Kommissar Schlemperts zweiter Fall: Recht & Unrecht. Michael Schlinck
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Название: Kommissar Schlemperts zweiter Fall: Recht & Unrecht

Автор: Michael Schlinck

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783960087724

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СКАЧАТЬ kommt’s, dass ich als Letzter im Büro erscheine. Laura und Timo sitzen schon fleißig an ihren Bildschirmen.

      „Moin, Dieter“, begrüßen mich die beiden und Laura fügt hinzu: „Heut ist richtig was zu tun. Es gibt E-Mails aus Frankreich, von der Gerichtsmedizin und von der Spurensicherung.“

      Obwohl ich es hasse, am Schreibtisch zu sitzen, fahre ich meinen Rechner hoch und hoffe darauf, den alles entscheidenden Hinweis in den Schriftstücken zu finden.

      Meine erste Mail bremst gleich wieder meinen Enthusiasmus. Klar, jedes Wort ist französisch. Zum Glück hab ich ja Laura und durch ihre Hilfe erfahre ich dann, dass unser mutmaßliches Opfer am 07.04.1986 in Venlo, Holland geboren wurde. Mutter Charlotte van de House, geborene Bouchet, französische Staatsbürgerin, verstorben 2002. Vater Jan van de House, verstorben 1989. Da werden uns die Eltern wohl nicht mehr bei der Identifizierung helfen können. Ich beauftrage Lara damit, in Holland zu recherchieren, ob es irgendwo Verwandte gibt, die uns wenigstens bei der Identifizierung helfen können.

      Als Nächstes nehme ich mir den Obduktionsbericht vor. Widerwillig schaue ich mir die Fotos vom Leichnam an. Man muss zugestehen, es war ein junger, gut aussehender Bursche, langes, blondes Haar, braun gebrannte Haut. Einzig der ungepflegte Bart passt nicht so zu seinem Gesicht. Sieht eigentlich gar nicht nach Bart aus, eher als würde der Träger eben nur alle paar Monate dazu kommen, sich zu rasieren. Das alles passt ja prima zu meiner Globetrotter-Theorie.

      Wieso wird so ein Weltenbummler ausgerechnet in meinem Gebiet ermordet? Zum Mäusemelken ist das.

      Auf der nächsten Seite ist dann eine Großaufnahme seines Halses zu sehen, auf dem deutlich ein Hämatom zu erkennen ist, ein Knutschfleck, um es beim Namen zu nennen. Auf den nächsten Seiten ist detailliert sein Intimbereich abgelichtet. Bilder, die ich im Normalfall schnell überblättern würde, wenn da nicht die ganzen Blutergüsse wären, zudem jede Menge Verletzungen und Risse in der Haut. Entweder hat der Mann an einem absolut bizarren Liebesspiel teilgenommen oder es wollte ihm jemand im wahrsten Sinne des Wortes die Eier herausreißen.

      Nun lese ich doch gespannt den Text. Im Großen und Ganzen werden meine Eindrücke von den Bildern darin bestätigt. Durch UV-Strahlung gebräunt, Hämatom am Hals durch Saugeinwirkung, Genitalverletzung durch Zugeinwirkung einer Hand. Jetzt wird es aber interessant. In seiner Harnröhre befanden sich noch Spermarückstände. Auch der Hormoncocktail in seinem Blut hat es in sich. Zum einen das Übliche, was jemand im Blut hat, wenn man so dem sicheren Tod entgegenrast, also Adrenalin und so, zum anderen hatte er aber auch Testosteron und Östrogen im Blut und das in hohem Maße, alles eindeutige Anzeichen dafür, dass er noch kurz vor seinem Tod sehr erregenden Verkehr hatte. DNA-Spuren im Intimbereich zeigen an, dass es sich um eine Sexpartnerin gehandelt hat.

      Eine Frau kommt wiederum für die Verletzungen kaum infrage. Die Größe der Hand und die Kraft, mit der sie zugefügt wurden, deuten eindeutig auf einen Mann.

      Was suchen wir nun? Eine Frau mit dem Oberkörper und den Händen von Arnold Schwarzenegger oder doch einen Mann nach Geschlechtsumwandlung? Sind es am Ende zwei verschiedene Personen? Wenn dem so ist, sind sie dann unabhängig voneinander oder arbeiten sie zusammen? Fragen über Fragen. Mir platzt gleich der Schädel. Am liebsten würde ich Urlaub beantragen.

      Jetzt nehme ich mir den Bericht von meinem Freund Martin Schneider zur Brust. Er hat eigentlich zwei Berichte angefertigt, den vom Tatort und den vom Fahrzeug.

      Am Tatort war nicht viel zu finden, ein paar Fasern, eine Motorrollerspur, die aber nicht mit dem Fall zusammenhängen muss, und Fußspuren am Startpunkt des Fahrzeugs. Die sind interessant. Einmal Frauenschuhe Größe 37, vermutlich Ballerinas, viele Spuren von unserem Opfer, aber auch welche von Herrensportschuhen, die wesentlich größer sind als die des Opfers. Also handelt es sich tatsächlich um zwei weitere Personen.

      Reichlich Urinspuren an einem benachbarten Baum, die vom Opfer stammen, weisen darauf hin, dass er sich dort am See etwas häuslich eingerichtet hatte. Inklusive Freilufttoilette. Luxus pur!

      Die Inventarliste des Autos beinhaltet mehr Positionen als die meines Wohnmobils. Wieder ein deutliches Anzeichen für ein Globetrotter-Dasein. Wird uns das weiterbringen? Fehlanzeige! Da wird meine Stimmung auch nicht besser.

      Nun rufe ich erst mal den Förster an, weil ich wissen will, ob er den Panda schon mal gesehen hat, was er bejaht, allerdings nicht in den letzten beiden Tagen, an denen er auch nicht am See war. Nein, das war etwa vor einem Vierteljahr, als ihm der Panda mit französischer Nummer schon einmal aufgefallen war.

      Aha. Dann muss doch ein Bezug zu unserem Landkreis da gewesen sein. Ich glaube ja nicht, dass er sich nur wegen der Schönheit des Sees des Öfteren zu uns verlaufen hat.

      Ich bedanke mich bei Phillip Hubertus und in mir keimt endlich etwas Hoffnung. Wenn es uns gelingt, herauszufinden, was Charles wiederholt hierhergelockt hat, dann haben wir endlich eine Spur. Nun beauftrage ich Timo, sich mit dem am See ansässigen Angelverein und dem Sportverein in Verbindung zu setzen. Irgendwer muss doch den Panda und seinen Insassen gesehen haben.

      Sofort setzt sich mein Kollege an seinen Monitor und sucht nach Vorstandsmitgliedern und Telefonnummern.

      Zur gleichen Zeit unterbricht Laura ein Telefonat auf Niederländisch, um „Bingo“ auszurufen. Sofort eile ich zur ihr rüber.

      Nachdem sie aufgelegt hat, berichtet sie: „Die Großmutter väterlicherseits lebt nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim in Venlo und ist linksseitig gelähmt, aber bei klarem Verstand. Sie kann unser Opfer also identifizieren.“

      Richtig! Bingo!

      Nach der Hoffnung entwickelt sich sogar so etwas wie Dynamik. Nun ruft auch der Dritte im Bunde „Bingo“.

      „Was gibt es, Timo?“, will ich sofort wissen.

      „Ich habe den Vorstand des Angelvereins am Telefon“, klärt er uns auf, „und ihm seien der Wagen und sein Insasse nicht unbekannt.“

      „Her mit dem Mann“, nun werde ich sogar etwas euphorisch, „ich brauch ihn umgehend hier.“

      Timo regelt das direkt und kann den Mann dazu überreden, dass er sich im Laufe der nächsten Stunde hier einfindet.

      Nach so vielen guten Nachrichten muss ja doch was Blödes passieren. Etwas, das den in mir aufkommenden Tatendrang wieder bremst. Aber er wird nicht gebremst. Nein, nicht gebremst. Er wird zunichtegemacht, denn es klingelt. Ganz unschuldig ist’s, das Klingeln. Das Display meines Diensttelefons auf meinem Schreibtisch zeigt ein freundliches, neutrales „Nummer unbekannt“.

      „Kripo Neustadt an der Weinstraße in Landau, Schlempert!“, sag ich. Keine Ahnung, ob das einen Sinn ergibt. Ist mir auch völlig egal.

      „Klappt doch schon viel besser“, vernehme ich meinen Chef aus dem Hörer. „Wir werden das nun noch einmal üben. Tun Sie doch einmal, als würden Sie mich anrufen.“

      „Herr Heuler, ich bitte Sie. Wir haben hier einen Arsch voll Arbeit. Da bleibt keine Zeit für Rollenspiele.“

      „Papperlapapp“, kommt da von ihm, „da müssen Prioritäten gesetzt werden. Wenn die Basis stimmt, dann lernen wir den Rest. Los, tun Sie, als würden Sie anrufen.“

      Einen Moment denke ich daran, einfach aufzulegen, um dann die Leitung zu blockieren. Doch ich muss an Timos Worte denken. Gut, spiele ich eben mit. „Palim palim“, trällere ich in den Hörer.

      „Kripo Neustadt СКАЧАТЬ