Название: Memory House
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961401604
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„Was ist denn an der FSU vorgefallen?“, fragte er Tyvis als Nächstes. Obwohl Coach Brown ihn schon aufgeklärt hatte, wollte Bruno Tyvis’ eigene Version hören.
„Könnten wir uns vielleicht auf den Weg zum Essen machen, Gentlemen?“, fragte der Coach und schlug Bruno mit der flachen Hand auf den Rücken. „Meine Frau macht die beste Lasagne, die Sie jemals gegessen haben, und mir läuft schon beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen. Lassen Sie uns zu mir nach Hause fahren, dann können wir beim Essen weiterreden. Wann haben Sie denn das letzte Mal ein hausgemachtes Essen bekommen?“
„Lassen Sie mich nachdenken ... Welches Jahr haben wir noch mal?“, fragte Bruno grinsend.
Als Spielerberater war er ständig unterwegs und lebte aus dem Koffer, sodass er meistens aus Tüten oder Schachteln aß. Wenn er zu Hause war, kochte seine Mutter manchmal für ihn, aber ihr Job bei Mrs. Acker war ziemlich anstrengend und kochen gehörte nicht unbedingt zu ihren Prioritäten.
„Ab unter die Dusche, Tyvis, während ich Bruno deine Leistungsstatistik zeige.“
Der junge Mann nickte daraufhin und trabte Richtung Trainingshalle davon.
„Der Junge rennt immer“, sagte der Coach und deutete Bruno mit einer Geste, ihm in sein Büro zu folgen.
Trotz seiner Vorbehalte war Bruno von dem, was Tyvis auf dem Platz gezeigt hatte, beeindruckt. Der Junge war schnell, hatte gute Füße und werfen konnte er auch.
Wenn er vom richtigen College mit dem richtigen Coach käme, wäre Tyvis vielleicht tatsächlich ein Kandidat. Bei dem bisschen, das er an diesem Nachmittag gesehen hatte, war das schwer zu beurteilen, aber als Spieler von einem Junior College und dann noch mit einer problematischen Vergangenheit … Eigentlich sah Bruno für den Jungen keine Zukunft.
„Also, Bruno, was ist bei Watershed passiert?“, fragte der Coach, als sie das kleine quadratische Büro betraten, das mit Ausrüstungsgegenständen und Papieren vollgestopft war.
„Es gab Meinungsverschiedenheiten.“
„Gibt es denn überhaupt jemanden, der mit Vrable keine Meinungsverschiedenheiten hat?“, fragte der Coach und setzte sich. „Ich habe gehört, dass Ihre Mutter krank war.“
„Ja, sie hatte einen Autounfall. Sie hatte sich an zwei Stellen das Bein gebrochen und brauchte mich damals, Kevin nicht.“
„Und Sie sind wieder nach Hause gezogen, um sich um sie zu kümmern?“
„Ja, so in etwa“, sagte Bruno, um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie acht Jahre bei Watershed damit enden konnten, dass Kevin ihn vor der gesamten Belegschaft von Watershed niedergebrüllt hatte.
„Du bist ein Nichts, Endicott.“
„Hier sind seine Leistungsstatistiken von der FSU und vom Junior College, also seine Zeit über vierzig Yards, seine vertikale Sprungkraft und seine Werte beim Bankdrücken … Aber sehen Sie selbst.“
Bruno nahm den Hefter und setzte sich auf den Stuhl, der am nächsten stand. „Und er will nicht erst ein Jahr an einem College mit einer Footballmannschaft in der ersten Liga spielen?“
„Wie gesagt, er ist mit zweiundzwanzig schon ziemlich alt und möchte es lieber gleich in der NFL versuchen. Für ihn heißt es: jetzt oder nie. Jedenfalls sieht er es so. Sie wissen ja wahrscheinlich, wie es ist, wenn man unbedingt eine Chance braucht.“ Dabei zog der Coach fragend die Augenbrauen hoch, als wollte er sagen: „Haben Sie mich verstanden?“
„Sie beide haben viel gemeinsam, wissen Sie das?“, fuhr der Coach fort.
„Tyvis und ich? Was denn zum Beispiel?“, fragte Bruno erstaunt.
„Sein Vater hat die Familie verlassen und ist ein paar Jahre später dann gestorben, so wie Ihrer. Sie sind wieder zurück nach Hause gegangen, um sich nach dem Unfall um Ihre Mutter zu kümmern, Tyvis geht nach dem Training noch arbeiten, damit er seine Mutter, seine Schwester und seinen Bruder finanziell unterstützen kann. Letzten Sommer hat er in drei Jobs gearbeitet und ist dann am ersten Trainingstag in der besten Form aufgelaufen, in der ich ihn jemals erlebt habe.“
Coach Brown wühlte in irgendwelchen Papieren, schob Sachen hin und her und zog schließlich ein Bild von Tyvis hervor. „Können Sie sich vorstellen, wie der mit richtigem professionellem Training aussehen würde? Der ist für Football wie gemacht, Bruno.“
Bruno ließ seinen Blick über das unscharfe Bild schweifen, das offenbar auf einem einfachen Drucker ausgedruckt worden war. Die richtige Körperstatur hatte Tyvis auf jeden Fall, aber das machte ihn noch längst nicht zu einem Profi-Quarterback.
„Und genau wie Sie“, fuhr der Coach fort, „will er mehr. Er ist erfolgshungrig und gibt nicht auf, bevor ihm nicht die allerletzte Tür vor der Nase zugeschlagen wird.“
Coach Brown erkannte einfach zu viel, und sah Dinge, von denen Bruno gar nicht wusste, dass er sie verriet.
„Mit welchen Spielerberatern sind Sie denn sonst noch im Gespräch, Coach?“
„Nur mir Ihnen.“
Da lehnte sich Bruno mit einem kurzen sarkastischen Lachen auf seinem Stuhl zurück und sagte: „Dann glauben Sie ja selbst nicht einmal so sehr an Tyvis, wie Sie behaupten.“
„Doch, das tue ich. Und ich habe mich nur an Sie und sonst niemanden gewandt, weil ich überzeugt bin, dass Sie der Mann sind, der ihn den ganzen Weg begleiten kann.“ Der Coach blätterte noch mehr Papiere und Hefter durch und stapelte immer mehr Papierstapel aufeinander, sodass Bruno sich schon für den Moment wappnete, in dem der ganze Stapel umstürzen würde. „Meine Frau ist Anwaltsgehilfin im Ruhestand und sie recherchiert für ihr Leben gern. Ah, hier ist es ja. Der Coach hielt einen dünnen neuen Hefter hoch. „Das hier ist Ihre Akte.“
Der Mann schummelte also. Er hatte gar keinen magischen Blick, wie Bruno geglaubt hatte.
„Fast jeder Spieler, der bei Ihnen unter Vertrag war, ist schon in der ersten Draft-Runde ausgewählt worden. Die meisten von ihnen in die Top Ten, und sie sind der einzige Spielerberater, der in den letzten fünf Jahren dieses Kunststück vollbracht hat. Sie haben da eine Gabe, ein gutes Auge. Und fast jeder von diesen Spielern hat eine ähnliche Leistungsstatistik wie Tyvis Pryor.“
Mit selbstzufriedener Miene legte der Coach den Hefter wieder auf den Schreibtisch.
Die Arme auf den Oberschenkeln abgestützt beugte sich Bruno vor und schaute sich noch einmal Tyvis’ Werte an. Sie ähnelten stark denen eines Spielers, der vor drei Jahren schon in der ersten Runde ausgewählt worden war und sein Team dann zur nationalen Meisterschaft geführt hatte.
„Also ich weiß ja nicht …“ Die Demütigung brannte ihm unter der Haut. Wie um Himmels willen war er nur in die Sache hier hineingeraten?
Wieso war er in Fernandina Beach geblieben, einer entlegenen Gemeinde am Meer, eine Dreiviertelstunde mit dem Auto vom Stadtrand von Jacksonville entfernt?
Wieso blieb er dort und gab sich als Spielerberater mit Nachwuchsleuten ab und einer kleinen Agentur, obwohl er andere СКАЧАТЬ