Название: Memory House
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961401604
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„Jap. Das hier ist tiefste Provinz“, bestätigte Coach Brown, gab Bruno mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er seine Tasche in seinem Büro abstellen sollte, und ging dann mit ihm zusammen den Gang hinunter. „Aber wir haben ein großartiges Football-Programm.“
„Und Ihnen ist hoffentlich auch klar, dass ich nur hier bin, weil ich Calvin Blue einen Gefallen tun will, oder?“ Calvin von der Florida State University war der Protoptyp eines amerikanischen Footballspielers. Ein Spieler, den Bruno und seine neu gegründete Agentur Sports Equity unbedingt brauchte.
Der Spieler auf der Tailback-Position würde diesen April in die erste Runde des NFL-Drafts, dem Auswahlprozess der neuen Spieler, gehen, das bedeutete für Calvin das ganz große Geld, und für Bruno auch, vorausgesetzt, er konnte den Jungen überreden, bei ihm zu unterschreiben. Außerdem würde dadurch Brunos Ruf in der Branche wiederhergestellt werden.
Es war ja das Eine, dass er sich von Kevin und Watershed getrennt hatte, um selbst eine Sportleragentur zu gründen, aber gegen die bösartigen Gerüchte anzugehen, die Kevin streute, um Misstrauen bei den Kontaktpersonen des Profisports für die Top-Universitäten zu säen, war noch mal etwas ganz anderes.
„Es läuft nicht mehr bei ihm.“
„Er kriegt keine Abschlüsse.“
„Eine Ein-Mann-Agentur? Was soll denn das? Der kann doch gar nichts für deine Jungs tun. Der pfeift aus dem letzten Loch.“
Trotzdem machte er mit seinem Einfluss, seiner Schlagkraft, seinem guten Ruf und seinem Können weiter mit.
„Calvin ist ein guter Junge“, sagte Coach Brown. „Hat Talent. Ich bin wirklich dankbar, dass er versucht, seinem alten Teamkameraden zu helfen.“ Brown leitete ein Programm am Junior College, das Jungs, die – aus welchen Gründen auch immer – im Sportprogramm eines großen Colleges gescheitert waren, wieder zurücknahm. „Haben Sie sich die Videos angeschaut, die ich Ihnen geschickt habe? Dieser Tyvis … der hat alles, was man braucht.“
„Ja, ich hab mir die Videos angesehen. Der hat schon einen ganz ordentlichen Wurf, aber meine Hauptsorge ist der Grund, weshalb er hier bei Ihnen ist.“ Bruno ging mit dem Coach durch den Kraftraum zum Trainingsplatz nach draußen und zog den Reißverschluss seiner Jacke zu, um sich gegen den Wind zu schützen.
„Er hat ein Aggressionsproblem. Ist ein paar Mal Trainern gegenüber ausgerastet und er hat einen Kiosk überfallen. Vor Gericht hat er wirklich Gott auf seiner Seite gehabt, denn der Richter hat ihn nur zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt, verbunden mit der Auflage, das ganze erbeutete Geld zurückzuerstatten. Seine Auflagen hat er alle erfüllt. Er hat das gesamte letzte Jahr gearbeitet, um das Geld zurückzuzahlen, und dann ist er hier aufgetaucht.“
Browns Aufgabe in dem angesehenen Community College, auch Junior College, kurz JUCO, genannt, bestand darin, die Jungs wieder auf die richtige Bahn und dann wieder zurück in die großen Sportprogramme der renommierten Colleges zu schicken, in denen sie die Chance bekamen, irgendwann in der National Football League, der NFL, zu spielen.
Brown erklärte Bruno, dass Tyvis Pryor sein liebster und bester Schützling sei.
„Und Sie haben ihn in nur einer Saison wieder hinbekommen?“
„Ich will ja nicht prahlen“, sagte der Coach grinsend. „Aber er hat einen Notendurchschnitt von Zwei plus und ist gleichzeitig der beste Passgeber in seiner Liga geworden. Hat alle Rekorde gebrochen.“
Ungefähr an der Fünfzig-Yard-Linie sah Bruno einen kräftigen Jugendlichen mit langen Armen, stämmigen Beinen und einem eleganten Wurf.
„Ein Meter achtundneunzig, hundertfünf Kilo“, sagte der Coach. „Ich sag Ihnen, das ist der nächste Tom Brady. Und keiner will ihn sich auch nur anschauen.“
„Er ist ein JUCO-Kid, Coach. Natürlich guckt ihn sich keiner an. Wenn er wirklich so gut ist, dann schicken Sie ihn doch auf die FSU, die Florida State University, oder runter nach Florida. Die brauchen da einen Quarterback.“
„Aber er ist schon zweiundzwanzig und möchte eine Chance bei den Profis.“
Klar wollte er das. So wie jeder andere College-Student.
„Ihm ist aber schon klar, dass Aschenputtel ein Märchen ist, oder?“ Bruno verfolgte den Ball, der sich auf ein schmales Ziel zuschraubte.
Nachdem Bruno sich jetzt seit anderthalb Jahren abmühte, hatte er genau zwei Klienten unter Vertrag. Wenn er in dieser Rekrutierungsphase nur einen JUCO-Kandidaten unter Vertrag bekam, konnte er Sports Equity dichtmachen, und dann hätten Kevin Vrable und Brunos Vater recht behalten.
Dann wäre Bruno Endicott wirklich ein Nichts.
„Haben Sie gesehen, wie er den Ball zum Ziel gezwirbelt hat?“ Bruno schüttelte das Wort Nichts ab und konzentrierte sich wieder auf den Coach. „Er hat von der Fünfzig-Yard-Linie aus getroffen. Kommen Sie schon, geben Sie ihm eine Chance.“
„Ja, warum nicht?“, gab Bruno schließlich mit steifer Haltung und vor dem Oberkörper verschränkten Armen nach, während er Tyvis zusah.
Das gesamte Projekt hier strahlte irgendwie Verzweiflung aus. Kein Spielerberater, der auch nur einigermaßen bei Verstand war, hätte einen Spieler aus dem Junior College unter Vertrag genommen, denn das kam einem beruflichen Selbstmord gleich.
Doch wenn ein Vertrag mit Tyvis Pryor ihm das Wohlwollen von Calvin Blue einbrachte, des Spielers, den Bruno eigentlich haben wollte, dann würde er es vielleicht tatsächlich machen.
„Komm schon, Calvin, mach’s wie dein Freund und komm zu Sports Equity und dann bringen wir mal ein bisschen Leben in die NFL.“
In dem Moment blies der Coach in seine Trillerpfeife, winkte Tyvis zu sich an die Seitenlinie und rief: „Ich hab hier jemanden, den ich dir gern vorstellen möchte“, woraufhin der Quarterback vom Feld getrabt kam. „Das hier ist Bruno Endicott, der Spielerberater, von dem ich dir erzählt habe.“
Bruno begrüßte den Spieler mit einem Männerhandschlag und sagte: „Dein Kumpel Calvin lobt dich in den höchsten Tönen.“
Tyvis lächelte nur ganz kurz, aber es war ein echtes Lächeln. „Wir sind seit unserem ersten Jahr an der Florida State Freunde.“ Seine Stimme passte zu seiner Statur und seiner Spielweise – dröhnend, elegant und kontrolliert. „Er hat mir erzählt, dass Sie mal einer der Top-Spielerberater im Land gewesen sind und bei Watershed gearbeitet haben.“
„Einer der Top-Spielerberater bin ich immer noch.“ Angeberei half eigentlich immer. „Kennst du Jack Stryker? Luke Mays? Dustin Clever?“ Bei jedem der großen Namen aus der NFL bekam der Junge größere Augen und einen hoffnungsvolleren Blick. „Ich habe mit allen die Verträge ausgehandelt.“
„Das sind schon ein paar ernst zu nehmende Spieler.“
Bruno gab Tyvis seine Karte und sagte: „Ich habe jetzt meine eigene Agentur. Sports Equity.“
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