Sei dir selbst eine Insel. Ayya Khema
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Читать онлайн книгу Sei dir selbst eine Insel - Ayya Khema страница 6

Название: Sei dir selbst eine Insel

Автор: Ayya Khema

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783931274597

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СКАЧАТЬ wollen, dass wir die wechselseitige Abhängigkeit von Wünschen und Leiden verstehen und unser Wünschen loslassen. Das ist der Weg. Das ist die Lehre. Ich tue nichts anderes, als euch daran zu erinnern. Ich erzähle euch nichts Neues. Wir wissen im Grunde Bescheid. Es gibt ein fundamentales inneres Wissen. Wenn wir es dann ausgesprochen hören, denken wir: »Natürlich, das ist ja so wahr.« Aber dann vergessen wir es.

      Warum vergessen wir? Was bringt uns das? Alle Welt vergisst. Wozu? Das Vergessen ist Teil der fortwährenden Ich-Identifizierung und Ich-Bestätigung. Der Geist beschäftigt sich unaufhörlich mit Gedanken, die um »ich«, »mein«, »für mich«, »das gehört mir« kreisen. Alle tun wir dies, und deswegen ist die Welt voller Missklänge, ein Ort der Disharmonie. Wir müssen in unserem eigenen Herzen Harmonie finden. Nur dort können wir sie entdecken. Niemand wird sie uns schenken und uns in die Hand drücken. Aber der Buddha hat uns zumindest Hilfen gegeben. Er hat Methoden gelehrt, mit denen wir diese Harmonie verwirklichen können: die Meditation über die Allgüte (mettā bhavana); das Verhalten, das sich an solcher Liebe und Allgüte (mettā) orientiert; die acht meditativen Vertiefungen (jhāna); und die Meditation des Überweltlichen Klarblicks (vipassanā). Dies alles sind Methoden, kein Selbstzweck. Sie führen zur Durchdringung, das heißt zu vollständigem Verstehen von Vergänglichkeit (anicca), Leidhaftigkeit (dukkha) und der Nicht-Existenz eines Wesenskerns, im Allgemeinen als Selbst- bzw. Ich-losigkeit (anattā) bezeichnet.

      Mit diesem Verstehen gewinnen wir Einsicht in den permanenten Wandel und Umbruch aller Erscheinungen. Wir sehen, wie schnell sich Körper und Geist verändern, wie untrennbar das Leiden zum Leben gehört, ihm gewissermaßen inhärent ist, und wir erkennen darüber hinaus die Spiele des Ich, mit denen es uns fortwährend im Wege steht. Ohne »Ich« gibt es keine Schwierigkeiten. Schwierigkeiten kann es nur geben, wenn ein »Ich« existiert, das Schwierigkeiten hat. Wo wäre ohne »Ich« noch die Schwierigkeit? Je größer das »Ich«, desto größer die Schwierigkeit; je kleiner das »Ich« desto kleiner ist auch die Schwierigkeit.

      Harmonie heißt, mit anderen wirklich zusammen sein. Es heißt aber auch, mit uns selbst zusammen sein, mit uns selbst in Einklang leben. Wir erschließen uns diese Harmonie, wenn wir zu menschlicher »Ganzwerdung« finden. »Heilig« kommt von »heil«, und »heil« heißt: nicht in Teile aufgespalten, also »ganz«. »Heilig« müssen wir nicht sein, aber »ganz«: in uns vollkommen.

      Dies ist eine große Aufgabe, die einzige, die sich wirklich lohnt: ganz sein, zu wissen, dass uns nichts fehlt; dass es nichts gibt, das wir irgendwo »da draußen« finden müssten, um endlich unseren Frieden zu finden, um endlich zufrieden zu sein.

      III

      Miteinander sprechen

      Es ist eine große Hilfe, gelegentlich gar keine Gespräche zu führen, geistig still zu sein, oder generell weniger zu reden. Der Buddha hat sich häufig über die Rechte Rede geäußert. Die Rechte Rede ist ein Bestandteil des Edlen Achtfachen Pfades und der Fünf Tugendregeln; auch in der Lehrrede vom Großen Segen (Mahā Maṅgala Sutta) ist sie erwähnt. Dort steht ebenfalls etwas über freundliche und höfliche Worte. Der Buddha hat dem sprachlichen Ausdruck und Umgang sogar eine ganze Lehrrede gewidmet, die sogenannte »Darlegung der Freiheit von allem Widerstreit«. Er hat sich zu diesem Thema geäußert, weil er zeigen wollte, dass Rede zu Kontroversen und Auseinandersetzungen führt, sobald wir nicht den richtigen Gebrauch von ihr machen.

      Die meisten Menschen glauben, dass sie schon allein deswegen die Rechte Rede beherrschen, weil sie von ihrem Mundwerk Gebrauch machen können. Das ist ein Irrtum. Rechte Rede ist eine Kunst. Sie will gelernt sein. Und wie jede andere Fertigkeit oder Kunst kann jeder sie lernen, wenn er sich nur darum bemüht.

      Rechte Rede hängt von unseren Denkprozessen ab. Damit nicht genug: Sie ist auch von unseren emotionalen Reaktionen abhängig, Wut zum Beispiel oder Zorn. Wer sich von seinem Zorn mitreißen lässt, wird in diesem besonderen Augenblick kaum die Rechte Rede beherrschen. Unsere Emotionen kommen in unserer Art zu reden zum Vorschein. Wer sich selbst wichtig nimmt, das heißt der typischen Ich-Verstärkung unterliegt, wird recht geschwollen daherreden. Wir müssen auf unsere Emotionen nicht weniger achten als auf unsere Gedanken. Allein ein Arahat, ein vollkommen Erleuchteter, wird die Rechte Rede in jeder Situation beherrschen. Das hält uns allerdings nicht davon ab, diese Vollkommenheit so gut wie möglich zu üben und zu erlernen.

      Wir sollten niemandem schmeicheln und keine honigsüßen Worte benutzen. Das klingt falsch und ist es auch. Allerdings gibt es genug Menschen, die so sprechen. Vielleicht kennt ihr jemanden, der dies tut. Er ist leicht zu erkennen, denn er hat immer eine übertrieben liebenswürdige und beipflichtende Antwort parat. Er gibt sich alle Mühe, freundlich zu klingen. Was er sagt, ist nur nicht ganz glaubwürdig. Irgendetwas klingt falsch.

      Interessant und bemerkenswert ist auch, dass die Sprache nur sieben Prozent unserer Kommunikation ausmacht, obwohl sie unserer Meinung nach doch unser Hauptkommunikationsmittel darstellt.

      Ich habe dies von einer Frau gehört, die »Kommunikation« lehrt. Schon das allein sagt sehr viel über uns aus. Ihre Geschäfte laufen prächtig, ihre Workshops sind gut besucht. Das bedeutet doch, dass die Menschen nicht wissen, wie sie miteinander reden sollen, besonders wenn sie eng zusammenleben.

      Aber es passiert wesentlich mehr zwischen uns als diese sieben Prozent verbale Kommunikation. 93 Prozent unserer Kommunikation sind nonverbal. Was bedeutet, dass wir unsere Gedanken und Emotionen sehr sorgfältig beobachten müssen. Unsere Gedanken und Emotionen bleiben nicht verborgen. Sie sind kein Geheimnis. Wir mögen uns zwar einreden, wir könnten es uns erlauben, zu denken und zu fühlen, was wir wollen. Wenn wir nicht darüber sprechen, wird die Umwelt auch nichts davon merken, so meinen wir. Dem ist leider nicht so. Das ist ein Irrtum.

      Unsere Gedanken und Emotionen sind ein offenes Buch für jeden, der über ein kleines Maß an Bewusstheit verfügt. Wollen wir hoffen, dass wir hier alle über dieses Maß an Bewusstheit verfügen, schließlich meditieren wir ja schon seit einiger Zeit. Wir reagieren nicht allein auf die Worte, sondern auch auf die Gefühle, die sich dahinter verbergen. Und daraus können eine Menge Missverständnisse entstehen. Jemand sagt etwas. Ihm selbst ist vollkommen klar, was er damit meint. Sein Gesprächspartner hingegen fängt die damit vermischten Emotionen auf und versteht infolgedessen etwas ganz anderes. Bei einem Gespräch lassen sich solche Missverständnisse theoretisch sehr leicht ausbügeln. Man braucht nur zu fragen, was eigentlich gemeint war. Aber die Menschen fragen nicht genug. Sie verstehen etwas falsch und bleiben auf diesem Missverständnis sitzen. Daraus erwachsen Kälte und Gleichgültigkeit.

      Hinter jedem Wort stehen Gefühle. Körpersprache untermalt jedes Wort. Jeder hat eine ganz eigene Körpersprache. Es gibt keinen Menschen, der in dieser Hinsicht genau dieselbe Sprache sprechen würde wie ein anderer. Wir können der Körpersprache sehr viel entnehmen. Wir müssen nur darauf achten: auf den Gesichtsausdruck, auf die Stimmfärbung und so weiter.

      Worte und sprachlicher Ausdruck sind begrenzt. Eintausend Wörter reichen aus, um eine Zeitung in einer fremden Sprache zu lesen; jede beliebige Zeitung in jeder beliebigen Sprache. Eintausend Worte sind nicht sehr viel. Mehr brauchen wir nicht, um uns auszudrücken, im Allgemeinen sogar eher weniger. Worte sind also nicht gerade ein besonders subtiles Kommunikationsmittel. Ihre Feinheiten bleiben uns verschlossen, weil wir nicht über den Wortschatz verfügen, der notwendig wäre, um uns allein mit Worten verständlich zu machen. Niemand erwartet, dass seine Worte genügen, um ihn zu verstehen. Niemand reagiert nur auf Worte.

      Die Sprache ist so ungeheuer wichtig, weil wir durch sie miteinander in Beziehung treten. Wohlgemerkt, Sprache in dem vielschichtigen Sinn, den wir gerade herausgearbeitet haben.

      Wenn Menschen zusammenleben, müssen sie sich verbunden fühlen und entsprechend verhalten. Das Gemeinschaftsleben stellt gewisse Anforderungen. Zu beachten ist, dass wir uns СКАЧАТЬ