sind, und dann diese ganze Struktur in Frage stellen. Und vielleicht gelangen wir – wenn wir ganz ruhig werden – zu etwas, das über unser begrenztes Selbstgefühl hinausgeht, zu etwas, das still, zeitlos und universal ist.

      Weisheit ist weder eine bestimmte Erfahrung noch eine Folge von Ideen oder Erkenntnissen, die gesammelt werden müssen. Vielmehr handelt es sich um einen fortlaufenden Entdeckungsprozeß, der sich entfaltet, wenn wir in innerem Gleichgewicht und mit vollem Gewahrsein in jedem Augenblick leben. Er erwächst aus unserer Aufrichtigkeit und aus unserer echten Offenheit und kann uns in eine völlig neue Welt der Freiheit führen.

      Einsichtsmeditation ist ein Weg des Entdeckens, geradlinig, direkt und ohne Schnörkel. Dieser Weg ist zwar einfach, aber keineswegs leicht. Obgleich die Formen variieren, ist die authentische Übung der Einsichtsmeditation eine stets gleichbleibende Suche: Es geht darum, eine Grundlage für harmonisches Handeln zu schaffen, Geist und Körper zu sammeln und die Gesetze des Lebens durch die eigene, wahrhaftige, gewissenhafte und direkte Beobachtung zu erkennen. Wenn wir die Methode des Übens verstanden und erkannt haben, daß ein meditatives Leben den gesamten Prozeß des Erwachens umfaßt, bleibt uns nur noch eins zu tun: Wir müssen uns an die Arbeit machen.

      J. СКАЧАТЬ