Название: Steine des Schreckens
Автор: Reinhard Kessler
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783957449658
isbn:
Burg auf Fehmarn:
Medieninformation der Polizei vom 5. September
Entdeckung – Toter Fisch illegal entsorgt?
Bereits einige Tage zurück liegt eine Entdeckung, die Strandwanderer am Samstag letzter Woche machten.
Die betreffenden Personen waren auf dem Weg zu ihrer Ferienwohnung, als sie auf dem asphaltierten Deichweg von Presen in Richtung Puttgarden einen toten Fisch fanden. Bei dem toten Fisch handelt es sich nach Auskunft eines Experten um einen sogenannten Koi von beachtlichem Wert.
Diese Fische kommen in keinem dortigen Gewässer vor, sondern sind ganz sicher aus privater Zucht. Deshalb besteht die Vermutung, dass das tote Tier von einem Züchter oder Teichbesitzer illegal entsorgt wurde.
In unmittelbarer Nähe des Fisches lag ein Stein in Form eines Fisches. Offensichtlich ist das tote Tier zusammen mit dem Stein zur Fundstelle transportiert und dort abgelegt worden.
Die Polizei sucht Personen, die Angaben zu dem Vorgang machen können.
Der tote Hund
Einen genauen Plan für diesen Tag hatten sie nicht. Brauchten sie auch nicht. Schliesslich waren sie ja in den Ferien. Das ist eben das Gute an Ferien, dass der Tagesablauf nicht verplant ist. Jelato meinte immer, es müsse doch möglich sein, sich mal wie ein Blatt im Wind zu verhalten und einfach mal abwarten und schauen, wo man landet. Wegen seiner naturwissenschaftlichen Ausbildung nannte er das manchmal auch anders: wir lassen uns mal von der Brownschen Molekularbewegung regellos herumtreiben.
Andererseits war ihm bewusst, dass ein strukturierter Tagesablauf jeder Form von Verwahrlosung vorbeugt. Sonst ist als Ergebnis nachher der kostbare Ferientag verbummelt und man hat nichts Richtiges unternommen.
Also gingen sie wie am Vortag am Strand entlang spazieren, das ist immer eine gute Lösung. Deswegen waren sie ja eigentlich auch hier. Spazierengehen am Strand, das war es.
Und wie schon gesagt: auf’s Wasser schauen. Und Muscheln sammeln.
Verlaufen kann man sich auf einer Insel kaum. Wenn man genügend lange geht, kommt man irgendwann zum Ausgangspunkt zurück. Gilt aber nur für kleine Eilande. Für sowas ist Fehmarn dann aber doch wieder zu gross und so hatten sie sich zur Sicherheit wenigstens eine Wanderkarte eingesteckt. Guter Gedanke und trotzdem falsch.
Die Wanderkarte konnten sie heute nämlich überhaupt nicht gebrauchen. Wieso denn nicht? Das ist doch immer gut. Vorschlag zum Selbstversuch: studieren Sie doch mal eine Wanderkarte bei so einem Wind! Selbst mit zwei Händen fest gehalten flattert die wild herum, die richtige Seite kippt dauernd weg, und sie droht trotz plastifizierter Ausgabe und somit erhöhter Stabilität beinahe zu zerreissen. Da hilft es auch wenig, wenn zwei zusätzlich helfende Hände bei der Zähmung der Wanderkarte mitmachen.
Die Wolken jagten wie ein Schnellzug durch den Himmel, ab und zu kam vollkommen überraschend die Sonne kurz durch, dann rasten wieder die Wolken vorbei. Es war ungemütlich. Ein lästiger Wind war das hier – fast schon Sturm. Speziell heute war der Wind richtig unangenehm, weil die Sonne immer nur ganz kurz und nie so prall schien. Bei knalligem Sonnenschein ist der Wind ja nützlich, aber nicht heute. Es war zeitweise sogar total bewölkt. Es sah auch bedrohlich nach Regen aus.
„Nix mit Sonneninsel heute.“
„Die Sonneninsel ist kaputt, funktioniert heute nicht. Die sollten besser werben mit dem Ausdruck Windinsel. Ich vermute mindestens Beaufort sieben, da schau, siehst du den weissen Schaum auf dem Wasser?“
„Ich würde am liebsten rückwärtsgehen, damit ich den Wind nicht so ins Gesicht kriege.“
„Das ist nicht dein Ernst. Sollen wir wirklich rückwärtsgehen?“
„Nein, sicher nicht. Das habe ich nur so gesagt. Da fallen wir bloss auf die Nase oder stossen mit anderen Wind-Wanderern zusammen! Aber so blöd das ist, ich muss doch meine Sonnenbrille aufsetzen, meine Augen tränen sonst zu viel in dem Wind und es hat auch Sandkörner in der Luft.“
„Das ist gut für den Teint. Die Haut wird sandgestrahlt und ist nachher wie neu. Porentief rein, nicht nur oberflächlich sauber.“
Jeder Atemzug war Arbeit.
„Ich kriege kaum noch Luft.“
„Mach es doch wie die Motorradfahrer und binde dir einen Schal vor den Mund.“
„Der Luftwiderstand ist unglaublich. Das ist mühsam!“
„Man kommt kaum vorwärts.“
„Die Fehmarnsundbrücke ist jetzt sicher wieder für Gespanne mit Wohnwagen und für leere LKW gesperrt!“
„Hoffentlich auch, sonst werden die einfach von der Brücke gepustet und weg sind sie.“
Sie kämpften weiter tapfer gegen den Wind an. Sie stützten sich gegenseitig und kamen sich mit ihrer schrägen und breitbeinigen Gangart vor wie alte sturmerprobte Seebären auf einem schwankenden Schiff.
Die Luft tat gut. Sauber gewaschen durch den nächtlichen Regen, der letzte Staub war nun weggeblasen vom Wind und kleinste salzhaltige Tröpfchen von Meereswasser in der Luft sorgten für den Zustand, den ein paar Personengruppen besonders schätzen. Das sind zum Beispiel alle Windmühlenbetreiber, Segler und Kitesurfer, Drachensteigenlasser und nicht zu vergessen – unsere lieben Allergiker, eine jährlich wachsende Pollen-Fangemeinde. Wer das halbe Jahr mit gequollenen Froschaugen und roter verschleimter Nase herumläuft, der schätzt diese Phasen, wo die Pollen irgendwo sind, nur nicht in der Luft, oder wenn doch, dann weit weg. Für Leute mit Heuschnupfen ist so ein Wetter ein wahrer Quell der Freude.
Sie hatten aber beide keinen Heuschnupfen – und wieso heisst das Heuschnupfen, wenn zum Beispiel die Haselnuss schuld ist? Sie zählten auch zu keiner der anderen Gruppen. Also war der Wind zunächst mal nur eines, nämlich lästig. Aber das ist ja immer auch abhängig von der Richtung. Wenn man mit dem Wind geht, ist es ok, man wird nur etwas schneller als sonst. Das kann bis zu einer bestimmten Windstärke sogar Spass machen. Wenn man gegen den Wind geht, dann nervt es. Bei Frauen hängt das alles auch noch von der Haarlänge ab und ob frau bestimmte Bändigungstechniken beherrscht oder technische Hilfsmittel einsetzt wie Stirnband, Wollmütze, Schal.
Radfahrer kennen noch ein ganz spezielles Wind-Phänomen nur zu gut. Wenn man gegen den Wind fährt, dann freut man sich auf die Rückfahrt mit der dann zu erwartenden Windunterstützung. Da geht dann aber die Post ab. Denkste. Erfahrene Radfahrer fallen darauf nicht rein.
Egal wie man fährt auf der Insel, man hat immer Gegenwind. Physikalisch eigentlich unmöglich, ist es aber psychologischer Alltag. Es gibt scheinbar so etwas wie eine ‚gefühlte bevorzugte Windrichtung‘, und das heisst konkret und immer: der Wind kommt von vorne, egal in welche Richtung man fährt. Da wird dann auch der eleganteste Pedaleur schnell zum breitbeinigen Stampfer und jeder Meter muss der Strasse abgekämpft werden. Kommen noch ein paar Regentröpfchen dazu, dann machen diese Drahtesel-Freunde einen überaus СКАЧАТЬ