Memory House. Rachel Hauck
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Название: Memory House

Автор: Rachel Hauck

Издательство: Автор

Жанр: Религия: прочее

Серия:

isbn: 9783961401604

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СКАЧАТЬ hatte den Verdacht, dass die Gebete seiner Mutter dabei eine Rolle spielten, aber sie sprach nie mit ihm über Gott, den Glauben oder die Kirche, sondern tat stattdessen etwas sehr viel Wirkungsvolleres: Sie sprach mit Gott über ihren Sohn.

      „Zu alldem kommt noch hinzu“, sagte der Coach – ob zu Bruno oder den Bürowänden war nicht so eindeutig zu erkennen –, „dass ich Tyvis dazu gebracht habe, mit Jesus zu reden. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus. Es ist heutzutage in unserer Gesellschaft ja fast schon wie etwas Unanständiges, Jesus zu erwähnen.“

      Bruno steckte den Hefter mit Informationen über Tyvis in seine Schultertasche und fragte: „Wieso sollte mir das etwas ausmachen?“

      „Ich weiß ja nicht, wie Sie zum Glauben stehen“, sagte der Coach darauf nur. „Jedenfalls singt Tyvis im Gospelchor seiner Gemeinde mit. Sie sollten mal sehen, wie er ganz hinten bei den Männerstimmen steht und alle haushoch überragt. Und er hat eine richtig schöne Bassstimme.“

      „Wie oft haben Sie schon dieses Gespräch geübt?“, fragte Bruno daraufhin nur.

      „Seit Sie sich bereit erklärt haben zu kommen.“ Coach Brown, der wohl Mitte sechzig war, wirkte durch seine erstaunliche Vitalität viel jünger und seine Augen verrieten seine Leidenschaft für Football.

      „Halten Sie mich ruhig für verrückt, aber ich glaube, er kann es schaffen“, erklärte der Coach weiter.

      „Sie sind wirklich verrückt“, sagte Bruno daraufhin, ging zum Fenster und schaute hinaus auf den Platz, über dem gerade ein Graupelschauer niederging. „Glauben Sie, ich kann Wunder vollbringen? Keine NFL-Mannschaft wird ihn auch nur in Betracht ziehen. Er wird gar nicht erst zu den Sichtungen mit den Scouts eingeladen, und er bekommt auch keine Chance durch einen Pro Day am College, bei den ihn die Scouts sehen könnten, weil Junior Colleges keine Pro Days veranstalten. Wie wollen Sie denn Scouts und Trainer dazu bringen, ihn sich überhaupt anzuschauen?“

      „Das wollte ich eigentlich Ihnen überlassen“, antwortete Coach Brown.

      Da lachte Bruno und erklärte: „Sie sind ja ein noch größerer Träumer als Tyvis.“

      „Wie viele Klienten haben Sie zurzeit, Bruno?“, fragte der Coach jetzt, hielt inne, schaute auf seine Uhr und klopfte mit den Fingern auf seinen Bauch.

      „Ich bin noch in der Aufbauphase.“

      „Also null?“

      „Calvin ist kurz davor zu unterschreiben, und wenn ich ihn unter Vertrag habe, dann nehme ich vielleicht auch Tyvis. Vielleicht.“

      „Ich glaube, es ist eher so, dass Sie Calvin nicht bekommen, wenn Sie Tyvis nicht nehmen. Die beiden sind nämlich richtig dicke. Das Problem bei Leuten in Ihrem Alter ist, dass sie nicht groß genug denken. Sie wollen nur das, was Sie bei anderen sehen. Glauben Sie, die Brüder Wright haben sich damals Gedanken darüber gemacht, dass noch nie ein Mensch geflogen war? Was wäre, wenn Edison gesagt hätte. ,Yo, Leute, Kerzen reichen doch auch … funktionieren doch schon seit tausend Jahren gut.‘“

      „Sie glauben, Edison hat ,yo‘ gesagt?“

      Der Coach stützte sich mit den Ellenbogen auf der Schreibtischplatte ab und tippte sich an die Schläfe. „Sie müssen über den Tellerrand hinausschauen. Versuchen Sie, Vrables Stimme aus dem Kopf zu bekommen. Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass die NFL jeden Spieler nimmt, der gut genug ist. Ich habe einen Jungen in der Liga, der nicht einmal auf dem College war.“

      „Das ist aber wirklich eine seltene Ausnahme, Coach.“

      „Tyvis Pryor ist auch so eine Ausnahme. Hören Sie doch auf, so zu tun, als ob die einzigen Jungs, die es schaffen können, die Vollblüter sind. Nehmen Sie einen Jungen, der nicht schon im Rampenlicht steht, und brechen sie mit den gängigen Regeln.“

      Bruno hörte nur mit halbem Ohr hin. Die Regeln brechen? Nein, er war ein Mann, der sich an die Vorschriften und Regeln hielt, und zwar so sehr, dass er Kevin Vrable wegen Unregelmäßigkeiten und Fehlverhalten zur Rede gestellt hatte. Und das wiederum war einer der Gründe, weshalb er jetzt im Büro eines JUCO-Coaches in Scooba, Mississippi, gelandet war.

      „… sorgen Sie dafür, dass er bei einem Pro Day dabei sein kann – an der Florida State oder der University of Central Florida. Haben Sie nicht in Florida für Watershed Spieler gesichtet? Das muss doch praktisch Ihr Wohnzimmer sein? Tyvis kommt aus Destin. Das ist Ihr Gebiet“, sagte Coach Brown.

      „Sie reden, als würden Sie mich kennen, Coach“, sagte Bruno und deutete mit der Hand auf den Hefter, der auf dem Schreibtisch des Coachs lag. „Aber Sie kennen mich nicht, denn wenn es so wäre, dann wüssten Sie, dass ein Spieler vom Junior College mir nicht genügt.“

      Der Coach seufzte, schaltete seinen alten Computer aus, nahm seinen Schlüssel und kam hinter seinem Schreibtisch hervor.

      „Sie haben recht“, sagte er. „Ich kenne Sie nicht. Und ein paar Fakten und Zitate aus dem Internet schaffen keine Verbindung zwischen zwei Menschen. Bei jedem anderen Spieler hätte ich Sie nicht behelligt, aber Tyvis ist was Besonderes, Bruno. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Junge für so wenig so hart arbeitet. Um fünf Uhr morgens ist er im Kraftraum, und vor und nach dem Unterricht arbeitet er in der Cafeteria, um Geld zu verdienen. Er ist immer bereit fürs Training, schafft alle Leistungsvorgaben im normalen Schulunterricht und das Tag für Tag für Tag. Und stellen Sie sich vor, er hat immer noch ein Klapphandy. Man kann ihm keine Nachrichten schreiben, weil er kein Smartphone besitzt. Er hat Mist gebaut und will den Schaden, den er angerichtet hat, wiedergutmachen. Zusätzlich will er für seine Mutter, seine Schwester und seinen Bruder sorgen, und er möchte gern den Traum leben, den er hat, seit er neun ist. Sagen Sie mir eines: Warum sind Sie als Jurist Spielerberater und nicht Firmenanwalt oder Prozessanwalt geworden? Da würden Sie viel mehr verdienen, hätten pünktlich Feierabend und an Wochenenden und Feiertagen frei.“

      Bruno wechselte seine Position und dachte, dass sie bestimmt nicht die Zeit hatten, all seine Gründe aufzuzählen. Aber in Wirklichkeit war seine Antwort ganz einfach. „Ich liebe es“, sagte er deshalb.

      „Dann sollten Sie Tyvis ernsthaft in Betracht ziehen. Er liebt es nämlich auch. Ich sehe Spieler und ich sehe echte Spieler“, sagte der Coach im Brustton der Überzeugung. „Und er ist geboren, um Football zu spielen. Wieso in einem Büro sitzen oder in einem LKW, wenn man weiß, dass man auf den Footballplatz gehört?“

      In dem Moment ging die Tür auf und Tyvis schaute herein. „Fertig?“

      „Auf geht’s“, sagte der Coach, klimperte mit den Schlüsseln, schaltete die Lichter im Büro aus und forderte Tyvis auf, mit zum Essen zu kommen.

      Auf dem Weg zum Wagen checkte Bruno seine Mails. Außer hinter Calvin Blue war er auch noch hinter einem Spieler von der Ohio State University und einem aus Florida her, von denen es aber nichts Neues gab.

      Bruno fuhr hinter dem dicken Ford F350 Truck des Coaches her und telefonierte dabei mit seiner Mutter. „Wie war dein Tag?“ Seit dem Unfall, bei dem sie zwei Stunden lang im Straßengraben gelegen hatte, bevor jemand sie dort entdeckt hatte, war er in Gedanken immer halb bei ihr.

      „Mrs. Acker wollte heute Rosen pflanzen.“

      „Im Winter?“ Selbst in Florida gab es Jahreszeiten, in denen man pflanzte und säte.

      „Und nächste Woche muss ich sie СКАЧАТЬ