Название: Sei dir selbst eine Insel
Автор: Ayya Khema
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783931274597
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Wann immer ihr Buddhaṃ Saraṇam Gacchāmi singt oder rezitiert, stellt euch in eurem Herzen einen wunderschönen Buddha vor. Ihr werdet dann von einer Verbundenheit wie zu einem geliebten Menschen durchdrungen sein. Ihr werdet das Gefühl haben, dass ihr kommuniziert wie mit einem geliebten Menschen. Das wird euch sehr helfen.
II
In Einklang leben
Wir haben gerade zusammen unsere Texte gesungen. Das geht nur mit einem gewissen Feingefühl für die Gemeinschaft. Es gehört Harmonie dazu. Wir müssen auf das Tempo der anderen achten. Tun wir das nicht, klingt unsere Rezitation falsch, irgendwie verstimmt. Dasselbe gilt auch für unser Zusammenleben. Wir müssen den Lebensrhythmus der anderen berücksichtigen. Wir brauchen Harmonie, ein bestimmtes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ohne dies ist kein menschliches Zusammenleben möglich.
Aber dieses Zusammengehörigkeitsgefühl bricht häufig schon im ersten Moment in sich zusammen, weil der Einzelne nicht mit sich in Einklang lebt, mit sich selbst nicht im Reinen ist, nicht bei seinem eigenen Lebensrhythmus. Wir sehen in der Welt nur, was wir in uns und an uns sehen. Die Welt und wir sind ein und dasselbe. Es gibt da absolut keinen Unterschied.
Der erste Schritt zum Leben in Einklang liegt also in uns selbst. Ihn zu tun ist für jeden von uns die dringlichste Aufgabe. Ja, es gibt eigentlich keine andere Aufgabe, als innere Harmonie zu erzeugen. Dazu sind keine besonderen Umstände nötig. Es ist gleich, ob wir in der Meditationshalle sitzen, in einem Boot paddeln, das Mittagessen kochen, ein Buch lesen, im Garten arbeiten oder irgendetwas anderes tun. Allerdings werden wir nur dann zu innerer Harmonie gelangen, wenn wir zufrieden sind. Unzufriedenheit erzeugt Missklänge. Daran ist nichts zu ändern. Das ist nur folgerichtig.
Innere Zufriedenheit wiederum kann nicht von äußeren Faktoren abhängen. Diese sind niemals fehlerlos. Und das wäre auch völlig unmöglich. Zwei Monate lang war es hier viel zu heiß. Also hat sich jede darüber beklagt, dass sie zu viele Pflanzen zu bewässern hatte. Jetzt hat sich die Trockenheit in ihr Gegenteil verkehrt: Es regnet zu viel. Alles ist schmutzig, schlammig, matschig. Wo nur, wo, könnten wir die Idealsituation finden, den vollkommenen Augenblick? Es gibt ihn nicht.
Wir werden vergeblich nach den äußeren Voraussetzungen suchen, die uns vollkommen zufriedenstellen. Wir suchen am falschen Ort. Wir müssen die innere Voraussetzung entdecken, die uns zufrieden macht, und diese innere Voraussetzung benötigt zu ihrer Erfüllung mehrere Faktoren, zum Beispiel Unabhängigkeit. Ich meine hier nicht finanzielle Unabhängigkeit, die vielleicht andere Unabwägbarkeiten mit sich bringt. Nein, ich spreche von emotionaler Unabhängigkeit, die wir nur gewinnen, wenn wir nicht mehr auf äußere Zustimmung angewiesen sind.
Wir wissen einfach, dass wir immer unser Bestes zu geben versuchen, und wenn uns dann irgendwer seine Zustimmung oder Anerkennung verweigert und uns kritisiert, lässt sich daran auch nichts ändern. Schade zwar, aber so ist es nun einmal. Der Buddha ist auch nicht überall nur auf Zustimmung gestoßen. Aber er hat gesagt: »Ich hadere nicht mit der Welt, die Welt hadert mit mir.« Er hat es akzeptiert, wenn Menschen mit ihm oder mit seiner Lehre uneins waren. Er hat gewusst, dass nicht jeder einverstanden sein kann.
Zufriedenheit ist eine innere Qualität, die uns in einer Weise unabhängig macht, dass wir nun nicht mehr nach Unterstützung von außen Ausschau halten. Wir tun unser Bestes. Manchmal ist das Beste mehr als genug, manchmal nicht genug. Manchmal will es einfach nicht klappen. Auch damit müssen wir uns abfinden, ganz gleich ob die anderen dies gutheißen oder nicht.
Wir können nicht darauf warten. Im Übrigen: Wie sollten wir darauf auch warten können? Sie werden niemals alle beisammen sein. Und im Allgemeinen sind die Menschen auch niemals alle einer Meinung. Wenn wir also gelegentlich nicht so viel zustande bringen, wie wir gedacht hatten, ist dies nicht weiter schlimm; kein Grund, unzufrieden zu sein. Wahrscheinlich ist es nur eine gute Lernerfahrung: »Dieses Mal habe ich nicht so viel geschafft, wie ich dachte, schaffen zu können.«
Ohne Liebe gibt es keine innere Zufriedenheit. Wer sich nach Liebe sehnt, ist emotional abhängig und unzufrieden, denn er hat nicht, was er gern haben möchte. Und wenn er dann bekommt, was er sich ersehnt, ist er wahrscheinlich immer noch unzufrieden, weil es ja eigentlich mehr sein sollte oder weniger. Aber selbst wenn es denn endlich genau die richtige Menge Liebe ist, ist sie doch immer noch nicht dauerhaft genug, sondern eben wechselhaft. Sich nach Liebe zu sehnen ist eine schrecklich unbefriedigende Sache und wird niemals das Gefühl letztlicher Befriedigung schenken. Manchmal gelingt der Versuch, manchmal aber auch nicht. Was allerdings immer gelingt, ist Lieben. Lieben führt immer zu emotionaler Unabhängigkeit und Zufriedenheit. Wir können einen anderen Menschen lieben, ganz gleich, ob er diese Liebe annimmt oder nicht. Wenn wir andere Menschen lieben, hat das noch nicht einmal unbedingt etwas mit ihnen zu tun: Es ist eine Eigenschaft unseres Herzens.
Zufriedenheit beruht also auf Liebe, darauf, dass wir in unserem Herzen ein Feld der Harmonie hervorbringen. Dieses Feld der Harmonie sollte viele verschiedene Blumen tragen: Liebe, emotionale Unabhängigkeit, Zufriedenheit mit uns selbst, mit dem Menschen also, der wir nun einmal sind. Die Harmonie beruht nicht darauf, dass wir uns nach Liebe und Anerkennung verzehren. Im Gegenteil: Wir schenken Anerkennung und Liebe. Das ist so simpel. Und es funktioniert, weil es einfach funktionieren muss. Was könnte funktionieren, wenn nicht dies? Es macht uns großzügig. Und es funktioniert, weil es bedeutet, dass wir geben.
Sobald jemand an uns herantritt und etwas von uns will, fühlen wir uns bedroht. Das »Ich« fühlt sich bedroht: »Wenn ich jetzt gebe, was man von mir will, werde ich mich eingeschränkt und kleiner fühlen.« Daraus entsteht Disharmonie. Stellt euch einmal vor, es steht jemand mit einer Pistole in der Hand vor uns und fordert unser Hab und Gut. Wir würden uns doch bedroht fühlen, oder etwa nicht? Und so ähnlich fühlen wir uns auch, wenn jemand auf uns zukommt und unsere Liebe von uns haben will. Verschenken wir dagegen Liebe und Anerkennung, bedrohen wir erstens die anderen nicht und müssen zweitens auch nicht auf der ständigen Suche danach durch die Gegend irren. Diese innere Zufriedenheit im eigenen Herzen ist der einzige Weg zu einem harmonischen Leben. Wie könnten wir überhaupt mit irgendeinem Menschen friedlich und harmonisch zusammenleben, wenn wir nicht einmal mit uns selbst dazu in der Lage sind? Wir müssen mit uns selbst in Einklang leben. Mit wem sonst?
Gelegentlich fühlen wir uns physisch nicht ganz wohl. Das ist kein Grund, unzufrieden zu sein. »Ich bin der Krankheit unterworfen.« Wir rezitieren diesen Satz jeden Abend. Das heißt aber nicht, dass ich darüber unglücklich und unzufrieden werden muss. Die Natur des Körpers macht Krankheit unvermeidlich. Also, der Körper fühlt sich nicht wohl – mehr nicht. Der Körper hat Schwierigkeiten. Das ist nicht ungewöhnlich. Der Körper hat immer irgendwelche Schwierigkeiten.
Ein andermal glaubt der Geist vielleicht, dass er irgendetwas braucht. Nun gut, dann lasst den Geist dies eben einfach glauben. Das heißt nicht, dass ihr euch darin verstricken müsst. Sobald ihr euch darauf einlasst, dem Leiden zu glauben, das Körper und Geist hervorbringen, werdet ihr keinen Augenblick mehr zufrieden sein. Wo könntet ihr dann auch Zufriedenheit finden? Zufriedenheit hat nichts mit einem eigenen Haus, der Natur oder den Menschen zu tun, denen ihr begegnet. Zufriedenheit hat nur eine Heimat: euer eigenes Herz; und nur eine Grundlage: die Einsicht, dass wir ein Feld der Harmonie um uns aufbauen und uns mit dem Gefühl tiefer Befriedigung beglücken, wenn wir Liebe und Anerkennung verströmen. Dies ist wahre Lebenskunst.
Wahre Lebenskunst will gelernt sein. Wir können sie uns aneignen, wenn wir dazu bereit sind, uns selbst in den anderen zu begegnen. Wie könnten wir wissen, wie wir ausschauen, hätten wir nicht einen Spiegel, der es uns zeigt? Um uns selbst СКАЧАТЬ