Kommissar Schlemperts zweiter Fall: Recht & Unrecht. Michael Schlinck
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kommissar Schlemperts zweiter Fall: Recht & Unrecht - Michael Schlinck страница 5

Название: Kommissar Schlemperts zweiter Fall: Recht & Unrecht

Автор: Michael Schlinck

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783960087724

isbn:

СКАЧАТЬ ich auf die Reihe bei dem unverständlichen Gerede.

      So beschließe ich, nun nach Neustadt zu fahren und mir das Autowrack anzuschauen. Eine Entscheidung, die ich Minuten später auch schon wieder bereue. Auf dem Hof der Landauer Polizeiwache steht nämlich nur der alte Opel Kadett Diesel, mit dem ich heute Morgen zur Arbeit gekommen bin. Klar, mein eigentlicher Dienstwagen, ein Mini GP mit vielen Gimmicks und über dreihundert Pferdestärken, steht zu Hause in der Scheune. Na gut, so eiere ich mit fünfundachtzig über die Autobahn und bete, dass das Ding nicht schlappmacht.

      Auch die schönste Fahrt hat einmal ein Ende und so parke auch ich irgendwann auf dem Hinterhof des Neustädter Präsidiums ein. Die Kapuze ins Gesicht gezogen, dass der Heuler mich nicht durchs Fenster entdeckt, schleiche ich mich in Klaus Reuters Werkstatt, die im Keller untergebracht ist.

      „Ja, der Dieter, welch seltener Glanz in meiner bescheidenen Hütte“, begrüßt er mich auch gleich überschwänglich. Er ist der beste Mechaniker, der mir je begegnet ist. Unter Kollegen nennen wir ihn „Daniel Düsentrieb“ der Neustadter Wache.

      „Hallo, Klaus, wie geht’s?“, begrüße auch ich ihn freundlich.

      „Ach, du weißt ja: Schaffe, schaffe, schaffe. Der Tag hat vierundzwanzig Stunden und wenn die nicht reichen, soll ich eben die Nacht durcharbeiten. So meint es zumindest der Heuler.“

      Ich weiß schon, was er meint. Bei jeder erdenklichen Gelegenheit prahlt unser gemeinsamer Vorgesetzter mit den Fähigkeiten von Klaus und so kommt es, dass er sämtliche Sonderumbauten an polizeilichen Fahrzeugen machen muss. Nebelwerfer oder Lachgaseinspritzungen wie bei meinem Mini sind da die leichteren Übungen. Es kommt schon mal vor, dass ein schwimmender Porsche oder ein BMW mit Düsentriebwerk seine Werkstatt verlässt. Und so ganz nebenbei hilft er auch noch der Spurensicherung wie im aktuellen Fall, weshalb ich gleich mal nach dem Fiat frage.

      „Viel kann ich dir noch nicht sagen“, meint er erwartungsgemäß. Immerhin haben wir es erst kurz nach zehn. „Die Blockade am Gasgestänge kann jeder Laie ausgeführt haben und auch sonst gibt es außen keine Auffälligkeiten. Den Innenraum schauen wir uns erst heute Mittag an. Bis dahin ist dann auch der Martin mit seinem Team hier.“

      Okay, das bringt uns wirklich nicht weiter, also bitte ich ihn, mir das Fahrzeug zu zeigen.

      Ja. Tatsächlich ein Fiat. Um genau zu sein, ein roter Panda mit französischem Kennzeichen. Modell anno dazumal. Und ihm sieht man auch sein Alter an. Tellergroße Rostflecken, zum Teil sogar mit Löchern, zieren sein Äußeres, bepflastert mit jeder Menge vergilbter Aufkleber, die anzeigen, dass dieses Fahrzeug anscheinend einen großen Teil der Welt gesehen hat. Die Algen und die anderen Wasserpflanzen, die an Wischern und den Außenspiegeln getrocknet herunterhängen, runden das traurige Bild ab. Dass die Rückbank mit Decken, Konservendosen, einem Campingkocher und sonstigem Krimskrams belagert ist, deutet an, dass es sich bei unserem Opfer um einen Globetrotter handelt.

      Das hat mir gerade noch gefehlt. Ein Weltenbummler ohne feste Wurzeln. Gemeldet in Frankreich, mit holländischem Namen, auf der ganzen Welt zu Hause. Ermordet, ausgerechnet in meinem Revier. Wo soll ich da nur ansetzen? Mensch, wäre ich doch nur zu Hause geblieben. Dann hätten wir den Panda einfach in Lingenfeld oder so in den See geschmissen und somit hätte sich jemand anderes damit rumärgern müssen. Mich macht das verrückt, so im Dunkeln zu tappen.

      Da ich mir das Leichenschauhaus nicht antun will, fahre ich zurück nach Landau. Leichen sind nicht so meins. Manche Kollegen sagen, dass der Gesichtsausdruck oder die Körperhaltung so viel über den Fall aussagen würden. Ich brauche das nicht. Immerhin hab ich eine Aufklärungsquote von einhundert Prozent. Und das, obwohl ich die Opfer nie gesehen habe, also zumindest nicht nach ihrem Ableben. So soll es auch bleiben.

      Als ich zurück in unser Büro komme, telefonieren alle. Laura auf Französisch, Timo auf Deutsch. Logischerweise versuche ich Timos Gespräch zu folgen.

      „Wird erledigt“, sagt er. „Ja, selbstverständlich werden wir alle Presseanfragen an Sie verweisen. Natürlich überprüfen wir stündlich unseren Maileingang, um Ihre Memos sofort umzusetzen. Ja, Herr Heuler, mir ist es eine außerordentliche Ehre, unter Ihren fähigen Händen arbeiten zu dürfen. Auf Wiederhören.“

      Mit „du alte Schleimbacke“ mache ich mich bei Timo sicher nicht gerade beliebt, aber ich konnte eben nicht anders.

      Jetzt setzt auch Timo an: „Hör mal zu, Dieter. Wenn du dich weiter so mit dem Heuler anlegst, musst du damit rechnen, dass er dich austauschen wird. Dann will ich gerüstet sein. Ich brauche den Job hier. Außerdem rechne ich mir eben Chancen aus, deine Position zu übernehmen, wenn du es dir komplett verschissen hast.“

      So, das hat gesessen. Schlagartig wird mir klar, dass ich den Fall lösen sollte, um meinem Vorgesetzten und meinem Kollegen die Grundlage für irgendwelche Intrigen zu entziehen. Nur, wie soll das gehen? Auf der Tafel stehen nach wie vor nur zwei Namen und ich habe keinerlei Anhaltspunkte. Ich muss dringend nachdenken. Aber umso mehr ich mir das Hirn zermartere, umso weniger kommt dabei raus. Vielleicht wäre es ja auch das Beste, wenn Timo die Abteilung leiten würde. Gut, er ist noch sehr jung, aber immer motiviert und zuverlässig. Alles Dinge, die man von mir nicht gerade behaupten kann. Polizist bin ich eigentlich nur geworden, weil mir ein Sandkastenfreund immer davon vorgeschwärmt hat. Dementsprechend oft haben wir damals Räuber und Gendarm gespielt. Das war ja auch cool, so im Wald herumzurennen und den anderen zu jagen. Schnell musste ich aber feststellen, dass man in dem Job die meiste Zeit am Schreibtisch verbringt. Endlos Berichte tippen und so ein Scheiß. Dann wurde in Landau die Arbeitsgruppe Kapitalverbrechen gegründet. Das war meine Chance, aus den grünen Klamotten herauszukommen und einen coolen Dienstwagen zu fahren. Zudem hab ich noch zwei Mitarbeiter bekommen, die die ungeliebten Sachen übernehmen, wie den Schreibkram eben. Was ich dabei allerdings vergessen hatte, war, dass ich weder Leichen noch Blut sehen kann, ohne dass es mir elend wird.

      Ich glaube, ich sollte erst mal wieder mit Timo Frieden schließen. Ich meine, dass es sehr unproduktiv wäre, wenn wir nun auch im Team gegen- anstatt miteinander ermittelten.

      „Komm, Timo, lass uns reden“, winke ich deshalb mit der weißen Flagge.

      Gemeinsam gehen wir nach draußen und ich ziehe am Automaten noch zwei Kaffee. Unten auf der Terrasse setzen wir uns an einen kleinen Tisch, auf dem ein Aschenbecher überquillt.

      „Sorry, Timo“, beginne ich das Gespräch, „das alles ist jetzt ein wenig blöd gelaufen. Meine Familie ist nicht gerade begeistert, dass ich den Urlaub abgebrochen habe. Das kannst du dir ja denken. Und ganz ehrlich, der Heuler geht mir so was von auf die Nerven, dass ich schon mit Widerwillen zur Arbeit komme. Das wird mir einfach alles zu viel. Vielleicht hast du recht und unsere Arbeitsgruppe wäre besser in deinen Händen.“

      „Komm, Dieter, auch du weißt, dass ich große Stücke auf dich halte.“ Will er sich nun auch bei mir einschleimen? „Aber ich will weiter von dir lernen und nicht sehen, wie du in einer Depression versinkst. Komm, geh doch wieder joggen, das hat dir immer geholfen. Bekomme deinen Kopf in den Griff, dann knacken wir auch den Fall.“

      Nun glaub ich doch, dass er es ehrlich meint und nicht nur schleimen will. So gehen wir wieder nach oben und nehmen erneut am Besprechungstisch Platz.

      Zuerst berichte ich von meinem Besuch bei Klaus Reuter. Viel Interessantes habe ich ja nicht zu erzählen. Laura hat halb Südfrankreich angerufen. Anscheinend hat Charles van de House seine Wohnung nur als Unterstellort für seine Habseligkeiten genutzt und äußerst selten dort übernachtet. Selbst direkte Nachbarn können ihn nur vage beschreiben. Was sie allerdings beschrieben haben, würde zu der Wasserleiche passen, die Laura gestern gesehen hat.

      Timo hat auch nicht viel im СКАЧАТЬ