Название: Memory House
Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961401604
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„Geh nach Hause und ruh dich aus, Beck. Du siehst nicht gut aus. Mir tut das alles wirklich sehr leid“, sagte er und sowohl seine Miene als auch sein Tonfall drückten echtes Mitgefühl aus.
Doch Beck ging nicht, sondern ließ sich auf einen der Stühle gegenüber von seinem Schreibtisch fallen, den Kopf auf die Hände gestützt und sagte nur matt: „Ist ja nicht deine Schuld.“
Hunter war fünfzehn Jahre älter als sie, selbstsicher, sah gut aus und war deshalb ein Aushängeschild für das New York Police Department. Er lief Marathons, arbeitete ehrenamtlich in einem örtlichen Boys Club mit, und auf dem Sideboard in seinem Büro standen Bilder von seiner lächelnden schönen Frau Gaynor, an deren Miene zu erkennen war, wie sehr sie ihren Mann schätzte und liebte.
Beck schämte sich jetzt unendlich und hatte heftige Schuldgefühle für das, was geschehen war, und sie hätte ohne Weiteres eine einjährige Suspendierung ohne Gehalt auf sich genommen, wenn sie es dadurch hätte ungeschehen machen können – und die mittlerweile kaum noch zu übersehenden Folgen.
„Was willst du denn mit dem Monat anfangen, in dem du nicht arbeitest?“
Beck verschränkte die Arme vorm Körper und fühlte sich unsicher ohne ihre Polizeiausrüstung, Dienstmarke und Dienstwaffe. Wer war sie überhaupt, wenn sie nicht Polizistin war?
„Ich habe gerade erfahren, dass ich ein Haus geerbt habe – und zwar ausgerechnet in Florida.“
„Ein Haus?“, fragte Hunter. „Von wem denn?“
„Von einer alten Dame, mit der meine Familie früher gut bekannt war.“
„Damals in der Zeit, die du vergessen hast?“
„Ja, so ähnlich.“ Sie stand auf und kämpfte gegen eine Welle von Verzweiflung und Übelkeit an.
Hunter war einer der wenigen im neunten Revier, die über ihren Gedächtnisverlust Bescheid wussten. Sie hatte es nicht mehr länger verbergen können, als er versucht hatte, mit ihr Erinnerungen an ihren Vater auszutauschen.
„Bevor ich auch nur sagen konnte: ,Halt, Polizei!‘, hatte er diesen riesigen betrunkenen Kerl schon auf dem Boden fixiert.“
„Wo denn in Florida? Du weiß ja, dass Vinny Kontakte in den Norden von Florida hat, oder? Du könntest doch da runterfahren und verdächtige Aktivitäten beobachten“, sagte er leise lachend, worauf Becky nur einen knurrenden Laut ausstieß und entgegnete: „Ich bin suspendiert, schon vergessen?“
„Ich finde, du solltest dir das Haus anschauen, diesen düsteren Ort hier mal für ein paar Wochen vergessen und dem Winter entfliehen.“
„Vielleicht. Aber in meiner Vorstellung ist das Haus eine heruntergekommene Bruchbude, in der neunzehn streunende Katzen hausen. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob das Testament überhaupt gültig ist.“
„Rede mit den Kollegen da unten und lass sie ein bisschen recherchieren.“
„Noch mal, ich bin suspendiert.“ Ihr Sarkasmus linderte ihren Schmerz ein wenig.
Was sollte sie denn bloß vier Wochen lang dort mit sich allein anfangen? Wenn sie nichts zu tun hatte, womit sie den Tag herumbringen konnte, würde sie sich den Tatsachen stellen müssen. Sie war im sechsten – im sechsten Monat – schwanger.
Beck schaute unauffällig zu Hunter hinüber und begann: „Also es gibt da etwas, das ich dir noch sagen muss, Hunter. Jedenfalls glaube ich, dass ich es dir sagen sollte.“
In dem Moment klopfte es so heftig, dass die ganze Tür vibrierte und Sergeant Anstruther kam hereingepoltert. „Ach, Holiday“, sagte er und legte den Kopf auf die Seite, als versuchte er, so etwas wie Mitgefühl vorzutäuschen. „Ich hab gehört, du hast Boudreaux eine verpasst.“
„Verzieh dich gefälligst“, sagte sie, sprang auf, schlug ihm die Tür vor der Nase zu und klemmte ihm dabei fast die Finger ein.
„Was ist denn bloß los mit dir, Beck?“, fragte Hunter irritiert, riss die Tür wieder auf und wies Anstruther an, in ein paar Minuten noch einmal wiederzukommen.
„Ich bin schwanger“, sagte sie und ließ sich auf dem Stuhl zurückfallen.
„Du bist …“ Er wurde kreidebleich und verlor fast das Gleichgewicht. „Wie bitte?“
„Ich bin schwanger.“ Dieses Mal kam ihr Geständnis sehr leise.
„W… wie … kannst du denn … W… wer ist der Va…?“
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu und er stolperte rückwärts in seinen Aktenschrank. Er war der Vater.
Schon seit einem Jahr flirteten sie völlig harmlos miteinander. Im Sommer waren sie dann nach einem fehlgeschlagenen Undercover-Einsatz noch in Rosie’s Bar gegangen, hatten getrunken, ihre Wunden geleckt, getanzt und geflirtet und dann noch mehr getrunken, und … na ja.
Sie löschte das Bild von ihnen beiden, eng umschlungen in einem Abstellraum, rasch wieder aus ihrem Kopf.
„Das ist fünf Monate her“, sagte er mit gerunzelter Stirn, während sein Blick gleichzeitig zu ihrer Körpermitte wanderte. „Bist du sicher?“
Beck verschränkte ihre Finger miteinander und nickte. „Ganz sicher.“
„Beck, meine Frau …“ Er zog sie vom Stuhl hoch. „Wieso hast du nichts dagegen …?“
„Ich?“, entgegnete sie heftig. „Also wenn ich mich richtig erinnere, war ich in der Abstellkammer nicht allein.“
„Aber du hast gesagt, es könnte nichts passieren.“
„Hab ich das? Ich kann mich nicht erinnern, dass einer von uns sich die Zeit genommen hätte, die Verhütungsfrage zu erörtern. Wir waren beide betrunken, Hunter.“
Er fuhr sich mit der einen Hand durchs Gesicht. „W… was sollen wir denn jetzt machen? Meine Frau, sie ist … ich kann nicht …“, sagte er und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen. „Sie weiß von dem Abend im Rosie’s. Ich konnte es ihr einfach nicht mehr verschweigen, weil unsere Ehe auf Vertrauen beruht und …“
„Du hast es ihr gesagt? Oh, mein Gott! Es war doch nur ein Mal. Eine dummes, unbedachtes Mal.“
„Ich habe es ihr gesagt, weil sie mich eines Abends mit ihren großen, braunen Augen angesehen und mich gefragt hat, was ich zu unserem Hochzeitstag gern unternehmen möchte, und alles, was ich gehört habe, war Betrüger, Betrüger, Betrüger.“
„Dann hast du ihr also das Herz gebrochen, um dein Gewissen zu erleichtern?“
„Nachdem sie mich aus dem Bett geboxt hat …“
„Die Frau gefällt mir.“
„… haben wir die ganze Nacht geredet. Wir haben die Probleme in unserer Ehe zu lange einfach ignoriert und wussten, dass wir Hilfe brauchten. Ob du’s glaubst oder nicht, СКАЧАТЬ