Название: Weltreligion versus Sexualität
Автор: Gerd Wange
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783961450435
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Die minderwertige Stellung der Frau im Judentum wird auch im Reinheitsprinzip deutlich. In der Mikwe werden Personen oder Gegenstände gewaschen, die von Unreinheiten unterschiedlicher Herkunft gereinigt werden müssen. Denn oftmals wird Unreinheit mit dem Tod verbunden. Wer also mit einem Toten in Kontakt war oder gar mit ihm unter einem Dach schlief, wurde als nicht rein bezeichnet. Ebenfalls macht die Monatsblutung die Frau in der Vorstellung des traditionellen Judentums unrein. Während der Zeit der Unreinheit, also dem Zeitraum der Monatsblutung und den darauffolgenden sieben Tagen, ist der Geschlechtsverkehr mit dem Ehepartner verboten und erst nach dem Untertauchen der Frau in der Mikwe wieder gestattet. Für die Frau gibt es also die Pflicht der Enthaltsamkeit während ihrer Periode der Unreinheit. Dieses Gesetz ist das Nidda-Gesetz, das Gesetz der Familienreinheit. Das Eintauchen in der Mikwe gilt auch vor einer Hochzeit. Am Vorabend der Hochzeit ist es eine Pflicht für die Braut, das Ritual des Untertauchens in der Mikwe auszuüben.
Früher war der Rechtsstatus für Frauen ebenfalls nur gering. Man könnte ihn mit dem von Sklaven oder Minderjährigen vergleichen, nur dass dieser Rechtsstatus für jüdische Frauen ein Leben lang Gültigkeit hatte. So war es ihnen untersagt, vor Gericht als Zeuge aufzutreten oder gar am politischen Leben teilzunehmen. Mit diesen, doch sehr wenigen Rechten, wurden Frauen oft vom öffentlichen Leben sowie von den meisten Erwerbsberufen ausgeschlossen. Die Frau gehörte ins Haus. In diesem Bereich hatte sie einen sehr hohen Status. Hier erhielt sie die nötige Achtung und konnte ihre Freiheiten ausleben.
Trotzdem ist nicht zu vergessen, dass der Mann dennoch eine höhere Stellung besaß. Die Frau diente dem Leben der Familie. Ihre Aufgaben waren die Kindererziehung, besonders der Mädchen und die damit verbundene Vorbereitungen auf das Leben, die Reinhaltung der Wohnung und die Nahrungszubereitung. Die Familie, welche einen sehr hohen Stellenwert im Judentum besitzt, sollte nach außen hin vom Mann repräsentiert werden können. Man sagte, nach jüdischer Auffassung, dass nach der zweiten Tempelzerstörung in Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. durch die Römer das Heiligtum in die Familie verlagert wurde. Die Frau war dafür verantwortlich, dass die kultische Reinheit bewahrt wurde. So musste sie unter anderem das Reinheitsgebot für Nahrung und das Vorbereiten der Feste erlernen. Erstmals nach dem zwölften Geburtstag war es jungen Mädchen erlaubt, die Kerzen für den Sabbat anzuzünden. Dieses Eröffnen der heiligen Feste war ein Ritual, was der Frau ein Leben lang auferlegt war.
Neben dem Verbot des Lesens der Thora und des Talmuds, gab es auch das Verbot den Tallit (ein Tuch, was beim Gebet über den Kopf gelegt wird) zu tragen. Es war Frauen untersagt, weil der Tallit Männerkleidung ist und Frauen gemäß Deuteronomium 22,5 keine Männerkleidung tragen dürfen. Manche orthodoxe Frauen trugen deshalb meist Kleidungsstücke mit langen Ärmeln und eine Perücke als Kopfbedeckung.
Seit dem 19. Jahrhundert gibt es allerdings eine breite Emanzipationsbewegung innerhalb des Judentums. Auf dem Weg zu einer Gleichberechtigung meinen moderne jüdische Glaubensgemeinschaften, dass die Gebote an die Entwicklung der modernen Gesellschaft angepasst werden müssen. Frauen sollen gleichberechtigt mit Männern sein, auch im religiösen Leben. Sie dürfen also aus der Thora lesen, den Talmud studieren, gemeinsam mit den Männern beten und es gibt seit einigen Jahrzehnten, vor allem in den USA, auch Frauen, die das Amt des Rabbiners ausüben.
Streng orthodoxe jüdische Männer danken auch heute noch Gott im Morgengebet dafür, dass sie nicht als Frau zur Welt gekommen sind. Ihre Ehefrauen sollen sich um die Einhaltung der Gebote im Haus und um die Erziehung der Kinder kümmern. In der Synagoge beten sie nach wie vor getrennt von den Männern und das Lesen aus der Tora ist ihnen immer noch nicht gestattet.
Anfang des Jahres 2015 hat die Frauenrechts-Kommission der Vereinten Nationen in einem Bericht Israel als einziges Land erwähnt, in dem die Rechte der Frauen verletzt werden sollen. Das Land wird insbesondere für die „harte Situation der palästinensischen Frauen“ verantwortlich gemacht. Leider lässt der UN-Bericht Wesentliches unerwähnt, denn schließlich gibt es gravierende Benachteiligungen von Frauen auch in anderen Ländern. Ein Blick in aktuelle Amnesty-International-Berichte oder -Petitionen genügt, um zu sehen, wie im UN-Bericht nicht erwähnte Länder ihre Frauen behandeln: In China werden Frauen festgenommen, wenn sie gegen sexuelle Belästigung demonstrieren. In Saudi-Arabien besteht für Frauen im gesamten Land ein striktes Autofahrverbot (laut Regierung aus Sicherheitsgründen). Frauen dürfen nach den strengen Regeln des konservativen Königreichs nicht alleine reisen und dürfen nur in Begleitung von Männern ausgehen. In Afghanistan, den palästinensischen Autonomiegebieten sowie zahlreichen anderen arabischen Staaten sind Frauen verpflichtet, die Burka o. ä. zu tragen, werden Opfer von Zwangsheirat, Ehrenmord, Prügelstrafen und anderen Schikanen. Die Auflistung ließe sich noch durch einiges ergänzen. Doch dazu später.
Homosexualität im Judentum
Das Thema ist bei den Juden konfliktgeladen. Homosexuell sein und jüdisch. Da stellt sich unter Umständen die Frage, was gesteht man wem zuerst? Gläubiger Jude und bekennender Schwuler? Das galt in Israel bislang als unvereinbar. Schließlich verbinden viele Menschen mit Israel streng religiöse Werte und früher gab es nur drei Möglichkeiten, damit umzugehen: aufhören religiös zu sein, im Verborgenen bleiben oder sich umbringen. Heute gibt es eine vierte Möglichkeit: sich zusammenzuschließen und die Veränderung in den jüdischen Gemeinden voranzutreiben. Dadurch hat sich der Umgang mit der Homosexualität bemerkenswert entspannt. Zumindest unter den nicht-orthodoxen Juden, also liberalen Gemeinden, die homosexuellen Menschen positiv gegenüberstehen und mit diesem Thema überhaupt keine Schwierigkeiten haben. Doch nach wie vor gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen den streng Religiösen und den Säkularen. Und viele Menschen aus streng religiösen Familien trauen sich nicht, sich zu outen, aus Angst, von ihren Familien geächtet und verstoßen zu werden.
Weltweit gibt es im Judentum sehr kontroverse Ansichten zum Thema Homosexualität: von Akzeptanz bis hin zu wütender Ablehnung. Im orthodoxen Judentum gilt für alle eine Heiratspflicht. Gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr wird deshalb abgelehnt. Somit müssen sich viele zwischen Homosexualität und Religion entscheiden. Wir kennen die Passage in der Tora (3. Buch Moses 18,22), in der es als „Gräuel“ bezeichnet wird, wenn ein Mann mit einem anderen „wie mit einer Frau“ zusammenliegt.
Ganz in dieser jüdischen Tradition befangen, schreibt der Jude Philo von Alexandria (gestorben ca. 45/50 n. Chr., „dass man den weibischen Mann, der das Gepräge der Natur verfälscht, unbedenklich töten und keinen Tag, ja keine Stunde leben lassen soll”. Auch wiederholen talmudische Autoren die klare Ablehnung der Homosexualität. Liberale Rabbiner sind zwar der Homosexualität gegenüber offener, aber auch sie verheiraten kaum jemals Lesben und Schwule. Nur gerüchteweise ist von gleichgeschlechtlichen Trauungen zu hören. Allerdings gibt es heutzutage auch sehr liberal denkende Orthodoxe. Beispielsweise trauen zahlreiche Rabbiner in den USA Lesben und Schwule – vor allem im Reformjudentum und im sogenannten konservativen Judentum, das eine Mittelposition im Spektrum der jüdischen Richtungen einnimmt. Liberale und konservative Seminare ordinieren Lesben und Schwule zu Rabbinern und Kantoren. Auch feiern manche modern-orthodoxe Gemeinden in den USA Segnungszeremonien für Homosexuelle. In Israel gehen orthodoxe Lesben und Schwule selbstbewusst an die Öffentlichkeit, doch der orthodoxe Mainstream dort akzeptiert Homosexualität weiterhin nicht. Dort gibt es religiöse Telefonhotlines, die auf den angeblich richtigen Pfad der Heterosexualität zurück helfen sollen. Und wie in zahllosen Ländern der Welt muss auch in Israel die Politik ihren Senf dazugeben.
Ein Abgeordneter der einst mitregierenden ultraorthodoxen Schas-Partei gab zu Protokoll: „Schwule und Lesben treiben die СКАЧАТЬ