Название: Memory House
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961401604
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Der Hund winselte und jaulte auf, als sie seinen stark geschwollenen Brustkorb abtastete. Das völlig verfilzte Fell hob und senkte sich und das Tier kämpfte um jeden flachen Atemzug.
Sie würde ihn umbringen. Umbringen. „Ach, du süßes kleines Ding. Es tut mir so leid. So leid! Was hat er denn bloß mit dir gemacht?“ Aber das wusste sie eigentlich schon. Sie wusste es.
Sie strich dem Hund mit der Hand über den Rücken und konnte jede Rippe und jeden Knochen fühlen. Wieder jaulte der Hund auf, als sie seinen Bauch berührte. Der Geruch – nach Erbrochenem und Exkrementen – klebte in seinem Fell, an seiner Haut und stieg Beck in die Nase.
„Hey, Cop, der Hund gehört meinem Freund. Hören Sie mir eigentlich nicht zu?“
Beck stand jetzt auf und rückte den noch steifen Hosenbund ihrer neuen Diensthose zurecht. Sie hatte endlich kapituliert und sich eine größere Hose gekauft, um ihrem wachsenden Bauch mehr Platz zu verschaffen.
„Der Hund von deinem Freund also, ja?“
„Sie haben mich genau verstanden. Ich stottere ja nicht.“
Beck zitterte innerlich, obwohl sie die äußere Kälte gar nicht spürte, und ballte ihre Hand zur Faust. „Hast du ihn diese Plastiktüte schlucken lassen?“
Sie hielt einen Gefrierbeutel zwischen Daumen und Zeigefinger hoch, der genauso bestialisch stank wie der Hund.
„Welche Plastiktüte denn? Ich hab keine Tüte gesehen.“ Seine versnobte Betonung schürte ihren Zorn und ihre Verachtung noch mehr.
In dem Moment gab der Riegel des Gattertores endlich nach, Hogan taumelte rückwärts und ein abgebrochenes Stück Metall landete scheppernd auf dem Beton.
„Ach, sieh mal einer an, die Polizei beschädigt Privateigentum. Das ist doch eine Straftat, oder?“
„Los, auf geht’s“, sagte Hogan nur und zerrte Boudreaux zum Streifenwagen, während der lautstarke Protest des Jungen von den Wänden der umliegenden Gebäude widerhallte.
„Passen Sie bloß auf den Hund meines Freundes auf, Sergeant“, rief Parker, als er sich gleichzeitig gegen Hogans unnachgiebigen Griff wehrte. „Hey, Polizeigewalt!“
Hinter ein paar Fenstern des Mietshauses ging Licht an und irgendjemand rief etwas Unverständliches.
„So, jetzt ganz vorsichtig, mein Kleiner“, sagte Beck zu dem kleinen Hund, aber der jaulte wieder laut auf, als sie versuchte, ihn hochzuheben. „Was hat der fiese Boudreaux bloß mit dir gemacht?“
Wenn man den Hund anschaute, der nur aus Haut und Knochen bestand, dann war klar, dass er kurz vorm Verhungern war. Wieder kamen ihr die Tränen. Diese Art von Gefühlen kratzte an ihrer harten Fassade, an ihrer Gewohnheit, Dinge wie Zartheit, Fürsorge und Anteilnahme zu ignorieren. Sie hatte ihre ganz eigene Methode, mit ihren Gefühlen oder schmerzlichen Erinnerungen umzugehen – sie verdrängte sie. Ja, sogar besser noch, sie vergaß sie einfach.
Aus ihrer Seitentasche holte sie jetzt eine Flasche Wasser, drehte den Verschluss ab und gab dem Hund ein paar Tropfen auf die Zunge. Er schluckte sie und sie gab ihm noch etwas mehr.
„Auf jetzt, Beck, wir müssen los“, sagte Hogan zwischen den Stäben des Gitterzauns hindurch. „Ruf den Tierschutz an. Der kümmert sich dann schon um den Hund.“
Aber Beck reagierte gar nicht. Wie konnte sie den kleinen Hund denn jetzt allein lassen? Er würde mit Sicherheit sterben. Der erbärmliche Zustand des Kleinen berührte sie tief und machte ihr verkrustetes Herz ganz weich. Wo sie sonst früher hart und kontrolliert gewesen war, war sie jetzt weich und sehr emotional.
Die nächtliche Kälte senkte sich zwischen die Gebäude, und der Hund zitterte, sodass Beck ihre Jacke auszog und ihn damit zudeckte, bevor sie ihn mitsamt seinem Geruch nach Tod und Verwesung auf den Arm nahm.
Als sie aufstand und zum Tor ging, schrie das kleine Tier laut auf, und sie wollte verdammt sein, wenn das, was sie da auf ihrer Hand spürte, nicht Tränen des Hundes waren.
„Es tut mir leid. Es tut mir so leid, mein Kleiner. Ich kümmere mich um Hilfe. Bleib einfach bei mir. Drüben auf der Fünfzehnten ist ein Tierarzt …“
Im Inneren des Streifenwagens rief Boudreaux gegen die Fensterscheibe: „Das ist mein Hund. Hören Sie, nur weil Sie Polizistin sind, können Sie noch lange nicht einfach jemandem den Hund klauen.“
„Lebt er noch?“, fragte Hogan und warf einen Blick unter Becks Jacke.
„Nur noch ein ganz kleines bisschen.“ Beck fluchte und trat mit einer solchen Wucht gegen die Autotür, dass Parker zurückschreckte. „Hast du den Hund etwa die Drogen mitsamt der Tüte fressen lassen?“, fragte sie ihn wütend.
Jetzt nahm Hogan den jaulenden Hund auf den Arm und untersuchte ihn im Licht von Becks Taschenlampe etwas genauer. Sie streichelte ihm währenddessen über die Ohren, sagte, dass alles gut werde und kämpfte wieder mit den Tränen. Das Allerletzte, was sie Hogan oder Boudreaux zeigen wollte, war weibliche Emotionalität.
„Er ist wirklich in übler Verfassung, aber ich hab schon Schlimmeres gesehen. Er ist einfach schwach und hungrig“, sagte Hogan. „Hat wahrscheinlich eben die Tüte ausgeschieden. Würde mich nicht wundern, wenn Boudreaux ihm gerade die nächste Ladung verpassen wollte. Oder schlimmer noch, sie ihm in den …“
„So, das reicht!“ Beck zerrte Boudreaux an den Haaren vom Rücksitz des Streifenwagens, schleuderte ihn mit der Vorderseite des Körpers gegen den Wagen, bohrte ihm ihr Knie von hinten in seinen Oberschenkel und drückte sein Gesicht auf den Kofferraumdeckel. „Du glaubst also, dass dein Papi dich wieder rausboxen kann, was?“, fragte sie und knallte sein Gesicht auf das kalte Metall.
„So dürfen Sie mich gar nicht behandeln“, sagte Boudreaux und wehrte sich so heftig gegen ihren Griff, dass sie ihre gesamte Kraft brauchte, um ihn festzuhalten.
„Ach ja? Wer sagt das? Ich kann dich genauso behandeln, wie du den Hund behandelt hast.“ Jedes Molekül ihres Körpers war in Aufruhr. Wenn nicht sie die Schwachen und Wehrlosen verteidigte, wer sollte es dann tun?
„Sergeant.“ Hogan zog sie von dem Verdächtigen weg und klang wieder wie früher. „Setz ihn wieder ins Auto.“
Aber Beck schüttelte ihn ab. „Du hältst dich wohl für einen ganz tollen Typen, weil du Drogen vertickst, Boudreaux, was? Für wen, Vinny Campanile? Er ist das Böse in Person. Und wenn du kleine, unschuldige und wehrlose Tiere mit Drogen vollstopfst, ist das auch keine Garantie dafür, dass du am Leben bleibst oder er dafür sorgt, dass du nicht in den Knast kommst. Die Leute werden deinen Kopf fordern, wenn sie hören, was du getan hast.“
„Das ist doch nur ein räudiger Köter“, sagte Boudreaux abfällig und richtete sich gerade so weit auf, dass er in ihre Richtung ausspucken konnte.
„Der steht immer noch über der Gosse, in der du lebst“, bemerkte sie dazu nur.
„Okay, wir haben unseren Spaß gehabt“, sagte Hogan jetzt, schob sie aus dem Weg und drehte den Jugendlichen wieder in Richtung der offenen Streifenwagentür. „So, Boudreaux, du steigst jetzt ins СКАЧАТЬ