Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren. Oliver Glanz
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Название: Wenn die Götter auferstehen und die Propheten rebellieren

Автор: Oliver Glanz

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783815026182

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СКАЧАТЬ Jenseits von 1. und 3. Person: JHWH am Anfang

      5 Jenseits von 1. und 3. Person: Prophetisches Theoriedenken

      6 Jenseits von 1. und 3. Person: Kultur und Normativität

       I belong to the Blank Generation. I have no beliefs, I belong to no community, tradition, or anything lith that. I‘m lost in this vast, vast world. I belong nowhere. I have absolutely no identity.

      (Veith, G. E. Postmodern Times: a Christian Guide to Contemporary Thought and Culture. Wheaton: Crossway Books, 1994, 72)

      Literatur: Heschel, A. J. God in Search of Man: A Philosophy of Judaism. New York: Farrar, Straus and Giroux, 1997; Plantinga, A. »On Christian Scholarship«, n.d. http://www.calvin.edu/​academic/​philosophy/​virtual_library/​articles/​plantinga_alvin/​on_christian_scholarship.pdf; Taylor, C. Sources of the Self: The Making of the Modern Identity. Cambridge: Harvard University Press, 2006.

      1.1 Einleitung: Beobachtungen

      Unser Leben heute ist ganz anders als das Leben vor 50 oder 200 Jahren. Unser Lebensgefühl ist ein anderes, unsere Probleme sind auch anders. Während die ökologische Herausforderung, die Terrorgefahr und die bedrohlich wachsende Weltbevölkerung uns meist nur noch über die Medien begegnen, ist unser gewöhnlicher Alltag ganz subtil, aber dominant, von der Spannung zwischen Subjektivismus und Objektivismus geprägt. Was das bedeutet und wie sich diese Spannung als zentrale Spannung unseres modernen Lebens darstellt, wird in dieser Reflexion behandelt.

      Die Spannung zwischen Subjektivismus und Objektivismus erlebt heute jeder Mensch, egal ob Putzfrau oder Professor, ob religiös, atheistisch oder agnostisch. Sie liegt in jedem Menschen. Diese Spannung ist so dominant und allgegenwärtig, dass sie gar nicht mehr registriert wird, aber in den meisten Handlungen, Gesprächen und Entscheidungen vorausgesetzt ist. Schlussendlich hat diese Spannung den modernen Menschen in ein Dilemma gebracht, ihm seine Träume, Ideale, den Lebenssinn und dessen Würde genommen – nicht da draußen in der sogenannten Dritten Welt, sondern hier: in Amsterdam, in München und in Genf. Die Moderne ist Opfer dieser Spannung.

      Bevor ich erkläre, was Subjektivismus und Objektivismus genau sind, werde ich an zwei konkreten Beispielen diese Spannung sichtbar machen:

      1. Alltagssubjektivismus: An einem kühlen Sommerabend in der Amsterdamer Altstadt sind ein Freund und ich auf der Suche nach einem Café, das zur Stimmung passt. Dabei treffen wir zwei Studenten im Alter von ca. 25 Jahren. Es ergibt sich, dass wir sie nach ihrer Studienrichtung fragen und was sie motiviert, zu studieren. Der eine studiert Politikwissenschaften, der andere Biologie. Mit ihrem Studium verfolgen sie keinen Traum, kein Ideal spornt sie an, und an Karriere denken sie auch nicht wirklich. Von einer besonderen Motivation kann darum auch nicht die Rede sein – eher von Lethargie. Man studiert, weil jeder studiert, und als Nichtstudierter hat man auf dem Arbeitsmarkt heute kaum noch Chancen. Aber die beiden Studenten sehnen sich nach Idealen, nach etwas, wofür man sein Leben investieren könnte. »So wie damals unsere Eltern«, meinen sie. Als ihre Eltern so alt waren wie sie (60er und 70er Jahre), haben sie in den Studentenbewegungen (68er-Bewegung), den Bürgerrechtsbewegungen (Martin Luther King) und der Hippiebewegung (Woodstock) das eigene Leben für die eigenen Überzeugungen aufs Spiel gesetzt! Es gab Dinge, die waren wichtiger als das eigene Leben. Das ist heute anders, vielleicht werden wir uns einmal mit aller Leidenschaft um die Rettung unserer Umwelt bemühen – aber dann wohl eher aus Gründen der Selbstrettung und weniger aus Idealismus. Wer wählt heute noch eine Partei aus ideologischen Gründen? Man wählt nicht die Sozialdemokraten oder Liberalen, weil man Sozialdemokrat oder Liberaler ist, sondern weil in den nächsten vier Jahren besser regiert werden soll. Der heutige Mensch ist Pragmatiker.

      »Die Eltern sitzen schon seit Jahren abends vorm Fernseher mit einem kühlen Bier auf dem Tisch. – Warum sind unsere Eltern keine Aktivisten mehr? Warum haben wir keine großen Ideale mehr?«, fragen die zwei Studenten. Je moderner und offener unsere Welt wurde, desto mehr haben wir entdeckt, dass es endlos viele Religionen gibt, politische Ideen, unterschiedliche Gesellschaftsordnungen, Tausende Arten, die Welt zu sehen. Es ist schwer, heute noch von »dem« Ideal zu sprechen, wo es so viele verschiedene, sich gegenseitig ausschließende Ideale gibt, alle mit ihrer eigenen Rationalität. Wir leben in einer subjektiven Welt, jeder sieht die Welt anders. »Die Welt« gibt es nicht, sondern immer nur »meine Welt in meinen Augen«. »Den Traum« gibt es nicht. Immer nur »meinen Traum in meinem Herzen«. Wahrheit? »Meine Wahrheit« (siehe Abb. 1)!

      Vom »Wir« redet man schon lange nicht mehr, es gibt zu viele Unterschiede zwischen dir und mir – das ist gemeint, wenn vom »Subjektivismus« gesprochen wird. Damit sind auch die gemeinsamen Ziele, Ideen und Träume, für die es wert ist, sein Leben zu riskieren, verloren gegangen. Das, was unsere Eltern in den 60ern und 70ern ausgemacht hat, war, dass sie einer Gruppe, einem »Wir« angehörten und zusammen mit anderen an der Verwirklichung eines Traumes arbeiteten. Heute sind die meisten Eltern keine Idealisten mehr, sondern nüchterne Realisten, Pragmatiker, vielleicht sogar Pessimisten. »Heute sagen unsere Eltern, dass sie früher naiv waren.« Bald hat auch sie der Subjektivismus zerschlagen und erkennen lassen, dass das, was sie glaubten, nicht der Glaube der anderen war. Es gibt nichts mehr, was man mit anderen teilen könnte. Wir sind alle subjektiv, und was der andere denkt und träumt, wird für immer ein Geheimnis bleiben. Alle großen Ideen sind dahin. Die Religionen, der Nationalismus, der Kommunismus und seit ein paar Jahren auch der Kapitalismus. Wenn du Ideale hast, dann bist du noch nicht erwachsen. Vom »Wir« redet nur das Kind. Selbst die polnische, tief katholische Putzfrau sagte, nachdem eine Bekannte gestorben war: »Maria wird uns beistehen. Zumindest glaube ich das.«

      Fazit: Im Subjektivismus gibt es keine Allgemeingültigkeit. Objektive Wahrheit gibt es nicht. Alles ist subjektiv. Der Subjektivismus ist die Absolutierung der 1. Person-Perspektive! Es gibt nicht mehr das eine Ideal, für das alle gemeinsam kämpfen können.

      2. Alltagsobjektivismus: Vor einiger Zeit trafen wir uns mit verschiedenen Wissenschaftlern in Den Haag. Dabei kam es zu einem Gespräch mit einer russischen Neurophysikerin, Alexandra. Ihre Forschung bestand darin, zu untersuchen, wie menschliche Emotionen durch atomare Bewegungen in den Nervenbahnen gesteuert werden. Die Ergebnisse ihrer Forschung werden helfen, ganz neue Medikamente für bestimmte Depressionsarten zu entwickeln. Was sie daran fasziniere, fragten wir sie. »Nichts so wirklich«, war die Antwort. Und wieder begegnet uns diese Lethargie. Ihre Forschung wird mit gutem Geld von der Pharmaindustrie bezahlt … Danach erzählte sie ganz verliebt von ihrem neuen Freund. Das verwunderte uns. Wie kann sie so ehrlich über ihr Verliebtsein reden, wenn am Ende jedes Gefühl durch naturgesetzliche atomare Vorgänge im Nervensystem vorherbestimmt ist. Nicht »ich« bin verliebt, sondern ein biochemischer Prozess lässt mich verliebt sein. Gib mir ein anderes Medikament und ich werde die Person hassen. Menschliche Freiheit gibt es nicht. Nicht ich entscheide, sondern die natürlichen Prozesse, die in mir arbeiten. Die Ironie ist, dass die biochemischen Prozesse mich denken lassen, dass ich es bin, der sich entscheidet. Menschliche Freiheit ist eine biochemisch erzeugte Illusion! Der Mensch ist eine komplexe Maschine, die so programmiert ist, dass sie ständig denkt, ein freies Individuum zu sein. Man nennt diese Sichtweise im Gegensatz zum vorher beschriebenen Subjektivismus »Objektivismus«. Denn Naturgesetze gelten ausnahmslos für jedes Individuum (Subjekt). Kein Mensch kann sagen, dass für ihn Kohlenstoffmonoxid nicht СКАЧАТЬ