Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren. Oliver Glanz
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Название: Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren

Автор: Oliver Glanz

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783815026182

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СКАЧАТЬ (der/​das Andere existiert immer erst durch meine Augen, mein Denken und mein Fühlen), wird im Objektivismus das »Ich« durch allgemeingültige Gesetze vorherbestimmt und geschaffen (3. Person-Perspektive). Es gibt verschiedene Variationen des Objektivismus (Biologismus, Psychologismus, Physikalismus, Kulturalismus, …). Die populärste ist wohl die Evolutionstheorie (Biologismus). In allen Variationen lässt sich die angebliche Freiheit des Menschen über Gesetzmäßigkeiten erklären. Im Kulturalismus z. B. ist der enthusiastische, gut argumentierende Atheist letztlich nicht aus Freiheit Atheist, sondern weil er in Russland auf einem Eliteinternat erzogen wurde; während der evangelisierende Christ nicht aufgrund eines persönlichen Bekehrungserlebnisses Christ geworden ist, sondern weil er in Texas sozialisiert wurde. Wir alle wären Muslime, wenn wir in Bagdad aufgewachsen wären … Ich frage Alexandra: »Wie bringst du dein Verliebtsein in Einklang mit deiner Forschung?« Sie schaut uns verstört an und sagt: »Bevor ich zu meinem Freund gehe, schließe ich das Labor und meine Forschungsgedanken ab, würde ich das nicht tun, müsste ich ja Selbstmord begehen.«

      Fazit: Im Objektivismus gibt es keine Subjektivität, d. h. individuelle Freiheit. Wahrheit ist, was die Wissenschaft objektiv erklären kann. Der Objektivismus ist die Absolutierung der 3. Person-Perspektive! Es gibt keine Werte mehr, für die es sich zu kämpfen lohnt.

      1.2 Problembeschreibung: Subjektivismus und Objektivismus

      Sowohl der Subjektivismus als auch der Objektivismus haben sich zu zwei rivalisierenden Dogmen unserer Zeit entwickelt. Ich nenne sie Dogmen, weil sie von jedem geglaubt werden. Nun sind weder Subjektivismus noch Objektivismus Denkphänomene der Neuzeit. Im Prinzip stellen sie die Basisgegensätze der Philosophiegeschichte dar. Aber ihre Gegensätzlichkeit hat sich vor allem in der Moderne und ihrem Wissenschaftsbetrieb erheblich verschärft. Das Dogma von Subjektivismus und Objektivismus darf nicht nur negativ bewertet werden. Beide Dogmen haben auch geholfen, dass die Welt sich verbessert. Die Menschenrechtsbewegung baut vor allem auf den subjektivistischen Glauben auf, dass es individuelle Freiheit gibt und diese von keiner Macht manipuliert werden darf. Diese Bewegung hat Diktaturen gestürzt und blühende Demokratien entstehen lassen. Auf der anderen Seite sind die Fortschritte in Wissenschaft und Forschung (z. B. Medizin) dem Objektivismus zu verdanken, der davon ausgeht, dass es allgemeingültige natürliche Prozesse gibt, die das Leben zum Guten bzw. zum Schlechten steuern. Aber wie gezeigt wurde, sind diese beiden Dogmen auch problematisch.

      →Der Subjektivismus hat zur Folge, dass es keine allgemeinen Werte und Ideale gibt, denen jeder Mensch untergeordnet ist:

      →Was ist richtig, was ist falsch? z. B.: Heterosexualität oder Homosexualität; Unterordnung der Frau oder gleichberechtigte Geschlechter? Was ist gut, was ist schlecht? z. B.: Ehe oder offene Beziehung; körperliche Zucht oder aufklärendes Gespräch?

      →Was ist schön, was ist hässlich? z. B.: behaarte Beine oder unbehaarte Beine; Klassik oder Punk?

      →Was ist glaubwürdig, was ist illusorisch? z. B. Katholizismus oder Atheismus; Denken oder Fühlen?

      Dies sind alles Fragen, die nur subjektiv beantwortet werden können – glauben wir. Das Dogma der Subjektivität sagt, dass kein Mensch die Wirklichkeit sieht, wie sie ist, sondern sie sich nur so vorstellt, wie er will. Darum darf auch kein Mensch behaupten, dass er die Wirklichkeit sieht, denn jeder sieht nur seine eigene Wirklichkeit. Deshalb darf man den nicht verurteilen, der andere Werte und eine andere Wirklichkeit kennt. Gemeinschaft oder Liebe besteht bei einem solchen Dogma nicht mehr wirklich, denn einen gemeinsamen Nenner gibt es nicht mehr. Was der eine unter »Wir lieben uns« versteht (z. B. er versteht mich und ist einfühlsam), ist etwas ganz anderes, als was eine andere Person unter »Wir lieben uns« versteht (z. B. mit ihr kann ich meine Lebensträume verwirklichen) (siehe Abb. 2).

      Der Objektivismus mit seiner absolutierten 3. Person-Perspektive hat zur Folge, dass es keine individuelle Freiheit und damit keine Liebe oder Verantwortung gibt.

      Das, was wir richtig oder falsch machen, verantworten wir nicht selbst, sondern wird durch allgemeingültige Prozesse gesteuert und verantwortet, die vom Menschen nicht beeinflusst werden können. Ich sterbe an Krebs, nicht weil ich das will, sondern weil meine Gene so programmiert sind (Biologismus: Selektion). Ich vergewaltige Kinder, nicht weil ich das will, sondern weil ich von meinen Eltern sexuell misshandelt wurde (Psychologismus: Trauma). Der Zweite Weltkrieg brach nicht aus, weil man das wollte, sondern wegen einer zu hohen Arbeitslosigkeit (Soziologismus/​Historismus: Wirtschaftskrise) (siehe Abb. 3).

      Subjektivismus und Objektivismus haben folglich ein gemeinsames Problem: Wirkliche Gemeinschaft zwischen Menschen ist nicht mehr möglich. Beim Subjektivismus ist jeglicher gemeinsame Nenner zwischen zwei Menschen abwesend und damit weder echte Kommunikation noch gegenseitiges Verstehen oder Verantwortung gegenüber dem anderen möglich. Beim Objektivismus ist ein gemeinsamer Nenner vorhanden (bestimmte allgemeingültige Prozesse), aber dieser gemeinsame Nenner tritt als Verursacher aller menschlicher Handlungen auf und hat zur Folge, dass keine individuelle Freiheit oder Verantwortung bestehen, was Grundvoraussetzungen für echte Gemeinschaft sind.

      1.3 Jeder denkt es, jeder glaubt es

      Die zwei eingangs beschriebenen Beispiele (siehe 1.1) stehen stellvertretend für unser Lebensgefühl – das Lebensgefühl des modernen Menschen. Sowohl der Subjektivismus als auch der Objektivismus haben verursacht, dass die zwei Studenten und Alexandra keine wirklich großen Träume mehr haben, sondern von Lethargie begleitet werden. Für die einen verhindert die allgemeine Relativität menschlichen Denkens, Fühlens und Glaubens, dass man sich für »das« Ideal völlig einsetzt. Für die anderen wirkt sich die Tatsache, dass die erlebte Freiheit nur Illusion ist und der Mensch in Wahrheit fremdbestimmt wird, sinnentleerend aus. Hier macht sich der Mensch nicht selbst, sondern er wird gemacht (3. Person-Perspektive). Nun kann man den modernen Menschen aber nicht in Subjektivisten und Objektivisten aufteilen. Weil der Mensch nicht sinnentleert leben kann, wird er nie entschlossen reiner Subjektivist oder Objektivist sein können. Es ist gerade typisch für den modernen Menschen, dass er gleichzeitig im Subjektivismus und im Objektivismus lebt. Durch die Kombination dieser beiden Dogmen möchte er deren Nachteile überwinden. Die Nachteile des Subjektivismus (z. B. keine allgemeingültigen Regeln) kehrt der Objektivismus in Vorteile um (z. B. allgemeingültige Naturgesetze). Die Nachteile des Objektivismus (z. B. Fremdbestimmung) werden im Subjektivismus oft vorteilhaft verändert (z. B. individuelle Freiheit) (siehe Abb. 4).

      Jeder moderne Mensch denkt, handelt und fühlt täglich auf der Basis dieser beiden Dogmen:

      1. Wenn wir krank sind, gehen wir zum Mediziner, der die allgemeingültigen Gesetze, aufgrund deren wir krank oder gesund werden, kennt. Wenn wir nach Lösungen suchen, um den Terrorismus zu bekämpfen, gehen wir zum Historiker oder Soziologen, die uns erklären, welche sozialen Mechanismen und historischen Kontexte einen Menschen zum Terroristen machen. Der Wissenschaftler ist der Priester des modernen Menschen, denn er allein scheint Zugang zum Schicksal zu haben. Er allein kann die Zukunft vorhersagen, weil er in »Kontakt« mit den allgemeingültigen Gesetzen ist, denen sich alles Leben unterwerfen muss. Er kann uns heilen, die Gesellschaft retten und uns den Weg in eine bessere Zukunft weisen.

       Dass wir dabei schon längst dem Objektivismus СКАЧАТЬ