Es gab aber auch immer schon den aktiven Einsatz von Steinen. Mit Steinen wurden Kriege entschieden. Steine auf Feinde zu werfen, war eine beliebte Beschäftigung, entweder zum Angriff mit Hilfe von grossen Steinschleudern, oder zur Abwehr von der Burg aus hinunter auf die Köpfe der Angreifer. Dieses Hobby wurde über Jahrhunderte hinweg gepflegt. Lieb gewordene Gewohnheiten gibt man eben nicht so schnell auf. Besonders originell ist Steine schleudern aber nicht, das hat der kleine David schon ganz früh gemacht.
Steine sind für Menschen so wichtig, dass wir eine entwicklungsgeschichtliche Epoche der Menschheit als Steinzeit bezeichnen. Ohne diese Steinzeit würde unser Leben vermutlich ganz anders aussehen. Wichtige Modetrends wurden damals gesetzt und nur exklusive Materialien wie Leder und Felle kamen zum Einsatz – oft schon mit einer schicken Kapuze. Künstlerisch gesehen kamen die ersten Graffitis in Mode, schlaue Werkzeuge wurden erdacht und das Feuer verbreitete Behaglichkeit und war hilfreich bei der Zubereitung der Nahrung. Die Steinzeit ging nicht deshalb zu Ende, weil die Steine knapp wurden, sagen Ölzeitkritiker, sondern weil wir als Spezies lernfähig wären, behaupten sie.
Steine sind Symbole und aufgrund ihrer Bedeutung gehören sie oft genug zum UNESCO Weltkulturerbe. Die mystischen Steine von Stonehenge sind dies seit 1986 und werden von so vielen Menschen besucht, dass man den Zugang regeln musste. Die Pyramiden aus Stein sind Symbole der Macht der Herrscher, auch noch nach dem Tod. Die prähistorische Stadt Teotihuacán mit ihren Pyramiden legt den Zusammenhang zwischen Steinen und den Anfängen der Astronomie nahe.
Auf grosse Steine klettern nennen wir Bergsport. Diese grossen Steine gelten in vielen Kulturen als Sitz der Götter, die Berge sind vielerorts heilig. Indianer gehen zum Sterben dorthin. Der einzige Gott, der heute noch seinen Sitz in den Bergen hat, ist der Gott Mammon, der dort Seilbahnen und Hotels betreibt.
Ein Steinschlag in den Bergen kann unser Leben dramatisch in andere Richtungen lenken oder gar beenden. Andererseits können die Steine in den Bergen auch unser Leben retten, wenn sie uns als Steinmännlein oder ‚Stoamandl‘ auch dann noch den Weg weisen, wenn alle anderen Zeichen zugeschneit sind.
Steine haben einen grossen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Ein Nierenstein kann uns das Leben ebenso zur Hölle machen wie ein Gallenstein. Steine können lästig sein. Zahnstein sollten wir regelmässig weg putzen, sonst bereuen wir das irgendwann.
Steine beeinflussen aber auch sonst unsere Psyche, Steine haben einen Einfluss auf unsere Stimmungen. Besonders Frauen reagieren ziemlich emotional auf Steine. Wer das nicht glaubt, der soll seiner Frau mal einen schönen Edelstein – diamonds are girls best friends – schenken und den Einfluss auf die Psyche beobachten. Die Redewendung, dass jemand steinreich sei, resultiert aus dem Zusammenhang von Reichtum und Steinen.
Ein grosser Stein umkreist die Erde und ist für Ebbe und Flut und romantische Nächte verantwortlich. Selbst Wölfe heulen dann.
Steine können aber auch Angst und Schrecken verbreiten … Relativ harmlos fängt es an.
Brutal geht es weiter.
Ein Mörder auf der Insel Fehmarn hinterlässt offensichtlich als Signal an die Umwelt bei jedem Opfer einen Stein. Seine Steine des Schreckens sind wie eine Unterschrift unter jede Tat. Sie sind Grabsteine ohne Inschrift.
Welchen Sinn hat das? Wer macht sich soviel Mühe mit den Steinen, die doch auch eine zusätzliche Spur zum Täter sein können?
Will der Täter gefunden werden?
Wird Kommissar Jelato den Wahnsinn stoppen können?
Wie es anfing: der tote Fisch
Auf Steinen und Sand waren sie mit ihrem Hund lange am Ostseeufer entlang gewandert. Der Strand war ja schier unendlich. Ideal zum Laufen, auch für den Hund. Etwas anstrengend vielleicht, an das Gehen auf Sand muss man sich erst einmal gewöhnen. Jogger kennen das und fangen sich trotz gutem Trainingszustand einen überraschenden Muskelkater ein. Selbstverständlich hat man auch immer Sand in den Schuhen.
Wind und Wellen und Weite hatten sie genossen. Sie hatten sich richtig müde gelaufen und suchten im Sand schon lange die feuchteren Stellen zum Gehen. Dort war der Untergrund etwas fester als im trockenen Sand, wo man immer tief einsank. Die Beine wollten jetzt endlich mal eine Pause. Die Arme taten auch weh vom dauernden Stöckchen werfen für den Hund.
Der Hund hatte schon lange keine Lust mehr, jedem Stock ins Wasser hinterher zu springen. Das war ihm mittlerweile entschieden zu doof geworden. Er schaute den Stöckchen nur noch gelangweilt auf ihrer ballistischen Flugbahn in Richtung Meer zu und fragte sich wohl, wie lange seine Besitzer das nun sinnlos gewordene Verhalten durchhalten werden.
Kaum war das eben geworfene Stöckchen ins Wasser geplatscht, da schaute er schon wieder auf seine Leute in Erwartung des nächsten uninteressanten Wurfes. Nachspringen und apportieren, nein, da hatte er keinen Bock mehr drauf. Morgen wieder, Leute, morgen wieder … Selbst seinen Lieblingsball liess er jetzt öfters einfach liegen und ging weiter. Er musste jeweils an den Ball erinnert werden. Dann lief er ohne Begeisterung die paar Meter zurück und brachte das nun lästige Spielzeug, aber nur, um es bald darauf ‚zufällig‘ wieder zu verlieren. Raffiniertes Vieh.
Jetzt wollten sich die Stöckchenwerfer mit ihrem Leinenzupfer endlich ein bisschen ausruhen. Etwas aus dem Rucksack essen wäre ebenfalls nicht schlecht. Zwei Äpfel hatten sie dabei, auch etwas Trinkbares in PET-Flaschen, was Neumodisches mit englischem Namen. Natürlich hatten sie auch an den Hund gedacht. Eine Wasserflasche und ein faltbarer Napf waren bei jeder Wanderung dabei. Ziemlich praktisch, so ein faltbarer Napf. Der Hund hatte auch schon lange gecheckt, dass das Salzwasser des Meeres komisch schmeckt und den Durst nicht löscht. Lieber verdursten als das zu trinken, da ist Verdursten ja ein gnädiger Tod dagegen. Und wenn es noch so viel ist und erst noch gratis, das soll doch trinken wer will …
Auf dem asphaltierten Deich oben sahen die zwei Strandwanderer eine Bank und sie dachten beide sofort das Gleiche: ‚genau das Richtige jetzt – die ist unser‘. Beim nächstmöglichen Durchgang gingen sie neben dem Strandhafer über einen Abschnitt mit Steinen die Düne hoch und steuerten dann zielstrebig in Richtung der Bank. Dort wollten sie sich setzen und den Blick auf das Meer geniessen. ‚Das haben wir uns durch stundenlanges Laufen verdient‘, dachten sie.
Auf dieser Insel gibt es schon länger sehr viele Freizeitangebote und es werden jährlich mehr, doch das hatten sie zuhause auch, vielleicht sogar noch mehr. Das Freizeitangebot einer Stadt mit Zentrumsfunktion in der Nähe und einem Fluss in der Mitte ist nicht so schnell zu toppen. Was sie aber zuhause nicht hatten, das war das, was man auf dieser Insel am besten machen kann, nämlich auf’s Wasser schauen.
Und genau das wollten sie jetzt tun: mit müden Beinen auf genau dieser Bank sitzen und auf’s Wasser schauen. Sonst nichts. Vielleicht noch mit dem Fernglas ab und zu ein Schiff beobachten, welches sich in grosser Entfernung am Horizont entlang bewegt, weit weg und doch hörbar am dumpfen Maschinengeräusch. Wasser transportiert den Schall prächtig. Wale, vermutlich überwiegend die Weibchen, nutzen das für lange Gespräche über weite Distanzen. Die brauchen dann kein Telefon mehr.
Mit wie wenig man eigentlich zufrieden sein kann, wenn man nicht im Hamsterrad der Industrie drehen muss. Ferien sind doch eine tolle Erfindung. Endlich nicht mehr auf die Galeere müssen. Chefs sagen gerne ‚wir sitzen alle im selben Boot‘, vergessen dabei aber irgendwie absichtlich, dass die Einen rudern und die Andern trommeln. Die Ruderer schätzen die Ferien höher als die Trommler, für die Ruderer ist es eine Zeit in Freiheit, für die Trommler dagegen СКАЧАТЬ