Einsicht durch Meditation. Joseph Goldstein
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Название: Einsicht durch Meditation

Автор: Joseph Goldstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783867812566

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СКАЧАТЬ des Erwachens schon in uns, doch muß uns auch klarwerden, daß dieses Erwachen nicht von allein eintritt. Wenn wir bestimmten Gesetzen folgen, manifestiert sich dieses Potential in unserem Leben. Unser Handeln, unsere Beziehung zu uns selbst, zu den Menschen um uns und zu unserer Arbeit, all dies formt die Welt, in der wir leben, schenkt uns Freiheit oder bringt uns Leiden.

      Im Laufe der Jahrhunderte haben sich in verschiedenen Kulturen viele Techniken und Systeme buddhistischer Übung entwickelt, die zum Erwachen führen, doch die Essenz all dieser Praktiken ist immer gleich. Sie sollen uns lehren, klar und direkt in jedem Augenblick die Wahrheit unserer Erfahrung zu sehen, gewahr und achtsam zu sein. Das Üben besteht in der systematischen Erweckung und Entwicklung des Gewahrseins. Dieser Prozeß wurde vom Buddha als die Vier Grundlagen oder Erwekkungen der Achtsamkeit bezeichnet: Achtsamkeit auf den Körper, die Empfindungen, den Geist und auf die Wahrheit, die der Erfahrung zugrunde liegt, auch Geistobjekte genannt.

      Der Buddha sagte, Achtsamkeit erfolgreich zu entwickeln sei das höchste Verdienst; sie gebe uns Aufschluß über alle Aspekte des Lebens. »Sandelholz und Tagara sind äußerst wohlriechend und verströmen ein wenig Duft, doch der Duft der Tugend und eines wohlgeübten Geistes steigt bis zu den Göttern auf. «

      Wie aber sollen wir beginnen? Eine alte buddhistische Schrift, eine Meditationsanleitung mit dem Titel Der Pfad der Reinigung, wurde als Antwort auf das folgende kurze Gedicht verfaßt:

      Die Welt ist zu einem Knoten verstrickt.

       Wer kann das Gewirr entflechten?

      Weil wir den Knoten auflösen wollen, beginnen wir mit der Meditationspraxis. Um uns selbst zu entwirren, um frei zu sein, müssen wir unsere Aufmerksamkeit trainieren. Wir müssen lernen zu sehen, wie wir uns einfangen lassen durch Furcht, Anhaften und Aversionen – durch Leiden. Um dies zu durchschauen, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere alltäglichen Erfahrungen lenken und lernen, auf unseren Körper, unser Herz und unseren Geist zu hören. Wir erlangen Weisheit nicht, indem wir Ideale aufbauen, sondern indem wir lernen, die Dinge klar zu sehen, so wie sie sind.

      Was ist Meditation? Eine gute Frage! Beschreibungen, Theorien, Handbücher, Schriften und Vorstellungen, die dies beantworten wollen, gibt es in Hülle und Fülle. Es gibt Hunderte von Meditationsschulen, in denen unter anderem Gebet, Reflexion, Hingabe, Visualisierung und Myriaden von Methoden zur Beruhigung und Konzentration des Geistes gelehrt werden. Ziel der Einsichtsmeditation (und anderer, ähnlicher Disziplinen) ist es, die Einsicht in Geist und Herz hineinzutragen. Einsicht beginnt mit der Übung des Gewahrseins und mit einem Prozeß der Selbst-Erforschung. Von diesem Standpunkt aus ist die Frage: »Was ist Meditation?« praktisch identisch mit der Frage »Was ist der Geist?« oder »Wer bin ich?« oder »Was bedeutet es, lebendig zu sein, frei zu sein?« All dies sind Fragen zum Wesen von Leben und Tod. Wir müssen diese Fragen aus unserer eigenen Erfahrung heraus beantworten, durch eine Entdeckungsreise in unser eigenes Inneres. Das ist das Herz der Meditation.

      Es ist wundervoll, diese Antworten zu entdecken. Wenn es uns nicht gelingt, verbringen wir den größten Teil unseres Lebens wie Roboter. Die meisten Menschen vergeuden viele Jahre ihres Lebens, indem sie sich von Gier, Angst und Aggression antreiben lassen oder unaufhörlich Sicherheit, Zuneigung, Macht, Sex, Reichtum, Vergnügen und Ruhm nachjagen. Dieser endlose Kreislauf des Suchens wird im Buddhismus Samsāra genannt. Nur selten nehmen wir uns die Zeit für den Versuch, dieses Leben, das uns gegeben ist, zu verstehen, um daran arbeiten zu können. Wir sind geboren worden, werden älter und werden irgendwann sterben; wir vergnügen uns, leiden, wachen, schlafen – wie schnell entgleitet uns all dies. Das Gewahrsein des Leidens, welches der Lebensprozeß des Geborenwerdens, des Alterns und Sterbens mit sich bringt, veranlaßte den Buddha dazu, sich in die Frage zu vertiefen, wie es zu all dem kommt und wie wir uns davon befreien können. Das war die Frage des Buddha und der Anfang seines Weges. Jeder von uns stellt diese Frage auf seine Art. Die Einsichtsmeditation will uns helfen, uns selbst und unser Leben verstehen zu lernen: zu verstehen und frei zu sein.

      Nun gibt es verschiedene Arten des Verstehens. Eine davon entwickelt sich, wenn wir die Gedanken anderer aufnehmen, also quasi lesen. Wir alle haben durch Lesen eine ungeheure Menge von Information auch über spirituelle Themen aufgenommen und im Gedächtnis gespeichert. Diese Art von Verstehen ist sicher nützlich, doch ist und bleibt das, worauf sie fußt, die Erfahrung anderer. Ähnlich verhält es sich mit dem Verstehen, das uns weise oder erfahrene Menschen vermitteln: »Schau, mein Freund, das ist so.« Auch diese Art von Erfahrung kann nützlich sein.

      Es gibt jedoch ein noch tieferes Verstehen, eines, das auf unseren eigenen Erwägungen und Überlegungen basiert: »Ich habe dies durch sorgfältige Analyse erkannt. Ich verstehe, wie es funktioniert.« Durch Nachdenken kann man sehr vieles verstehen. Aber gibt es vielleicht eine Ebene des Verstehens, die auch darüber noch hinausgeht? Was geschieht, wenn wir selbst anfangen, uns grundlegende Fragen über unser Leben zu stellen? Was ist Liebe? Was ist Freiheit? Solche Fragen sind weder durch Wissen aus zweiter Hand noch durch Gedankenakrobatik zu beantworten. Der Buddha entdeckte – und nach ihm unzählige Generationen von Menschen, die seine Lehren auf ihr Leben übertrugen –, daß es eine Möglichkeit gibt, Antworten auf diese schwierigen und zugleich wundervollen Fragen zu finden. Dazu müssen wir die Fähigkeit entwickeln, klar und direkt zu sehen – und so entsteht ein intuitives, stilles Wissen.

      Doch wie sollen wir beginnen? Nach der buddhistischen Überlieferung entwickelt sich diese Art des Verstehens, wenn wir an drei Aspekten unseres Seins arbeiten: an der Grundlage der bewußten Lebensführung, an der Beständigkeit von Herz und Geist und am Klarblick oder an der Weisheit.

      Der erste Aspekt, bewußte Lebensführung, bedeutet, daß wir unser Leben in der Welt harmonisch und achtsam gestalten. Damit sich unsere spirituelle Praxis entwickeln kann, müssen wir in unserem Leben eine grundlegende sittliche Haltung ent-wikkeln. Wenn wir an Aktivitäten beteiligt sind, die bei uns selbst oder bei anderen Schmerz und Konflikte hervorrufen, kann unser Geist nicht zur Ruhe kommen, sich sammeln und sich auf die Meditation konzentrieren, und dem Herzen ist es dann unmöglich, sich zu öffnen. In einem Geist, der in Unei-gennützigkeit und Wahrheit verwurzelt ist, können sich Kon-zentration und Weisheit leicht entwickeln.

      Buddha hat fünf grundlegende Bereiche sittlichen Verhaltens benannt, die zu einem bewußten Leben führen. Diese Empfehlungen werden allen ans Herz gelegt, die dem Pfad der Achtsamkeit zu folgen wünschen. Sie sind nicht als absolute Gebote zu verstehen, sondern als praktische Orientierungshilfen, die zu einer harmonischeren Lebensführung, zu geistigem Frieden und zu geistiger Kraft verhelfen sollen. Wenn wir diese Hilfen beherzigen, entdecken wir, daß sie universellen Charakter haben, da sie in allen Kulturen und zu jeder Zeit gültig sind. Sie sind Bestandteile der grundlegenden Achtsamkeitsübung und können im Zusammenhang mit unserem spirituellen Leben entwikkelt werden.

      Die erste Empfehlung lautet, nicht zu töten. Wir werden angehalten, alles Leben zu achten und nicht aus Haß oder Abneigung Dinge zu tun, die irgendeiner lebenden Kreatur schaden. Es geht hier darum, das Leben in allen seinen Formen zu achten und sich ihm liebevoll zuzuwenden. Im Rahmen des Achtfachen Pfades wird dies als ein Aspekt des Vollkommenen Handelns bezeichnet.

      Diese Empfehlung mag uns als Selbstverständlichkeit erscheinen, doch vergessen wir im Alltag nur zu leicht, was sie bedeutet. Vor einigen Jahren fand ich während der Jagdsaison im New Yorker einen Cartoon, in dem ein Hirsch zu einem anderen sagt: »Warum, zum Teufel, dünnen sie nicht ihre eigenen verdammten Herden aus?« Wir haben stets Entschuldigungen bei der Hand wie: »Es gibt sowieso zu viele Hirsche.« Wenn wir bewußter werden und eine stärkere Verbindung zum Leben entwickeln, wird uns klar, daß wir anderen kein Leid zufügen sollten, schon allein deshalb nicht, weil wir uns selbst Schmerzen zufügen, wenn wir töten. Und den Opfern ist es ganz sicher nicht recht, auch die winzigsten Kreaturen wollen nicht sterben. Durch das Befolgen dieser Empfehlung lernen wir, СКАЧАТЬ